Kapitel 30

Dann drehten sie sich um und gingen zum Auto.
Dad setzte sich auf die Bank und streckte seine Hand nach mir aus, um mich zu sich zu holen. Also setzte ich mich zu ihm auf die Bank. Er zog mich an sich ran und legte seinen Arm um meine Schulter. Er sah mir eindringlich in die Augen und ich befürchtete schon zu wissen, was er jetzt wissen wollte. So langsam entspannte ich mich und ließ mich wie ein nasser Sack gegen meinen Vater fallen. Entgegen meiner eigenen Erwartungen schien er überhaupt nichts sagen zu wollen, denn er hielt mich einfach nur in seinen Armen, bis ich nach ein paar Minuten selber das Wort ergriff: „Dad? Und du hast echt kein Problem damit, dass Albus und ich uns lieben? Kommst du damit echt klar?“

Dad sagte immer noch nichts, stattdessen legte er seine Hand liebevoll an meine Wange und zog dann meinen Kopf zu sich, um mir auf die Stirn zu küssen. Als er meinen Kopf wieder losließ, lächelte er mich inständig an. Er brauchte nichts weiter sagen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er besser zu verstehen war, wenn er den Mund hielt und einfach seine Körpersprache sprechen ließ, als wenn er irgendwelche Sätze aneinander reihte. „Wollt ihr damit ganz offen umgehen? Also auch in der Schule?“, fragte er dann aber doch noch.
„Das weiß ich nicht. Darüber haben wir noch nicht geredet, aber ich denke wir werden nicht in die Schule gehen und es jedem sofort unter die Nase reiben. Geheim halten werden wir es aber wohl auch nicht. Wir müssen einfach mal gucken.“

„Das ist nämlich so das einzige, was mir nicht so gefällt. Es gibt immer irgendwelche Idioten, die damit ein Problem haben und euch damit das Leben schwer machen, etwa so wie Potter. Ich mach mir so meine Sorgen, weil ich einfach nicht will, dass ihr beide deswegen geärgert werdet“, fügte Dad mit viel Sorge in seiner Stimme hinzu.
„Und wenn doch, dann sag ich dir Bescheid. Dann sag ich denen aber, dass hier ein verrückter alter Mann sitzt, der es sich nicht gefallen lässt, wenn sein Sohn gemobbt wird. Und dass dieser Mann zu allem fähig ist, wenn es um das Wohl seines Sohnes geht“, lachte ich, wobei eine gewisse Ironie nicht ausblieb.
„Davon kannst du ausgehen, Scorp. Dann werden die mich aber kennen lernen, das kannst du mir glauben. Stell dir mal vor, deine Mutter wär noch da. Die würde auf sowas noch um einiges allergischer reagieren. Wenn es um dein Wohl ging, ist sie ja wirklich manchmal zur Furie geworden. Ich weiß nicht, ab du dich daran erinnern kannst, aber an deinem vierten oder fünften Geburtstag hat sie sich ganz schön heftig mit meinem Vater in die Haare gekriegt. Aber so richtig. Du konntest die ganze Nacht nicht schlafen, weil du Angst hattest. Na ja… so war sie … deine Mutter“, sagte Dad, dem anzumerken war, dass es für ihn zwar einerseits schön war, in der Erinnerung zu schwelgen, sie andererseits aber schwerlich vermisste. „Aber ich hab ja immernoch dich, und das ist auch gut so“, fügte er hinzu.

„Du vermisst sie immernoch sehr, oder?“, fragte ich ihn vorsichtig, wobei ich nicht wusste, ob so eine direkte Frage nicht vielleicht doch als unangenehm empfand.
„Oh ja, sehr. Sie war die Liebe meines Lebens … bessergesagt, das ist sie immernoch, irgendwie. Ich liebe sie immernoch. Sie ist die Mutter meines Sohnes, deine Mutter. Wie könnte ich sie nicht vermissen. Immer wenn ich dich sehe Scorpius, dann sehe ich Astoria. Du hast mehr von ihr, als dir lieb ist. Von mir hast du nur deine Haare. Aber die setzen sich ja bekanntlich bei den Malfoys immer durch. Die sind ja sozusagen  unser Markenzeichen.“
„Wie ist das eigentlich jetzt mit dir und Arirma? Du hattest in irgendeinem Brief den du mir letztens geschickt hast sowas angedeutet, dass ihr euch getrennt habt? Oder hab ich das falsch verstanden?“, fragte ich nach, um das Thema zu wechseln.

Dad lachte leicht auf und antwortete dann: „Ja, das ist vorbei. Sie hatte zunehmend das Gefühl, dass ich sie nicht richtig liebe, beziehungsweise Astoria immernoch liebe. Damit kam sie einfach nicht mehr klar. Aber es stimmt ja auch, Astoria wird immer zwischen mir und einer anderen Frau stehen.“

Na das mit dem Thema wechseln hat ja jetzt nicht so gut funktioniert. Ganz in Gegenteil, Dad schien dadurch fast ein wenig deprimiert zu sein. Ich hielt es deshalb für das beste den Mund zu halten und keine weiteren Fragen zu stellen.

Nach ein paar wenigen Minuten stand ich langsam wieder von der Bank auf und ging ins Haus, um mir ein Glas Wasser zu holen. Dad blieb noch weiter auf der Bank sitzen. Ich ging mit dem Glas Wasser nach oben in mein Zimmer, machte es mir in meinem Sessel gemütlich und las noch ein wenig in meinem Buch, das auf meinem Nachttisch lag. 

Nach einer guten Zeit hörte ich Stimmen, die aus dem Wohnzimmer kamen. Ich legte das Buch über mir auf die Fensterbank und öffnete meine Tür einen Spalt weit. Es war die Stimme meines Vaters, der sich mit jemandem unterhielt. Oma musste zu Besuch gekommen sein, denn es war ihre Stimme, die im Wohnzimmer erklang. Ich beschloss, mich auch nach unten in die Gesellschaft meiner Familie zu begeben. Am Treppenabsatz blieb ich allerdings wie angewurzelt stehen. Es war nicht nur die Stimme von Oma und Dad. Da war auch noch eine andere Stimme. Wenn mich meine Wahrnehmung nicht ganz täuschte, befand sich auch Opa dort unten im Wohnzimmer. Ich spielte mit dem Gedanken mich wieder umzudrehen, in mein Zimmer zurück zu gehen und so zu tun, als hätte ich nichts gehört. Einen Sekundenbruchteil später wurde mir aber klar, dass es dafür bereits zu spät war, denn Oma kam mit einem zögerlichen Lächeln auf mich zu. Es kam mir so vor, als wäre es ein künstlich aufgesetztes Lächeln gewesen.

Entweder hatte sie mich gehört, weil der Boden des Treppenabsatzes mal wieder geknarrt hatte, oder sie konnte neuerdings durch Türen und Wände hindurch sehen. „Na, Scorpius. Ich wollte dich grade rufen. Wir müssen was besprechen, wegen Opa. Komm bitte mit ins Wohnzimmer.“
Ich begann mir jetzt doch langsam Sorgen zu machen. Oma schien etwas durch den Wind zu sein und sich wegen irgendetwas Sorgen zu machen. Ich folgte ihr wiederwillig ins Wohnzimmer und sah, das Dad auf dem Sofa saß. Nur wo war Opa? Ich hatte doch eindeutig seine Stimme erkannt, auch wenn diese durch den langjährigen Aufenthalt in Askaban deutlich rauer und markanter geworden war.

Als ich weiter in den Raum ging, sah ich, dass er auf dem Sofa lag. Seine Haare verfilzt und fettig. Seine Wangenknochen standen weit hervor und sein Gesicht war dermaßen eingefallen, dass die Augen aus den Augenhöhlen hervorquollen. Man konnte auf den ersten Blick sehen, dass es ihm nicht gut ging. Unter den Augen hatte er große Augenringe und überall im Gesicht waren große rote Pickel mit kleinen schwarzen Pünktchen zu sehen, die einem schweren Ausschlag ähnelten.

„Setzt dich mal da hin, Scorpius“, forderte mich mein Vater mit einer Handbewegung in Richtung dem freien Sessel auf. Ich tat, wie mir geheißen, sah aber immernoch etwas geschockt auf meinen Großvater, empfand es jedoch als unangenehm zu fragen, was mit ihm los war.
„Ich denke du siehst, dass es dem Opa nicht gut geht, deshalb ist er auch hier. Meiner Meinung nach wäre er zwar ein Fall fürs St. Mungos Hospital, aber er ist da leider anderer Meinung. Wir werden uns jetzt die nächste Zeit um ihn kümmern müssen.“, sagte mein Vater mit großer Besorgnis.

Oma ging zu ihrem Mann und hielt ihre Hand auf seine Stirn, wobei sie besorgt aufblickte. Er schien hohes Fieber zu haben. „Lucius, so geht das nicht weiter. Du musst ins St. Mungos. Es hat doch keinen Zweck hier zu bleiben. Wir können dir hier nicht helfen und das weißt du genauso gut wie ich, immerhin hast du es bei deinem eigenen Vater selbst miterlebt. Du kannst nicht abstreiten, dass du professionelle Hilfe benötigst“, sagte sie mit  Unterdruck in der Stimme. „Was… was hat er denn?“, fragte ich jetzt.

„Drachenpocken, genau wie dein Urgroßvater Abraxas. Er ist wenige Monate nach Ausbruch der Krankheit daran gestorben.“ Mein Vater drehte sich zu Opa um. „Und wenn du dich nicht anständig behandeln lassen willst, wird es mit dir genau dasselbe Ende nehmen.“
„Draco, wie kannst du so über ihn reden“, empörte sich Narzissa scharf.
„Weil es die Wahrheit ist Mutter. Wenn er nicht mal langsam etwas ändert wird er genauso an Drachenpocken verrecken, wie sein eigener Vater.“ Er bemerkte schnell, dass sich das Wort „verrecken“, nicht unbedingt als die passendste Wortwahl herausstellte, was ihm im nächsten Moment auch Leid tat.

„Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden. Du bist eine solche Enttäuschung Draco Malfoy. Schäm dich, so mit mir zu reden“, schrie sein Vater ihn an, zumindest soweit es ihm trotz des  fortgeschrittenen Stadiums und der Schmerzen noch möglich war. Er klang sehr entkräftet und ich fühlte in dem Moment so großes Mitleid mit ihm, wie nie zuvor.

Er war für mich nie ein Mensch zu dem ich hochgeschaut hatte. Ich dachte mir meist nur, 'werde niemals wie er'.

Den eifrigen Leser muss ich ich leider mitteilen,  dass dieses Kapitel (wahrscheinlich) für einen unbestimmten Zeitraum das letzte gewesen ist, da ich ab jetzt pausieren muss. Gründe gibt es dazu einige. Ein paar dieser Gründe möchte ich euch aber mitteilen, damit ihr versteht, weshalb ich mich entschlossen habe/ entschließen musste, diesen Schritt zu gehen.

Beispielsweise bin ich zurzeit an einem richtig großen Projekt dran (möchte noch nicht zu viel verraten, weil ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht weiß ob ich dieses geplante Buch überhaupt hier auf Wattpad veröffentlichen soll, da es (für mich) eine besondere Aufgabe ist, über dieses Thema zu reden)

Ein weiterer Grund für das zeitweilige Pausieren ist, dass ich momentan den besonderen Drang verloren habe, meine Geschichte fortzuführen. Es wird definitiv weiter gehen, vor allem weil ich noch unglaublich viele Ideen für dieses Buch habe, die ich nur einfach momentan nicht in Worte fassen kann und auch nicht will. Denn wenn ich jetzt an dieser Geschichte weiterschreiben würde, käme nichts Gutes dabei raus, da mir einfach die Motivation und der Kick bei der Geschichte fehlt. Immerhin schreibe ich auch schon seit über einem Jahr, an hier dieser Geschichte und ich war noch nie ein Mensch, der irgendetwas lange
durchzieht.

Und noch ein letzter Grund, den ich euch mitteile: Ich muss gestehen, dass ich auch zur Zeit garnicht wüsste, wie ich den Übergang zum nächsten Thema dieser Geschichte gestalten soll.

Im Endeffekt heißt es, ich werde an dieser Geschichte aufjedenfall weiterschreiben, allerdings wird es noch dauern, da mein "Schreiberherz" zur Zeit einem anderen Buch gewidmet wird/ist.

Von daher: bleibt mir treu, auch wenn die Fortsetzung auf sich warten lässt, aber sie wird kommen. Das Warten lohnt sich.

Danke!

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