Kapitel 35


„Wir müssen jetzt echt los. Verwandlung beginnt in ein paar Minuten. Die anderen sind alle schon weg und ich hab keine Lust, direkt am ersten Tag nach den Ferien zu spät zu McGonnagal zu kommen. Die zieht uns bestimmt wieder übertrieben viele Punkte ab, immerhin liegt Gryffindor im Moment nur wenige Punkte hinter Slytherin“, prophezeite ich Albus, der sich gerade vergeblich seine Krawatte schnürte. Ich verdrehte die Augen und ging auf Albus zu, um ihm die Krawatte zu schnüren. Grinsend sah er mich an.
„Du machst das doch mit Absicht“, schmunzelte ich.
„Aber natürlich. Ich will ja schließlich, dass du mich mal ein bisschen anfasst. Sonst hab ich doch nichts im Leben“, feixte er und ließ seine Hände sanft an meinem Rücken hinuntergleiten. Dann gab er mir einen zärtlichen Kuss und einen Momentlang vergaß ich, weshalb ich ihm überhaupt die Krawatte geschnürt hatte.

„Ich würde jetzt auch liebend gerne andere Dinge tun, aber wir müssen
trotzdem los. Auch wenn der Unterricht von McGonnagal nicht annähernd
so spaßig und spannend sein wird, wie das hier, aber ich will nunmal meine Prüfungen schaffen“, flüsterte ich ihm ins Ohr, wobei ich nicht wiederstehen konnte, ihm sanft an den Ohren zu knabbern. „Ich liebe dich, Baby“, hauchte ich gegen seinen warmen Hals.
Ich richtete noch ein letztes Mal seine Krawatte und zog ihn dann an dieser aus dem Schlafsaal, durch den Gemeinschaftsraum.

Wir machten uns auf den Weg zum Verwandlungklassenraum. Auf dem Flur war kein Stimmengewirr zu hören, weshalb ich befürchtete, dass McGonnagal bereits da war und wir zu spät waren. Langsam öffnete ich die Tür zum Klassenraum und Augenblicklich drehten sich alle zu uns um.

„Die beiden Herren erweisen uns die Ehre. Zehn Punkte Abzug für jeden
von Ihnen. Wo kommen Sie jetzt noch her?“, zischte uns die Schulleiterin an.
„Tut uns leid, wir, wir wurden aufgehalten“, entschuldigte sich Albus.

Während wir uns freie Plätze suchten, höhnte an einem der vorderen Tische
jemand: „Die Schwuletten mussten sich bestimmt noch den Arsch auslecken.“
Ein Teil der Klasse begann zu lachen. McGonnagal hatte es scheinbar nicht gehört, oder es interessierte sie einfach nicht, denn sie reagierte in keinster Weise auf diese Aussage.

Da nurnoch mehrere Einzelplätze frei waren, blieb uns nichts anderes übrig, als uns entweder neben einen Slytherin oder einen Gryffindor zu setzten. Es war die Wahl der Qual, denn beide Häuser waren nicht sonderlich gut auf uns gestimmt. Und die Tatsache, dass sie jetzt wussten, dass wirs chwul waren, machte die ganze Sache nicht unbedingt einfacher, ganz im Gegenteil!

Ich setzte mich neben Gorrich, einen großgewachsenen Gryffindor, der mir von allem am vernünftigsten und  am sympathischsten wirkte. Albus ließ sich neben einem Gryffindor in der ersten Reihe nieder, der ihn angewidert ansah.

Als Albus sein Buch auf den Tisch legte und den Gryffindor dabei versehentlich berührte, schubste er Albus angeekelt von seinem Stuhl. „Verpiss dich du Schwuchtel. Such dir gefälligst nen anderen, den du  befummeln kannst“, grölte er ihn an.
Reflexartig sprang ich auf und eilte auf Albus zu.
„Mr. Thomson. Sind sie verrückt geworden. Fünfzig Punkte Abzug für
Gryffindor. Zwanzig für das Beleidigen eines Schülers und dreißig für das Stoßen an jenem Mitschüler. Sowas will ich nie wieder sehen, nicht an meiner Schule und schon garnicht in meinem Unterricht. Malfoy, fünf Punkte Abzug für unerlaubtes Aufstehen“, wetterte McGonnagal aufgebracht. „Potter, alles in Ordnung mit Ihnen?“, vergewisserte sie sich.
„Geht schon. Ich glaub ich setz mich woanders hin.“
„Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie bleiben da sitzen. Mr. Thomson wird sich jawohl für eine Stunde zusammenreißen können“, fauchte sie ihn an.
„Die alte hat ja heute wieder blendende Laune“, murmelte Lysander Scamander zu seinem Zwillingsbruder.

„Ich kann mich zusammenreißen, wenn diese Schwuchtel das kann“, höhnte Thomson.
„Mr. Thomson es reicht jetzt. Sie kommen heute Abend in mein Büro;
neunzehn Uhr; Nachsitzen“, forderte McGonnagal ihn wütend auf.

„Thomson, mach dir da mal keine Sorgen. So dauergeil sind wir Schwuchteln zum Glück nicht, dass wir sowas wie euch freiwillig anpacken“, entgegnete Albus kopfschüttelnd und setzte sich wieder gerade auf seinen Stuhl neben Thomson, der mit seinem eigenen Stuhl weiter nach außen gerückt war, um mehr Abstand zu ihm aufzubauen.

Kurz vor Ende der Stunde forderte McGonnagal uns auf, uns für den
baldigen Apparierkurs anzumelden. Nachdem wir alle unsere Namen in der
Liste ausgefüllt hatten, packten wir unsere Sachen zusammen um den Raum zu verlassen. Eine Hand packte mich an der Schulter und ich drehte mich um, um zu sehen, wessen Hand es war. Professor McGonnagal stand dort und sagte: „Malfoy und Potter, kann ich Sie beide einen Moment sprechen?“
„Wir müssen eigentlich in Zauberkunst“, erwiderte ich prompt.
„Mr. Scamander, richten Sie bitte Professor Flitwick aus, das Mr. Malfoy und Mr. Potter später kommen, weil sie von mir aufgehalten wurden“, forderte sie Lorcan Scamander auf.
Lorcan nickte und verschwand mit Lysander aus dem Klassenzimmer.
„Thomson, denken Sie an heute Abend“, zischte sie zu Thomson.

Wir gingen nach vorne zum Lehrerpult und warteten, bis alle Schüler den Raum verlassen hatten. „Setzen Sie sich doch bitte“, forderte sie uns mit einem Deut auf die Stühle neben uns auf. „Ist das schon öfters vorgekommen? Das mit den Beleidigungen meine ich. Ich habe heute früh schon einige Male zweideutige Kommentare von Schülern gehört. Kommentare, die von ihnen beiden handeln.“
„Nein, bis jetzt noch nicht so oft. Im Zug einmal, aber sonste eigentlich nicht, nein“, sagte Albus.

„Wenn ich fragen darf, ist an diesen Äußerungen etwas dran?“, fragte sie.
„Inwiefern meinen Sie das? Ja, ich denke schon, in gewisser Weise. Albus und ich, wir sind ein Paar“, sagte ich etwas verunsichert.

„Aber das ist doch lange kein Grund, Sie zu verletzen Mr. Potter, oder überhaupt so abfällig über Sie beide zu reden“, beschwichtigte Sie meine Aussage. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte und auch Albus schien nichts Passendes einzufallen.

„An meiner Schule dulde ich keine Gewalt oder Ausgrenzung. Wir waren
immer ein Ort der Toleranz. Auch wenn das Hause Slytherin sich mit der Toleranz immer wieder schwer tut. Nichts gegen Sie beide. Es ist nunmal so, dass das Hause Slytherin in gewissen Themen etwas anders denkt“, fügte sie schnell hinzu, da sie merkte, dass ich von ihrer Aussage nicht besonders angetan war.
„Professor, bei allem Respekt, aber Sie können jetzt nicht alle Slytherins über einen Kamm scheren. Auch die Gryffindors sind absolut keine Schäfchen. Thomson ist schließlich ein Gryffindor, oder täusche ich mich da?“, sagte ich etwas aufgebracht.

„Das stimmt. Das war nicht besonders vornehm ausgedrückt. Bitte verzeihen Sie. Was ich eigentlich wollte, ist, Ihnen meinen Rückhalt zu versichern. Ich verabscheue jegliche Art von Diskriminierung und möchte Ihnen nur sagen, dass ich erfahren möchte, falls sich wieder so etwas ereignet, wie gerade eben. Sie müssen sich jetzt auf ihre Prüfungen vorbereiten und sollen sich nicht mit soetwas herumschlagen. Die Prüfungszeit wird noch stressig genug für sie beide“
„Vielen Dank Professor“, sagte Albus und sah mich an.
„Gut, dann wäre das ja geklärt. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag“, verabschiedete sie sich von uns und wir standen von unseren Stühlen auf.

„Ach; meine Herren, haben Sie bereits mit IhrenEltern darüber geredet?“
„Ja, die wissen Bescheid“, sagte ich.
„Und wenn ich fragen darf, haben Sie von der Seite aus Unterstützung? Mr. Potter, so wie ich das gestern Abend in der großen Halle verstanden habe, hat sich ihr Bruder James ja schon als Beschützer herausgestellt“, vermutete sie. Albus lachte leicht auf und meinte
dann: „Wie man es nimmt. Mein Bruder steht total hinter mir, das stimmt.
Auch meine Mutter kommt gut mit der Situation klar. Eigentlich die komplette Familie. Hermine, Ron, Lily, Rose und Hugo. Hugo macht sich zwarl ustig, aber er meint es nicht böse. Nur mein Vater hat ein echt großes Problem damit, wie mir scheint.“
„Oh, das ist schade, also das mit Ihrem Vater. So hätte ich ihn nicht eingeschätzt, wo er doch früher mit…, naja, Menschen ändern sich nunmal. Und Sie, Mr. Malfoy?“, erkundigte sie sich.

„Bei mir ist das kein Problem, ich komm gut mit seiner Homosexualität klar. Nein Spaß beiseite. Mein Vater kommt sehr gut damit klar. Er ist sehr offen.“
Es war mir in dem Moment  lieber, nicht auf meine Großeltern einzugehen, da ich sonst wahrscheinlich noch allesmögliche hätte erklären müssen. Darauf hatte ich aber keine große Lust, denn ich war froh, wenn das Gespräch so schnell wie möglich beendet werden
würde, damit wir wenigstens noch ein wenig Zauberkunstunterricht mitbekommen würden.

„Das hört sich wirklich gut an. Ich wünsche Ihnen beiden, das es so bleibt und Sie keine unnötige Diskriminierung erleben müssen.“
Einerseits fand ich das Gespräch wirklich hilfreich und es zeigte, dass sie sich Gedanken machte, empfand es aber trotzdem als unangenehm, so mit der Schulleiterin zu sprechen.
Wir verließen den Klassenraum und gingen in den Unterricht von Professor Flitwick.

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