4.
Wir kamen nach Hause und schmissen uns aufs Sofa. Keiner von uns konnte noch schlfen, ich erst recht nicht, das Training hatte mich komplett aufgeweckt. Er holte uns zwei Bier und wir schalteten den Fernseher an. Ich zappte durch die Sender und kam auf einen, der eine Wiederholung von 'Buffy the vampire slayer' brachte. ''Super, ich liebe die Serie'', ich öffnete das Bier und nahm einen Schluck ,''Kennst du die?'' Er verneinte. ''Musst du dir echt mal anschauen!'' ''Lass uns doch mal einen Marathon draus machen!'', er zwinkerte mir zu. Ich lachte. Es war toll, mit jemandem zu lachen. Auf der Arbeit hatte ich zwar keine Feinde, aber auch nicht direkt Freunde. Wann ich wohl das letzte Mal so gelacht hatte. Ich konzentrierte mich wieder auf die Folge. Es war die, in der alle sangen; sie waren gerade im Zauberladen und Buffy sang gerade ihren tollen Part von 'I got a theory'. Mann, ich liebte diese Folge. ''Die sind echt gut'', Uriel zeigte mit seinem Bier auf den Bildschirm. Ich nickte. ''Ich muss mir die Serie echt reinziehen, da hab' ich echt gepennt. Er lachte. Sein Lachen hatte diesen rauen Unterton, der es echt sexy machte. Sexy? Nein, bitte nicht. Ich konnte mich nicht in diesen Typen verlieben, den ich wahrscheinlich bald nie wieder sehen werde. Und so einer hatte wahrscheinlich eh eine Freundin.
''Du verstehst wirklich nichts von uns Savants, oder'' Erstaunt blickte ich ihn an und schüttelte dann den Kopf. ''Nein, ich habe noch nie davon gehört'' Er nickte. ''Weisst du, es gibt für jeden Savant ein Gegenstück, ein sogenannter Seelenspiegel. Sie werden zur gleichen Zeit geboren, natürlich muss man die Frühchen und die Spätgeborenen einberechnen und man kann auch nicht davon ausgehen, dass man im gleichen Land geboren wird oder die gleiche Sprache spricht. Es ist nicht so, als ob es Tausende von Savants gäbe. Nur sehr wenige finden ihr Gegenstück. Gut, vier meiner Brüder haben ihre schon gefunden, aber es ist nicht gesagt, dass jeder seinen findet. Die meisten finden sie nicht und suchen sich entweder einen anderen Partner oder versinken in der Trostlosigkeit. Wir sind uch nicht grundlegend gut oder so, nein, es gibt auch Organisationen, die ihre Fähigkeiten einsetzten, um sich zu bereichern. Und dafür sind wir da. Wir arbeiten im Savant-Netzwerk und versuchen, Verbrechen zu verhindern. Mein Bruder und meine Mom können beide in die Zukunft sehen und dank ihnen wissen wir, was passieren wird, aber wir können uns nie sicher sein, ob wir es nicht gerade aufgrund unserem Handeln auslösen. Glaub mir, wenn ich sage, dass wir schon viele Scheisse gesehen habe. Du fragst dich jetzt sicher, warum ich dir das Ganze erzähle, aber, naja, wir haben so eine Vermutung, dass du meiner sein könntest. Also mein Seelenspiegel. Ja, ich weiss, das kommt gerade sehr heftig, aber was sagst du?''
Ich mochte ihn zwar schon, aber hörte er mal auch auf zu reden? Also gut, ich fasste mal zusammen: Seelnspiegel, böse Savants, ich war sein Seelenspiegel, was ich davon... Warte mal, ICH war sein verdammter Seelenspiegel. Konnte man das nicht selbst bestimmen? War das wie 'ne arrangierte Hochzeit?! Wo blieb da der freie Wille?! ''Tut mir Leid, aber da mach ich nicht mit. Ich such' mir meine Freunde selbst aus!'' Ich stellte mein Bier auf den Couchtisch und verdrückte mich in mein Schlafzimmer. Im Türrahmen drehte ich mich nochmal um, was ich sofort bereute. Er sass dort und starrte mit einem herzzerreissenden Blick auf das Bier in seinen Händen. Hastig schloss ich die Tür hinter mich und seufzte. So was war ich mir nicht gewohnt: Weder einen so traurigen Mann in der Wohnung zu lassen, der einem etwas eigentlich unglaublich schönes erzählte, noch dass ich ihm oder irgendjemandem einen Korb gab. Normalerweise war es immer umgekehrt. Kein Wunder hatte ich früher so grosse Probleme, bis ich mich damit abgefunden hatte, dass die meisten Menschen mich hassten. Nachdenklich strich ich über meine Narben am Handgelenk, sowie ich es jedes Mal tat, wenn ich in einen Tagtraum versunken war. Sie erinnerten mich an eine vergangene Zeit, doch erzählt hatte ich es niemandem. Bis auf das Krankenhauspersonal aus jener Zeit wusste niemand, doch auch die hatten es, hatten mich wahrscheinlich schon längst vergessen. Ich war nur ein Pünktchen auf ihrem Radar gewesen. Zumindest hatte mich das aufgeweckt und mir klar gemacht, was ich meinem Körper da antat. Es hatte einige Zeit und Rückfälle erfordert, doch nun musste ich mir darum keinen Kopf mehr machen.
Es gab viele schöne Dinge da draussen zu sehen und oh ja, ich habe sie gesehen. Habe meinen Schwerpunkt im Leben verändert und bin zur Polizei gegangen.
Ich zog meine verschwitzten Sachen aus und legte mich nur in Unterwäsche ins Bett. Ich wickelte mich in die Decke und schlief ein. Als ich am nächsten Morgen erwachte, konnte ich mich nicht daran erinnern, dass ich geträumt hatte. Es war noch dunkel in der Wohnung und ich war hundemüde. Ich schaltete die Kaffeemaschine ein und machte mir einen starken Kaffee. Im Wohnzimmer ging das Licht an und Uriel kam verschlafen herein. Er blieb aber jäh im Türrahmen stehen. Mein Gott, wir hattens aber auch mit den Türrahmen!
Erst verstand ich nicht, warum er so starr an mir vorbeiguckte, aber dann fiel mir ein, wie ich mich gestern nur in Unterwäsche bekleidet ins Bett gelegtund heute morgen auch nichts gewechselt hatte. Um fair zu sein, es kommt auch nicht alle Tage vor, dass ein Mann in meiner Wohnung schlief. Ich fühlte, wie meine Wangen rot anliefen und mir war klar, dass ich wahrscheinlich so rot wie eine Tomate sein musste. Beschämte schaute ich in meinen Kaffe und trottete so schnell wie möglich an ihm vorbei. In meinem Zimmer zog ich mir schnell eine Jogginghose und T-Shirt an und überlegte dann. Was sollte ich jetzt machen? Es cool überspielen oder einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Voller neuer Vorsätze nahm ich meine leere Tasse und ging zurück in die Küche. Doch als ich ihn am Tresen sitzen und mit, noch roten Wangen, Kaffe trinken sah, wurde mein neugewonnenes Selbstvertrauen sofort begraben. Ich nahm einen Joghurt aus dem Kühlschrank und setzte mich ihm gegenüber. Ich konzentrierte mich unglaublich darauf, den Joghurt mit chirurgischer Präzision bis auf den letzten Tropfen auszulöffeln.
''Tut mir wirklich Leid, ich hätte nicht einfach reinplatzen sollen!''
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Ja,ja, tut mir Leid, ist n' bisschen ein Cliffhanger. Wie findet ihr die Geschichte mit den Narben? Too much? Und was ist mit der Küche? Wie hättet ihr reagiert?
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