18.

"Hallo Papa", ich lächelte ihn scheinheilig an. Insgeheim könnte ich ihn umbringen. "Du kommst mit mit mit! Oder du willst doch nicht, dass wir deinem Seelenspiegel weh tun?", er lächelte mich mit seinen Zahnlücken abartig an. "Ich komme ja mit. Keine Sorge!", ich folgte ihm durch die Tür. Ich bereute es, ihn nicht gebeten zu haben, mich eine Runde schlafen zu gehen. Aber ich wollte nicht vor so einem Perversen schlafen. Mein Vater hatte schon immer viele Frauen. Und keine war glücklich. Auf keinen Fall wollte ich so enden. Mein Vater führte mich durch das Hotel nach draussen:" Folge mir!" Und ich folgte ihm. Auf den Flughafen, in den Privatjet. "Leg dich schlafen! Es ist noch ein langer Flug bis nach Syrien!", herrschte er mich an. Hinten waren Schlafkabinen, dort legte ich mich hin. Ich war schon lange nicht mehr in Syrien gewesen. Nicht mehr seit Josephs Beerdigung... Ich sollte ihn eigentlich vergessen, aber ich kann nicht. Ich habe ihn geliebt. Aber ich liebe auch Uriel. Mir war klar, dass ich mich entscheiden musste. Aber wie sollte ich zwischen meiner toten, ersten Liebe und meinem Seelenspiegel entscheiden? Das war eine unmögliche Entscheidung. Ich... ich kann das nicht! Es schmerzt zu sehr.

[ Flashback ]

Ich weinte. Er war fortgegangen und wird niemals zurückkehren. Und es war meine Schuld. Ich wünschte, ich wäre an seiner Stelle gewesen. Dann würde er nämlich jetzt leben und lachen, wie er es immer tat. Und mein Vater, dieser jämmerliche Mörder, stand nur dort in der Ecke und grinste. Wie ich ihn hasste! Wenn ich könnte, würde ich ihn jetzt umbringen! Weil er mir Joseph genommen hat. Warum?! Wieso gerade ihn?! Warum konnte er uns nicht die Beziehung verbieten anstatt ihn gleich zu erschiessen?! Dann hätten wir uns wenigstens noch sehen können und ich wäre allein schon glücklich gewesen, wenn ich gewusst hätte, dass er glücklich ist. Aber so?! Die meisten Gäste waren schon gegangen und ich bin fast alleine vor seinem Grab gestanden. Wütend drehte ich mich um und stapfte nach Hause. Mein Vater war kurz vor mir gegangen und trotzdem war er noch nicht zu Hause. Wahrscheinlich hatte er irgendwelche Geschäfte zu erledigen. Ich ging nach oben in mein Zimmer, warf eine Tasche aufs Bett und stopfte alle möglichen Sachen hinein. Ich warf einen Blick durchs Fenster. Ich sah den grossen Garten mit dem Pool, aber nirgends meinen Vater. Gut! Ich legte meine Schlüssel auf die Kommode und zog die Haustüre kräftig ins Schloss. Und ich machte mich auf den Weg.

[ Flashback Ende ]

Bei dieser Erinnerung laufen mir schon wieder Tränen übers Gesicht. Aber ich war froh, dass ich diesen Schritt getan habe. Er hatte mich in ein besseres Leben geführt. Ich gähnte, war müde. Also deckte ich mich doch zu und machte die Augen zu. Ich würde nicht gut schlafen, das war mir klar, aber es fühlte sich gut an.

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