87. Ein Geheimnis fürs Grab

"Was?", fragst du leise. Deine Augen brennen, weil du sie weit aufgerissen hast. Dein Mund ist trocken und hängt runter. "Ich konnte es dir nicht sagen.", sagt Sebastian. 'Was ist das in seiner Stimme? Verzweiflung? Trauer? Wut?' Du schüttelst den Kopf, als könntest du all deine bösen Gedanken damit raus schütteln. "Es ist nicht schlimm. Es tut nicht mehr zur Sache ich muss-" "Selbst jetzt noch?", unterbricht dich Sebastian. "Selbst jetzt, wo ich dir alles erzählt habe sagst du das noch?", sagt Sebastian wütend. "I-ich... Ich weiß doch auch nicht weiter, verdammt! Was soll ich denn tun. Ich erfahre, dass ich ein legendärer Shinigami bin und mein ganzes Leben eine Lüge war und plötzlich höre ich das von dir!", sagst du, doch deine Stimme bricht ab, als du weinen musst. "War dann auch unsere Beziehung eine Lüge?", fragt Sebastian. "Nein. Ich liebe dich wirklich. Ach so habe ich das doch nicht gemeint!", sagst du und gehst auf die Knie. Du ringst nach Luft, da du so sehr weinen musst. Da spürst du wieder eine Wärme, nach der du dich so gesehnt hast. Diese aufrichtige Wärme, die nur Sebastian dir geben kann. "Ich verspreche, wir werden alles zusammen durchstehen.", sagt Sebastian und streichelt deinen Kopf. Du schluchzt nur. Du kannst nicht in Worte fassen was du fühlst. Du bist glücklich und erleichtert, doch traurig zugleich. Und dir werden die Konsequenzen bewusst, welche auf dich warten, wenn jemand vom höheren Stand oder auch schon vom niedrigen Stand, davon erfährt. Du weinst, bis du keine Tränen mehr hast. Dein Zeitgefühl ist durcheinander. Du weißt nicht wie lange ihr hier so schon sitzt. "Bitte bleib diese Nacht hier. Iss mit dem jungen Herren. Er wird viel zu erzählen haben. Für ihn warst du mehr als eine einfache Angestellte. Das sind zwar alle hier, aber ich schätze für ihn warst du wie eine große Schwester. Er hat ebenfalls darunter gelitten.", erklärt Sebastian. Du wischt dir die Tränen aus dem Gesicht. "Deine Kleider sind alle in deinem Schrank. Ich habe sie aufbewahrt und sauber gehalten." "Was wurde aus Milly und James?", fragst du plötzlich. "Ich habe nach ihrer Mutter gesucht und habe sie auch gefunden. Sie war im Krankenhaus, da sie leichte Verbrennungen hatte. Was jetzt mit ihnen ist weiß ich nicht." "Das ist schön.", sagst du und lächelst. "Ist es in Ordnung, wenn ich gehe oder soll ich noch bleiben?" "Du kannst gehen." "Aber bitte lauf nicht wieder weg.", sagt Sebastian. Seine Stimme wirkt verletzlich. Du nickst bloß. Mit Sebastian verschwindet auch die Wärme, in welcher du dich so geborgen fühlst. Du schaust auf deine Hände und musterst jede kleinzte Falte von ihnen. Dann ballst du sie zu Fäusten und schlägst auf den Boden. 'Niemand weiß es. Ich werde das Geheimnis mit ins Grab nehmen. Werd bloß nicht schwach und verrat es jemandem. Auch nicht Sebastian.' Du atmest einmal tief durch und stehst dann auf. Ein Blick in den Spiegel reicht um dich davon zu überzeugen, dass du dich umziehen solltest. Du öffnest den Schrank. 'Die Kleider sind wirklich alle sehr sauber. Als wäre ich nie weg gewesen.' Du überfliegst die Kleider und dein Blick bleibt bei einem roten Kleid hängen. Es hat einen weiten rot-schwarzen Rock. Du ziehst es dir schnell über, kämmst dir nochmal die Haare durch, wäscht dein Gesicht und gehst dann. Als du über den Flur läufst fangen deine Beine an zu wackeln. Dein Augen werden feucht und dir liegt ein Kloß im Hals. In deinem Kopf diskutieren ein Engel und ein Teufel, ob es in Ordnung ist, wenn man schwach ist. 'Ich meine, ich könnte einfach meinem Herzen folgen, aber dann würde ich Sebastian ja freie Fahrt erlauben. Ein Teufel und ein Shinigami dürfen sich nicht lieben. Aber davor ging es ja auch. Argh! Ich raste noch aus.' In deinen Gedanken versunken merkst du nicht wie die Zeit vergeht und schon bist du am Esstisch. Du beißt nervös auf deine Unterlippe. Ciel sitzt nicht weit von dir entfernt. "Ähm... Sebastian meinte, sie würden viel zu erzählen haben.", sagst du vorsichtig. Ciel schluckt kurz. "Dieser verdammte...", flüstert er leise. "Ich habe das Alles so vermisst.", sagst du unabsichtlich laut. Ciel schaut verwundert zu dir. "Warum bist du dann gegangen?", fragt er monoton. "Warum? Weil... Ähm... Es war so viel auf einmal. Wobei ich diese Zeit auch anders überstehen hätte können.", sagst du. Deine Stimme wird zu Ende des Satzes immer leiser.
Dann tritt eine unangenehme Stille ein. "Das Essen schmeckt sehr gut.", sagst du plötzlich. Wieder schenkt Ciel dir einen verwunderten Blick. Dann zuckt er bloß mit den Schultern.

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