[ 12. ] Abschied
Panisch suche ich mit meinen Augen das schimmernde Wasser ab. Wo ist er?
Bitte komm wieder, Jimin!
Da! Ich sehe seine Flosse! Oder bilde ich mir das schon ein? Nein, das ist er! Ja ... eindeutig.
Aber...kommt er auf mich zu oder schwimmt er weg? Er kommt auf mich zu ... Er kommt auf mich zu!!
Langsam entspanne ich mich wieder und fange an zu lächeln, als er nur noch wenige Meter von mir entfernt ist.
"Hey Cutie!" begrüße ich ihn sofort, als er neben mir auftaucht. Kurz weitet er seine Augen und ein leichter Rotschimmer legt sich auf seine Wangen, ehe er weg sieht.
"Wie wars?" frage ich ihn gleich und kann mir bei seiner Niedlichkeit nicht verkneifen durch seine nassen Haare zu wuscheln. "Schön..."murmelt er bloß und senkt nun auch seinen Kopf. "Soll ich dich wieder an Land ziehen?" frage ich dann nach, aber warte vergeblich auf eine Antwort.
Warum sagt er nichts?
"Oh, ich ... ich also ich ähm kann eigentlich ... jetzt eigentlich auch wieder ... hier schlafen." antwortete er dann zögerlich doch noch auf meine Frage, während er vorsichtig wieder seinen Blick hebt und schüchtern Augenkontakt sucht.
Sofort verschwindet das Lächeln von meinen Lippen und ein ziehender Schmerz geht durch meine Brust.
Er will hier bleiben? Nur für die Nacht oder geht er wieder auf die Suche nach seinem Schwarm? Verlässt er mich...?
Wahrscheinlich wird er wieder seine Familie suchen gehen... Schade... Obwohl, was hab ich erwartet...? Ist doch eigentlich klar.
Er will doch bestimmt wieder zu seiner Familie, hier kennt er keinen und es ist ja auch sein Zuhause. Das Meer ist sein Zuhause.
Außerdem kennt er sich ja auch kaum aus, was das Leben an Land angeht, soweit ich das beurteilen kann jedenfalls. Er kann nicht für immer und Ewig hier bleiben...
"Klar... also ähm, wirst du wieder gehen?" frage ich dann leise und man hört deutlich die Enttäuschung in meiner Stimme, obwohl ich mir mühe gebe sie zu verstecken. Leicht beiße ich mir auf meine Unterlippe, um nicht gleich in Tränen auszubrechen.
Der Gedanke ihn nie wieder zu sehen, ist einfach schmerzhaft.
Klar, wir kennen uns nicht lang...gerade mal zwei Tage, wenn überhaupt...ich weiß auch nicht, wieso ich so krass an ihm hänge!
"Ich ... ich weiß nicht..." sagt er dann genau so leise. Kurz ist es still.
Lautlos schlucke ich und sehe ihm in die Augen.
"Schon gut." Ich lächle ihn wieder aufmunternd an. "Ich versteh dich. Such deinen Schwarm und werd glücklich." sage ich und bemühe mich aus ganzer Kraft, die Worte nicht traurig klingen zu lassen.
Ich bücke mich, um mit ihm auf einer Höhe zu sein, nehme ihn in den Arm und er erwiedert die Umarmung. "Machs gut..." flüstere ich und wende mich zum gehen.
Schade...ich...ich hab seine Anwesenheit sehr genossen.
Er ist mir irgendwie total ans Herz gewachsen in den paar Stunden? Ja tatsächlich war es ja nicht viel länger als gerade mal ein Tag...
Aber wir hatten eine wirklich schöne Zeit zusammen...
Schade, dass es hier und jetzt auf diese Weise endet.
Auch er schenkt mir ein kleines Lächeln und sieht anschließend wieder ins Wasser unter sich.
"Tschüss..." ist das letzte was seine Lippen verlässt, ehe er unter taucht und langsam wegschwimmt.
Kurz sehe ich ihm hinterher und gehe dann ebenfalls zurück...
Ich gehe, ohne mich auch nur noch einmal zu Jimin umzudrehen, zurück ans Land.
Das Wasser rinnt meine Beine hinab und die nasse Hose klebt an meinen Beinen, während ich den allzu bekannten Strand entlang gehe.
Der Sand knirscht ganz leise bei jedem meiner Schritte und eine leichte Brise fährt durch meine Haare.
Mit gesänktem Kopf beobachte ich den Sand, der bei jedem meiner Schritte leicht nachgibt.
Ich bin Jimin nicht böse, ganz und gar nicht. Ich kann ihn vollkommen verstehen.
Ich bin auch nicht enttäuscht, oder so, wirklich nicht.
... Ich bin nur traurig...
Traurig, dass unsere Wege sich hier trennen.
Traurig, dass ich ihn vermutlich nie wieder sehen werde.
Ich schlucke und atme einmal zittrig ein. Ich bin kurz davor in Tränen auszubrechen, aber ich sollte nicht weinen. Ich sollte nicht traurig sein.
Ich sollte mich freuen, dass ich ihm helfen konnte, ... dass ich ihn kennenlernen durfte, ... dass wir Freunde wurden...
Langsam hebe ich meine Kopf und drehe mich doch noch einmal um, in der Hoffnung ihn am Strand liegen zu sehen. In der Hoffnung, dass er es sich anders überlegt hat.
Aber ich sehe ihn nicht. Alles was ich sehe sind die Wellen, die in gleichmäßigem Tempo immer wieder über den Sand waschen.
Sich zurückzuziehen und im nächsten Moment wieder näher kommen.
Ein paar Möwen, die über dem schönen, klaren, türkisen Wasser kreisen...
Keine Flosse ... kein Meermann ... kein Jimin ...
Nichts.
Als wäre er nie da gewesen...
Als hätte ich ihn nie gefunden...
Als hätte er gar nicht existiert...
Ich atme nochmals zittrig ein und schließlich rollt die erste Träne über meine Wange.
Schnell wische ich sie mit meinen zitternden Fingern weg.
Ich sollte nicht so selbstsüchtig sein. Jeder würde seine Familie vermissen und würde sie bestimmt nicht für irgendeinen Vollidioten, den er gerade mal n paar Stunden kennt aufgeben...
Auch seine Familie vermisst ihn bestimmt schon sehr!
Ich sollte nicht so egoistisch sein.
Ich bin nicht der einzige der Jimin gerne wiedersehen möchte!
Seine Eltern sind bestimmt schon krank vor Sorge.
Ein letztes Mal drehe ich mich um, um meinen Blick ein letztes Mal für heute über das türkise Wasser schweifen zu lassen und mache mich dann langsam auf den Weg nach Hause.
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