12.
Mit aufgerissenen Augen starrte ich fassungslos auf den geöffneten Sarg. Izuna ... mein Bruder ... dort lag er mit gefalteten Händen und einer weißen Binde über den Augen. Izuna. Tränen kamen in mir hoch und ich fing an zu zittern, mein kleiner Bruder ... tot. Ich umklammerte den Blumenstrauß, den ich in der Hand hatte, als die ersten Tropfen über meine Wangen liefen. "Tsuki-sama, der Sarg wird gleich geschlossen, sie müssen sich jetzt verabschieden", ertönte die Stimme des Mannes, der für die Beerdigung zuständig war. "Ja", flüsterte ich. Dann ging ich ein paar Schritte auf ihn zu und legte langsam und vorsichtig die Blumen über seine gefalteten Hände. Er sah so friedlich aus. Ich schluckte und trat zurück neben meinen Zwillingsbruder. Der hölzerne Deckel wurde angehoben und mein Bruder für immer verdeckt, dann ließen sie den Sarg in das Grab und er verschwand für immer unter der Erde. Ein paar Leute hielten noch Reden. Sie sprachen, als hätten sie ihn gekannt, sagten, er wäre als Held gestorben. Mir war egal wie er gestorben war, Tatsache war nur, das ich schon wieder einen Bruder verloren hatte.
Als das alles vorbei war, setzte Madara noch Izunas Grabstein aus den kleinen Erdhügel. In diesem Moment war ich glücklich, das ich nicht Clananführerin geworden war, denn sonst hätte ich das tun müssen. Und ich wusste nicht, ob es es geschafft hätte ohne einen Anfall zu bekommen. Die anderen gingen, bis nur noch Madara und ich dort standen. "Tsuki?", murmelte dieser plötzlich. "Hmm?" "Versprichst du mir was?" Ich drehte meinen Kopf und schaute ihn fragend an, er sprach weiter, während er noch immer auf Izunas Namen auf dem schwarzen Stein blickte. "Versprich mir, das du mich nicht alleine lässt." "Versprochen", flüsterte ich.
Ich saß an meinem Schreibtisch und studierte ein paar Landkarten für die nächste Schlacht. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Mann kam herein gestürzt. "Tsuki-sama! Madara-sama ist soeben eingetroffen, er ist verwundet", keuchte er außer Atem. Mit einem Ruck stand ich auf und warf so den Tisch um. Mein Herz raste, Madara, nein, nein. Bitte nicht. Ich rannte an dem Mann vorbei die Treppen runter und obwohl es nur ein paar Minuten dauerte, kam es mir vor wie Stunden. Als ich schließlich die letzten Stufen herunterrannte kam er in Sicht, zwei andere Krieger stützten ihn. "Madara-nii-san!", rief ich und kam kurz vor ihm zum Stehen. "Worauf wartet ihr noch?! Holt einen Sanitäter!", brüllte ich die Männer an, die um uns rumstanden. "Ist schon in Ordnung, Tsuki, ich brauch keinen Sanitäter. Ich muss dir etwas sagen, es ist wichtig-", protestierte Madara, doch ich unterbrach ihn. "Oh doch. Den brauchst du sehr wohl. Ich habe keine Lust, noch eigenen Bruder zu verlieren. Und was auch immer du mir sagen willst, kann bestimmt warten bis du gesund bist, und-" "JETZT HÖR MIR ZU!", donnerte Madara und ich verstummte. Er atmete tief durch, bevor er in normaler Lautstärke weitersprach. "Wir werden endlich Frieden haben. Hashirama und ich, wir haben uns verbündet." Regungslos stand ich vor ihm, irgendwie wollten seine Worte nicht ihn meinen Kopf. "Weißt du, was das bedeutet?", fragte Madara begeistert und wartete nicht einmal auf meine Antwort. "Es wird wahr, alles wovon wir geträumt haben als wir noch Kinder waren. Tsuki, wir werden ein Dorf bauen, wir werden unsere Träume verwirklichen und dem Krieg ein Ende bereiten." Ich stieß einen Laut aus, der sich anhörte wie eine Mischung aus weinen und lachen. Ich fiel meinem Bruder um den Hals und Freudentränen liefen meine Wangen herunter.
Die nächste Zeit war wie ein Traum, der Uchiha Clan verbündete sich mit den Senju und Haus für Haus entstand das Dorf Konohagakure. Einige andere Clans schlossen sich dem Dorf an und so wuchs die Zahl der Einwohner stetig weiter. Doch dann kam der Tag, an dem Hashirama Hokage wurde. Es er so geplant gewesen, dass Madara diesen Posten übernehmen würde, doch die Dorfbewohner vertrauten ihm nicht ganz, genauso wenig wie mir. Sie waren distanziert und vertrauten in Hashirama und die anderen Senju. Wir Uchiha hatten nunmal nicht grade den besten Ruf, ich verstand das, doch obwohl er es nie zugeben würde kam Madara damit nicht klar. Er fühlte sich unterdrückt und missverstanden, denn eigentlich war er ein sehr guter Mensch. Doch selbst die Menschen mit den besten Herzen können von der Dunkelheit verschlungen werden. Und so kam es, wie es kommen musste. Er verließ das Dorf, nachdem er einige Zeilen des Uchiha Denkmals entschlüsselt hatte. Ich machte mich auf die Suche nach ihm, zwar hatte ich nichts gegen das Dorf, aber ich würde immer bei meinem Bruder bleiben, egal was er tat. Es dauerte nicht lange bis ich ihn gefunden hatte, er hatte sich in einer Höhle niedergelassen und beschlossen Konohagakure zu vernichten. Egal was ich ihm sagte, er ließ sich nicht davon abbringen. Aber lieber würde ich das zerstören, was wir aufgebaut hatten, als ihn zu verlieren. Ich hatte es ihm versprochen.
Als ich eines Tages auf dem harten Steinboden in unserem Versteck aufwachte und mich umblickte konnte ich ihn nirgendwo sehen. "Madara?", rief ich und als keine Antwort kam, lief ich raus. Auf den Wiesen war weit und breit nichts zu sehen und ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Ich fing an zu rennen, immer schneller, in Richtung Konoha. An einem breiten Tal entdeckte ich sie schließlich. Madara und Hashirama, die sich mit gezogenen Waffen gegenüberstanden.
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