Mit den Delfinen schwimmen

Eine junge Delfin-Wandlerin lernt ihre Zweitgestalt kennen.

Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht ließ sich Marina auf die Ledercouch fallen und lehnte sich zurück. Sie schnappte sich die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Zufrieden nippte sie an ihrem Kakao, während sich eine Dokumentation auf dem Bildschirm öffnete.
Gebannt starrte sie auf die meterhohen Wellen, die mit fataler Wucht gegen die zerklüfteten Felsen. Ein Sprecher erzählte von den Delfinen, die wohl durch das Meer zogen und kündigte an, dass er nun über eben diese Delfine sprechen würde.
Marina fuhr sich mit den schlanken Fingern durch die glatten, dunklen Haare. Sie bedeckte ihre Beine mit einer dünnen Decke und folgte weiter dem Geschehen auf dem Bildschirm.
Die ersten Delfine kamen in Sicht. Die schlanken Tiere mit der glänzenden glatten Haut sprangen aus dem Wasser, um auf den Bugwellen eines Touristenbootes zu reiten. Eine Gänsehaut breitete sich auf Marinas Körper aus. Ein merkwürdiges Gefühl ergriff sie, doch sie ignorierte es und konzentrierte sich auf die Dokumentation. Sie fand diese Tiere total interessant - es war eine Dokumentation speziell über Tiere aus der Gattung der Fleckendelfine. Schon immer hatte sie den Ozean geliebt.
"Die Schlankdelfine zeigen häufig spielerisches Verhalten, sie springen mit den Bugwellen..."
Elegant glitten die Delfine durch das strahlend blaue Wasser, ein Jungtier schwamm dicht neben seiner Mutter.
Die Bindung zwischen ihnen war klar zu sehen, sie faszinierten Marina.
Ihre Finger kitzelten, ein Kribbeln machte sich bemerkbar. Unruhig kratzte sich das Mädchen am Arm. Gerade, als sie aufstehen und ihre Tasse abstellen wollte, um ihre kribbelnden Arme zu begutachten, fiel ihr die merkwürdige Verfärbung ihrer Haut auf. Ihr fiel die Kinnlade runter, als sie mit zitternden Fingern die glatte, graue Haut berührte. Erschrocken sprang sie auf, die Tasse fiel mit einem Klirren zu Boden, der Kakao breitete sich auf dem Teppich vor der Couch aus.
Marina stieß einen bestürzten Schrei aus. Sie fühlte sich komisch, aber sie wusste nicht wieso. Panisch kratzte sie an ihrem Arm, versuchte, das graue Zeug zu entfernen.
"Mama! Mama!" Ihre Schreie halten durch das Treppenhaus, doch sie erhielt keine Antwort.
"Mama, hilf mir! Meine Haut ist grau!", kreischte sie, wie wild schürfte sie sich den eigenen Arm auf. Es fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen, aber sie konnte nicht aufhören, ehe dieses Zeug nicht weg war.

Die Tür schwang auf und mit langen Schritten eilte ihre Mutter ins Zimmer.  Sie griff nach den Händen ihrer Tochter, mit festem Griff zwang sie sie, aufzuhören. "Marina, beruhige dich, bitte!" Marina hörte die Angst in ihrer bebenden Stimme.
"Mama, was passiert mit mir? Bin ich krank?", fragte sie panisch, doch ihre Mutter zwang sie dazu, ihr in die Augen zu sehen.
"Hör mir zu, Marina. Das da", sie deutete mit einem Nicken auf die verfärbte Haut, "ist ganz normal, okay? Ich muss dir wohl etwas gestehen, aber dazu sollten wir uns hinsetzen. Und sieh mal, es geht schon wieder weg." Sie lächelte ihre Tochter sanft an.
Marinas Herz schlug immer noch wie wild, aber es gelang ihr, sich ein wenig zu beruhigen. Sie setzten sich hin, Marinas Hände immer noch in denen ihrer Mutter.
"Also, du hast gerade eine Dokumentation über Delfine gesehen, wie ich sehe", hob die Frau an. "Marina, du bist kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein Seawalker. Das bedeutet, dass du eine Zweitgestalt hast - du kannst dich in einen Delfin verwandeln. Einen Schlankdelfin, um genau zu sein." Ihr Lächeln wurde weicher und sanft strich sie ihrer Tochter die Haare aus dem Gesicht. Diese starrte sie verständnislos an.
"Ich bin auch ein Wandler. Und glaube mir, ich lüge dich nicht an. Was du eben erlebt hast, war deine erste Teilverwandlung."

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