Kapitel 3

"Erase me" - Said The Sky feat. NÉONHÈART

https://youtu.be/wWFkdOGLyEc

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Eine Weile lang folgten meine Augen den Lichtstreifen, welche sich durch den künstlich erzeugten Nebel zogen, bevor ich beschloss, eine Pause einzulegen.


Ich wusste nicht genau, wie viele Stunden vergangen waren, seit Jungkook und ich ausversehen miteinander getanzt hatten.

Die Zeit verging irgendwie langsam, wenn man nur mit sich selbst beschäftigt war...

Mein Handy verriet mir, dass es kurz nach ein Uhr war.


Inzwischen hatte ich mich etwas beruhigt.

Auf der Tanzfläche zu sein und mich von der Musik bedröhnen zu lassen, hatte geholfen.

Ich hatte meine anstrengenden Gedanken weitestgehend beiseite schieben können.


Trotzdem sehnte mein Kopf sich danach, komplett leer zu sein..

Leider hatte niemand auf der Tanzfläche so viel Interesse gezeigt, wie der Dunkelhaarige.


Angestrengt versuchte ich die kleine Stimme in meinem Gehirn zu ignorieren, die mich fragte, ob es vorhin besser gewesen wäre, nicht gleich so giftig zu werden.

Dann hätte ich wenigstens bekommen können, wieso ich hier war.


Ich war nur so geschockt gewesen, ausgerechnet ihn zu Gesicht zu bekommen, nachdem ich mich umgedreht hatte...



Von meinen eigenen Gedanken verwirrt schüttelte ich meinen Kopf hin und her, während ich mir meinen Weg zur Bar bahnte.


War ich echt so verzweifelt, dass ich darüber nachdachte, wie es gewesen wäre, sich auf einen der Wolves einzulassen?

....

Die Antwort, die mein Gehirn mir auf diese Frage geben wollte, verstörte mich.


Ich versuchte die Idee so schnell wie möglich wieder loszuwerden.

Immerhin hatte Jungkook auch nicht gerade interessiert gewirkt.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich gar nicht wusste, ob er überhaupt noch hier war.


Momentan schien ein gesteigerter Alkoholpegel mir die beste Option, um diesen Abend zu retten.



Damit beschäftigt, mir dieses Plan gut zu reden, erreichte ich die Bar.


Meine Augen weiteten sich, als ich erkannte, wer dort saß.


Wie aufs Stichwort...



"Immer noch hier?", sprach ich den Dunkelhaarigen an, während ich mich mit einem Platz Abstand neben ihm niederließ.

Man musste ja nicht gleich übertreiben...


Kurz blitzte ein Funke Verwunderung in den Seelenspiegeln meines Gegenübers auf, als er zu mir sah.

Gefolgt von seinem typisch provokanten Grinsen.

"Sag bloß, dein Paarungstanz hat nichts gebracht?", wollte er wissen, anstatt meine Frage zu beantworten.


Diesmal etwas ruhiger als vorhin, zuckten meine Mundwinkel auch nach oben.

"Ne...", schmunzelnd biss ich mir auf die Lippe.

"Wahrscheinlich muss ich noch an meinen Moves arbeiten, wenn ich nur Verlierer damit anziehe.", gab ich zurück.


Jungkook hob eine Augenbraue.

"Welches Team hat das letzte Trainingsspiel gewonnen?", fragte er herausfordernd.


Unbeeindruckt zuckte ich mit den Schultern.

"Welches Team war letztes Jahr bei den Regionals?", erinnerte ich ihn.


"Pff...", Jungkook schüttelte seinen Kopf hin und her.

"Wen interessiert letztes Jahr?", er nippte an seinem Drink.

"Man wird nie besser, wenn man nur auf vergangene Erfolge guckt.", schob er noch hinterher.


Ich lächelte ein bisschen.

Was er sagte, stimmte.

Und trotzdem...


"Würde ich auch sagen, wenn ich nichts hätte, worauf ich zurückgucken kann.", stichelte ich weiter.

...konnte ich einfach nicht aufhören.

Immerhin war es ein ziemlicher Triumph gewesen, als die Tigers die Wolves letztes Jahr im Ausscheid um die Regionals geschlagen hatten.


Gerade weil es so knapp gewesen war, konnten wir nicht aufhören, es ihnen unter die Nase zu reiben.

Kein Trainingsspiel der Welt konnte das aufwiegen.


Zumal wir wirklich ständig Trainingsspiele hatten.

Coach Kim und Coach Kim schienen das für effektiver zu halten, als normales Training.

Oder sie quälten uns einfach gern.

Eins von beidem.



Jungkooks Augen verengten sich als Reaktion auf meinen Kommentar ein bisschen.

Trotzdem war das Grinsen auf seinen Lippen immer noch ziemlich breit.

"Warten wir doch einfach den diesjährigen Entscheid ab.", sagte er, bevor er erneut nach seinem Glas griff.


Etwas geistesabwesend blieb mein Blick dabei an seinem Arm hängen.

Obwohl der Dunkelhaarige ein bisschen dafür bekannt war, hatte ich mir seine Tattoos noch nie aus der Nähe angesehen.

Einen 18-Jährigen mit einem ganzen Sleeve sah man immerhin nicht jeden Tag.


Wenn ich überlegte, wie lange ich für meine paar Tattoos hatte sparen müssen...

Wie lange ich auf Mom und Dad hatte einreden müssen, bis sie mir das "Nevermind" auf meinem Oberkörper erlaubt hatten.

Bei allem weiteren waren sie Gott sei Dank entspannter gewesen.


Ich kam nicht umhin mich zu fragen, wie Jungkook dazu gekommen war, seinen ganzen Arm mit Kunst zu übersähen.

Woher das Geld gehabt hatte.


Unwillkürlich starrte ich deshalb ein bisschen.



"Ja, Jimin. Das nennt man Tattoo.", holte die sarkastische Stimme des Dunkelhaarigen mich aus meinen Gedanken.

"Solltest du kennen.", meinte er, während er auf mein Handgelenk und meine Oberarme zeigte.

"Aber bestimmt lernt ihr das auch noch im Unterricht.", schob er belustigt hinterher.


Ich konnte förmlich spüren, wie mir einen Moment lang die Mimik einschlief.

Selbst Schuld, wenn ich ihn so angaffte...


Jungkook bekam ein ironisches Lächeln von mir als Antwort, bevor ich mir auch endlich einen Drink bestellte.

Über die ganzen Kommentare hatte ich fast vergessen, warum ich hier war.



"Wow, selbst deine Drink-Auswahl ist die von nem Verlierer.", merkte der Dunkelhaarige an, nachdem ich dem Barkeeper gesagt hatte, dass ich gern einen Vodka Tonic hätte.


Ich konnte förmlich spüren, wie mein Auge zuckte.

"Ich bin mir sicher, deiner ist so viel cooler.", merkte ich mit vor Sarkasmus nur so triefender Stimme an.


Jungkook kicherte ein bisschen.

"Nicht, dass Alkohol wirklich 'cool' sein kann, aber...", er schob mir sein Glas hin.

"Whisky Sour schmeckt schon deutlich spannender, als Longdrinks.", zwinkerte er.


Überrascht, dass er mich so einfach kosten lassen wollte, hob ich eine Augenbraue.

Trotzdem griff ich nach dem Drink.



Von der aromatischen Mischung aus säuerlicher Bitterkeit und einem Hauch Süße in meinem Mund ein wenig überfordert, blinzelte ich kurz.


Triumphierend zuckten die Mundwinkel des Dunkelhaarigen nach oben.

"Ist geil, oder?", wollte er augenbrauenwackelnd wissen.


Ich musste die kleine Geschmacksexplosion kurz verarbeiten, bevor ich mein Pokerface wiederfand.

"Kann man trinken.", meinte ich gespielt unbeeindruckt, während ich dem Dunkelhaarigen sein Glas zurückschob.


Mich offensichtlich komplett durchschauend, zuckten Jungkooks Schultern amüsiert.

"Und wie man kann~", säuselte er, noch einen Schluck nehmend.

Irgendwas an diesem Drink schien ihn ziemlich glücklich zu machen.


Etwas an dem Drink, oder....

Schon wieder guckte ich den Dunkelhaarigen länger an, als beabsichtigt.


...an unserem Gespräch?



Von mir selbst verwirrt heftete mein Blick sich an den Bartresen.

Ich wusste nicht, wohin mit der Erkenntnis, dass mein Gedanke eigentlich auf mich selbst zutraf...


Obwohl ich diesen Abend unbedingt hatte für mich haben wollen und vorhin so abschreckt von Jungkooks Anwesenheit gewesen war, konnte ich nicht abstreiten, dass meine Stimmung sich deutlich verbessert hatte, seit wir angefangen hatten, uns miteinander zu unterhalten.

Noch nie hatte ich die ständigen Sticheleien so angenehm wahrgenommen.

Zwanglos.

Gleichzeitig irgendwie vertraut...


Dafür, dass ich hergekommen war, um mich mit irgendwem abzulenken, gefiel es mir überraschend gut, mein Gegenüber wenigstens ein bisschen zu kennen.

Dass wir trotzdem keine persönliche Verbindung zueinander hatten, machte nur noch besser.


Je länger ich darüber nachdachte, desto präsenter wurden meine Gedanken vorhin.

Die Frage, ob Jungkook und ich vielleicht ein bisschen übertrieben hatten, was unsere Ekel-Reaktionen anging.



"Sag mal...", setzte ich an, nachdem wir eine Weile lang jeder still an seinem Drink genippt hatten.

"Wieso bist du hier?", fragte ich.


Jungkooks und meine Blicke trafen sich, als er auch zu mir guckte.


Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern.

"Ablenkung...", murmelte er etwas nachdenklich.

"Nur ein bisschen den Kopf frei bekommen."

Seine Augen wirkten unfassbar dunkel während er exakt meine Gründe nannte.


Unwillkürlich musste ich schmunzeln.

"Ablenkung?", fragte ich verständnishalber nach.

Dieses Wort ließ eine Menge Interpretationsfreiraum.


Die Mundwinkel meines Gegenübers zogen sich nach oben.

"Ja, man.", er verdrehte kurz die Augen.

"Sex.", spezifizierte er seine Wortwahl.


Als ich daraufhin nur ein bisschen kicherte, gab Jungkook die Frag einfach zurück.

"Und du?", wollte er wissen.

Dabei sah er mir so tief in die Augen, dass ich einen Moment lang vergaß, dass sich ein Stuhl Abstand zwischen uns befand...


Schwach lächelte ich.

"Das selbe.", antwortete ich, den etwas bitteren Unterton in meiner Stimme versteckend.

Ich fand meinen Grund, hier zu sein, ein bisschen erbärmlich.

Mit irgendwem etwas anfangen zu wollen, nur um nicht an jemand anderen denken zu müssen...


Allerdings fühlte es sich gar nicht mehr so schlimm an, wenn man bestätigt bekommen hatte, dass es dem anderen genauso ging.

Zunehmend mehr versank ich den schokoladenbraunen Seelenspiegeln meines Gegenübers.


Zu wissen, dass es Jungkook genauso wenig um mich ging, wie es mir um ihn ging, war auf eine sehr absurde Art und Weise tröstlich...



Sekunden vergingen, in denen wir uns anguckten.

Das kleine Grinsen, was sich nach meiner Antwort auf Jungkooks Lippen gelegt hatte, verschwand nicht mehr.

Meins genauso wenig.


Immer stärker wurde das Kribbeln.

Die Sehnsucht nach dem, was ich vorhin schon gewollt hatte...



"Also...", es irgendwann nicht mehr aushaltend, rückte ich ein wenig an den Dunkelhaarigen heran.

"Wie war das vorhin mit der Kneifzange?~", wollte ich mit süßer Stimme wissen.


Jungkook schmunzelte.

"Ich wäre vielleicht bereit, darauf zu verzichten...", seine Hand fand den Weg auf mein Bein, bevor er sich zu meinem Ohr lehnte.

"...vorausgesetzt, du lässt die Schutzhandschuhe weg~", hauchte er, halb ironisch, halb verführerisch. 


Mir entwich ein kleines Lachen, bevor ich nickte.

"Ausnahmsweise.", scherzte ich.

Belustigung leuchtete in unser beider Augen, als wir uns danach wieder anguckten.



"Das bleibt aber unter uns, ja?", wollte der Dunkelhaarige noch wissen.


Wieder bekam er ein Nicken als Antwort.

Als ob ich Wert darauf legte, rumzuerzählen, dass ich es mit einem von der North-High getan hatte....


Grinsend machte ich eine Kopfbewegung in Richtung der Clubtoiletten.



Auch wenn ich nicht leugnen konnte...


Ohne noch länger zu zögern, griff ich nach Jungkooks Hand.


...dass mir das gerade komplett egal war.



"Ich sag nichts, wenn du nichts sagst.", versprach ich.



Ich wollte mich nur endlich besser fühlen...



Na wer hätte diese Entwicklung erwartet xDD

Tbh ist es so ungewohnt für mich Jikook mit so einer Dynamik zu schreiben.
Enemies to Lovers ist normalerweise nicht unbedingt mein favorite trope, weil es wahnsinnig schnell toxisch wird, wenn man es mit der Abneigung übertreibt.
Ich hab beim schreiben auch gemerkt, dass es wirklich schwer ist, ein gesundes Mittelmaß zu finden, zwischen Sticheleien, die aus Schul-Rivalität heraus entstehen und echter Abneigung.
Dazu kommt, dass Jikook bei mir in ihren Stories meist durch und durch fluffy ist...und bei meinen Vminkook-Stories maximal irgendwie lustig, aber nicht so provokativ, wie hier.

So yeah...
Sehr tricky alles. ^^"

Ich hoffe, ich hab es trotzdem gut darstellen können.
Wie wirken die beiden bis jetzt auf euch?
Feedback hilft mir sehr <3

Träumt nachher süß ⭐🌙

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