Kapitel 19
Mit Ausnahme eines schlafenden Gryffindors der sich scheinbar beim Quiditchtraining verletzt hatte, waren meine Mutter, Scorpius und ich alleine im Krankenflügel. Aber das hielt auch nur kurze Zeit an, bis Albus hinter uns stand. Er brach die Stille: „Wenn ihr wollt könnt ihr jetzt heim... ich kümmere mich jetzt um ihn."
„Das ist lieb von dir Albus. Es ist schließlich auch schon ziemlich spät. Danke dir", sagte ich. Kurz darauf verabschiedeten wir uns von Albus und sahen noch einmal zu Scorpius und verließen den Raum.
Ich wollte noch mit Neville reden, weshalb ich mich auch von meiner Mutter verabschiedete.
In der Eingangshalle sah ich Granger, die sich mit jemandem unterhielt. Es war Rose. Ich war nicht unbedingt der Mensch der lauscht, aber ich konnte nicht anders. Die beiden unterhielten sich über Scorp und den Angriff. Ich verstand zwar nicht jedes Wort aber ich könnte deutlich hören, dass Rose sich für diesen Angriff die Schuld gab. Ich ging näher um etwas mehr zu verstehen, ohne dass man mich bemerkte.
„Rosie, du kannst dir dafür nicht die Schuld geben. Du konntest doch nicht ahnen, dass Scorpius etwas zustößt wenn er alleine von der Eulerei zum Schloss geht", sagte Granger verzweifelt.
„Und ob ich das kann. Wenn ich nicht mit Albus hätte reden wollen, wäre Scorpius zusammen mit Albus zum Schloss zurückgegangen."
„Und wer sagt, dass er ihn dann nicht trotzdem angegriffen hätte. Er hätte bestimmt keine Skrupel gehabt, auch Albus zu verletzen. Wenn überhaupt - und dass ist auch vollkommener Schwachsinn - trägt Albus die größere Schuld. Er hat seinen Freund alleine gelassen. Wie gesagt, auch das ist völliger Schwachsinn."
Natürlich konnte Rose genauso wenig etwas dafür, dass es zu diesem Vorfall kam, wie Mutter, Albus oder sonst wer etwas dafür konnte. Auch wenn es absurd klang und ich diesen Gedanken aus meinem Kopf verbannen wollte, dachte ich immer wieder, dass Minerva eine gewisse Schuld traf. Ich wusste selbst, dass sie nichts dafür konnte, aber ich wurde diesen Gedanken einfach nicht los. Noch vollkommen in Gedanken versunken wurde ich plötzlich von hinten angerempelt. Jemand war gegen mich gelaufen. Der junge Mann sah mich hektisch an. Als er merkte wen er angerempelt hatte legte sich ein großes breites Lächeln der Erleichterung auf sein Gesicht. Er war den Tränen nahe.
„Scorp... er, e... er ist aufgewacht!", stotterte er.
„Albus, ist das, ist das wirklich dein Ernst... er, er ist wach? Er ist wirklich wach?", fragte ich Albus.
„Ja, würde ich es dir sonst erzählen? Er hat grade seine Augen geöffnet. Ich bin ja so glücklich", rief Albus, dem die Tränen die Wange runterliefen. Ich war ja sowieso nah am Wasser gebaut, deswegen liefen jetzt auch mir umgehend die Tränen über mein bleiches Gesicht.
Noch bevor ich weiter darüber nachdachte zog ich Albus in eine feste Umarmung. Kurz darauf rannte ich so schnell mich meine Beine tragen konnten in den Krankenflügel, Albus hinterher.
Granger und Rose hatten die frohe Botschaft auch mitbekommen und folgten uns zügig.
Im Krankenflügel angekommen, befanden sich McGonnagal und Madame Pomfrey an seinem Krankenbett. Auf den ersten Blick sah es so aus, als würde Scorpius immernoch bewusstlos sein, aber dann blickte ich in seine grauen leuchtenden Augen. Er sah sehr erschöpft aus.
„Können Sie sich an irgendetwas erinnern Mr. Malfoy. Jedes kleinste Detail könnte von Wert sein", fragte McGonnagal Scorpius.
Scorpius fiel das reden hörbar schwer. Er bekam den Mund kaum auf und seine Stimme klang abgehakt und erschöpft: „Nein, tut mir leid Professor. Ich weiß nicht mehr. Ich wollte ins Schloss. Albus war weg. Ich war allein und alles war still. So dunkel."
„Sonst können Sie sich an wirklich nichts mehr erinnern?", hakte McGonnagal nochmal nach.
„Nein. Alles ist weg. Keine Erinnerung", Scorpius stockte. „Hände. Da waren große Hände. Haben mich runtergedrückt."
„Korrglock. Ganz klar", mischte ich mich ein.
„Mr. Malfoy, bitte unterlassen Sie derartige Verdächtigungen. Vielen Dank", keifte McGonnagal mich wütend an.
„Aber wenn ich's Ihnen doch sage. Er war es wer soll es denn sonst gewesen sein? Professor. Ich weiß, dass Sie die Wahrheit nicht sehen wollen, aber Sie müssen sich der Realität stellen." Ich wurde unterbrochen.
„Danke, Mr. Malfoy. Wir haben es jetzt verstanden", keifte sie mich erneut an.
Damit wollte ich mich nicht zufrieden geben: „Professor, bitte...", aber weiter kam ich nicht, da Sie mich erneut unterbrach. Dieses Mal aber deutlich energischer als die beiden Male zuvor mit wütend funkelnden Augen. „Mr. Malfoy, es reicht. Noch ein Wort und Sie können die Tür nehmen. Und zwar nach draußen." Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen, da ich unbedingt bei Scorpius bleiben wollte hielt ich es nun für angemessener, den Mund zu halten, auch wenn mir das ehrlich gesagt ziemlich gegen den Strich ging. Und des Weiteren wusste ich, dass McGonnagal Ihr Versprechen, mich rauszuwerfen ernst nehmen würde.
„Haben Sie jemanden gesehen?", fragte Madame Pomfrey Scorpius, um zum eigentlichen Thema zurückzukehren.
„Nein. Nicht gesehen. Nur die Hände waren da. Alles war dunkel."
„Wenn das so ist. Dann können wir im Moment nichts weiter tun um den Täter zu finden. Die doch ziemlich dürftige Beweislage gegen den Verdächtigen reicht nicht aus, um weitere Schritte einzuleiten. Das einzige was wir noch machen können, ist, den Verdächtigen, wie ich Ihrem Vater bereits erklärt habe, unter ständige Beobachtung zu stellen. Mehr können wir zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht machen", erklärte Professor McGonnagal ihm sachlich.
Dann wendete sie sich zu mir. „Es tut mir leid Mr. Malfoy, aber da sind mir die Hände gebunden. Ich hab nicht das Recht, ihn deswegen zu entlassen. Nicht bei der Beweislage. Lediglich suspendieren könnte ich ihn. Sie müssen auch meine Standpunkt versuchen zu verstehen." Dann legte sie ihre Hand auf meine Schulter und versuchte, mir freundlich in Gesicht zu sehen. Dann drehte sie sich um und verließ den Krankenflügel, nachdem sie sich erneut zu Scorpius umdrehte und ihm unauffällig zuzwinkerte.
In der Zwischenzeit, als McGonnagal sich mit mir unterhielt, hatte auch Madame Pomfrey den Krankenflügel schon verlassen.
Albus stand noch etwas verunsichert neben mir. Mir war in diesem Moment aber alles um mich herum egal. Vor mir lag mein Sohn, der noch vor wenigen Stunden regungslos dalag und es nur wenig Hoffnung gab, dass er überhaupt nochmal aufwachte. Ich ging auf ihn zu, zog ihn in eine feste Umarmung und küsste ihn. Er schien ziemlich überrumpelt, was auch mehr als verständlich war. Wann hatte ich ihn denn auch das letzte Mal geküsst.
Jetzt kam auch Albus auf uns zu und setzte sich neben Scorpius aufs Bett.
Scorpius hatte von jetzt auf gleich keinen Blick mehr für mich. Er sah nur noch zu Albus. Naja. Er sah ihn nicht wirklich an. Er schien ihn förmlich anzuhimmeln. Dann schloss Scorpius die Augen und schlief ein, jedoch nicht bevor er nicht fest nach Albus Hand griff. Albus überlegte, ob er seine Hand wegziehen sollte, aber das tat er nicht, zumindest nicht bis zu dem Zeitpunkt als er merkte, dass ich unaufhörlich auf die ineinandergelegten Hände schaute.
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Ich möchte mich bei meinen treuen Lesern bedanken, für insgesamt über 1200 reads. Innerhalb von 10 Tagen hab ich über 200 reads. Das ist für mich eine enorm hohe Zahl. Vielen dank dafür.
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