1.
''Siwah David'', ich zeigte der Wache meinen Ausweis, woraufhin er mich mit einem Nicken durchliess. ''Boker tow, Tony!'', Ich schlug meinem Kollegen auf den Rücken ,'' Was haben wir hier?'' ''Selbstmord. Ist vom Dach gesprungen'', er zeigt mit dem Finger auf das jeweilige Dach. Ich zog Handschuhe über und beugte mich über die Leiche. Ich drehte sie auf den Rücken und blickte angewidert in das verdrückte Gesicht des Opfers. Die Nase war eingedrückt und das Blut darunter war schon getrocknet. Kurz gesagt, absolut ekelerregend. Ich bewunderte nach all den Jahren immer noch die Gerichtsmediziner, die jegliche Art von Leichen obduzierten, ohne mit der Wimper zu zucken. McGee kam gerade um die Ecke, bewaffnet mit einer Kamera; er hatte wohl auf dem Dach Fotos gemacht.
''Hi, Siwah!'', rief er mir zu ,''Irgendwelche Neuigkeiten?'' ''Er ist von da oben gesprungen. Sieht wie Selbstmord aus'' Ich nickte. Stimmte, er musste sich nach vorne fallen gelassen haben, das erklärte die eingedrückte Nase und die Gesichtslandung. ''Sonst noch etwas?'', fragte sie in die Runde. Die beiden verneinten.
Zurück im Büro versammelten wir uns in der Autopsie. ''Hallo, Leute!'', begrüsste die Gerichtsmedizinerin uns. ''Wir haben hier einen typischen Fall von Selbstmord. Keine Anzeichen für Zwang oder sonstiges.'' Sie beendete ihren Vortrag. Keine Auffälligkeiten, es sah wirklich nach einem Selbstmord aus. Warum glaubte ich dann nicht daran? Wieso liess mich mein schlechtes Gefühl nicht los?
Auch das Kriminalistkbüro konnte im Blut nichts nachweisen. Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass die Leute dort unten etwas finden würden. Nicht nur für Tony und McGee war der Fall schon abgeschlossen, sondern auch für die ganze Abteilung. Aber nicht für mich. Irgendetwas sagte mir, dass ich diesen Fall nicht zu den Akten legen sollte.
Ich begab mich zu dem Ort, an dem die Leiche gefunden wurde. Die Strasse war nicht sehr belebt, doch es gab Videokameras in der Nähe. Eine gehörte zu einem Bankautomaten, der eine perfekte Sicht auch auf das Dach zeigte. Ich beantragte bei der zugehörigen Bank Einsicht in die Videos, die mir prompt diese meldete. Ich sah sie mir zu Hause an, spulte vor bis zur ungefähren Tatzeit. Es waren immer wieder Menschen im Bild, die Geld abhoben und dabei genau das Dach verdeckten. Doch sie hatte Glück, gerade als sie das Opfer ausmachte im oberen Bildrand, war niemand
am Automaten. Sie sah wie der Mann zum Rand des Daches lief, er unterhielt sich hitzig mit jemandem, dessen Gesicht im Schatten lag. Vollkommen wütend lief der Mann noch näher zum Rand und zeigte nach unten. Der Fremde lief beschwichtigend zu ihm, kurz bevor der andere sprang. Der Fremde streckte noch eine Hand nach dem Springer aus, um ihn beim Kragen zu packen, doch er verpasste ihn. Bestürzt blickte er direkt in die Kamera. Schnell drückte ich auf den Pause-Knopf und machte eine Vergrösserung seines Gesichtes. Er war lateinamerikanischer Herkunft; erkennbar an der gebräunten Haut und dem dunkle Haar, dass zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Und, soviel musste ich zugeben, er sah unglaublich gut aus. Ich öffnete das Gesichtserkennungssoftware und jagte das Bild durch die Datenbank. Danach lehnte ich mich zurück; es würde noch eine Weile dauern, bis ein Ergebnis angezeigt würde.
Ich machte mir einen Tee, einen Grüntee, ungesüsst. Ich nahm gerade den Teebeutel raus und hatte einen Schluck der liebenswürdigen Substanz genommen, als ein Piepton bis in die Küche hallte. Ein Ergebnis!
Das Bild, das sich öffnete, stammte von einem Pass. Das ernste Gesicht des Latino prangte auf dem Bildschirm. 'Victor Benedict' verkündete der Pass seinen Namen. Weitere Seiten ploppten auf, darunter ein Vertrag, der mich stutzen liess. Er arbeitete beim FBI? War er an einer Geheimoperation beteiligt oder was hatte er dann dort zu suchen? Kannte er das Opfer?
Das Ganze ergab keinen Sinn. Was hatte dieser FBI-Agent mit diesem normalen Bürger zu tun? Es gab nur einen Weg dies herauszufinden: Beschattung!
Ich fuhr durch die Strassen von Johannesburg, bis zu der gemieteten Wohnun, die der mysteriöse Victor Benedict bewohnte. Ich parkte den Wagen davor und zückte die Kamera. Jetzt hiess es warten. Oben im ersten Stock bewegte sich ein Vorhang, obwohl sie nicht wusste, in welchem Stock er wohnte, musste ich alles fotografieren; es könnte alles mit ihm zu tun haben. Ich erkannte das Gesicht des Mannes nicht, aber der Akte hatte ich entnommen, dass er sechs Brüder hat und bei genauerer Beobachtung erkannte ich gewisse Ähnlichkeiten. Sie hatten den gleichen Zug um den Mund, jedoch waren dessen Augen weitaus freundlicher, doch er sah nicht weniger gut aus.
Der Fremde schaute die Strasse rauf und runter, sein Blick verharrte kurz auf meinem Wagen. Danach verzog er sich wieder ins Zimmer. Nun, jetzt wusste ich wenigstens wo genau er wohnte. Ich sah im Seitenspiegel den Verdächtigen herankommen, ganz normal die Strasse runterschlendern. Ich stieg aus, hielt ihn an und fragte auf Englisch nach dem Weg. Daraufhin zeigte er mir seinen FBI-Ausweis und zog mich am Arm in den Hauseingang. ''Wer sind Sie? Wieso beschatten Sie uns?'' Woher wusste er darüber Bescheid. Sie hatte es ja nicht laut herumposaunt. Ich sah ihn fragend an. ''Kommen
Sie mit!'' Er öffnete die Tür und schob mich hindurch, komischerweise hatte ich nichts dagegen. Er führte mich nach oben; noch immer wehrte ich mich nicht. In der Wohnung setzte er mich auf einen Stuhl, während der fremde Mann sich vor mich hinkniete und mich beobachtete.
''Schau nach, ob sie mit den Kellys oder anderen in Verbindung steht, welche Absichten sie hat, etc'' Der Fremde nickte und legte seine grossen Hände an meine Schläfen. Verunsichert wich ich leicht zurück, doch sein Lächeln wirkte nicht so, als würde er mir weh tun wollen. Ich driftete ab und sah meine Vergangenheit vorbeiziehen. Der Autounfall meiner Eltern, bei dem sie ihre Leben liessen, das Krankenhaus, in dem ich mich von der Gehirnerschütterung erholt hatte, mein weiteres Leben. Dann kamen wir zur nahen Vergangenheit , der Selbstmörder, das Überwachungsvideo. Endlich liess er mich los; Ich fragte mich nur, was zur Hölle gerade los war. Warum hatte ich gerade meine ganze Vergangenheit vorbeiziehen sehen. Fassungslos starrte ich in meine leeren Hände. Warum? Was liess mich diese verborgenen Qualen erneut durchleben?
------------------------------------------------------------
Okay, ja ich weiss, ich habe gesagt, dass ein neues Kapitel erst nach Ende von 'Sword of Roses' kommt, jedoch, naja, habe ich richtig vor Ideen gesprüht. Man kann sicher einen Unterschied zu meinem vorigen ersten Kapitel entdecken. Ich habe einen groben Plan für die ersten paar Kapitel erstellt, dann sehe ich mal weiter. Die Kapitel werden jetzt auch länger. Ich werde mir mehr Mühe geben und wirklich nur Kapitel rausbringen, mit denen ich auch zufrieden bin. Hoffe, es gefällt euch immer noch und ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr weiter dranbleibt! ;)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top