14.
"Also dann, lasst uns gehen!", rief Naruto überschwänglich und wir setzten uns in Bewegung, während Yamato die Richtung vorgab.
"Naruto, was genau macht dich so sicher, dass du den Raikage überzeugen kannst?", wollte ich wissen und er schenkte mir ein zuversichtliches Grinsen.
"Ich weiß es einfach! Er wird es bestimmt verstehen, schließlich ist er auch nur ein Mensch."
Weniger begeistert seufzte ich, denn da war ich mir nicht so sicher.
Kumogakure war bisher immer einer der schlimmsten Gegner Konohas gewesen, in jedem Krieg hatte ich gegen sie gekämpft.
Außerdem hatte ich gehört, dass der derzeitige Raikage der Sohn des vorigen war, welchen ich mehrmals getroffen hatte.
Wenn er nach seinem Vater kam, würde Naruto mit ein paar emotionalen Worten rein gar nichts erreichen können.
"Dann wünsche ich dir Glück, das wirst du sicher brauchen", murmelte ich und seine positive Art verwirrte mich erneut.
Kein Besitzer eines Bijuu hatte jemals ein glückliches Leben geführt und trotzdem schien er ein von Grund auf guter Mensch zu sein.
Ich beschleunigte meine Schritte, um zu Yamato aufzuschließen, welcher uns noch immer führte.
"Woher weißt du eigentlich, wo der Raikage sich aufhält?", fragte ich neugierig.
"Ich habe dem Team aus Kumogakure ein paar Sender angeheftet, also werden sie uns zu ihm führen", erklärte er und überrascht zog ich eine Augenbraue hoch.
"Ich wusste gar nicht, dass jemand von dort in Konoha war."
"Sie wollten Informationen über Sasuke", berichtete er, "wegen der Entführung von dem Bruder des Raikage."
Ich hatte zwar keine Ahnung, von was er redete, aber es interessierte mich auch nicht sonderlich, denn ich musste nur aufpassen, dass der Kyuubi nicht ausbrach.
Die ganze Sache mit Sasuke ging mich nicht wirklich etwas an, also wechselte ich das Thema.
"Ach ja, wie kommt es eigentlich, dass du das Mokuton beherrschst?", wollte ich beiläufig wissen und überrascht sah er mich an.
"Diese Frage fällt dir erst jetzt ein?", mischte Kakashi sich ein und ich funkelte ihn an.
"Bei unserer erste Begegnung hatte ich leider keine Zeit", erwiderte ich schnippisch, "weil dein Schüler uns attackiert hat."
"Bevor er es dir erzählt, warum sagst du nicht erst, was du verheimlichst?", forderte Kakashi, ohne auf meine Antwort einzugehen.
In diesem Moment wünschte ich mir wirklich, ihn einfach töten zu können, aber ich musste mich zurückhalten.
"Wie wäre es, wenn wir uns einfach beruhigen?", schlug Yamato vor und warf Kakashi einen nervösen Blick zu.
"Warum kannst du mir nicht vertrauen?", wollte ich wissen, "sogar Tsunade hat meine Geschichte bestätigt."
"Das bedeutet noch lange nicht, dass es wirklich wahr ist", widersprach Kakashi und Yamato ließ sich resigniert ein Stück nach hinten fallen, um nicht mehr mit uns auf einer Höhe zu sein.
"Unterschätzt du Konoha so sehr, dass du denkst, ich könnte den Hokage belügen?", fragte ich und er schüttelte den Kopf.
"Nein, aber es kann sein, dass Tsunade eingeweiht ist und uns aus irgendeinem Grund anlügt. Du scheinst ein sehr enges Verhältnis zu den Sannin zu haben."
Seine Stimme war gefasst, was mich wahnsinnig machte.
Es wirkte fast, als würde es ihn gar nicht interessieren, obwohl er so sehr auf seiner Meinung bestand.
"Was willst du damit sagen?", wollte ich wissen und kniff die Augen zusammen.
"Naruto hat mir erzählt, wie sehr du dich um Jiraiya gesorgt hast und dass du viel Zeit mit Tsunade verbringst habe ich auch mitbekommen", erklärte er und sah mich argwöhnisch an, "ich frage mich, in was für einer Verbindung du mit Orochimaru stehst."
Wütend ballte ich eine Hand zur Faust.
Er hatte ja keine Ahnung.
"Ich muss dich enttäuschen, aber ich habe ihn erst ein einziges Mal gesehen. Und außerdem war ich früher eine Informantin von Jiraiya, wodurch ich auch mit Tsunade zu tun hatte", stellte ich klar und musste mich zusammenreißen, damit meine Stimme nicht ganz so verärgert klang.
Bevor er etwas erwidern konnte, wurden wir von Naruto unterbrochen.
"Kakashi-sensei, Yamato sagt, wir sollten ab jetzt möglichst leise sein, wir nähern uns den Leuten aus Kumo."
Er nickte und wir verfielen in Schweigen, was wahrscheinlich auch besser war, sonst hätte ich Kakashi bald so laut angeschrien, dass man uns noch in Konoha gehört hätte.
Yamato übernahm wieder die Führung und gab nach kurzer Zeit ein Handzeichen, dass wir stehen bleiben sollten.
"Sie sind in der Nähe", berichtete er und ich konnte Stimmen hören.
"Um das klar zu stellen, ich bin nur wegen dem Kyuubi hier, auf Probleme mit Kumo habe ich keine Lust", sagte ich mit verschränkten Armen, als wir uns hinter einem großen Felsen versteckten, um die Gruppe aus sechs Personen zu beobachten.
Gerade, als ich geendet hatte, forderte einer der Ninja laut, dass wir herauskommen sollten.
Trotzig blieb ich an meinem Platz stehen, als die anderen hervortraten.
Ich hatte kein Interesse daran, zu sehen, wie Naruto sich blamierte, also ließ ich mich auf den mit Schnee bedeckten Boden sinken und wartete, bis es vorbei war.
Es war sehr kalt geworden und ich war dankbar, dass ich einen Mantel eingepackt hatte.
Nur teilweise konnte ich das angeregte Gespräch hören, aber es schien nicht gerade gut für Naruto zu laufen.
Was hatte er auch erwartet?
Dass der Raikage einfach einknicken und Sasuke in Ruhe lassen würde?
Ich schnaubte.
So etwas wäre sogar für Narutos Verhältnisse zu unrealistisch.
"Vielen Dank, auf Wiedersehen!", rief der Verkäufer und höflich nickte ich, bevor ich das Geschäft verließ und mich auf den Rückweg machte.
Wie erwartet hatte Naruto keinen Erfolg gehabt und seitdem hatte er kein Wort mehr geredet.
Im Moment warteten die anderen in einer kleinen Herberge, während ich etwas zu Essen besorgen sollte.
Doch anstatt sofort zurück zu gehen, schlenderte ich noch eine Weile durch den Ort, denn auf die bedrückte Stimmung konnte ich gut verzichten.
Nach kurzer Zeit entdeckte ich einen Laden, in dessen Schaufenster einige seltene Waffen ausgestellt waren und begeistert betrat ich das Geschäft.
Im Eisenreich hatte man sich größtenteils auf die Schwertkunst der Samurai spezialisiert, also war es voll mit edlen Katana, aber zwischen ihnen fand ich auch ein paar Interessante Dinge.
Es war sonst kein Besucher dort, weshalb der Besitzer mir fast jedes seiner Stücke erklärte und ich verlor mich in den Geschichten der antiken Dolche, Morgensterne und vielem mehr.
Allerdings hatte ich kaum Geld mitgenommen, weshalb ich nach einer gefühlten Ewigkeit leider mit leeren Händen wieder auf die Straße trat.
"Ich sollte langsam zum Hotel gehen", murmelte ich mit einem Seufzen und machte mich gemütlich auf den Weg.
Als die Herberge in Sicht kam, wäre mir vor Schreck beinahe die Tüte mit dem Essen aus der Hand gefallen.
Auf dem Dach des Gebäudes klaffte ein großes Loch und es ragten mehrere Holzpfähle in die Luft, die bei unserer Ankunft eindeutig noch nicht da gewesen waren.
Außerdem konnte ich bei genauerem Hinsehen erkennen, dass dort vier Personen standen.
So schnell wie möglich gesellte ich mich zu ihnen.
Natürlich waren es Naruto, Kakashi und Yamato, der Vierte trug eine orangene Maske und war von Holzschlingen gefesselt.
"Was ist hier los?", wollte ich wissen und der Unbekannte drehte seinen Kopf zu mir.
Durch das kleine Loch vor seinem Auge leuchtete ein Sharingan und ich erstarrte.
"Wer zur Hölle bist du?", fragte ich argwöhnisch, denn sein Chakra kam mir irgendwie bekannt vor, aber er war sicher nicht Itachi oder Sasuke.
"Mein Name ist Uchiha Madara", erwiderte er, "und du bist vermutlich Tsuki? Sasuke hat mir bereits von dir erzählt."
Ein paar Mal blinzelte ich verwirrt, bis ich laut auflachte.
"Ist das dein Ernst? Du willst mich auf den Arm nehmen, oder? Das ist ja wohl das lächerlichste, was ich jemals gehört habe!"
Ungläubig schüttelte ich den Kopf, mein Bruder war schon lange tot und selbst wenn nicht, würde ich ihn eindeutig erkennen.
"Tsuki, ich befürchte, dass er die Wahrheit sagt", erwiderte Yamato und mit offenem Mund starrte ich ihn an.
"Sag bloß, ihr glaubt diesem Spinner? Was er da behauptet ist Schwachsinn! Der echte Madara ist nicht mehr am Leben", protestierte ich und machte einen Schritt auf den Mann zu.
Es ärgerte mich unglaublich, wie schamlos er diesen Namen benutzte.
"Du rückst jetzt lieber schnell damit raus, wer du bist und woher du dieses Sharingan hast. Sonst wird das ganze hier ziemlich unschön für dich enden", knurrte ich mit zusammengekniffenen Augen, doch diese Drohung schien ihn komplett kalt zu lassen.
"Ich weiß nicht, warum du darauf bestehst, dass ich lüge, aber ich bin nicht zum Kämpfen hergekommen."
Wütend ballte ich beide Hände zu Fäusten.
"Du bist ein elender Feigling! Sich hinter einer gestohlenen Identität zu verbergen ist einfach nur erbärmlich!"
"Interessant", murmelte er mit belustigtem Unterton, "dass ausgerechnet du so etwas sagst."
"Was soll das denn heißen?", fauchte ich, woraufhin er den Kopf leicht schief legte.
"Nachdem ich von Sasuke erfahren habe, dass es noch eine Überlebende der Uchiha gibt, habe ich ein paar Nachforschungen angestellt. In deinem angeblichen Heimatdorf Takigakure hat es nie auch nur eine Person mit deinem Namen gegeben, geschweige denn irgendjemanden aus dem Clan der Uchiha. Also tust du genau das, was du mir vorwirfst."
Überfordert blickte ich mit leicht zitternden Händen zwischen ihm und Kakashi hin und her, während mein Herz bis in meinen Hals zu schlagen schien.
Nie hätte ich damit gerechnet, dass jemand sich so für mich interessieren würde, dass er meine Geschichte überprüfte, außerdem hatte ich Sasuke gegenüber nie etwas von Taki gesagt.
"Im Gegensatz zu dir ziehe ich nicht den Namen eines Verstorbenen durch den Schmutz", keifte ich, doch Unsicherheit schwang in meiner Stimme mit.
"Durch den Schmutz ziehen", wiederholte er überrascht, "das hört sich ja fast so an, als hättest du eine positive Einstellung mir gegenüber."
Ich erstarrte.
Verdammt.
Natürlich hatte ich das, Madara war schließlich mein Bruder, aber für die anderen war er bloß ein Verbrecher.
"Nein, das meinte ich nicht. Aber-"
"Wie auch immer", unterbrach er meinen kläglichen Versuch, mich zu verteidigen, "es war schön, mit euch zu plaudern. Aber ich habe noch etwas zu erledigen. Wir werden uns bald wieder sehen."
Bevor einer von uns etwas tun konnte, war er verschwunden.
Verwirrt sah ich mich um, aber es war, als hätte er sich einfach in Luft aufgelöst.
Eine gewöhnliche Teleportation hätte Spuren hinterlassen, also musste er ein spezielles Raum-Zeit-Jutsu verwendet haben.
Aber das war im Moment meine kleinste Sorge.
"Was wollte dieser Kerl hier?", fragte ich, doch erhielt als Antwort bloß einen argwöhnischen Blick von Yamato.
"Das muss dich jetzt nicht interessieren", unterbrach Kakashi schließlich die angespannte Stille, "du wirst jetzt nach Konoha zurückkehren."
"Ihr habt mich doch extra geben, euch zu begleiten!", erwiderte ich, doch er verschränkte bloß die Arme vor der Brust.
"Wir können hier niemanden gebrauchen, dem wir nicht vertrauen können."
"Das kannst du nicht ernst meinen!", protestierte ich laut, "Ihr glaubt einem kriminellen Lügner mehr als mir und Tsunade?"
"Dieser Mann scheint tatsächlich Madara zu sein, aber dir hat man schon die ganze Zeit angemerkt, dass du nicht ehrlich warst", lautete die ruhige Antwort und wütend warf ich die Einkäufe, die ich noch immer in den Händen hielt, auf den Boden.
"Schön. Wenn du darauf bestehst, werde ich sofort gehen."
Es machte keinen Sinn, mit diesem Vollidioten zu diskutieren, außerdem hatte ich auch keine Lust mehr, mich noch länger auf dieser dämlichen Mission mit ihm herumzuschlagen.
"Ich werde dir einen Doppelgänger mitschicken, damit du nicht auf dumme Gedanken kommst", verkündete er und erschuf einen Schattendoppelgänger.
Kommentarlos betrat ich durch das Loch im Dach unser Zimmer und schulterte mein Gepäck, bevor ich mich ohne ein weiteres Wort auf den Heimweg machte.
Mit ein paar Metern Abstand folgte mir Kakashis Kopie, nicht eine Sekunde ließ er mich aus den Augen.
Dass er nur einen Bruchteil der Kraft vom Original hatte, war mir klar, also hätte ich ihn mit Leichtigkeit ausschalten können.
Doch sobald das geschah, würde Kakashi es mitbekommen und das wollte ich auf keinen Fall.
Ihm musste das klar gewesen sein und ich ärgerte mich über meine Machtlosigkeit.
Wichtiger war im Moment allerdings dieser Hochstapler.
Denn wenn es so weiterging, würden bald alle glauben, dass er der echte Madara wäre und außer mir gab es keinen, der Bescheid wusste.
Aber ohne mein Geheimnis zu verraten, könnte ich niemanden vom Gegenteil überzeugen.
Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe herum, doch mir wollte bei bestem Willen keine gute Lösung einfallen.
Zudem ärgerte es mich, dass ich nicht herausfinden konnte, woher ich sein Chakra kannte.
"Es erinnert mich an Obito, aber das ist unmöglich", murmelte ich vor mich hin und spürte ein schmerzvolles Stechen bei der Erinnerung an ihn, "er ist schließlich tot."
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