Kapitel 29: Harry in Rage

Nach dem Frühstück gingen Albus und ich noch etwas raus, um an diesem Morgen die ersten Sonnenstrahlen des Jahres zu genießen. Die Stufen vor dem Haus waren leicht vereist und die Bank glitzerte von dem leichten Schnee, der sich wie Puderzucker über Nacht angesammelt hatte.

Wir setzten uns auf die Bank, die vor dem Haus stand und er legte seinen Kopf auf meinen Schoß und ich begann, in seinen dunklen Haaren zu wühlen.
So verweilten wir einige Minuten und genossen die Nähe des jeweils anderen, ohne, dass wir irgendetwas mitbekamen, was um uns herum passierte. Deshalb merkten wir auch nicht, dass sich inzwischen eine kleine Gruppe von ´Zuschauern' auf uns zubewegte, während wir beide uns innig küssten und förmlich ineinander versunken waren.

Wir bemerkten die Gruppe allerdings erst, als mein Vater aus der Haustür kam, um die anderen zu begrüßen. Diese Gruppe, die auf uns beide zukam waren keine geringeren, als Albus Eltern, Ron und Hermine. Na super. Da brauchten wir ja jetzt auch nichts mehr weiter zu sagen. Die vier konnten jetzt ja selbst sehen, woran sie bei Albus und mir waren. War ja auch ehrlich gesagt nicht zu übersehen.
Ginny, Hermine und Ron grinsten über das ganze Gesicht, als wir beide uns von unserem Kuss lösten und zu ihnen hinüber sahen. Harry aber hatte einen weitaus ernsteren Blick aufgesetzt. Es schien ihm gewissermaßen zu missfallen, was er da sah.

„Hallo zusammen. Ihr seid aber ganz schön früh dran. Eure Kinder haben gesagt, dass ihr erst gegen Mittag kommt“, begrüßte mein Vater die vier.
Rose kam jetzt auch gemütlich aus dem Haus geschlendert und lehnte sich lässig auf die Lehne der Bank, auf der Albus und ich Platz genommen hatten.
„Also ihr hättet euch durchaus mehr Zeit lassen können mit dem abholen. Die beiden hätten sich bestimmt gefreut, wenn ihr später gekommen wärt“, deutet Rose an, während sie mit einer Kopfbewegung auf uns zeigte.
„Das sehen wir. Wir haben scheinbar wirklich was verpasst. Hier war ja mächtig was los“, lächelte Ron uns an. „Waren Rose und Al sehr anstrengend?“, fragte er nach.
„Ne, anstrengend überhaupt nicht. Warum? Sollten sie? Also ich kam ganz gut mit den beiden klar. Ich glaub ich hab meinen Job ganz gut gemeistert“, antwortete mein Vater etwas stolz.
„Das hören wir gerne. Dann können wir dich ja als Babysitter einstellen. Nächstes Mal bekommst du aber noch Lily und James aufgehalst. Dann wünsch ich dir viel Spaß. Die beiden können nämlich wirklich anstrengend sein“, fügte Ginny hinzu.

Jetzt ergriff auch Harry das Wort: „Ich glaube darauf können wir auch sehr gut verzichten, wenn ich mir das hier so ansehe. Draco, das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein! Wir vertrauen dir unseren Sohn an, damit er ein paar Tage bei seinem besten Freund verbringen kann, von dem ich ehrlich gesagt nicht besonders viel halte, - wenn mir das zu sagen erlaubt ist - und dann kommen wir ganz gemütlich aus dem Urlaub zurück und müssen sowas sehen?“ Er deutet wütend auf Albus und mich und schüttelte dabei fassungslos den Kopf.

Mein Vater sah Harry etwas verwirrt aber wütend an, versuchte aber seinen Zorn zu zügeln: „Was willst du damit andeuten? Hast du jetzt etwa ein Problem damit, dass dein Sohn und mein Sohn sich lieben? Harry, das ist doch nicht dein Ernst. Lass die beiden doch glücklich miteinander sein. Es ist deren Sache“, fauchte Dad ihn entgeistert an.
„Ich möchte nicht, dass mein Sohn sich mit sowas abgibt. Albus komm jetzt – heim“, schrie Harry uns fast schon an. Albus und ich sahen uns mit einer Spur von Angst an, wobei Albus immer wieder zwischen Ginny, Dad und mir hin und her sah.
„Harry, es reicht“, schrie Ginny ihrem Mann mindestens genauso laut an. „Wo ist denn jetzt bitte dein Problem?“
„Die beiden sind glücklich. So wie du und Ginny. Warum gönnst du den beiden ihr Glück nicht?“, versuchte Hermine zu schlichten.
„Die beiden haben das echt nicht verdient, dass du sie so anschnauzt. Freu dich doch einfach, dass die beiden glücklich miteinander sind. Sie lieben sich. Das hast du doch grade gesehen“, fügte jetzt auch noch Ron hinzu.

„War ja klar, dass ihr euch gegen mich stellt. Hallo? Ihr habt sie doch nicht mehr alle. Das ist doch vollkommen absurd! Ginny, du kannst doch nicht ernsthaft wollen, dass unser Sohn einen Todesser zum Schwiegervater bekommt. Denkt doch mal darüber nach. Wir würden unser Gesicht verlieren und das wäre noch nichtmals das Schlimmste.“, schrie Harry, der immernoch außer sich vor Wut war.
Jetzt platzte meinem Vater der Kragen, er holte seinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf Harry: „Sag das nochmal und du wünschst dir, nie geboren zu sein!“, brüllte er ihn an. „Ich bin kein verdammter Todesser und wäre auch nie einer geworden, wenn ich nicht unter einem solchen Druck gestanden hätte. Und das weißt du nur zu genau. Jetzt spiel dich mal nicht so auf, du Unschuldslamm. An deiner Stelle würde ich mich mal etwas zurücknehmen und von meinem hohen Thron herunterkommen, du verdammter Arsch. Immerhin hab ich nicht so viele Menschenleben gefordert wie du.“

Harry kam auf Albus und mich zugestampft, packte seinen Sohn fest am Jackenärmel, krallte seine Finger in seinen Arm und versuchte, ihn fast gewaltsam von mir wegzuziehen. Dad stellte sich dazwischen und schubste Harry von Albus weg. Sofort zückte Harry seinen Zauberstab und richtete ihn auf Dad, der genau dasselbe tat. Ich packte Albus an der Hand und zog ihn ins Haus. Ginny, Hermine und Ron standen wie angewurzelt da und reagierten erst Sekunden später.
„Harry! Steck den verdammten Zauberstab weg. Bist du vollkommen übergeschnappt?“, brüllte Ron ihn mit fassungslosem Blick an.
Hermine kam auf Harry zu und versuchte ihm den Zauberstab wegzunehmen, um Harry aufzuhalten, irgendetwas zu tun, was er später unter Garantie bereuen würde.

Letztendlich schaffte es aber nur Ginny ihren Mann zu Beruhigen und zur Vernunft zu bringen. Harry drehte sich wütend um, und ging in Richtung Auto, wo bereits Lily und James warteten. Verzweifelt sah Ginny zu meinem Vater. „Ich muss mich für sein Verhalten entschuldigen. Manchmal kann er wirklich unmöglich sein. Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass er so reagieren würde.“ Das schlechte Gewissen in ihrer Stimme war unüberhörbar. „Und die beiden lieben sich? Also so richtig?“
„Ja, das tun die beiden“, antwortete Dad.
„Seit wann denn? Sind die beiden jetzt zusammengekommen, als sie hier waren, oder lief da schon vorher was zwischen den beiden?“, wollte Ron wissen.
„Erst seit heute Morgen. Ich wusste, dass Scorpius deinen Sohn liebt, Ginny. Wir hatten uns heute vorm Frühstück darüber unterhalten, bevor Albus da war und plötzlich stand er in der Tür. Die beiden haben sich dann oben ausgesprochen und kamen dann Händchen haltend in die Küche geschlendert“, schwärmte er fast und das brachte ihn jetzt auch wieder zum Lächeln.

„Oh. Erst seit heute Morgen? Dann sind die beiden ja vielleicht mal grade ein paar Stunden zusammen. Aber ich hab mir fast gedacht, dass Scorpius auf Albus steht. Damals als wir uns kurz vor Weihnachten in der Schule unterhalten hatten, hattest du sowas angedeutet“, sagte Hermine.
„Ja. Das ist doch schön. Aber ich denke wir müssen jetzt leider trotzdem los“, beendete Ginny die Unterhaltung. „Albus Schatz, kommst du bitte? Wir müssen jetzt leider los. Auch wenn du nicht besonders begeistert bist, jetzt wieder heim zu müssen“, rief sie.

Albus öffnete langsam die Haustür und trat heraus, wobei er mich hinter sich herzog. Er klammerte sich an meiner Hand fest. Ich spürte, dass es ihm sehr unangenehm war, jetzt von mir wegzumüssen und vor allem, jetzt zu seinem Vater zu müssen. Ginny kam auf uns zu und legte ihre Hand auf Albus Kopf, um ich zu beruhigen.
„Mum, bitte – ich will jetzt nicht nach Hause. Kann ich nicht einfach hier bleiben bis… bis die Schule wieder weitergeht?“, flehte mein Freund seine Mutter mit unsicherer Stimme an. Dad machte schon Anzeichen, Ginny klar zu machen, dass es für ihn kein Problem war, wenn er noch ein paar weitere Tage hier verbringen würde, aber Ginny dankte ab. „Schatz, ich weiß, dass du hier jetzt nicht weg willst und lieber noch mehr Zeit mit Scorpius verbringen willst, so ging es mir, vor allem am Anfang, mit deinem Vater auch, aber in ein paar Tagen seid ihr zwei ja wieder vereint.“

Ginny schien Albus nicht so recht zu verstehen. „Nein, Mum, du verstehst nicht wie ich das meine. Es ist nicht das große Problem, dass … ich jetzt für ein paar Tage von Scorp weg bin. Ich will einfach nicht da hoch zu … Dad. Der reißt mich in Stücke“, gluckste Albus.

Gequält lachten wir auf. „Albus. Ich glaube nicht, dass dein Vater dich in Stücke reißt. Und sollte er es doch versuchen, dann wird meine Schwester ihn aber zuerst in Stücke reißen, und zwar in viele kleine Fetzen, so, dass man am Ende nicht mehr erkennen kann, wer es mal war“, versuchte Ron ihn irgendwie zu beruhigen und aufzumuntern.
Ginny stimmte halb lächelnd zu: „Darauf kannst du Gift nehmen, Al. Ich pass schon auf dich auf. Aber es hat keinen Sinn, wenn du deshalb jetzt hier bleibst. Früher oder später wirst du dich deinem Vater stellen müssen. Und dann lieber jetzt, als in einem halben Jahr, wenn du ihn das nächste Mal sehen würdest.“
Und das sah Albus ein.
Er drehte sich nochmal zu mir um, gab mir einen flüchtigen Kuss und ging dann verunsichert zu Ginny.

Rose hatte sich inzwischen neben Ron und Hermine eingefunden.
„Danke Draco, das du es auf dich genommen hast, die beiden für ein paar Tage zu dir zu nehmen“, verabschiedete sich Ginny von uns. 
„Immer wieder gerne. Vor allem wenn so etwas Schönes dabei rausspringt, wie dieses Mal.“

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