13.
Etwas in mir erwachte bei diesem Anblick. Ein ungeheurer Kampfwille übernahm die Kontrolle. Ich liess die Handgelenke knacken. Auf in die Schlacht! Als erstes liess Kelly seine Dobermänner, auch bekannt als Wachmänner, von der Leine. Sie kamen auf mich zu und ich hob die Hände zur Verteidigung. Mit ihren Schlagstöcken gingen sie auf mich los, während ich ihnen mit einem eher mickrigen Dolch entgegen hielt. Ich verpasste Hiebe, wo es nur ging, aber jedes Mal schien er sofort von einem Neuen ersetzt zu werden. Ohne die Zuversicht zu verlieren, steche ich einfach blindlings zu. Als dann ein Wachmann tatsächlich zu Boden ging, wollte ich innehalten, aber angesicht der Situation, in der ich steckte, schob ich jeglichen Gedanken zur Seite. Doch die Wachmänner schienen mich jetzt ein bisschen mehr zu respektieren. Ich kämpfte um mein Leben, wortwörtlich. Ich schlug blind um mich, stach in alles, was sich bewegte. Ich weiss nicht wie, aber irgendwie, ich kann wirklich nicht sagen wie, schaffte ich es, dass sie alle am Boden lagen. Es überraschte mich selbst, dass ich das zu Stande brachte. Aber ich hatte viele Verletzungen erlitten, die ich erst jetzt, nachdem das Adrenalin leicht abgeklungen war, so richtig zu spüren bekam. Nun stand ich aber Kelly gegenüber; Er war der grosse Endgeger in diesem grausamen Spiel, in dem wir alle nur unbedeutende Schachfiguren waren. Er würde noch schwerer zu besiegen sein. Vorallem jetzt, ich wär geschwächt durch all die Wachmänner die er wie Bauern geopfert hatte. Obwohl er so schmächtig aussah, sein Gehirn war gewitzt, und das war bei weitem gefährlicher. Er kämpfte strategisch, mit seinem Hirn, und nicht mit Waffen oder den Fäusten. Aber in seinem Gürtel steckte eine Pistole und die war trotz allem gefährlich. Ein Schuss und alles könnte aus sein.
Ich versuchte, meine Kräfte zu sammeln und mich für das zu wappnen, was noch kommt. Ich gab mich stärker, als ich war, und genau das wusste er auch. Er würde es auch schamlos ausnutzen. Wie ich solche Menschen verabscheute! Mein Atem ging schwer. Mit jedem langsamen Schritt, den ich tat, versuchte ich Kraft zu gewinnen, aber es schien mir mit jedem Schritt mehr Kraft zu entweichen. Ich konnte nicht glauben, was ich da tat. Und Christopher Kelly schien es ebenfalls nicht glauben zu können. Auf einmal spürte ich grosse Kräfte in mir erwachen. Den Ursprung konnte ich nicht herausfinden, sie waren einfach plötzlich da. Sie strömten durch meinen Körper und erfüllten mich mit neuem Kampfgeist. Mit Geschrei stürzte ich mich auf den überraschten Kelly. Ich zielte auf seinen Kopf und sein Herz. Ich erwischte ihn mit dem Dolch an der Wange, doch der Schnitt war nicht tief. Ich war so abgelenkt davon anzugreifen, dass ich nicht bemerkte, wie er seine Waffe zog. Erst im letzten Moment sah ich sie aus dem Augenwinkel. Aber es war schon zu spät. Er hatte den Abzug betätigt. Ich dachte schon, es sei alles aus, aber zu meinem Glück bohrte sich die Kugel 'nur' in meine Taille. Aber immer noch besser als wenn sie mein Herz oder meinen Kopf getroffen hätte. Ich sollte mich also glücklich schätzen.
Jetzt da ich wusste, dass er die Waffe auch einsetzen würde, konnte ich mich auf die einzelnen Kugeln konzentrieren. Jedes Mal wenn er schoss, konnte ich die Kugeln mit meiner Fähigkeit abwenden. Ich benutzte sie ganz ohne nachzudenken. Es verwunderte mich, dass es so gut klappte. Kelly schien mit jedem Schlag, den ich austeilte, ratloser zu werden. Aber das hielt ihn nicht davon ab, auf mich einzuprügen. Meine Magengegend war eines seiner Lieblingsziele. Ich versuchte seinen Schlägen auszuweichen und den Schmerz zu ignorieren, doch liess meine Konzentration nach und eine Wirkung machte sich bemerkbar. Kelly war schlau; Er setzte jeden Schlag auf den genau gleichen Punkt wie den vorherigen und verdoppelte so den Schmerz. Meine Abwehr sank stetig. Ich war keine besonders begabte Kämpferin, so wie es aussah. Leider. Ich wollte immer eine dieser Frauen sein, die ihren eigenen Arsch aus der Klemme boxten und nicht auf ihren Traumprinz warteten. Na ja, zumindest hatte ich es versucht!
So positiv gestimmt ich auch am Anfang war, langsam aber stetig gewann er die Oberhand. Und das passte mir so gar nicht. Ich versuchte zwar immer wieder ihn zu Boden zu ringen, aber er war einfach zu stark. Warum musste er auch immer wieder aufstehen?! Ich spürte, dass ich das nicht mehr lange aushalten würde. Ich musste etwas unternehmen. Nur was? Mir wollte einfach nichts einfallen, das gibt es doch nicht! Normalerweise sprudelte ich vor Ideen und Strategien, vorallem wenn ich die zahlreichen Charaktere in Actionfilmen regelrecht anschrie, aber sobald man das alles mit mir in die Realität versetzte, setzte mein Gehirn aus. Na toll! Denk nach, denk nach! Auszuweichen war die einzige Strategie, die mir so spontan einfiel. Dafür setzte ich sie sofort in die Tat um. Ich konzentrierte mich mehr darauf, seinen Fäusten auszuweichen als zuzuschlagen. Kelly bemerkte natürlich die Veränderung in meinem 'Kampfstil' und machte sich das zu Nutzen. Hieb über Schlag über Tritt prasselte über mich hinein. Naürlich, er war ein guter Kampfsportler. Merkte man die Ironie? Ich dachte schon, es würde alles zu Ende gehen, denn viel länger würde ich das nicht aushalten, da kam mir das Glück zu Hilfe. Er versuchte noch einmal einen Schuss abzufeuern, doch als ich die Kugel wegschleuderte, traf sie seinen eigenen Körper. Ich wusste nicht, ob es einfach nur Zufall oder tatsächliches Können meinerseits war, aber ich wollte mal so sein und mich nicht beschweren.
Verblüfft sackte Kelly nämlich zu Boden und fiel mit dem Gesicht voran um. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn, sondern machte mich auf die Suche nach einem Ausgang. Ich stolperte schiesslich durch die Tür, hinter der sich, wie vermutet, ein Ausgang befand. Ich blickte in grelles Sonnenlicht und ich glaubte, ich wäre nie so erleichert gewesen, die Sonne zu erblicken. Das Adrenalin in meinem Körper hatte seinen Dienst getan und verliess mich nun. Mit diesem Schwund kamen alle Schmerzen wieder zurück, vorallem die der Schusswunde. Deswegen dachte ich auch, es sei eine Illusion, als ich Uriels Stimme von irgendwo vor mir hörte. Ich blickte auf, nur um zu sehen wie Uriel herbei eilte. Erleichtert liess ich mich in seine Arme fallen. Ich war so glücklich ihn zu sehen.
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