7.
Anscheinend war die Ursache der Explosion weiter entfernt, als ich dachte oder die einem Labyrinth gleichenden Gänge waren Schuld daran, dass ich eine gefühlte Ewigkeit brauchte, um zu dem riesigen Loch zu gelangen.
Noch immer zwischen den Wänden stehend analysierte ich die Lage und versuchte vorerst, nicht entdeckt zu werden.
Auf dem rissigen Boden, der mit Trümmerteilen der Decke bedeckt war, standen alle Mitglieder meines Teams und starrten auf einen Punkt über ihnen, wo die grasige Oberfläche mit einer scharfen Kante endete.
Und dort stand eine mir unbekannte Person, bei der es sich höchstwahrscheinlich um Sasuke handelte.
Nach genauerer Beobachtung des Jungen gab es keinen Zweifel mehr für mich, dass es sich um einen Uchiha handelte, allein die kalten schwarzen Augen und diese unverkennbare Ausstrahlung.
Ich schluckte.
Er ähnelte seinem Bruder zwar kein Stück, aber an Izuna erinnerte er mich äußerlich mehr, als ich erwartet hätte.
Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen richtete, bekam ich die Unterhaltung zwischen ihm und Naruto erst mit und mit jedem Wort, welches seinen Mund verließ, mochte ich ihn ein ganzes Stück weniger.
Spätestens, als er über seinen Hass gegenüber Itachi redete, müsste ich mich zurückhalten, ihm nicht an die Gurgel zu gehen.
Der liebenswerte, schlaue Junge konnte unmöglich grundlos seine Familie ausgelöscht haben, aber Sasuke hatte sich anscheinend nicht einmal die Mühe gemacht, darüber nachzudenken.
Je länger ich zuhörte, desto weniger konnte ich diese arrogante Göre ausstehen.
"Wäre vielleicht besser gewesen, wenn Itachi ihn auch umgelegt hätte", murrte ich, doch anerkennend zog ich die Augenbrauen hoch, als er anfing, den Rest des Teams zu attackieren.
Kurz überlegte ich, ob Einschreiten schlau wäre, allerdings entschied ich mich dagegen, schließlich waren sie keine Schwächlinge - zumindest bei Yamato konnte ich mir sicher sein.
Als jedoch nach einiger Zeit alle mehr oder weniger besiegt am Boden lagen, überlegte ich es mir anders.
"Also gut, es ist langsam Zeit, dass wir diese Angelegenheit klären", verkündete ich laut und schritt langsam aus dem Gang.
Alle Blicke richteten sich auf mich, auch die rot-schwarzen Sharingan Augen von Sasuke.
"Wir kennen uns noch nicht, mein Name lautet Tsuki", stellte ich mich vor und vollführte eine ironische Verbeugung.
"Ihr habt also noch jemanden dabei?", war alles, was der Uchiha spöttisch von sich gab und ich zog eine Augenbraue hoch.
"Sei doch nicht so kaltherzig, Sasuke. Ich habe mich extra beeilt, um dich kennenzulernen", mit einem Seufzen schüttelte ich den Kopf, "und ich muss sagen, du enttäuscht mich."
Mit zusammengekniffenen Augen zog er sein Katana aus Yamatos Brust und richtete dessen Spitze auf mich.
"Was meinst du damit?"
"Vom letzten Überlebenden des großen Uchiha Clans hätte ich nicht erwartet, dass er ein jammerndes Riesenbaby ist", keifte ich und wütend knurrte er.
"Niemand hat das Recht, meinen Clan zu verspotten. Und du hast keine Ahnung, was-"
"Was du alles durchmachen musstest?", unterbrach ich ihn und machte mit verschränkten Armen einen Schritt auf ihn zu, "bist du dir da sicher? Du bist ein Kind, das keine Ahnung hat. Der letzte Überlebende? Bilde dir nichts darauf ein, Kleiner."
Mit jedem Wort, das meinen Mund verließ, wurde der Ausdruck auf seinem Gesicht hasserfüllter, aber mir ging es nicht anders.
Obwohl ich ihn nicht kannte, machte er mich furchtbar sauer mit seiner überheblichen Art.
Doch damit sollte gleich Schluss sein.
Ohne jegliche Vorwarnung schnellte seine Klinge auf mich zu, doch mit einem Kunai in jeder Hand konnte ich sie abfangen und ihn festhalten.
"Du bist nicht der Letzte", zischte ich und grinste ihn mit aktiviertem Sharingan an.
Er befreite sein Schwert aus meinem Griff und machte ein paar Schritte zurück, von dem erschrockenen Ausdruck, der vor wenigen Sekunden sein Gesicht geziert hatte, war schon wieder nichts mehr zu sehen.
"Wer bist du?"
"Wie schon gesagt, mein Name lautet Tsuki. Tsuki Uchiha. Sehr erfreut", lächelte ich breit und er schnalzte abwertend mit der Zunge.
Doch gerade, als er etwas erwidern wollte, formte sich eine muschelförmige Holzwand um ihn herum und ich warf Yamato einen kurz Blick zu, welcher mit angestrengtem Blick noch immer ein Fingerzeichen geformt hatte.
Natürlich hatte Sasuke kein Problem damit, das Gefängnis zu durchbrechen.
Inzwischen hatten sich auch die anderen wieder aufgerichtet und Naruto begann, auf unseren Feind einzureden.
Er schien wohl noch immer nicht zu verstehen, dass der andere Junge ihn am liebsten tot sehen würde und keine Chance darauf bestand, ihn gewaltlos mit nach Konoha zu nehmen.
"Ich sollte euch alle auf der Stelle auslöschen", beschloss Sasuke nach weiteren kläglichen Überzeugungsversuchen und hob einen Arm.
Dank meines Sharingan konnte ich erkennen, wie er Chakrapartikel oder etwas ähnliches sammelte, jedoch war mir die Zusammensetzung unbekannt.
Was ich aber sagen konnte, war, dass die Situation im Moment etwas gefährlich wurde.
"In Deckung!", rief ich also und sprang ein paar Schritte zurück, was allerdings nicht nötig gewesen wäre, denn der Uchiha kam gar nicht dazu, sein Jutsu anzuwenden.
Wie aus dem Nichts waren sowohl Orochimaru, als auch dieser Kabuto aufgetaucht und hielten ihn auf.
Was genau Orochimaru sagte, hörte ich nicht, aber es führte dazu, dass Sasuke seine Hand sinken ließ und sich von uns abwandte.
Im nächsten Moment verschwanden sie mithilfe eines Teleportationsjutsus.
Eine plötzliche Stille trat ein und ich schaute von den Trümmern des Tunnels zu den Mitgliedern der Gruppe.
Naruto und Sakura blickten noch immer auf die Stelle, an welcher ihr Freund bis gerade noch gestanden hatte, während Yamato mir einen nicht deutbaren Blick zu warf und Sai steckte sein Kurzschwert zurück in die Scheide.
"Das... war es dann wohl", brach ich zögernd das Schweigen, nachdem ein paar unangenehme Minuten vergangen waren.
"Sieht ganz so aus", erwiderte Yamato schließlich und wand sich mir mit einem skeptischen Blick zu, "wärst du vielleicht so freundlich, uns über dich aufzuklären?"
Anscheinend hatten Naruto und Sakura den ersten Schock überwunden, nachdem Sasuke sie einfach zurückgelassen hatte, und beide schauten mich auffordernd an.
"Genau, schließlich sollten nur noch zwei Uchiha am Leben sein! Und der einzige, der sonst noch das Sharingan hat, ist Kakashi!", rief der Blonde und richtete anklagend einen Finger auf mich.
Abwehrend hob ich die Hände.
"Ganz ruhig, ich erklär's doch. Es ist so, dass meine Mutter schon lange vor meiner Geburt Konoha verlassen hat und nach Takigakure gezogen ist, wo sie meinen Vater kennengelernt hat. Mein Kekkei Genkai war nie sonderlich stark, also habe ich nie etwas Großes aus meiner Abstammung gemacht", gespielt dramatisch holte ich tief Luft, "bis dann das Massaker geschah. Meine Eltern waren damals geschieden und meine Mutter starb kurz darauf an einer Krankheit. Ich hatte Angst, auch getötet zu werden, also verstecke ich normalerweise meine Herkunft."
"Wie kommt es, dass anscheinend niemand etwas von dir wusste? Egal, wie gut man sowas versteckt, irgendjemand findet es immer heraus", hakte Sai weiter nach, während Naruto und Sakura einen skeptischen Blick tauschten.
"Ich... ähm", murmelte ich und suchte hektisch nach einer guten Antwort, "naja, vielleicht bin ich einfach gut im Verbergen."
"Dir ist klar, dass das keine sonderlich überzeugende Aussage ist, oder?", fragte Yamato trocken und ich schluckte.
"Ja, natürlich. Aber es ist wahr, ihr könnt Tsunade-sama ruhig fragen, sobald wir wieder in Konoha sind."
Langsam nickte der Teamführer.
"Das werde ich auch machen, aber-"
"Und was ist mit Sasuke?", unterbrach Sakura unser Gespräch.
"Ich weiß ja nicht, was du gesehen hast, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit Orochimaru und diesem Kabuto abgehauen ist", erwiderte ich schnippisch.
"Deshalb müssen wir ihnen sofort hinterher! Wenn wir zu lange warten, war alles umsonst", drängte Naruto, aber Yamato schüttelte den Kopf.
"Es gibt keine Möglichkeit, sie aufzuspüren. Durch das Jutsu haben sie keine Hinweise hinterlassen", erklärte er und Naruto biss angespannt die Zähne zusammen.
"Das darf doch nicht wahr sein! Ich muss Sasuke retten, also werde ich einen Weg finden!", protestierte der Junge.
"Wir müssen jetzt erst nach Konoha zurückkehren, dann schauen wir weiter."
Anscheinend sah Naruto nun ein, dass er keine Chance gegen unseren Anführer hatte, denn er gab seinen Widerstand auf.
"Okay, lasst uns gehen."
Ich steckte die Waffen wieder ein, welche ich die ganze Zeit in meinem Händen gelassen hatte und folgte Yamato aus dem zerstörten Versteck.
Wir waren noch nicht lange unterwegs, als Naruto, welcher ein Stück vor mir gelaufen war, sich zurückfallen ließ.
"Sag mal, Tsuki, weiß Ero-Sennin, dass du eine Uchiha bist?", fragte er schließlich.
Ich nickte.
"Tsunade-sama und Jiraiya wissen als einzige Bescheid, sonst habe ich es niemanden erzählt."
"Und wie alt bist du? Ich meine, wenn du dich noch an das Massaker erinnern kannst, müsstest du mindestens so alt wie wir sein", hakte er weiter nach, doch bevor ich etwas erwidern konnte, gab Sakura ihm einen Schlag auf den Hinterkopf.
"Naruto! Du kannst doch ein Mädchen nicht einfach so direkt nach ihrem Alter fragen", belehrte sie ihn und lächelte mich entschuldigend an.
"Tut mir Leid, es ist manchmal wirklich ein Trottel."
"Kein Problem", winkte ich ab, "tatsächlich bin ich älter, als ich aussehe. Ihr seid auf jeden Fall jünger."
"Guck, war doch kein Problem", maulte Naruto und hielt sich die Stelle am Kopf.
"Du bist so unhöflich, Naruto!", meckerte sie und es knallte ein zweites Mal.
Es war ein witziges Bild, wie sie ihn ausschimpfte, während er über die Schmerzen jammerte.
Allerdings fühlte ich mit ihm, einen solchen Schlag hatte ich nämlich zuletzt bei Tsunade gesehen, und darum beneidete ich niemanden.
"Sag mal, hast du mal von Hokage-sama gelernt?", unterbrach ich die Streiterei und erfreut wand sie sich zu mir um.
"Ja, genau. Ich bin ihre Schülerin, sowohl im medizinischen Bereich, als auch in Nin- und Taijutsu. Wie kommst du darauf?"
"Oh, ähm, zum einen dein Schlag vorhin im Kampf gegen Kabuto und auch sonst erinnerst du mich ein bisschen an sie."
"Vielen Dank, aber ich komme noch lange nicht an sie heran", lächelte sie und langsam nickte ich.
Es war nicht unbedingt ein Kompliment gewesen, schließlich war das Brutale und Launische nicht gerade das Beste an Tsunade, aber ich sagte lieber nichts.
"Und", setzte ich an, "es tut mir Leid, dass ich euch meine Herkunft verheimlicht habe, aber wenn ich es sofort jedem erzählen würde, wäre schon längst jemand darauf aufmerksam geworden, der mir Probleme bereiten könnte."
Verständnisvoll nickten die beiden.
"Du meinst bestimmt Itachi Uchiha, oder?", mischte sich jetzt auch Sai ein.
"Ja, genau. Aber es gibt bestimmt noch mehr Leute, vor allem solche, die besondere Kräfte missbrauchen", ergänzte ich, denn ich konnte es mir immer noch nicht vorstellen, dass Itachi einfach so seinen Clan auslöschen würde.
Es musste einen Grund geben.
"Also jemand wie Orochimaru?", fragte Naruto weiter nach und ich stimmte zu.
"Er ist nicht der Einzige, der diese Dinge tut, also kann man nie vorsichtig genug sein. Und selbst, wenn man Leuten vertraut, kann man nie sicher sein, dass es nicht doch an die falschen Ohren gelangt", erklärte ich.
"Es ist schon spät, wir werden hier unser Lager aufschlagen", verkündete Yamato plötzlich und beendete so unsere Unterhaltung.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top