10.

Ich starrte auch die Strasse runter. Er. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter. Er hatte so nett gewirkt, dabei... Ich nahm Uriel beim Arm und führte ihn weg. Ich haderte mit mir selbst, ob ich ihm meinen Verdacht erzählen sollte. Es gab ja auch keine Beweise...
"Wieso warst du überhaupt da?", fragte ich ihn. Er senkte seinen Blick auf mich. "Die bessere Frage ist, was du hier machst! Du warst nicht auf dem Revier und die Jungs da haben gesagt, du seist hier!" "Jetzt hörst du mir mal zu!", bei jedem Wort bohrte ich meinen Zeigefinger in seine Brust ,"Ich habe mir Überblick verschafft! Das hier ist ein Unfallort! Was hast du überhaupt im Revier gemacht?!" Er hielt meine Hand fest.
"Ich wollte Mittag essen gehen"
"Mittag?"
"Es ist schon fast Ein Uhr!"
"Oh. Wo?"
"In einer Pizzeria ganz in der Nähe"
Ich schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen an, ehe ich anfing zu lachen:" Dann sei dir verziehen!" Er lachte und drückte einen Kuss auf meinen Haaransatz. Aber irgendwie fehlte etwas in seinem Lachen...

Uriel führte mich in diese Pizzeria. Ich glaubte, ich habe noch nie eine bessere Pizza gegessen.
Halbwegs durchs Essen fiel Uriel ein Stück Pizza auf sein, natürlich, weisses Hemd. Er versuchte es rauszuwaschen, aber man sah es immer noch. Schliesslich steckte er sich die Serviette ans Hemd, um es zu verdecken. Die Blicke der Leute waren unbezahlbar. Er begleitete mich noch zum Präsidium, ehe er sich auf den Weg machte, ja wohin denn? In Gedanken machte ich mir eine Notiz, ihn abends danach zu fragen.
Die Jungs im Büro hatten angefangen die Videos zu sichtigen und ich bekam meinen Teil ab. Und der war nicht klein! Ich lehnte mich also auf dem Stuhl zurück und schaute mir stundenlang Material an. Es war eigentlich alles ruhig und auf der Strasse fuhren nicht viele Autos, aber irgendwie war es komisch. Zu ruhig. Die Kamera, die ich mir gerade ansah, zeigte in die Richtung, aus der die beiden gekommen waren. Da kamen auch schon die beiden angerannt. Aber wie sie rannten, erweckte mein Misstrauen. Beide, die Frau, die vorne weglief, und der Mann, den wir als Verfolger eingestuft hatten, blickten sich immer wieder nach hinten um. Ebenfalls spiegelten sich in beiden Gesichtern Angst wider. Keine Spur von Hass im Gesicht des Mannes. Die beiden Gestalten kamen langsam näher an die Kamera. Sie waren fast bei der Strasse. Hinten im Schatten erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Ich pausierte das Video und stellte die Helligkeit des Videos höher. Jetzt konnte ich eine Person in einen Umhang gehüllt, total clichéhaft, erkennen. Die beiden liefen vor ihr weg! Das machte irgendwie Sinn, wenn man das Video gesehen hatte. Schnell schickte ich mir das Video selbst per E-Mail. Ich wollte es mir zu Hause nochmal genauer anschauen. Ich zeigte die Szene McGee und Tony, die es sich interessiert anschauten. Hektisch suchten wir dann auch noch nach anderen Perspektiven der Szene. Wir fanden aber fast keine, weil die meisten der ohnehin wenigen Kameras vom Schauplatz wegzeigten.

Auf dem Heimweg zermatterte ich mir das Hirn. Warum würde jemand die beiden umbringen wollen? Oder sollte nur eine Person das Ziel sein? War die Frau des Opfers dann in Sicherheit? Immerhin hatte sie überlebt! Ich kramte hastig mein Smartphone aus der Tasche und rief Tony an. Ich erklärte ihm meinen Verdacht, woraufhin er sofort einen Polizeiwagen zur Überwachung hinschickte. Ich machte mir zwar noch Sorgen, aber fürs Erste war ich beruhigt. Müde schloss ich die Tür auf. Aus dem Wohnzimmer drang Gelächter zu mir und bei den Schuhen tummelten sich ein paar Paare mehr als sonst. Vorsichtig lugte ich ins Wohnzimmer hinein. Uriel entedckte mich praktisch sofort und kam zu mir. Er beugte sich runter und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Hmm... daran könnte ich mich gewöhnen! Dann nahm er mich bei der Hand und zog mich tiefer ins Zimmer hinein. Auf dem Sofa sassen ein echt grosser Junge und das hübsche Mädchen von der Schiesserei. "Du!", rief ich leise aus. Sie lachte und umarmte mich. Unsicher erwiderte ich die Umarmung. "Das ist mein Bruder Xavier. Er war dafür verantwortlich, dass es dir so schnell wieder besser ging. Und das ist seine Freundin und Seelensucher Crystal!" "Dann muss ich mich wohl bei dir bedanken!", grinsend reiche ich Xavier die Hand. "Ist doch selbstverständlich, schliesslich gehörst du jetzt praktisch zur Familie!" Ich lächle, schliesslich wird das von mir erwartet. Dann verabschiede ich mich von ihnen und gehe ins Bett. Mit leerem Magen, ja, ich war nämlich nicht so gierig darauf ihnen wieder zu begegnen. Eine Familie. Meine Familie war eigentlich immer klein gewesen. Aber demnach was ich gehört hatte, hatte er eine unglaublich grosse Familie. Ich fühlte mich leicht erdrückt von diesem Zusammenhalt, um ehrlich zu sein. Ich legte mich mit dem Laptop ins Bett und startete ihn, sah mir nochmals den Ausschnitt an. Die ganze Zeit spielte ich mit Licht, Schärfe und all dem technischen Dingsbums, den es halt gibt.
Irgendwann klopfte es und Uriel steckte dem Kopf rein. "Hey, ich dachte, du wolltest schlafen?" "Wir haben da diesen neuen Fall, er ist... sagen wir kompliziert" Er legte sich neben mich ins Bett und bat mich, ihn einzuweihen. Ich erzählte ihm, was wir zuerst im Kopf hatten und meiner heutigen Entdeckung. Er hörte sich alles interessiert an. ''Kannst du nicht irgendwie eine ungefähre Grösse abmessen?'', fragte er schliesslich. Das war eine brilliante Idee und das sagte ich ihm auch. Ich müsste vor Ort alles abmessen und das dann mit dem Video abgleichen, aber nach ein bisschen Rechenarbeit könnten wir die ungefähre Grösse, vielleicht sogar Gewicht, feststellen. Ich bedankte mich dafür bei ihm mit einem Kuss und er ging danach ins Bett. Ich fuhr schnell den Laptop herunter und kuschelte mich dann auch in meine Decken.   


Am nächsten Morgen machten McGee und ich uns auf den Weg zur Strasse. In meinem Rucksack steckten ein grosses Massband und ein Notizblock mit dazugehörigem Stift. Das alles kramte ich dann am Zielort heraus. McGee öffnete das Massbad und sprang mehr oder weniger graziös  neben dem Massband hoch und runter, um die Zahl ablesen zu können. Lachend stellte ich meinen Rucksack auf den Boden. Inzwischen hatte es McGee auch aufgegeben, die Zahl ablesen zu können, und rieb sich den Schädel. ''Du gehst jetzt in die Knie und ich sitze auf deine Schultern. Dann kann ich dir die Zahl nennen!'' Er schaute mich zweifelnd an, ging dann aber trotzdem in die Knie. Rasch kletterte ich auf seine Schultern, aber mit meinem zusätzlichen Gewicht kam er fast nicht auf die Beine. Ich bedeutete ihm, wieder in die Knie zu gehen und stieg wieder auf festem Boden. ''Wir drehen den Spiess um!'', seufzte ich nur und ging selber in die Knie. Zögerlich setzte er sich auf meine Schultern und schwankend kam ich auf die Beine. ''Kannst du sie lesen?'' ''Hab' sie!'' Ich reichte ihm Block und Stift hoch und er schrieb die Zahl auf. Langsam ging ich wieder zu Boden und er stieg von meinen Schultern. Ich richtete mich auf und scherzte:'' Ich fliege! Ich fühle mich so leicht, ich fliege bald davon!'' Dazu streckte ich die Arme wie ein Flugzeug und schwirrte um ihn herum. Dieser fing dann an zu lachen und konnte nur schwer hervorbringen:''Manchmal benimmst du dich echt wie ein Kind!'' Er schüttelte lachend den Kopf. ''Man sollte immer in Kontakt zu seinem inneren Kind bleiben!'', belehrte ich ihn. Lachend schlang ich mir die Tasche um und hakte mich bei ihm unter. So machten wir uns auf den Weg zurück ins Präsidium.


Ich wünsche euch frohe Ostern!! Es kommt ein bisschen spät, aber besser spät als nie, oder?! Auf jeden Fall schöne Ostern!! Und als kleines Geschenk kommt hier dieses Kapitel!! Viel Spass damit!! Und hört euch auf jeden Fall die Band von oben an! Die gibt euch hammermässig gute Laune! Das wärs dann von mir, bis zum nächsten Kapitel!

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