Prolog

Am Anfang war die Dunkelheit. Aber dunkel war viel, daher war diese Erkenntnis wenig hilfreich. Die Nacht, die Träume, alles, vom Schließen der Augen bis zum Öffnen dieser, war beherrscht von Dunkelheit. Ein Umstand, der Zar nicht störte.

Wäre diese Dunkelheit nicht gefüllt mit Leere. Leere dort, wo er eigentlich etwas erwartete, ohne zu wissen, was es war. Oder was es sein konnte. Leere, die ihn auslachte und verhöhnte, ihn mit stummen Zungen verdammte und das endgültige Ende wünschte. Wenn er nur lange genug in diese leere Dunkelheit starrte, so hoffte er, würde irgendwann etwas zurück starren. Und sei es nur sein eigenes Spiegelbild, das ihn mit Blicken sezierte, wie ein Räuber seine Beute ins Visier nahm.

Und wenn du stirbst, dann sterbe ich mit dir. Die Stimme, die diese Worte so tief in seinen Verstand gepflanzt hatte, existierte nicht mehr, genauso wenig, wie die Erinnerung an den Körper dazu in Zars Kopf existierte. Aber sie war wichtig gewesen. Er wollte diese Stimme nicht im Stich lassen und dennoch war Schuld das einzige Gefühl, das ihn nach dem ersten Erwachen aus seiner Leere wochenlang geplagt hatte. Er hatte sie im Stich gelassen. Diese freundliche und doch kalte Stimme, die bestimmt einmal seine gesamte Existenz erfüllt hatte. Vor der Dunkelheit. Vor der Leere. Aber er lebte, woher kam also diese Schuld?

Nicht einmal Vegas traumhafter Anblick hatte dieses lichtlose Gefühl aus seiner Brust kratzen können und es haftete wie klebriges Pech an jedem seiner Atemzüge. Wand sich in jede noch so kleine Spalte und sickerte stetig in jeden Winkel seiner Existenz. Es machte ihn nicht traurig, ließ ihn aber mit einem unmöglich zu sättigenden Hunger zurück.

Hunger auf alles, was durch den Tod des Mondes ausgelöscht worden war, auf die Menschen, die nach Veilchen duftenden Brisen am Morgen, das Gefühl von Bucheckern zwischen den Fingern und die einsame Stille in der Nacht, auf das Funkeln der Sterne und das Flimmern von Schnee. Aber wie die Leere hinter seinen Augenlidern war auch dieser Hunger lediglich das Endprodukt eines längst vergessenen Umstandes. Er kannte die Worte für die Dinge, nach denen er sich verzehrte, nicht aber deren Ursprung.

Er wusste nur eins: Er wollte immer mehr, selbst wenn er dafür sich selbst und die Welt zerreißen musste.

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