Kapitel 25

"Can I call you back?" - shy martin

https://youtu.be/UPAb3XYXTV0

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Gleichmäßig zogen die Straßenlaternen vor meinen Augen vorbei.

Leise drang die Musik aus der Bluetooth-Anlage in meine Ohren.

Davon abgesehen war es ruhig.

Mein Blick war auf die Straße gerichtet.

Jungkook hatte sein Gesicht in seine Hand gestützt und guckte aus dem Fenster.

Auch er schaute den Straßenlaternen zu.


Wie immer, wenn Stille zwischen uns herrschte, hing ich meinen eigenen Gedanken nach.

Es waren nur nicht ganz meine üblichen Themen.

Vielleicht lag es daran, dass Jungkook noch neben mir saß...

Daran, dass wir uns auf dem Weg zu meinem Wagen tatsächlich ziemlich nett unterhalten hatten.

Oder daran, dass er meine Hand die ganze Zeit über nicht losgelassen hatte.

Allerdings schien es mir heute schwer zu fallen, ihn aus meinem Kopf zu bekommen.


Im Gegensatz zu den letzten Malen, wo meine Gedanken praktisch in dem Moment, in dem Jungkook und ich fertig gewesen waren, wieder bei Tae gelandet waren, konnte ich heute einfach nicht aufhören.

Immer wieder zuckte mein Blick kurz zu ihm, bevor ich mich wieder auf die Straße konzentrierte.

Ich stellte fest, dass Jungkook etwas sonderbar angenehmes hatte, wenn er ruhig war.

Dass es mich, obwohl es schon häufiger plötzlich still zwischen uns geworden war, nie wirklich gestört hatte.

Ganz im Gegenteil...

Wahrscheinlich weil Jungkook und ich uns von Anfang nicht so viel zu sagen gehabt hatten, kam es mir ziemlich natürlich vor, wenn keiner von uns sprach.

Wenn wir mal keine Witze machten.

Wenn wir zusammen jeder für sich waren.


Viel besser konnte ich es nicht in Worte fassen...

Dieses Gefühl, dass ich schon damals im Club gehabt hatte.

Diese seltsame Ahnung, dass unter Jungkooks offensiver Verspieltheit etwas schlummerte...

Etwas, das sein breites Grinsen manchmal einfach verschwinden ließ.

Ein kleiner Funken, der ab und zu in seinen dunklen Schokoladenaugen auftauchte.

Der dafür sorgte, dass Jungkook gerade einfach aus dem Fenster schaute.

Als wäre seine positive Energie aufgebraucht...

Ich konnte förmlich spüren, dass er gerade ganz woanders war.


Ein Teil von mir fragte sich, woran er dachte.

Ob diese Sache der Grund sein könnte, dass er in den letzten Wochen immer wieder auf mich zugekommen war.

Der Grund, wieso er "Ablenkung" suchte.


Ich war etwas neugierig.

Gleichzeitig wäre mir in hundert Jahren nicht in den Sinn gekommen, ihn zu fragen.

Einerseits, weil ich auch nicht wollte, dass er mich fragte.

Andererseits, weil es mir komisch vorkam, Jungkook besser kennenzulernen.

Weil das eigentlich überhaupt nicht war, was ich von ihm wollte.

Weil es sich gleichzeitig viel zu natürlich anfühlte...

Die Frage bezüglich Yoongi war mir ganz von selbst über die Lippen gekommen.

Und auch als Jungkook mich danach wegen Hobi gefragt hatte...

Es hatte sich gut angefühlt.

Leicht.

So wie sich irgendwie alles mit ihm gut und leicht anfühlte...



Meinen Blick weiterhin auf die Straße gerichtet, spannte ich meinen Kiefer an, während ich erneut vor der selben Frage stand, vor der ich mich den ganzen Abend schon drückte.

Der immer wiederkehrenden Frage, ob es schlimm wäre, wenn zwischen Jungkook und mir vielleicht doch irgendwas wäre.

Ein total zwangloses Etwas.

Aber eben trotzdem ein Etwas.

Ein "nicht nichts".


Ein Teil von mir war sich sicher, dass ich komplett überreagierte.

Dass man das mit Jungkook überhaupt nicht mit dem vergleichen konnte, was zwischen Tae und mir war.

Ich hatte damals nicht einfach so angefangen, mit Tae zu schlafen.

Ganz im Gegenteil...

Immer und immer wieder waren meine Augen an ihm hängen geblieben, wenn ich ihn im Kunstraum entdeckt hatte.

Immer und immer wieder war ich irgendwann absichtlich zu diesem Raum gegangen.

Tae hatte noch kein Wort mit mir gesprochen gehabt, da hatte ich bereits seine Nähe gesucht.

Ich hatte mich schon damals in ihn verliebt.

Ohne etwas über ihn zu wissen.

Ohne dass er mir irgendeinen Anlass gegeben hätte...

Es war ganz von selbst passiert.

Einfach so...

Wie in irgend so einem peinlichen Liebesfilm.


Entsprechend gab es eigentlich keinen Grund, Angst vor dem zu haben, wie sich das mit Jungkook anfühlte.

Als Tae und ich zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten, hatte ich mich gefühlt wie der glücklichste Mensch auf der Welt.

Ich hatte es nicht verstanden und trotzdem nicht mal eine Sekunde darüber nachgedacht, ob es gut wäre oder nicht.

Ob es vielleicht eine "schlechte Idee" sein könnte.

Ob es wehtun könnte.

Es war mir alles egal gewesen.

Und in gewisser Weise war es das immer noch.

Ich ignorierte, wie traurig es mich machte, nicht öfter bei Tae sein zu können.

Einfach weil es sich, wenn ich bei ihm war, wie das größte auf der Welt anfühlte.

Er machte mich so glücklich...

So schrecklich, alles zerreißend glücklich.


Ich hatte noch nie gefühlt, was ich gegenüber Tae empfand.

Dagegen war das mit Jungkook...


Ich schluckte ein bisschen.

Das mit Jungkook war nichts...

Die kleinen Momente, in denen ich ihn liebenswert fand, ließen die Alarmsirenen in meinem Kopf losgehen, weil ich wusste, wie schmerzhaft es war, sich zwanglos mit jemandem zu treffen, von dem man eigentlich viel mehr wollte.

Weil ich tief in mir drin wusste, wie hoffnungslos ich mich bei Tae verrannt hatte.

Weil ich auf keinen Fall in eine ähnliche Situation geraten wollte.

Ich hatte so viel Angst davor gehabt, dass ich das Offensichtliche übersehen hatte...

Die Tatsache, dass das mit Jungkook im Vergleich zu Tae wirklich nichts war.

Mit Tae hatte ich angefangen zu schlafen, weil ich in ihn verliebt war.

Mit Tae schlief ich weiterhin, weil ich in ihn verliebt war.

Weil ich bei ihm sein wollte.

Und mit Jungkook...


Erneut zuckte mein Blick zu dem Dunkelhaarigen.

Sonderbar fühlte mein Herz sich an, als ich mich daran erinnerte, dass ich ihn noch nicht mal hatte besonders leiden können, als wir das erste Mal miteinander geschlafen hatte.

Dass ich dabei nur an mich gedacht hatte.

Daran, dass ich mich hatte besser fühlen wollen.

Dass ich für einen Moment alles hatte vergessen wollen.


Weiter zogen die Straßenlaternen vorbei, während ich mich fragte, wie es sich so komisch anfühlen konnte, sich etwas einzugestehen, das man sich vorher so sehr hatte einreden wollen.

Jedes Mal, wenn ich Jungkook irgendwie süß gefunden hatte, hatte mir das so viel Angst gemacht, dass ich mir umso aktiver eingeredet hatte, dass es nur darum ging, mich besser zu fühlen.

Als wäre es schlimm, wenn er mir dabei nicht komplett egal war.

Als wäre es schlimm, wenn ich ihn wirklich ein bisschen zu mögen begann.

Als würde es irgendwas ändern...


Nach einem halben Tag voller Grübeln festzustellen, dass die Sache, die ich mir so aggressiv eingeredet hatte, tatsächlich die Wahrheit war, fühlte sich komisch an.

Doch am Ende war es so.

Egal wie oft ich mir gedacht hatte, dass Jungkook liebenswert sein konnte...

Egal wie wohl ich mich bei ihm fühlte...

Letztendlich war es mir bei ihm eigentlich immer um das eine gegangen.

Im Club hatte ich mich auf ihn eingelassen, weil ich gehofft hatte, dass es sich einfach mal einen Moment lang leicht anfühlen würde.

In der Dusche hatte ich mich auf ihn eingelassen, weil ich gewusst hatte, dass es sich mit ihm leicht anfühlen würde.

Heute war es das selbe gewesen.

Wir hatten uns geküsst...

Wir hatten den Namen des anderen gesagt...

Und letztendlich...


Ich spürte das Gewicht von meinen Schultern fallen.

Letztendlich war es dadurch einfach noch leichter geworden.

Noch besser.

Noch ablenkender.



Lautlos atmete ich aus, während ich mich fragte, wieso ich einen ganzen Abend gebraucht hatte, um zu dieser Erkenntnis zu kommen.

Wieso es eine stille Autofahrt allein zu zweit gebraucht hatte, um zu verstehen, dass das mit Jungkook wahrscheinlich überhaupt nicht gefährlich war.

Dass es sich einfach gut anfühlte.

Dass ich genau deshalb Angst gehabt hatte.

Eine Angst, die aber nicht wirklich etwas an dem änderte, was zwischen Jungkook und mir war.

An dem "nichts".

Oder dem sehr zwanglosen "etwas".


Ein bisschen verengten meine Augen sich, als ich bemerkte, dass das tatsächlich die einzige Sache war, bei der ich mir nicht sicher war.

Die einzige Sache, bei der mir auch noch so viel Grübeln keine Antwort geben würde.



Ich bog ab, als Jungkook auf seine Straße deutete.


Als wir schließlich vor seinem Haus zum stehen kamen, schaltete ich den Motor ab.

Die Musik verstummte...

Und plötzlich war es wirklich still.

Nicht mehr nachdenklich still.

Sondern einfach still.


Jungkook hätte sich verabschieden und aussteigen können.

Allerdings tat er nichts dergleichen...

Stattdessen blieb er ruhig.

Er blieb sitzen.

Fast als würde er es spüren...

Als würde ihm bewusst sein, dass nach allem was heute passiert war und nachdem er derjenige gewesen war, der die letzten zwei Wochen auf mich zugekommen war, nun Etwas im Raum stand.


Ich schloss meine Augen.

Kurz holte ich Luft, bevor ich einfach fragte.

Bevor ich versuchte, dem "Etwas" einen Namen zu geben.


Diesem "Etwas"...

"Sag mal..."

...das inzwischen wahrscheinlich...

"...was genau..."

...ein "wir" war.


"Was ist das mit uns?"


Hier noch ein ganzes Kapitel voller Gedanken für Just_ich , weil er/sie/they es im letzten Kapitel schon belastend Fand, wie viele Gedanken Jimin sich macht xDD

I'm joking ofc. ^^
Ich hatte es im letzten Kapitel nur in den Kommis gesehen und fand es dann ironisch, weil ich (tatsächlich unintentional) dann jetzt noch ein ganzes Kapitel nur mit Gedanken nachgeschoben hab. xD 

But you know...
Also erstmal hab ich einfach immer nachdenkliche Hauptcharas, weil ich einfach so gerne Gedanken schreibe.
Und ofc gehört es bei Jimin auch dazu.
Wenn er das mit Kookie komplett gedankenlos annehmen würde, wäre es ja irgendwie schwerer, Vminkook zusammenzupuzzlen, right? x3

Wegen letzterem fand ich es dann eigentlich auch ganz gut, nochmal so ein zusammenfassendes Kapitel zu haben, in dem deutlich wird, warum Jimin sich vorher so viele Gedanken gemacht hat und wieso er zukünftig aber vielleicht trotzdem etwas sorgloser an die Sache mit Kookie herangehen wird.
Plus ich hab eine tolle Einleitung für das Gespräch gefunden, das die beiden eh noch führen müssen x3

Wie hat euch das Kapitel gefallen?
Fandet ihr es gut als Zusammenfassung oder war das vorher alles schon so klar?
Und findet ihr Sommernacht-Autofahr-Kapitel auch so intense moody und toll oder bin das nur ich? xD
Please tell me <3

Btwwww hab ich mir neulich abend (weil ich die Moodyness so geil fand und einen neuen Sperrbildschirm brauchte) auch ein Wallpaper für Sciamachy gemacht.
Ich finde es ist super geworden, deshalb zeige ich es euch heute als Abschlussbild ^^

Ist es nicht wunderschön?*-*
(Falls ihr es haben möchtet könnt ihr es euch übrigens einfach auf meinem Pinterest runterladen - ist in meinem Linktree unten an meinem Wattpad-Profil verlinkt. ^^)

Ich wünsche euch schonmal einen schönen dritten Advent morgen 🎄

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