1.

"Tsuki. Wie geht es dir?"
"Wie soll es mir schon gehen?", fauchte ich den Rikudō Sennin an und seufzte.
"Ich dachte, dass ich wenigstens dieses Mal irgendwas erreichen könnte. Aber nein, natürlich muss ich wieder sterben, ohne jemandem etwas genützt zu haben. Im Gegenteil! Mit meinem Tod mache ich die, die mir etwas bedeuten nur unglücklich."
Tröstend legte der alte Mann mir eine Hand auf die Schulter.
"Es war nicht umsonst, schließlich hast du viele Leben verändert."
Stumm kaute ich auf meiner Unterlippe und verkniff mir den Kommentar, ob zum Guten oder zum Schlechten.
"Ich habe außerdem erfreuliche Neuigkeiten für dich", fügte er lächelnd hinzu und überraschte legte ich den Kopf schief.
"Wenn meine Vermutungen stimmen, wirst du beim nächsten Mal in einer Zeit wiedergeboren, in der Inkarnationen von Indra und Ashura leben. Um ehrlich zu sein, gab es in den letzten Minuten deines letzten Leben ebenfalls beide, also wurde wahrscheinlich der Zweite gerade erst geboren."
Ich war tatsächlich erleichtert, denn das bedeutete, dass alles bald ein Ende haben könnte.
"Nur, dass ich nichts vergessen habe, im Prinzip muss ich die beiden nur dazu bringen, sich endgültig zu versöhnen, richtig?", fragte ich noch einmal nach und er nickte bestätigend.
Schlagartig hob sich meine Laune wieder ein bisschen, denn wenn es nicht genau wie bei Madara und Hashirama war, konnte es doch nicht sonderlich schwer sein, zwei Streithähne zur Vernunft zu bringen, das hatte ich schließlich auch mit Mari und Tairu geschafft.
Plötzlich fiel mir noch etwas ein.
"Warte mal. Wie erkenne ich die beiden?"
"Das weiß ich leider auch nicht. Ich besitze noch keine Informationen über sie, also wirst du einfach deinem Gefühl folgen müssen."
"Und es gibt keine Garantie, dass ich irgendwo in ihrer Nähe wieder auf die Erde komme?", hakte ich ungläubig nach.
Er schüttelte den Kopf.
"Das kann doch nicht war sein! Theoretisch könnten die am anderen Ende der Welt sein?!"
"Ich habe leider keinen Einfluß auf diese Dinge, es tut mir Leid."
Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich mich wieder zu beruhigen, was auch einigermaßen klappte.
"Kannst du mir wenigstens Klamotten geben, wenn ich wieder aufwache? Das war letztes Mal ziemlich peinlich."
Er überlegte kurz.
"Ja, das mache ich, versprochen."
Ich nickte dankbar, bevor ein leichtes Ziehen sich von meinem Magen in meinem ganzen Körper ausbreitete.
"Was ist das?"
"Keine Sorge, es ist wahrscheinlich nur eine Nachwirkung von deinen Verletzungen. Und ein Zeichen, dass deine Reise erneut beginnt."
Überrascht blinzelte ich, letztes Mal hatte ich eine längere Zeit in diesem Zwischenraum verbracht, aber bevor ich etwas sagen konnte, wurde ich wieder in die Dunkelheit gerissen.
Einen Herzschlag später strich ein sanfter Wind um meinen Körper und ich fühlte etwas hartes an meinem Rücken.
Ich schlug die Augen auf und fand mich - wie immer - mitten in einem Wald wieder.
Das dichte Blätterdach spendete Schatten, sodass es schon fast etwas zu kühl war und ich lehnte mit ausgestreckten Beinen an einem breiten Baumstamm.
Mit einem leisen Seufzten schloss ich die Lider erneut.
Am Anfang war das Ganze ja noch lustig gewesen, es hatte Spaß gemacht, neue Leute kennenzulernen und noch mal von vorne anzufangen, aber ich hatte wirklich keine Lust mehr auf den Mist.
Ständig mit ansehen zu müssen, wie Freunde starben, ohne etwas tun zu können und immer ein so großes Geheimnis zu haben war einfach nur grausam.
Aber ich hatte keine Wahl, also war das mindeste, was ich tun konnte, die beiden zu finden und bis dahin aufzupassen, dass mir niemand zu sehr ans Herz wuchs.
Mit diesem Entschluss erhob ich mich und betrachtete meinen neuen Körper so gut es ging.
Aufgrund der Größe war ich auf keinen Fall mehr ein Kind, aber ohne mein Gesicht zu sehen, konnte ich mein Alter unmöglich schätzen.
Rikudō hatte sein Wort gehalten, denn ich war in einen lockeren und rein weißen Kimono gehüllt, allerdings froren meine Füße aufgrund der fehlenden Schuhe ein bisschen.
"So, dann sollte ich mich auf den Weg machen", sagte ich mir selbst und schlenderte in irgendeine Richtung.
Erfreulicherweise ertönten schon bald laute Stimmen in der Nähe und meine Schritte wurden schneller, bis ich am Rand einer kleinen Lichtung ankam, auf der sich eine Gruppe aus zwei Erwachsenen und drei Kindern versammelt hatte.
Die Kleinen interessierten mich nicht sonderlich, dafür aber die Älteren, denn beide kamen mir sehr bekannt vor.
Zwar waren die blonden Haare länger geworden und sie trug die gewöhnliche Konoha Uniform, aber die Frau war ganz eindeutig Fuji und die violetten Haare und das Lächeln Maris würde ich überall wieder erkennen.
Auf meinen Lippen bildete sich ein kleines Grinsen, denn ich freute mich sehr, dass es den beiden anscheinend gut ging.
Allerdings versetzte es meinem Herzen auch einen wehmütigen Stich, da sie gefühlt vor einem Tag noch meine kleinen Schüler gewesen waren, während für sie viele Jahre vergangen waren.
Bei genauerem Hinsehen glaubte ich auch, einen Anflug von Trauer auf Maris Gesicht zu entdecken, aber sicher war ich mir nicht.
"Entschuldigung!", rief ich und trat aus dem Gebüsch, woraufhin alle fünf Köpfe sich zu mir drehten.
"Guten Tag, können wir dir helfen?", fragte Fuji freundlich und ich kratze mich verlegen am Kopf.
"Ich habe mich leider verlaufen, könntet ihr mir vielleicht sagen, wie ich nach Konohagakure komme?", fragte ich höflich.
"Wir waren gerade auf dem Heimweg, also kannst du uns begleiten. Was willst du denn in Konoha?", erwiderte Mari und so schnell wie möglich dachte ich mir etwas aus.
"Ich habe meine Schwester in einem anderen Dorf besucht. Irgendwo bin ich auf dem Heimweg wohl falsch abgebogen."
"Wo wohnt deine Schwester denn?", wollte einer der Jungs wissen, aber noch bevor ich antworten konnte, wurde ich von Fuji unterbrochen.
"Kion, sei bitte nicht so unhöflich."
"'Tschuldigung", grinste er in meine Richtung und ich lachte.
"Schon in Ordung. Sie wohnt in Takigakure."
"Sensei, wollen wir nicht langsam los?", fragte ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren an Mari gewandt.
"Ja, natürlich. Lasst uns gehen."
Die Gruppe setzte sich in Bewegung und ich lief mit einem kleinen Abstand hinterher.
Ein stolzes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich beobachtete, wie sehr die Kinder meine ehemaligen Schülerinnen als Senseis zu mögen schienen.
Ich hatte nie darüber nachgedacht, aber alle beide waren wie gemacht dafür, der nächsten Generation ihr Wissen weiterzugeben.
Mein Blick wanderte nach oben, wo die Baumkronen immer mehr von dem blauen Himmel preisgaben und ich fragte mich, was wohl aus all den anderen geworden war.
Aus Tairu, Itachi, Genma, Anko und Kakashi.
"Wie heißt du eigentlich?"
Bei der plötzlichen Frage zuckte ich überrascht zusammen und sah wieder den Jungen.
"Ich bin Tsuki, freut mich, dich kennenzulernen."
"Mein Name ist Kion", stellte er sich vor, "und die anderen-"
"Kion, was habe ich gerade gesagt?", wies Mari ihn zurecht und er verdrehte die Augen.
Bevor er etwas erwidern konnte, fiel Fuji ihm ins Wort.
"Wie wäre es, wenn du wieder zu Mari aufschließt? Ich würde mich auch gerne noch ein bisschen mit ihr unterhalten."
Schmollend folgte er ihren Anweisungen und Fuji ließ sich etwas zurückfallen, bis wir nebeneinander gingen.
"Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, mein Name ist Kemi Fuji. Die drei sind Maris Schüler, Kion, Tsuyu und Kamane", während sie sprach deutete sie der Reihe nach auf den brünetten Jungen, das Schwarzhaarige Mädchen und den Jungen mit weißen Haaren.
"Ich heiße Tsuki", stellte ich mich ebenfalls vor und sie lächelte.
"Das ist ein schöner Name."
"Vielen Dank."
Eine kurze Stille trat ein, bis ich wieder das Wort ergriff.
"Ich will nicht neugierig wirken, aber wenn die drei zu Mari-sans Team gehören, warum bist du dann auch bei ihnen?"
"Die drei sind erst vor kurzem Genin geworden und ich war ihre Lehrerin auf der Akademie. Weil Mari und ich Schwestern sind, schaue ich ab und zu beim Training vorbei", erklärte sie und unwillkürlich musste ich lachen.
Auf der Akademie zu unterrichten passte noch mehr zu ihr, als ein Sensei zu sein.
"Und außerdem ist es mein erstes Team, also greift sie mir auch ein bisschen unter die Arme", fügte Mari schmunzelnd hinzu, die unser Gespräch wohl mitgehört hatte.
"Ach, da wären wir auch schon", verkündete sie und deutete auf das große Tor vor uns.
"Dann trennen sich unsere Wege hier wohl", verabschiedete ich mich mit einer kleinen Verbeugung, "noch einmal vielen Dank, dass ihr mich mitgenommen habt. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder."
"Ja, hoffentlich", erwiderten die beiden und Kion winkte mir zum Abschied, als ich mich geradewegs zum Rathaus aufmachte.
Mein Blick wanderte abwesend nach oben und ein ungläubiges Keuchen entfuhr mir, als ich neben dem Steinkopf von Minato ein weiteres Gesicht erblickte, was mir sehr bekannt vorkam.
"Warum ausgerechnet sie?", murmelte ich und setzte meinen Weg fort, "und weshalb Minato wohl nicht mehr im Amt ist? Vielleicht war es ihm zu stressig, wenn er jetzt ein Kind hat."

"Was soll das heißen?", fragte ich wütend und der Mann seufzte.
"Wie schon gesagt, Hokage-sama kann derzeit niemanden empfangen. Komm einfach morgen wieder."
"Das geht nicht, es ist sehr dringend!"
"Kann ja sein, aber-"
"Gibt es ein Problem, Kotetsu?", ertönte eine Stimme hinter mir und mir ging ein Licht auf, weshalb der Typ mir bekannt vorkam.
Dann war der Braunhaarige, der gerade angekommen war, höchstwahrscheinlich Izumo.
"Ja. Sie will nicht verstehen, dass Tsunade-sama keine Zeit hat", erklärte Kotetsu das Problem.
"Da kann ich dir leider nicht helfen. Außerdem muss ich noch was erledigen, also..."
Und so schnell, wie er gekommen war, verschwand Izumo auch wieder.
"Sie wird es verstehen, wenn ich erst einmal mit ihr rede", versuchte ich weiter, ihn zu überzeugen.
"Was treibst du denn? Ich warte schon seit einer Ewigkeit auf die Dokumente", meckerte eine blonde Frau ihn an und mein Gesicht hellte sich auf.
"Entschuldigung, Hokage-sama, aber dieses Mädchen besteht darauf, etwas dringendes mit Ihnen zu besprechen und ich versuche sie zu überzeugen, dass dafür gerade keine Zeit ist."
Sie musterte mich von oben bis unten und verengte schließlich die Augen.
"Gib ihr die Papiere und such Izumo, dann löst ihr die Wache am Südtor ab", wies sie ihn an und er tat, was sie sagte.
"Komm mit."
Den Stapel in beiden Armen balancierend folgte ich Tsunade und sie schloss die Tür hinter mir.
Dann legte ich die Akten auf den Tisch und sie ließ sich in ihren Stuhl fallen.
"Wer bist du?"
"Mein Name ist Tsuki", erwiderte ich und sie schloss kurz die Augen.
"Das hab ich mir bereits gedacht. Aber nur um sicherzugehen, wie lautet-"
" 'Wenn der Schein des Mondes sich in den roten Augen widerspiegelt, werde ich zurückkehren', falls du das wissen wolltest", unterbrach ich sie und Stille trat ein.
Dann spürte ich zwei Wärme Hände an meinem Rücken und Tsunade drückte mich an sie.
"Du bist es also wirklich", murmelte sie und trat einen Schritt zurück, "es freut mich, dich wiederzusehen."
Ein freudiges Lächeln war auf ihrem Gesicht erschienen.
"Gleichfalls", lachte ich, "dann erzähl mal, was ist alles passiert, während ich weg war? Wie geht's Minato und Kushina, Tairu - ach ja, Fuji und Mari habe ich schon getroffen - und wie hat sich der kleine Itachi gemacht?"
Das Lächeln schwand von ihrem Gesicht und sie wand den Blick nach unten.
"Was... ist denn?", fragte ich und hoffte, alles wäre in Ordnung und dass sie mich nur auf den Arm nehmen wollte.
"Tsuki, dein Clan ist... sie sind... tot."

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