13.
"Was ist denn hier passiert?", fragte ich fassungslos, als ich am Rande des riesigen Kraters zum Stehen kam, wo eigentlich Konoha sein sollte.
"Tsuki! Da bist du ja!", rief eine Stimme und ich wirbelte herum, wo ich Shizune erblickte.
"Was zur Hölle ist los?", wollte ich wissen und deutete auf die Verwüstung.
"Pain, der Anführer von Akatsuki hat das Dorf angegriffen, er ist hierfür verantwortlich. Als Naruto ihn bekämpft hat, löste sich das Siegel", berichtete sie knapp und entsetzt weiteten sich meine Augen.
"Ein einziger Mensch hat das hier getan?", hakte ich fassungslos nach, "was ist mit all den Dorfbewohnern? Wie viele Tote gibt es?"
"Ganz ruhig", versuchte sie, mich zu beschwichtigen, "es gibt glücklicherweise keine Opfer. Pain hat vor seinem Tod ein Jutsu eingesetzt, mit dem er alle Verstorbenen wiederbelebt hat. Aber Tsunade... sie hat ihre Kraft verbraucht und liegt im Koma."
Mein Herz setzte einen Schlag aus und aufgebracht raufte ich mir durch die Haare.
"So ein verdammter Mist! Nicht schon wieder, bitte nicht schon wieder! Warte, was ist mit Jiraiya?"
"Er ist stabil, aber ohne Tsunades Behandlung wird er vorerst nicht aufwachen."
"Das kann doch nicht wahr sein", jammerte ich und ließ den Kopf hängen.
"Ich will dir ja nicht zu nahe treten", begann Shizune zögernd, "aber warum genau sind dir die Sannin so wichtig? Ich weiß, dass ihr früher miteinander zu tun hattet, aber du bist noch relativ jung und die beiden waren lange Zeit nicht im Dorf, also-"
"Shizune", unterbrach sie jemand, "es gibt hier ein paar Probleme, kannst du uns helfen?"
"Ja, natürlich. Ich bin sofort da", erwiderte sie und nickte mir kurz zu, bevor sie verschwand.
Erleichtert atmete ich auf und lief in die andere Richtung.
Wenn Tsunade aufwachen sollte, würde ich sie auf jeden Fall bitten, ihr alles zu erzählen, denn mir würde Shizune das höchstwahrscheinlich nicht glauben.
"Entschuldigung!", riss eine bekannte Stimme mich aus den Gedanken und ich entdeckte Mari, die mit ihrem Team bei Wiederaufbau der Akademie zu helfen schien, "könntest du hier mit anpacken? Wir brauchen ein bisschen Hilfe."
"Gerne, was soll ich tun?", fragte ich und gesellte mich zu ihnen.
"Du kannst mit Kion ein paar neue Holzbalken von Yamato holen", erwiderte sie und der Junge grinste mich an.
"Natürlich, lass uns gehen", erwiderte ich und zusammen machten wir uns auf den Weg.
"Sag mal, Kion. Was ist hier eigentlich genau passiert? Ich bin gerade erst wiedergekommen", wollte ich wissen.
"Dieser gruselige Pain hat das ganze Dorf zerstört, aber Naruto hat ihn besiegt und uns alle gerettet! Ich hab aber leider auch nicht so viel gesehen, weil wir beim Evakuieren helfen mussten. Ich hätte so gerne gekämpft!"
Begeistert machte er ein paar Schläge in die Luft, bis er versehentlich einen anderen Jungen traf, der an uns vorbeilief.
"Oh! Tut mir Leid!", entschuldigte er sich, doch der andere winkte ab.
"Schon in Ordnung. Aber pass lieber auf."
"Ah! Du bist doch Konohamaru, oder?", rief Kion plötzlich und überrascht nickte der Junge.
"Ja, warum? Kennen wir uns?"
"Du warst ein Jahr über mir in der Akademie!", erwiderte Kion, "ich hab gehört, du hast mit deinem Rasengan einen von Pains Körpern besiegt!"
Verlegen lachte Konohamaru.
"Ja, irgendwie schon. Aber ich habe ganz schön Ärger von Ebisu-sensei bekommen, weil ich nicht hätte kämpfen sollen."
Ich musste ein Lachen unterdrücken, anscheinend hatte Ebisu doch ein Team übernommen, aber ich konnte ihn mir bei bestem Willen nicht als Leiter vorstellen.
"Ist das Rasengan nicht ein sehr schweres Jutsu?", wollte ich wissen, "woher kannst du es?"
"Naruto hat es mir beigebracht", erzählte er und Kion staunte.
"Du kennst Naruto so gut?"
"Ja, er ist mein Rivale! Aber nur, weil er jetzt der Held des Dorfes ist, gebe ich mich nicht geschlagen!"
Gerade hatte Kion seinen Mund für eine Antwort geöffnet, als ein Mädchen nach Konohamaru rief und er sich schnell verabschiedete.
Wir setzten unseren Weg fort und Kion plapperte darüber, wie toll Naruto gewesen war.
Währenddessen grübelte ich, wie er es wohl geschafft hatte, den Kyuubi zu unterdrücken, nachdem das Siegel sich schon so weit gelöst hatte.
Kurze Zeit später kamen wir bei Yamato an, der bereits ziemlich erschöpft aussah, aber immer weiter Holzbalken erschuf.
"Tsuki, bist du nicht bei Anko und Sai geblieben?", wollte er verwundert wissen, als er mich sah.
"Während das Dorf in Schwierigkeiten steckt? Auf keinen Fall", erwiderte ich und leicht schmunzelte er.
"Ja, das hätte ich mir denken können."
"Übrigens", murmelte ich, sodass Kion es nicht hören konnte, "wie hat Naruto es geschafft, den Kyuubi zu unterdrücken?"
"Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung. Er hätte es alleine nicht schaffen sollen, aber irgendwie hat er es hinbekommen."
Anerkennend nickte ich, als Kion ungeduldig an meine Schulter tippte.
"Wenn wir uns nicht beeilen, wird Mari-sensei echt sauer werden."
"Ja, natürlich", erwiderte ich und hievte das Holz hoch, "bis später, Yamato."
"Gut, das reicht für heute", verkündete Mari ein paar Stunden später, woraufhin die Kinder erleichtert aufatmeten.
"Vielen Dank für deine Hilfe, Tsuki", lächelte sie und ich winkte ab.
"Ist doch selbstverständlich. Schließlich muss das ganze Dorf wieder aufgebaut werden, da muss jeder sein bestes geben."
"Mari, da bist du ja!", unterbrach uns eine Frau und ich erblickte Fuji, die mit mehreren Leuten im Schlepptau auf uns zukam, "wir wollten noch etwas essen gehen. Kommst du mit?"
"Klar, gerne", stimmte Mari zu und drehte sich zu mir.
"Du kannst uns gerne begleiten. Ich habe gehört, eine kleine Kneipe hat es irgendwie geschafft, wieder zu eröffnen."
"Ja, in Ordnung", stimmte ich zu, obwohl ich mich am liebsten irgendwo verkriechen würde, denn ich begutachtete die anderen, die Fuji mitgebracht hatte.
"Das hier sind Kotetsu, Izumo und Genma", stellte sie die drei vor und gezwungen lächelte ich.
Zu sechst machten wir uns auf den Weg und kamen nach kurzer Zeit vor einem erst halb aufgebautem Gebäude an, in welchem es bereits ziemlich voll war.
Irgendwie schafften wir es, einen Tisch zu bekommen und wir bestellten Reisbällchen, weil es das einzige war, bis neue Vorräte beschafft werden konnten.
Die anderen vertieften sich schnell in verschiedene Gespräche, während ich still aß.
"Es war schon ziemlich beängstigend, als der Kyuubi fast frei war", bemerkte Kotetsu irgendwann und die anderen verstummten.
"Ja, nachdem, was damals passiert ist, hatte ich gehofft, ihn nie wieder sehen zu müssen", erwiderte Mari und Genma starrte auf seinen Teller.
"Es war aber auch nicht einfach, dass er die ganze Zeit in Naruto versiegelt war", fügte Izumo hinzu, "ich meine, so wurden wir alle ständig daran erinnert."
"Ich weiß noch, dass an dem Tag die letzte Runde der Chuunin Prüfungen waren", murmelte Fuji und mein Magen drehte sich um.
Leider erinnerte ich mich auch noch genau daran, wie ich damals mit Genma, Ebisu und Chōza etwas getrunken hatte.
"Ja, genau", stimmte Mari zu und ein schmales Grinsen bildete sich auf ihren Lippen, "ich habe dich bei den Einzelkämpfen haushoch besiegt, Kotetsu!"
"Das stimmt gar nicht", protestierte dieser, "es war eine knappe Entscheidung."
Genma war noch immer still und meine Brust zog sich schmerzvoll zusammen.
Das Thema der Unterhaltung hatte sich schon wieder geändert, es ging jetzt darum, ob Mari ihr Team bei den nächsten Prüfungen teilnehmen lassen sollte.
Anstatt dem Gespräch zu folgen, dachte ich darüber nach, dass ich so schnell wie möglich hier raus wollte.
Es fühlte sich nicht richtig an, als Fremde unter Leuten zu sitzen, die ich schon seit deren Kindheit kannte, ohne dass sie etwas über mich wussten.
Keiner von ihnen hatte eine Ahnung, wie viel Zeit wir bereits mit einander verbracht hatten und wie sehr sie mir ans Herz gewachsen waren.
Natürlich war es bei Kotetsu und Izumo nicht so schlimm, da ich sie nicht so gut gekannt hatte, aber Mari und Fuji hatte ich durch ihre Zeit als Genin begleitet und sie waren meine geliebten Schüler.
Sie wären enttäuscht, wenn sie wüssten, dass ich ihnen genau jetzt gegenüber saß und nicht den Mut hatte, die Wahrheit zu sagen.
Aber am meisten tat es weh, Genma zu sehen.
Ich hatte ihm so viele Schmerzen durch meine Sturheit bereitet, ohne mich damals auch nur verabschiedet zu haben.
Er war ein gutherziger Mensch, aber ich war mir nicht mehr sicher, ob das, was ich ihm gegenüber empfunden hatte, wirklich Liebe gewesen war.
Es hatte sich so anders angefühlt, als bei Orochimaru, irgendwie... kindlicher.
Nein, das war das falsche Wort.
Eigentlich wusste ich es selbst nicht so genau, aber es fühlte sich nicht mehr richtig an, es als Liebe zu bezeichnen.
Vielleicht hatte ich mir das alles damals nur eingeredet, weil er mir geholfen hatte, über die Vergangenheit hinweg zu kommen.
Aber wirklich geliebt hatte ich bisher nur Orochimaru, und der war jetzt tot.
Außerdem lagen jetzt meine beiden besten Freunde im Koma und meine Heimat war zerstört.
Alles in allem war es kein sonderlich toller Tag gewesen.
Nach einer Weile sah ich auf und bemerkte Genmas Blick auf mir, welchem ich allerdings auswich.
Die anderen schienen mich gar nicht mehr wahr zu nehmen, was mich zu der Überlegung brachte, dass ich einfach aufstehen und gehen könnte.
Doch aus dem unauffälligen Wegschleichen wurde nichts, denn plötzlich tauchte Kakashi an unserem Tisch auf.
"Tsuki, würdest du bitte mitkommen?", fragte er und überrascht zog ich die Augenbrauen zusammen, nickte dann aber und stand auf.
"Tut mir Leid, wir sehen uns", verabschiedete ich mich und folgte Kakashi nach draußen.
"Was ist los?", wollte ich wissen, während wir Seite an Seite durch das zerstörte Dorf liefen.
"Ich weiß nicht, wie viel du mitbekommen hast, aber Danzo Shimura wurde vorübergehend zum Hokage ernannt und Kumogakure hat eine Konferenz einberufen", berichtete er und verwirrt unterbrach ich ihn.
"Und warum erzählst du mir das?"
"Lass mich erstmal ausreden", seufzte er, "der Raikage will Sasuke offiziell zum gesuchten Nuke-nin machen und Naruto hat sich in den Kopf gesetzt, ihn davon abzuhalten. Also werden Yamato und ich ihn begleiten, um das Team aus Kumogakure abzufangen. Aber Naruto hat bei dem Ausbruch des Kyuubi die Kette des ersten Hokage zerstört, womit Yamato ihn unter Kontrolle halten konnte. Deshalb bitte ich dich, uns zu begleiten, um ihn im Notfall mit deinem Sharingan zu besänftigen."
"Und warum reicht dein Sharingan nicht dafür aus?", fragte ich.
"Weil du ein richtiges Mitglied des Uchiha Clans bist. Außerdem ist es eh sehr unwahrscheinlich, dass wirklich etwas passieren wird, schließlich wurde das Sigel gerade erst erneuert."
Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern.
"In Ordnung. Aber ich kann nicht für die Wirkung meines Sharingans garantieren", erwiderte ich und er schüttelte den Kopf.
"Ich nehme dich eigentlich nur mit, um Yamato zu beruhigen, also ist das kein Problem. Im Ernstfall würden wir auch ohne dich klarkommen."
In diesem Moment fiel mir wieder ein, warum ich Kakashi noch nie hatte leiden können, er war ein verdammter Mistkerl.
Bei dem anderen war er der nette Lehrer, aber er schien mir noch immer nicht zu vertrauen und die Art, wie er das zeigte, brachte mich zur Weißglut.
Als ob ich mir nicht bewusst wäre, wie nutzlos ich war, musste er es mir noch einmal unter die Nase reiben.
"Wir brechen morgen früh auf, also solltest du jetzt schlafen gehen", sagte er zum Abschied und war verschwunden, bevor ich noch etwas sagen konnte.
"Dir auch eine gute Nacht, Idiot", murrte ich.
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