15.

"Das kannst du nicht machen!", protestierte ich, was Kakashis Kopie allerdings völlig kalt ließ.
"Bis mein Original wieder zurück ist, wirst du vorerst hier bleiben. So ist sicher, dass du nicht versuchst, wegzulaufen", erwiderte er und schloss die vergitterte Tür.
"Warum sollte ich aus meinem eigenen Dorf fliehen wollen?", fragte ich genervt, doch anstatt zu antworten, drehte er sich um und verschwand, um mich allein in der Zelle zurück zu lassen.
Frustriert schlug ich mit einer Faust gegen die Wand, was lediglich zur Folge hatte, dass die Haut an meinen Fingerknöcheln aufplatzte und leicht zu bluten anfing.
"Ich schlitze diesen Mistkerl auf", knurrte ich und ließ mich auf den Boden sinken.
Sofort, als wir in Konoha angekommen waren, hatte dieser blöde Doppelgänger mich zum Gefängnis gebracht und hier eingesperrt.
Ich wusste nicht, was er den Wärtern erzählt hatte oder ob er überhaupt einfach Leute hierherbringen durfte, aber da Tsunade ja leider immer noch nicht aufgewacht war, würde ich anscheinend eine Weile hierbleiben müssen.
"Wieso passiert dieser ganze Mist?", jammerte ich leise und lehnte meinen Kopf gegen die Wand, "und warum zum Teufel glaubt er einem Verbrecher mehr als mir?"
Meine Gedanken schweiften wieder zu dem Maskierten und ich fragte mich, weshalb mir sein Chakra so bekannt vorkam.
Natürlich konnte er unmöglich Obito sein, vielleicht bildete ich mir die Ähnlichkeit auch nur ein, aber ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus.
Es fühlte sich an, als würde etwas schlimmes passieren, doch ich versuchte einfach, diese Vorahnung zu unterdrücken.
Denn im Moment war ich einfach nur unglaublich müde.

Von einem lauten Quietschen wurde ich geweckt und öffnete verschlafen meine Augen.
"Was ist los?", wollte ich wissen und erblickte einen mir unbekannten Ninja, welcher die Tür meiner Zelle aufhielt.
"Komm mit, Tsunade-sama will dich sehen", befahl er knapp und ich sprang auf.
"Tsunade? Ist sie aufgewacht?", fragte ich überrascht, bekam jedoch bloß ein Nicken, bevor ich ihm aus dem Gefängnis zu den provisorischen Unterkünften folgte.
Er redete kein einziges Wort, aber das war mir auch relativ egal.
Wichtig war nur, dass es endlich wieder einen vernünftigen Hokage gab.
"Wir sind da", verkündete er, als wir vor einem großen Zelt ankamen und ehe ich etwas sagen konnte, war er verschwunden.
Ich zuckte mit den Schultern und trat ein.
"Tsuki, da bist du ja endlich!", ertönte eine Stimme von weiter hinten und ich ging schnell zu Tsunade, um sie fest zu umarmen.
"Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass du wieder bei Bewusstsein bist", murmelte ich und löste mich von ihr.
"Ich konnte Konoha doch nicht Danzo überlassen", erwiderte sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, fuhr aber ernst fort, "ich nehme an, du hast die neusten Ereignisse im Gefängnis nicht mitbekommen?"
Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Nein, ist etwas wichtiges passiert?"
"Kann man so sagen", schnaubte sie, "Sasuke hat Danzo getötet und der Anführer von Akatsuki, der sich selbst als Madara Uchiha ausgibt, hat den vereinten Nationen den Krieg erklärt."
"Wie... wie bitte?", rief ich fassungslos und schüttelte ungläubig den Kopf, "das ist doch absoluter Schwachsinn! Es sind kaum noch Leute von Akatsuki übrig, man kann doch keinen Krieg gegen ein paar einzelne Personen führen! Und bitte sag mir nicht, du glaubst diesen Mist, dass er Madara wäre!"
"Ganz ruhig, Tsuki. Deswegen wollte ich mit dir sprechen. Die Vorbereitungen für die Kämpfe wurden bereits eingeleitet, aber vorher würde ich gerne deine Meinung dazu hören. Ist es wirklich unmöglich, dass es sich um Madara handelt?", wollte sie wissen und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Ich seufzte und sah ihr eindringlich in die Augen.
"Ich bin mir sicher, dass er es nicht ist. Glaub mir, ich würde meinen Bruder erkennen."
"In Ordnung. Aber alle sind davon überzeugt, dass er es ist, dagegen können wir nichts tun", erwiderte sie resigniert und ich zuckte mit den Schultern.
"Dann lassen wir sie eben in dem Glauben, die Wahrheit wird irgendwann rauskommen. Aber mal ein anderes Thema, wegen diesem Hochstapler hat Kakashi jetzt komplett das Vertrauen in mich verloren. Kannst du vielleicht mit ihm reden?", bat ich und fragend zog sie eine Augenbraue hoch.
"Was ist denn passiert?"
"Dieser falsche Madara hat Kakashi erzählt, dass meine Geschichte eine Lüge ist. Ich weiß zwar nicht, wie er das rausgefunden hat, aber Kakashi hat mit von Anfang an nicht vertraut, also glaubt er es natürlich", erklärte ich und sie seufzte leise.
"Wie wäre es damit, wenn du ihm einfach die Wahrheit sagst?"
Ungläubig riss ich die Augen auf.
"Das kann unmöglich dein Ernst sein!", protestierte ich aufgebracht, "ich kann doch nicht einfach irgendeinem Idioten alles verraten! Außerdem würde er mir auf keinen Fall glauben!"
"Dieser 'Idiot' wäre zufällig fast Hokage geworden", erwiderte sie scharf, "und dann hättest du noch eine sehr lange Zeit in diesem Gefängnis verbracht. Außerdem werde ich nicht ewig hier sein, um dich zu schützen."
Wütend knirschte ich mit den Zähnen.
Tsunade hatte natürlich Recht, aber andererseits konnte - oder wollte - ich nicht, dass ausgerechnet Kakashi von allem wusste.
Schließlich würde das bedeuten, dass ich ihm erklären musste, dass ich Yuna war.
"Ich werde es nicht tun", knurrte ich schließlich und drehte mich um.
"Dann werde ich es eben selbst machen", rief sie mir hinterher, als ich die Unterkunft verließ.
Ich reagierte nicht, sondern starrte auf den Boden, weshalb ich auch zu spät die Person bemerkte, welche vor dem Eingang stand und stieß gegen sie.
"Tut mir Leid", grummelte ich, ohne aufzusehen und wollte weiter, doch die bekannte Stimme hielt mich auf.
"Was für ein Glück, dass Tsunade wieder aufgewacht ist", bemerkte er und ich wirbelte herum.
Kakashi war wie immer völlig gelassen, mit beiden Händen in seinen Taschen und einem ausdruckslosen Gesicht.
"Halt die Klappe", fauchte ich und musste mich beherrschen, ihm nicht den Hals umzudrehen.
Er zuckte bloß mit den Schultern.
"Ich habe besseres zu tun, als mich mit dir zu streiten", murmelte er und wollte gerade das Zelt betreten, doch ich packte ihn am Kragen und hielt ihn fest.
Das war's.
Ich hatte endgültig genug von ihm.
"Du denkst wirklich, du wärst so viel besser als jeder andere, huh?", knurrte ich wütend, "aber hast du mal daran gedacht, dass du niemanden wirklich so gut kennst, wie du eigentlich denkst?"
Immer noch ungerührt blickte er mich stumm an und ich verstärkte meinen Griff.
"Die Wahrheit ist, du weißt gar nichts!", rief ich, "du hast keine Ahnung, wer ich bin! Aber ich kenne dich genau, ich weiß, dass du niemanden retten könntest und jetzt so tust, als hättest du nie das Blut deiner Kameraden vergossen!"
Sein Auge weitete sich und überrumpelt klappte er den Mund auf.
"Woher-"
"Woher ist davon weiß?", unterbrach ich ihn, "ich war dabei, du Mistkerl! Ich war auf Obitos Beerdigung, ich war bei dem Team, dass Rins Leiche gefunden hat und ich war verdammt nochmal in Konoha, als der Kyuubi das Dorf angegriffen hat!", schrie ich und in diesem Moment war mir alles egal.
Ob mich jemand hörte oder alle Welt von meinem Geheimnis erfahren würde, interessierte mich nicht.
Denn auf einmal kochten alle Gefühle, die ich zurückgehalten hatte, wieder hoch und drohten, mich zu ersticken.
Für mich war der einzige Weg, diesen Klumpen in meiner Kehle zu vernichten, indem ich alles herausbrüllte.
"Und ich bin verdammt nochmal damals gestorben! Aber es war nicht das erste mal, dass ich ins Gras gebissen hab. Stell dir mal vor, Kakashi, wie du dich fühlen würdest, drei mal diese Welt zu verlassen, aber nie wirklich tot sein zu können! Ich habe die Gründung von Konoha miterlebt! Ich habe in so gut wie jedem Krieg gekämpft und ich habe mehr Leute sterben sehen, als du jemals gekannt hast! Also bilde dir nicht ein, du wüsstest etwas über mich. Du hast keine Ahnung, du-"
Ein lautes Schluchzen ließ alle Wörter in meiner Kehle ersticken und warme Tränen bildeten sich in meinen Augen.
Auf einmal war es, als hätte jegliche Kraft meinen Körper verlassen und heftig weinend sackte ich auf dem Boden zusammen.
"Du... hast keine Ahnung", wiederholte ich leise und wischte mir mit einem Ärmel über mein Gesicht.
"Tsuki, ganz ruhig", ertönte eine weitere Stimme und ich sah in Tsunades Gesicht, die sich über mich beugte, "komm mit. Du solltest dich ausruhen."
Ich ergriff ihre Hand und sie zog mich hoch.
"Tsunade, ich hätte einige Fragen an dich", unterbrach Kakashi uns, doch sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Ich werde dir später alles erklären, aber bis dahin sagst du kein Wort zu irgendjemandem. Du kannst jetzt gehen."
Er nickte knapp und verschwand, während Tsunade mich zu einem anderen Zelt brachte.
"Was ist los?", wollte sie wissen und ich atmete tief durch.
"Tut mir Leid, ich habe die Fassung verloren. Ich... wollte das nicht, es war einfach zu viel für mich. Jetzt weiß er alles."
"Schon in Ordnung. Ich wollte ja eh, dass du es ihm erzählst. Aber du legst dich besser eine Weile hin, die letzten Tage müssen ziemlich aufwühlend für dich gewesen sein", erwiderte sie, aber ich schüttelte den Kopf.
"Wenn Kakashi Bescheid weiß, muss ich es noch einer anderen Person erzählen. Es... wäre ungerecht, ihn weiterhin anzulügen", murmelte ich und ging an ihr vorbei.
"Und wer ist dieser Jemand?", fragte sie, doch ich gab ihr keine Antwort.
Nachdem ich das Zelt verlassen hatte, lief ich ziellos durch das Dorf, schließlich hatte ich keine Ahnung, wo ich nach ihm suchen sollte.
Doch das erübrigte sich schnell, denn ich erblickte eine kleine Gruppe Leute.
"Tsuki, könntest du uns hier nochmal helfen?", bat Mari und langsam lief ich zu ihnen.
"Entschuldige, aber ich habe zu tun", lächelte ich und wand mich an den Mann neben ihr, "Genma, ich muss mit dir reden."
Überrascht blinzelte er, zuckte dann jedoch nur mit den Schultern.
"Klar, worum geht es?"
"Nicht hier", antwortete ich und bedeutete ihm, mir zu folgen, "die anderen sollten nicht mithören."
"Warte, was ist überhaupt los?", wollte er mit zusammengezogenen Augenbrauen wissen und hielt mich an der Schulter fest.
"Wir müssen irgendwo hin, wo uns niemand hört", stellte ich klar und er folgte mir bis zu einer Seitenstraße, in der sonst niemand war.
"Jetzt sag mir endlich, was los ist", forderte Genma und ich schluckte.
"Es gibt da etwas, was ich dir sagen muss", begann ich zögernd, brach jedoch ab.
Es war eine furchtbare Idee, aber es war leider zu spät für einen Rückzieher.
"Ich muss den anderen weiter helfen, also wenn nichts ist, gehe ich wieder zurück."
"Nein, warte", hielt ich ihn auf, "in Wahrheit... komme ich nicht aus Takigakure. Ich bin aus Otogakure, aber wegen der angespannte Lage zwischen den Dörfern hab ich gelogen, es tut mir Leid."
Na wundervoll, noch eine Lüge, das machte die ganze Situation natürlich viel besser.
Er blickte mich etwas verwirrt an, während ich mich innerlich selbst ohrfeigte.
Ich war eine feige Idiotin.
Aber jetzt war es zu spät, ich konnte es ihm nicht sagen.
"Kein Problem", lächelte er und wand sich wieder zum gehen, "das kann ich verstehen. Aber ich muss jetzt wirklich weiter arbeiten, also..."
Vielleicht war es besser so.
"Ich bin Yuna."
Warum war ich bloß so dämlich?

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