Das Monster

,,[...]Countryhumans. Schon seit Jahrhunderten, nein, Jahrtausenden gibt es uns. Immer im Dienste der Menschheit. Über die Zeit hinweg haben wir verschiedene Fähigkeiten weiterentwickelt, um die verschiedenen Länder und Kulturen zu repräsentieren und miteinander zu verknüpften.
Deshalb, unteranderem, können wir jede gesprochene Sprache verstehen und sie weitaus einfacher erlernen, als die Menschen.
Das ist hilfreich, denn Internationalität wird immer wichtiger, besonders seit alle Countryhumans, mit noch existierenden Ländern, dazu verpflichtet worden sind im UN-Gebäude zu arbeiten. Dort geht es zu, wie in so ziemlich jedem anderen Büro auch: Es gibt, die Durchsetzungsfähigen, die Unterdrückten, die Lauten, die Leisen, die Hyperdramatischen und die, die selbst bei einem Genickbruch einfach weitermachen würden, die Organiesierten und die Chaoten und Leute, die irgendwie druch's Raster fallen. . . also Schweiz.
Es gibt die, die sich Mühe geben und die, die jeden Montag völlig verkatert auftauchen und sich dann Dienstag freinehmen, damit keiner denkt, dass sie wegen einer Sauftour langes Wochenende machen. Nunja. . .
Und jetzt kommen wir zu unserem täglichen Wetterbericht des UN-Gebäudes. Warnung: In ein paar Nächten zieht ein heftiger Montag auf. Besonders in den Morgenstunden kann es zu starkem Mimimi kommen. Zum Abend hin lässt der Anschrei-Regen nach. Mit einer allgemeinen Beruhigung ist erst am Donnerstag zu rechnen. Aber keine Sorge, Freitage sind immer entspannter. Das war's"

Amerika trat vor den Bildschirm und pausierte das Video. ,,Und? Was sagst du?"

Abwartend sah er zu seinem einzigen Zuschauer seiner Präsentation, Deutschland, und trat von einem Fuß auf den anderen.
Deutschland sah kurz zu ihm, dann auf seine Notizen, bevor er meinte: ,,Ich habe zwar keine Ahnung, warum du mit diesem Video zu mir kommst, aber die Idee dahinter ist interessant. Vielleicht könntest du es an einigen Stellen weiter ausarbeiten und verfeinern. Möglicherweise wäre eine Erklärung, weshalb du bereits bei den Urzeitkrebsen angefangen hast nicht schlecht und bei dem Teil mit dem Pfannkuchenhaus bin ich nicht ganz mitgekommen"

Grübelnd schloss Amerika seinen Laptop und steckte ihn in seine Tasche, ,,Okay. Ist ja auch nicht so wichtig. Dann suche ich mir jemanden, der positiveres Feedback gibt"

Er sammelte ihre quer auf dem Tisch, im Konferenzraum, verteilten Zettel zusammen, auf die er alles Mögliche - Strichmännchen, Tiere, primäre Geschlechtsmerkmale - gekrizelt hatte, nur nicht das, das wichtig für die Präsentation war.

Anschließend nahm er seine Jacke von dem Stuhl, auf den er sie, als er herein kam, so achtlos geschmissen hat und zog diese an. Das alles unter der Beobachtung Deutschlands, der noch immer leicht irritiert, vor ihm auf dem Stuhl saß. ,,Wenn du keinen Wert auf meine Meinung legst, warum hast du mich dann gefragt, ob ich dir Tipps für das Video geben kann, bevor du es den anderen zeigst?"

Amerika packte unbeschwert weiter seine Materialien, ohne aufzusehen, und fuhr sich kurz durch die Haare, ,,Ach, ich dachte, weil Japan sich ja so gut mit dir versteht und du das Schoßhündchen so ziemlich aller Vorgesetzten bist, sollte ich mir vielleicht anhören, was du zu sagen hast. Naja"

Deutschland seufzte, nahm sich seine Tasse von dem langen Tisch im Konferenzraum, in dem sie sich befanden, und folgte Amerika, der mittlerweile zur Tür gestapft war. Er hielt sie auf, während Amerika sich im Türrahmen noch einmal zu ihm drehte. ,,Vielleicht frag ich Polen, er gibt immer positives Feedback, wenn er Angst vor einem hat"

,,Wenn du an einigen Stellen kurz verdeutlichen würdest, was du meinst und den Zusammenhang besser herstellst, könnte es vermutlich sogar gelungen werden"
Ohne weiter zuzuhören, sah Amerika in den Flur, zog an der Klinke und wollte gehen. Doch mit einem Ruck blieb die Tür stehen. Deutschland hielt sie fest und sah ihn abwartend an.

Fast genervt verschränkte Amerika die Arme. ,,Ich werde mir merken, was du gesagt hast und versuchen es umzusetzen. Okay?" Er ließ die Klinke los und ging einen Schritt weiter Richtung Flur, ,,Auch wenn ich mir jetzt auch nicht mehr so sicher bin, warum ich mich entschieden habe dich zu fragen. Was habe ich überhaupt mit dir zu tun?"

Wie Amerika, ließ auch Deutschland die Tür los. ,,Meinst du abgesehen davon, dass ich mit deiner Tochter verlobt bin?"

,,Oh, da war ja was"

Beide verließen den Konferenzraum und gingen schweigend nebeneinander den Flur entlang, mit einem kurzen Stopp im Pausenraum. Weil die meisten Countryhumans um diese Uhrzeit bereits Feierabend hatten, war es auf dem kompletten Weg druch das Gebäude wie leergefegt. Kaum jemand hielt sich außerhalb der Arbeitszeiten hier auf und die meisten freuten sich wahrscheinlich, dass nun das Wochenende angefangen hatte.

Ganz alleine waren die beiden aber nicht, denn in der Eingangshalle vor dem Ausgang warteten bereits Russland, Japan, Reich und Soviet. ,,Hi!", rief Japan ihnen freudig entgegen, ,,Da seid ihr ja endlich. Hat es so lange gedauert das Video anzugucken?" Sie kam ein paar Schritte entgegen, bevor sie Deutschland einen Kuss auf die Lippen drückte.
Amerika stellte sich neben Russland, ,,Ich dachte, wir treffen sie erst im Restaurant" Deutlich skeptisch schielte er zu Reich und Soviet, die es entweder nicht bemerkten oder ignorierten, dass er zu ihnen sah.

Russland folgte seinem Blick, ,,Wahrscheinlich werdet ihr euch sowieso in Zukunft mehr treffen, also wirst du dich wohl mehr oder weniger an soetwas gewöhnen müssen" Keine schönen Aussichten, wie Amerika fand.

Soviet beobachtete Japan und Deutschland, die sich lächelnd unterhielten. Ohne woanders hinzuschauen, meinte er zu Reich: ,,Du bist nicht wirklich begeistert, dass Amerika Teil der Famile wird, oder?" Reich schüttelte den Kopf und presste zwischen zusammengebissenen Zähnen ein angespanntes ,,Nein" hervor. ,,Freu dich einfach für deinen Sohn und mach dir um diesen Typen keinen Kopf, kann man eh nicht ändern" Reich nahm den Vodkageruch wahr, auch wenn er nur sehr zart war, sagte aber nichts dazu. Stattdessen trat er von einem Fuß auf den anderen und biss sich auf die Unterlippe. Heute war nur ein Abend im Restaurant. Den wollte er überstehen, ohne dass ein Streit ausbrach.

Stumm sah er, wie Deutschland sich umdrehte und den Weg, den er eben erst gekommen war, zurücklief. Japan grinste, verdrehte die Augen und kam, nun zu Soviet und ihm. ,,Er hat den Autoschlüssel vergessen", erklärte sie und drehte sich dann zu den anderen, ,,Können wir schonmal rausgehen? Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht, aber mir ist hierdrinen sehr warm in der Winterjacke" ,,Klar" Doch sobald sie sich zum Ausgang gedreht hatten, entdeckten sie sie plötzlich.

Eine Spinne.

Das Vieh saß direkt auf der Tür. Vor aller Augen. Russland zuckte kaum merkbar zusammen. ,,Igitt, Spinne!" Einen Moment herrschte Stille, in der jeder nur das Tier mit den langen acht Beinen und den stummeligen, fast mikroskopisch kleinen Härchen auf dem Rücken anstarre. Es fühlte sich so an, als würde die Spinne abwartend zurückstarren. ,,Reich macht die Tür auf!", rasch versteckte sich Amerika hinter Russlands Rücken, der sich leise beschwerte, dass er als Schutzschild herhalten musste. ,,Vergiss es. Da sitzt eine Spinne", kam es von Reich nur zurück. ,,Ja, die kann ich sehen! Weil ich Augen habe!"

Japan meinte da: ,,Die winzig, die hat mehr Angst vor euch, als ihr vor der"

Russland schnaubte kurz, ehe er sie musterte. Sie hielt großzügig Abstand zur Tür, ihren Körper angespannt. ,,Das glaubst du doch selber nicht", gab er zurück. ,,Sie ist harmlos, ungefährlich und maximal fünf Zentimeter groß", die Worte schien Japan eher an sich selbst zu richten, das Tier beobachtete sie nach wie vor aufmerksam. ,,Dann mach du die weg", forderte er sie auf. Sie zögerte. ,,Äh . . . Ihr seid die Männer, das ist eure Aufgabe"

,,Du bist sonst immer für Gleichberechtigung", meinte Soviet. Sie sah zu ihm, dann wieder zur Spinne. Mist. ,,Okay, ich habe Angst vor dem Monster da", gab sie schließlich zu.
,,Wie kriegen wir die jetzt weg, ohne ihr zu nahe zu kommen?", fragte Amerika in die Gurppe. ,,Wo gibt es hier Besen?", wollte Reich wissen.
,,In der Abstellkammer. Aber mit dem einzigen Schlüssel, der heute noch für uns erreichbar ist, ist Deutschland gerade abgehauen" Prima. . .

Wieder war es still in der Halle, während jeder für sich verschiedene Methoden durchdachte, um ein Monster zu beseitigen. Verbrennen oder abfackeln war selbstverständlich keine Option, auch wenn der Gedanke verlockend sein konnte, das Ungeheuer in ein tristes Häufchen Asche zu verwandeln.
Aber nein, den Gedanken sollte man besser abschütteln. Die Zeit fühlte sich länger an, als sie es tatsächlich war, in der alle nur die Spinne beobachteten. So klein und doch allmächtig.

,,Können wir sie nicht doch abfackeln?", Russland schenkte ihnen einen ehrlich fragenden Blick. Die anderen sahen ihn nun alle an, wenn auch nicht ganz abgeneigt. Einen kleinen Moment lang achtete niemand auf das Tier. Und nach diesen paar Sekunden, waren die fünf wieder auf die Tür konzentriert. Doch etwas fehlte.

Die Spinne.

Sie war weg.

. . .

Ja.

Was nun?

,,Wo ist das sche*ß Monster hin!", rief Russland aus, während er mit den Augen unruhig die Wand vor ihm absuchte, ,,Es war eben noch da!" ,,Wie ist die so spurlos verschwunden?"
,,Die Spinne hat Superkräfte!"
,,Kann die sich teleportieren?"
,,Ja, offensichtlich schon!"

Während es eben noch ruhig war, war es jetzt das ganze Gegenteil. Die Lautstärke nahm drastisch zu und das kleine Grüppchen suchte an den Wänden, am Boden und an der Decke nach der Spinne. Die wenigen Pflanzen in der Eingangshalle des Gebäudes wurden sorgfältig umrundet und mehrfach überprüft. Sie schauten hinter allen Sitzbänken und unter dem Wasserspender. Die Suche blieb erfolglos.

Nach einer Weile kam Deutschland wieder um die Ecke und sah sich fragend in der Halle um, ,,Was habe ich verpasst?" Soviet stellte den Wasserspender wieder auf die Fliesen und Russland, der gerade noch darunter geschaut hatte, lehnte sich dagegen, ,,Nicht viel"

,,Wir haben eine Monster-Spinne gesucht", erklärte Japan, die hinter einer der großen Topfpflanzen auf dem Boden hervorkam und deren Blätter zur Seite schob, um eine freie sich zu haben, ,,Sie hat auf der Tür gelauert, deshalb konnten wir nicht das Gebäude nicht verlassen, und war aufeinmal verschwunden. Jetzt wollen wir wissen, wo sie ist" Deutschland steckte den Autoschlüssel in seiner Hand in die Jackentasche, ,,Also können wir, jetzt wo die Spinne da nicht mehr sitz, rausgehen?" Zustimmend nickten die anderen. Wen juckte es, wo das Tierchen jetzt war? Es war weg. In aller Ruhe sammelten sie sich rasch in der Mitte der Halle und machten sich auf, zum Ausgang.

Für heute war alles auf der Arbeit endlich erledigt. Das Wochenende stand an und sie würden mit ein paar anderen zusammen Japans und Deutschlands Verlobung im Restaurant feiern.
Also konnten sie nun die letzten Meter zum Ausgang hinter sich bringen, über den Parkplatz laufen und losfahren.
Ein paar Schritte bis zur Tür.

,,Noch so ein Monster!"

Alle stockten abrupt. Diese war sogar noch größer. Amerika kramte sein Handy aus der Tasche, ,,Ich rufe Australien an, er soll seine Monstersammlung wieder zusammenpfeifen"




Das war bereits das erste Kapitel. Ich weiß nicht, ob es zu kurz ist, aber ich dachte, so als kleine Einführung sollte es reichen. Hoffe ich.
Liebe Grüße
Raja

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