16.
"Und, wie war es, Mikoto-san?", fragte ich etwas verunsichert, als Itachi nach dem Training wieder auf seinem Zimmer war.
"Für das erste mal gar nicht so schlecht, aber du solltest versuchen, selbstbewusster zu sein. Ich bin überzeugt, dass du eine großartige Kunoichi bist, also sei auch gerne etwas strenger. Wenn man verunsichert ist, nehmen Kinder einen für gewöhnlich nicht wirklich ernst", erklärte sie und ich versuchte, mir alles zu merken.
"Vielen Dank für den Ratschlag, Mikoto-san, und auch dafür, dass ich mit Itachi üben darf", lächelte ich.
Als sie gerade etwas sagen wollte, ertönte jedoch das Geräusch der Tür und kurz darauf kam ein mir nicht ganz unbekannter Mann in die Küche.
"F-fugaku-sama!", haspelte ich und verbeugte mich schnell.
Er nickte mir nur knapp zu und wandte sich dann seiner Frau zu.
"Ah, das ist Uchiha Yuna, sie trainiert Itachi etwas. Ihr wird nämlich in Kürze ein eigenes Genin Team zugewiesen", antwortete diese auf seine nicht ausgesprochene Frage.
"Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit bekomme", fügte ich hinzu.
"Ich verstehe", murmelte unser Clanoberhaupt nur und ich warf einen Blick auf die Uhr.
"Es ist bereits spät, also werde ich nun gehen. Entschuldigen sie mich bitte."
Ich verneige mich erneut und verließ anschließend das Haus.
Auf dem Weg zu meiner Wohnung hielt ich noch kurz bei einem Ramenlokal, von dem Genma mir vor einer Weile erzählt hatte, allerdings war ich zuvor noch nie dort gewesen.
Erstaunlicherweise war niemand sonst da, als ich mich hinsetzte, obwohl der Laden einigermaßen bekannt war.
"Willkommen bei Ichiraku", begrüßte ein älterer Herr mich und ich hab meine Bestellung auf.
Bloß einige Minuten später stand das dampfende Misoramen mit einer Extraportion Narutomaki vor mir.
"Sie sind zum ersten Mal hier, oder?", fragte das Mädchen, das aussah, als wäre es ein paar Jahre jünger als ich, und ich nickte mit vollem Mund.
"Aber das schmeckt so gut, wahrscheinlich werde ich in Zukunft öfter herkommen", lachte ich.
"Das freut uns natürlich", lächelte der Mann. "Mein Name ist Toichi, das hier ist meine Tochter Ayame."
"Ich bin Yuna, schön, sie beide kennenzulernen", stellte ich mich ebenfalls vor.
Mit einem leisen Geräusch fanden die Shuriken ihren Ziele in der schwarzen Mitte der Scheibe und Itachi wandte sich zu mir.
"Wie war das, Yuna-san?"
"Sehr gut, Itachi-kun!", rief ich und ging auf ihn zu. "Allerdings hast du eine kleine unnötige Bewegung gemacht, ohne die du ein bisschen Energie sparen könntest. Schau mal..."
Ich nahm mir ein paar Wurfsterne und ging in Wurfposition, Itachi schaute genau zu.
"Kurz vor dem Werfen hast du deinen Oberkörper etwas zur Seite und wieder zurück gedreht, um mehr Schwung zu haben, aber das ist gar nicht nötig. Einmalig ist das vielleicht keine große Sache, aber sowohl im Training, als auch in einem Kampf kann die kleine Menge an Kraft, die dabei verloren geht einen großen Nachteil für dich schaffen."
Ich demonstrierte es während meiner Erklärung mithilfe von Würfen und Itachi nickte langsam.
"Also ungefähr... so?"
Er ging in Stellung und beförderte die Shuriken erneut in das Schwarze der Zielscheibe.
"Genau!", lachte ich, schon wider begeistert, wie schnell er lernte.
Die zwei Wochen, in denen wir jeden Tag gemeinsam trainiert hatten, waren wie im Flug vergangen.
Itachi war wirklich ein außerordentlich interessantes Kind, ein wahres Genie.
Und trotzdem wirkte er kein bisschen arrogant.
Wir kamen wirklich gut miteinander klar, und nach einer Woche hatte Mikoto uns sogar alleine zu den Trainingsplätzen gehen gelassen.
"Yuna-san?", riss mich Itachis Stimme aus den Gedanken und zuckte zusammen.
"Äh, ja? Was gibt's?"
"Es ist schon ziemlich spät, wir sollten allmählich zurück gehen", erklärte er und ich sah mich um, die Sonne stand tatsächlich ziemlich tief.
"Du hast Recht, entschuldige. Ich habe die Zeit ganz vergessen."
Wir packten die Sachen zusammen und machten auf auf den Rückweg zu Fugaku und Mikotos Haus.
"Itachi-kun, es hat wirklich Spaß gemacht, mit dir zu trainieren. Ich werde das wirklich vermissen", murmelte ich und er lächelte mich an.
"Ich fand es auch immer schön mit dir, Yuna-san", antwortete er glücklich. "Besuch und ab und zu mal, ja?"
"Natürlich werde ich das! Aber du verstehst doch auch, dass ich viel zu tun haben werde mit meinem Team, oder?"
Er nickte bloß.
"Also dann... vielen Dank für alles, wir sehen uns bestimmt bald wieder", verabschiedete ich ihn, als wir bei seinem Zuhause angekommen waren.
"Ich Danke dir auch, Yuna-san", lachte Itachi und umarmte mich schnell, bevor er auf sein Zimmer verschwand.
Perplex blieb ich kurz stehen, dann müsste ich kichern.
Egal wie intelligent und talentiert er war, Itachi war einfach nur ein Kind.
Ein niedliches Kind.
Ich bedankte und verabschiedete mich ebenfalls von Mikoto und Fugaku, dann ging ich nach Hause.
Drei Tage waren es noch, bevor ich mein Team kennenlernen würde, auch wenn ich schon ein paar Infos bekommen hatte.
Allerdings war ich mir noch nicht sicher, ob ich sie mir wirklich vorher durchlesen, oder mir erst einen eigenen Eindruck machen sollte.
Naja, ich hatte haufenweise Missionen für diese drei Tage bekommen, also würde ich es heute machen müssen oder gar nicht.
Nach meinem Abendessen - welches bloß aus Reis bestand, weil mein Vorrat an Fertiggerichten und mein Geldbeutel leider leer waren - konnte ich dann doch nicht widerstehen und wollte einen Blick in die Akten der drei werfen.
Zu meiner Verwunderung jedoch, lag ganz oben in dem Ordner ein kleiner, gefalteter Zettel.
Ich öffnete ihn.
'Viel Glück mit deinen Schülern.'
Mehr stand dort nicht und verwirrt runzelte ich die Stirn, denn die Schrift kam mir etwas bekannt vor, allerdings wusste ich nicht genau, wem sie gehörte.
Nur eines stand fest, nämlich, dass die Nachricht noch nicht dort gewesen war, als Minato mir die Akten gegeben hatte.
Das müsste bedeuten...
"Jemand ist in mein Haus eingebrochen?", murmelte ich leise.
Die einzigen, die mich seitdem besucht hatten, waren Genma und Minato, der mir das Datum der Teameinteilung mitgeteilt hatte, und ich war mit sicher, dass keiner von beiden so schrieb.
Mit einem leicht mulmigen Gefühl steckte ich das Blatt in meine Tasche.
Vielleicht hatte sich einfach nur jemand einen Scherz erlaubt.
"Jiraiya würde ich so etwas zu trauen...", murmelte ich und meine Miene hellte sich auf.
"Ja, das ist ganz bestimmt von Jiraiya!"
Mit einem belustigten Grinsen im Gesicht, überflog ich die Daten meiner Schüler.
In dem Team waren zwei Mädchen und ein Junge.
Mari und Fuji Kemi, dreizehn Jahre alte Zwillingsschwestern und Tairu, ein Uchiha, der ein Jahr jünger war als die anderen.
Alle drei hatten recht gute Werte, aber ich beschloss, mir trotzdem Zeit zu lassen, denn die Persönlichkeit spielte eine größere Rolle als irgendwelche Statistiken.
"Na, Yuna. Bist du schon aufgeregt wegen deinem Team?"
"Klar doch", antwortete ich mit gesenkter Stimme und duckte mich neben Genma hinter einen umgefallenen Baumstamm.
"Und wie steht's mit dir?", stellte ich nach einer kurzen Pause die Gegenfrage.
Allerdings wurde er von einem genervten Schnalzen des Gruppenleiter unterbrochen, als er antworten wollte.
Wir grinsten uns an und fokussierten uns wieder auf das Ziel vor uns.
Eine kleine Truppe Ninja aus Iwagakure saß verteilt auf einer kleinen Lichtung, es war Ihre erste Pause, seit wir heute morgen angefangen hatten, sie zu verfolgen.
Laut unseren Informationen hatten sie vertrauliche Daten entwendet, die wir nun zurückholen sollten.
Allerdings würde das wahrscheinlich nicht sonderlich schwer werden, schließlich waren sie zu dritt und unser Team bestand aus doppelt so vielen Leuten.
Unser Teamleiter - ein leicht reizbarer Jōnin um die vierzig namens Mado - erteilte uns per Handzeichen Befehle, woraufhin wir die gegnerische Truppe sofort umstellten.
Ehe ich mich versah, waren Genma und ich schon in einem Kampf mit einer jungen Frau verwickelt, die zwar nicht sonderlich stark, aber dafür ziemlich flink war.
"Genma", begann ich und wich einem ihrer Schläge aus. "Du hast mit noch gar nicht auf meine Frage vorhin geantwortet."
"Oh, 'tschuldige, das hab ich ganz vergessen", lachte er, während unsere Gegnerin sich unter seinen Hieben wegduckte. "Natürlich bin ich aufgeregt, aber noch mehr freue ich mich darauf. Ich bin froh, dass mein Team nur aus Jungs besteht."
"Nehmt ihr mich überhaupt Ernst?", zischte die Kunoichi wütend und ich konnte nur knapp ihren Shuriken ausweichen.
"Hm? Natürlich! Aber weißt du, wir dürfen morgen unsere neuen Genin Teams kennenlernen, also hab bitte ein bisschen Verständnis", lachte Genma.
"Unterschätzt mich nicht!", schrie sie und attackierte ihn direkt mit ihrem Katana, welches er jedoch mit einem Kunai abfing und so fixierte.
Ich nutzte die Chance und stieß ihr mein Schwert in die Brust, Blut spritzte und sie fiel regungslos zu Boden.
"Kam mir das nur so vor, oder war die echt nervig?", fragte Genma und ich zuckte mit den Schultern, wischte mein Katana im Gras ab und wand mich zu den anderen um.
"Ihr habt ja lange genug gebraucht. Und ihr hättet sie auch am Leben lassen können, vielleicht hatte sie wichtige Informationen", meckerte Mado los und ich legte den Kopf schief.
"Aber die Mission war doch, den Feind zu eliminieren und die gestohlenen Infos zurückzuholen, oder?"
"Ja, schon... aber-", wollte er entgegnen, wurde allerdings von einem anderen Teammitglied unterbrochen.
"Teamführer! Ich habe etwas gefunden."
Der Mann überreichte Mado eine Schriftrolle, welche dieser mit einem Nicken in seiner Tasche verstaute.
"Sehr gut, dann kehren wir jetzt zurück."
Wir setzten uns in Bewegung, Genma und ich bildeten die Nachhut.
"He, Yuna. Wollen wir noch was essen gehen, wenn wir wieder in Konoha sind?"
Ich grinste.
"Gerne. Wie wär's mit Ichirakus?"
Er nickte und schweigend setzten wir unseren Weg fort, bis Mado abrupt anhielt.
"Was ist los?", rief ich und er deutete mit dem Kopf nach rechts, wo allerdings dank der dicht stehenden Bäume nichts zu sehen war.
"Ich spüre mehrere feindliche Gegner in mittlerer Entfernung, sie kommen auf uns zu", erklärte er und jemand fragte, wie viele Gegner er fühlen konnte.
"Ich bin nicht ganz sicher... vielleicht acht oder neun. Sie könnten zu dem Trupp von gerade gehören. Entweder ihre Verstärkung oder die haben uns in eine Falle gelockt. Macht euch bereits für den Kampf, sie sollten gleich hier sein."
Die Gruppe ging in Stellung und eine angespannte Stille entstand, nicht einmal die Vögel waren noch zu hören.
Ich zuckte zusammen, als plötzlich ein langgezogener Schrei ertönte und das Klirren von Waffen durch das Unterholz hallte.
Nach Mados Kommando setzten wir uns in Bewegung, in Richtung der Kampfgeräusche, welche jedoch allmählich wieder abebbten.
Schließlich kamen sieben Leichen in Sicht, zwischen ihnen stand ein bewaffneter Ninja.
Aller trugen das Stirnband von Iwagakure.
Als wir hinter ihm anhielten, drehte sich der letzte schwankend um und ermöglichte uns einen Blick auf mehrere riesige Wunden, die an seinem Brust- und Halsbereich klafften.
Zitternd streckte er eine Hand nach uns aus, bevor er schlaff zu Boden sackte.
"Was... um alles in der Welt ist denn hier passiert?", murmelte ich fassungslos, als ich mir die anderen Körper genauer ansah, die alle grausam zugerichtet waren.
"Kein Anzeichen von Feinden... vielleicht hat einer von ihnen die Gruppe verraten, und hat die anderen umgebracht, ist aber so schwer verwundet worden, dass er letztendlich selbst auch gestorben ist", überlegte Genma und Mado machte ein abfälliges Geräusch.
"Diesen Schweinen aus Iwa würde ich das sogar zutrauen. Die wissen ja nicht mal, was Stolz bedeutet."
Ich sagte zwar nichts, aber an diese Theorie glauben konnte ich nicht wirklich.
Selbst wenn er sie verraten hätte, wäre doch niemand in der Lage, seine Kameraden so brutal abzuschlachten.
Eher würde man ihnen einen kurzen, schmerzlosen Tod geben.
Aber Mitleid hatte ich trotzdem keines, schließlich waren diese Ninja aus dem selben Dorf wie die, die Obito auf dem Gewissen haben.
"Wirklich sicher sein können wir uns aber nicht. Aber es ist auch nicht so wichtig. Lasst und gehen", ordnete Mado an und wir machten uns erneut auf den Heimweg.
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