Kapitel 18
"Ist alles okay? ", fragte ich Alice, obwohl es ja wohl klar war, das nichts okay war.
Alice wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte.
"Alles bestens. Ich bin völlig okay", antwortete sie.
"Stimmt gar nicht. Was ist passiert?", fragte ich.
"Wieso interessiert das ausgerechnet dich?"
Darauf wusste ich auch keine Antwort.
Bis gestern wäre ich einfach an denen vorbei gelaufen, aber jetzt war es anders.
Es kam mir vor, als müsste ich etwas sagen, aber was?
"Ich...ähm...eh", stotterte ich.
Alice sah mich skeptisch an und wartete, was mich nur nervöser machte.
"Willst du es mir nun sagen oder nicht?", fragte Alice.
"Schon...aber ich weiß nicht so genau was?", gestand ich. Es klang mehr wie eine Frage, als wie eine Aussage.
Alice dunkle Augen wurden groß wie Tennisbälle.
"Sag bloß, du hast dich noch nie bei jemandem entschuldigt?!", fragte sie erstaunt.
Wenn ich so darüber nachdachte - nein, nicht wirklich.
Außer bei meinen Eltern oder anderen Erwachsenen.
Wenn wir Streit mit Melanie und Roxy hatten, lief es darauf hinaus, dass wir uns erst eine Woche mit Mörderblicken straften und dann kamen sie winselnd zu mir und baten um Entschuldigung.
Aber das schien mir jetzt meilenweit von einer richtigen Freundschaft entfernt.
Was hatten wir damals schon? Geld, Beliebtheit, Anerkennung?
Das war doch gar nichts.
Wir waren nie in solchen Situationen, aber jetzt war ich mir ziemlich sicher, dass falls wir in Gefahr wären, jeder seinen eigenen A***h gerettet hätte und keinen Gedanken an den anderen verschwendet hätte.
Wir hatten nie soetwas wie Vertrauen in den anderen.
Eigentlich war es gegenseitiges Ausnutzen.
Ich schauderte. Wie kam ich damals nur auf die Idee, das wäre Freundschaft?
"Tut mir leid, Alice", sagte ich also,
"Eigentlich bist du ja ganz okay. Ich weiß auch nicht, was ich an diesen Tussis fand."
"Entschuldigung angenommen", lächelte Alice.
"Ist das bei dir immer so?", fragte sie dann.
"Was meinst du?", fragte ich.
"Dass man sich immer in dir so sehr täuscht? "
War das jetzt auch eine Entschuldigung?
"Bis morgen", antwortete ich und bog zu mir nach Hause ab.
"Bis morgen!", rief Alice.
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