20.
"Tairuuuuu!", rief Tori, sobald er in Sichtweite kam und der Junge Uchiha sah mich leidend an.
"Warum tun Sie mir das an, Sensei?", jammerte er, bevor sein Cousin ihm um den Hals fiel.
"Wir haben uns ja ewig nicht gesehen, immer wenn ich dich besuchen wollte, haben deine Eltern gesagt, du wärst mit deinem Hund spazieren", beschwerte Tori sich, er bemerkte anscheinend nicht, wie sehr Tairu versuchte, sich auf seinem Griff zu befreien.
"Jetzt fehlen nur noch Kotetsu und Izumo, oder?", fragte ich Genma und er nickte.
"Entschuldigung!", ertönte Izumos Stimme und Kotetsu hinter sich herziehend bog er um eine Ecke.
"Ich musste diesen Langschläfer noch abholen, sonst wäre ich pünktlich gewesen", erklärte er und verbeugte sich knapp, Kotetsu murmelte schmollend etwas unverständliches.
"Dann wären wir vollständig, wollen wir anfangen?", fragte Genma, woraufhin ich nickte und Fuji und Mari zu uns winkte, die sich abseits leise unterhalten hatten.
"Wie wär's mit einem Kampf zwischen den Teams? Dann können wir sehen, wer der bessere Sensei ist", schlug ich vor und grinste Genma herausfordernd an.
"Sehr gut, aber dir ist hoffentlich klar, dass meine Schüler gewinnen werden, oder?", stichelte er zurück und ich verengte meine Augen.
"Das werden wir ja sehen!"
"Ähm, Sensei... können wir schon mal anfangen?", fragte Mari und sah uns wie die anderen mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"J-ja, natürlich. Entschuldigt", murmelte ich peinlich berührt und die sechs gingen in Kampfstellung.
Genma gab das Zeichen zum Start und wir beide setzten uns nebeneinander, um sie zu beobachten.
"Der Verlierer muss dem Gewinnerteam nachher Ramen bei Ichirakus ausgeben", forderte ich und mit einem siegessicheren Lachen stimmte er zu, woraufhin ich mich wieder dem Kampfgeschehen zuwandte.
Mari und Fuji kämpfen gemeinsam gehen Kotetsu und Izumo, die als Team erstaunlich gut zusammen arbeiteten, während Tori Tairu in einen Einzelkämpfer entwickelte.
Bei näherem Hinsehen erkannte ich etwas rotes in den Augen des Langhaarigen.
"Genma! Sag bloß, Tori hat sein Sharingan schon erweckt?"
Mit einem breiten Grinsen nickte er stolz.
"Ganz genau, wenn auch nur jeweils ein Tomoe. Er ist aber auch bereits dreizehn Jahre alt, also älter als Tairu", erklärte er schmunzelnd.
Trotzdem war es eine reife Leistung, es schon in einem jungen Alter erweckt zu haben, auch wenn es schien, als könne er es noch nicht sonderlich gut benutzen.
"Was soll denn das, Tairu?", beschwerte Tori sich lautstark, "du weichst mir die ganze Zeit nur aus, so macht das Kämpfen doch gar keinen Spaß!"
"Aber selbst anzugreifen wäre sinnlos, ich bin nicht gut im Taijutsu", entgegnete sein Gegner genervt.
"Niemand hat gesagt, wir sollten nur so kämpfen. Nin- und Genjutsu sind auch erlaubt."
Tairu seufzte und formte ein paar Fingerzeichen, die, wie ich sofort erkannte, für das Gokakyū no Jutsu waren.
Das grelle Licht des Feuers blendete mich kurz, und als ich die beiden wieder erkennen konnte, lag Tori am Boden und mein Schüler stützte sich mit einem Fuß auf seinen Rücken.
"Gah, warum bist du so stark?", beschwerte Tori sich, "He! Ko, Izu, ihr müsst gewinnen!"
"Verlass dich auf uns!", riefen seine beiden Teamkameraden im Chor und Fuji warf einen besorgten Blick in Toris Richtung.
"Lass dich nicht ablenken!", rief Mari ihr zu und sie zuckte zusammen.
"Oh, e-entschuldige!", stammelte sie erschrocken und entkam nur knapp einem von Kotetsus Schlägen, wofür der nächste sie allerdings mitten im Gesicht traf.
Mari schrie erschrocken auf, als ihre Schwester gegen sie fiel, doch schnell richtete Fuji sich wieder auf.
Ihre Lippe war aufgeplatzt und Blut lief ihr Kinn herunter, was sie aber nicht zu stören schien, denn blitzschnell formte sie Fingerzeichen und sperrte Izumo in ein Genjutsu.
"He, was machst du denn? Steh nicht so faul rum", meckerte Kotetsu ihn an, der anscheinend nichts mitbekommen hatte.
Mari nutzte diese Chance und bombardierte den Schwarzhaarigen mit Schlägen und Tritten, bis er ihren rechten Fuß mit einer Hand fixierte.
Sie machte eine halbe Drehung und trat ihm mit dem anderen ins Gesicht, was ihm zum Stolpern brachte und er sie losließ.
Mit einem Schlag in die Magengrube entschied sie schließlich den Kampf für sich, denn Kotetsu stand nicht wieder auf.
"Tja, ich hoffe, du hast genug Geld. Auch wenn sie nicht so aussieht, Fuji kann 'ne ganze Menge verdrücken", lachte ich und zwinkerte zu Genma, welcher mit einem resignierten Seufzen den Kopf hängen ließ.
"Sieht aus, als könnte ich dich noch immer nicht besiegen", schmunzelte er und ich klopfte ihm auf die Schulter.
"Kopf hoch, du schaffst das schon irgendwann", lachte ich und stand auf.
"Kommt mit, Genma-sensei gibt uns allen Ramen bei Ichirakus aus!", rief ich unseren Schüler zu, die sich, alle bis auf Tairu natürlich, angeregt unterhalten hatten.
"Juhu!", riefen Mari und Tori freudig und auch die anderen schienen das toll zu finden, mit einer Ausnahme.
"Ich mag kein Ramen, also lieber nicht", lehnte Tairu ab und stapfte von dem Platz.
Kopfschüttelnd sah ich ihm hinterher.
"Tut mir Leid, er ist immer so. Ich sollte mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden", entschuldigte ich mich bei Genma, der das mit einer Handbewegung abtat.
"Schon in Ordnung, meinem Geldbeutel tut's gut", lachte er und ich stimmte mit ein.
Wir waren fast an unserem Ziel angekommen und Mari stritt sich mit Kotetsu und Izumo darüber, welche Sorte Ramen am besten schmeckte, als ich zwei bekannte Gesichter auf der anderen Straßenseite sah.
"Ich bin gleich wieder da, bestellt schon mal eine Portion Miso für mich, ja?"
Ich ließ Genma nicht einmal antworten und lief zu den beiden Frauen rüber.
"Kushina, Mikoto-san. Es freut mich, sie beide wieder zu sehen", begrüßte ich sie und verbeugte mich kurz.
"Ah, Yuna-chan! Es ist wirklich lange her, was?", lächelte Kushina, Mikoto stimmte ihr zu.
"Wie geht's dir denn so? Kommst du klar mit deinem Team?", fragte sie.
"Es ist wirklich schön, die drei zu unterrichten. Manchmal gibt's natürlich Probleme, aber nichts schwerwiegendes", berichtete ich, "und danke noch einmal für die Hilfe."
"Ach, das freut mich. Und kein Problem, ich hab ja eigentlich gar nichts gemacht", lachte die Rothaarige und Mikoto und ich stimmten mit ein.
"Ähm... Kushina, Mikoto-san, könnte es sein, dass...", stammelte ich und warf einen Blick auf die Bäuche der beiden, anstatt meinen Satz zu beenden.
"Wenn du wissen willst, ob wir schwanger sind, liegst du richtig. Mikoto ist schon weiter als ich, ihr Kind wird schon ziemlich bald kommen", berichtete Kushina freudestrahlend.
"Herzlichen Glückwunsch! Wissen sie beide schon, ob es Mädchen oder Jungen werden? Und haben sie schon Namen?", hakte ich neugierig nach und Mikoto musste schmunzeln.
"Es werden beides Jungen sein, Fugaku und meiner soll Sasuke heißen, wie der Vater von Sandaime-sama", erzählte sie und ich lächelte.
"Das ist ein toller Name, er wird bestimmt ein talentierter Shinobi, wie sein Bruder. Haben Minato-sensei und du schon einen Namen?"
Kushina schüttelte nachdenklich den Kopf.
"Nein, noch nicht. Wir wollten uns etwas Zeit nehmen für diese Entscheidung."
"Natürlich, das ist schließlich wichtig", antwortete ich verständnisvoll, als mir plötzlich etwas einfiel.
"Ach ja, Kushina. Wie ist es eigentlich bei der Geburt, wegen... naja, dem Siegel des Kyuubis?"
Es war kein Geheimnis, dass die Frau des Hokage den Bijuu in sich hatte, aber es war mir etwas unangenehm, es anzusprechen.
"Das Siegel wird sich wahrscheinlich etwas lockern, aber es wird nichts ernstes passieren. Trotzdem werden wir Sicherheitsvorkehrungen treffen, also keine Sorge", versicherte sie mir.
"Sensei! Kommen Sie schnell, das Ramen wird kalt!", schallte Maris Stimme durch die Straße und peinlich berührt färbten sich meine Wangen leicht rot.
"E-Entschuldigung, das war meine Schülerin. Ich muss gehen, bis bald", verabschiedete ich mich schnell und machte eine kurze Verbeugung, bevor ich mich auf den Weg machte.
Kushina und Mikoto winkten mir lachend hinterher.
"Mari! Du kannst doch nicht einfach so durch die Gegend schreien! Das ist unhöflich gegenüber den Passanten und kannst du dir vorstellen, wie peinlich das für mich war, ich-", schimpfte ich, sobald ich bei den anderen ankam.
"Ganz ruhig, Yuna", beruhigte Genma mich und deutete auf einen freien Platz, auf dem eine gefüllte Schüssel stand, "sie wollte doch nur nicht, dass dein Essen kalt wird."
Ich ließ mich auf den Stuhl fallen und nahm mir ein Paar Stäbchen.
"Trotzdem sollte man das nicht einfach so machen", erwiderte ich und begann, zu essen.
Das Thema war allerdings ziemlich schnell vergessen, da Tori Fuji zu einem Esswettbewerb herausforderte, nachdem er gesehen hatte, wie viel sie verputzen konnte.
Genma war überhaupt nicht begeistert und murmelte irgendetwas von seinem armen Geldbeutel, aber gegen uns kam er damit nicht an.
"Los, zeig ihm, was du kannst!", feuerte Mari ihre Schwester an, welche ohne mit der Wimper zu zucken ihre neunte Portion verschlang.
"Nicht aufgeben, Tori", ermunterte Izumo den Uchiha, welcher sich noch mit der Achten bemühte, während Fuji schon die Zehnte bestellte.
"Genau, verlier nicht nochmal!", fügte Kotetsu aufgeregt hinzu und lieferte sich ein Blickduell mit Mari.
"Gebt es auf, Jungs, gegen Fuji habt ihr keine Chance", lachte ich triumphierend, während Genmas einziges Lebenszeichen ein immer schneller werdendes Atmen war.
Toichi und Ayame rannten hektisch durch die Gegend und schienen ziemliche Probleme damit zu haben, so viel Ramen in so wenig Zeit zu servieren.
Und als Tori schließlich mit einem Rückstand von zwölf zu fünfzehn aufgab, waren alle Anwesenden aus der Puste.
Wobei Mari und ich nicht mehr gemacht hatten, als lautstark mit Kotetsu und Izumo zu wetteifern, wer besser im Anfeuern war.
Aber sogar das kostete mehr Kraft als gedacht.
"Was ist denn hier los?", ertönte eine vertraute Stimme vom Eingang her und überrascht drehte ich mich auf meinem Stuhl um.
"Anko!"
"Na, wie geht's, Yuna, Genma?"
Kaum hatte sie ihren Satz zu Ende gebracht, fiel ich ihr um den Hals.
"Gah! Überrasch mich doch nicht so", lachte sie und erwiderte meine Umarmung.
"Oh, 'tschuldige. Wir haben uns nur 'ne Weile nicht gesehen. Bei dir alles klar?"
Wir lösten uns von einander und sie nickte langsam.
"Ja, naja, bei mir passiert nicht wirklich viel. Aber du scheinst ja Spaß zu haben."
"Stimmt", schmunzelte ich, "die beiden Mädchen sind aus meinem Team, Mari und Fuji. Die drei Jungs stehen unter Genmas Fuchtel", erklärte ich kurz und ergänzte meine Vorstellung durch Handzeichen auf die jeweiligen Personen.
"Wo du gerade von ihm redest, geht's Genma gut? Er sieht irgendwie... tot aus", hakte sie besorgt nach.
"Ach, mach dir um den keine Sorgen, er hatte versprochen, das Essen zu zahlen."
Als Anko die Stapel leerer Schüsseln sah, prustete sie los und legte eine Hand auf Genmas Schulter, bevor sie sich auf den letzten freien Platz setzte.
"Sensei, Fuji und ich müssten langsam nach Hause", bemerkte Mari und erhob sich.
"Ja, natürlich. Wir treffen uns morgen früh wie immer. Gute Nacht", verabschiedete ich die beiden, die uns daraufhin verließen.
"Wir gehen dann auch mal. Kotetsu, hilfst du mir, diesen Spaßvogel zu tragen?", fragte Izumo seinen Freund und zusammen hievten sie Tori hoch, der sich mit dem vielen Essen im Bauch nicht mehr richtig bewegen konnte.
Nachdem er erst ein paar mal von ihren Schultern abgerutscht war, machten auch die drei sich auf den Weg und ließen Anko, Genma und mich alleine.
"Ich glaube, das ist das erste mal, dass ich dich etwas anderes als Dangos essen sehe", stellte ich trocken fest, als Anko sich über ihre Portion Ramen hermachte.
"Sehr witzig", brachte sie mit vollem Mund hervor, wobei ich allerdings nur raten konnte, was sie sagte.
"Sag mal Yuna", begann sie, nachdem ihr Mund wieder leer war und ein undefinierbares Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, "was ist jetzt eigentlich mit Genma und dir?"
Von einer Sekunde auf die andere nahm mein Gesicht eine Farbe an, die sogar Kushinas Haaren Konkurrenz machte.
"W-was meinst du? I-ich...", stammelte ich verlegen und schaute überall hin, nur nicht zu ihr oder Genma.
"Aha, hab ich's mir doch gedacht", schmunzelte sie, "aber ehrlich, ihr solltet das irgendwann mal klären, schließlich geht das schon seit der Akademie so mit euch."
"Ähm... wenn ich auch mal etwas dazu sagen dürfte...", meldete sich Genma schließlich zu Wort, der anscheinend endlich seinen immensen Geldverlust überwunden hatte.
"Ja, aber gerne doch", ermutigte Anko ihn und zog eine Augenbraue hoch.
"Ich denke, dass..."
Anstatt seinen Satz zu beenden, schaute er mir kurz direkt in die Augen, bevor er seine Lippen auf meine presste.
Wie eingefroren saß ich auf meinem Platz, Anko schnappte überrascht nach Luft, um nur einen Moment später freudig etwas zu rufen, allerdings konnte ich ihre Worte nicht verstehen, dafür dröhnte mein eigener Herzschlag zu laut in meinem Kopf.
Auch, als Genma sich wieder von mir löste, bewegte ich mich keinen Zentimeter, sondern starrte nur geradewegs nach vorne, in seine Augen.
Sein Gesicht hatte ein ähnliches Rot wie meines angenommen und er klappte seinen Mund immer wieder auf und zu, ohne jedoch einen Laut von sich zu geben.
"Huh, was ist los, Yuna? Hat's dir die Sprache verschlagen?", fragte Anko und fiel vor Lachen fast vom Stuhl.
"I-ich muss kurz an die frische Luft", murmelte ich und stolperte nach draußen, die Fragen, ob alles in Ordnung wäre ignorierend.
Mehrere tiefe Atemzüge später hatte sich mein Puls wieder einigermaßen beruhigt und ich lehnte mich mit dem Rücken an eine kalte Hauswand.
Genau wusste ich nicht, was diese Reaktion bedeuten sollte, schließlich hatte ich Genma wirklich gern, aber nachdem, was am Tag vorher erst geschehen war, kam ich damit nicht ganz klar.
Obwohl, nein, eher weil es mir gefallen hatte, fühlte ich mich jetzt unglaublich schlecht, als würde ein Sturm in mir toben.
Einerseits wollte ich die Vergangenheit hinter mir lassen, ein neues Leben führen und tun, was mich glücklich machte, aber ich konnte nicht einfach so tun, als hätte ich Orochimaru niemals geliebt.
Meine Gedanken wirbelten durcheinander, ein Kampf entbrannte, während ich einfach nur dort stand und in den inzwischen mit Sternen gesprenkelten Himmel starrte.
"Yuna?"
Mein Blick wanderte zur Seite, wo ich Genmas Gestalt sehen konnte.
"Es... tut mir Leid wegen gerade", fuhr er nervös fort, "aber ich dachte wirklich, dass du genauso fühlst wie ich und dass es für dich okay wäre..."
Er biss sich auf die Lippe und schluckte schwer.
Müde begegneten meine Augen seinem reuevollen Blick und mein Magen zog sich zusammen.
"Tut mir Leid, ich kann das nicht", murmelte ich und drehte ihm den Rücken zu.
Kurz hielt ich noch inne, dann kramte ich meinen Geldbeutel aus meiner Tasche und warf ihn ihm zu.
"Es ist gerade nicht viel drin, aber so musst du nicht die ganze Rechnung allein übernehmen", erklärte ich noch knapp, dann ließ ich ihn alleine dort stehen und verschwand hinter der nächsten Ecke.
Ich hatte ihn verletzt.
Es war ein schreckliches Gefühl, das zu wissen, aber es würde ihm noch mehr wehtun, an meiner Seite sein zu wollen.
So war es bisher immer gewesen.
Ich wollte nicht schon wieder, dass einem Menschen der mir wichtig war, wegen mir etwas zustieß.
Und trotzdem konnte ich die warmen Tränen schon auf meinen Wangen spüren, bevor ich an meiner Wohnung ankam.
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