Raynard fuhr das Auto in die Garage, stieg aus und schloss die klapprige Holztür. Ich stieg ebenfalls aus und knipste das Licht an, dann öffnete er die Hintertür und gab den Blick auf die gefesselte und geknebelte junge Frau frei. Ihr Make-up war verschmiert und sie schien geheult zu haben. Ihr Trainingsanzug war verschmutzt und ihre Haare unordentlich. Sie schrie eigentlich, aber man hörte nur ein dringliches "mh" durch den silbernen Tape. Tat es etwas mit mir sie so zu sehen? Hatte ich Mitleid? Ehrlich gesagt sah ich nur mich selbst darin. Verdreckte Kleider, verschmierte Flecken von Schmutz im Gesicht, verknotete Haare, Tränen... aber die Gesellschaft hatte mir den Mund verstopft, hatte mich gefesselt. Sie hörten mir nicht zu, sie schauten weg, sie hassten mich. Und so hasste ich auch die Menschen. Auch diese Frau. Sie durfte glücklich sein. Warum bekam sie die Chance? Warum ich nicht? Raynard zog die Frau hinaus und sagte mir ich solle das Tuch vor dem Tunnel beiseite schieben. Sie zappelte und blieb unterdrückt schreien, aber ich hörte extra nicht hin. Hatte ich mich nicht ganz anders verhalten? Vielleicht weil ich nichts zu verlieren gehabt hatte. Sie hatte das Baby. Und ihr ganzes aufgebautes Leben. Warum taten Menschen das? Warum machten sie sich selbst abhängig? Naja, wenn mich das jemand im Bezug auf Raynard fragen würde, würde ich auch keine Antwort wissen. Vielleicht lag das in der Natur eines jeden Menschen. Etwas nervös blieb ich vor dem Tunnel stehen und wartete. Ich wollte nicht wieder hinein, nicht nachdem ich einmal drinnen gewesen war. Die Schädel, das Skelett, der Tunnel an sich, das tropfende Wasser; die Höhle machte mich nervös. Raynard kam zum Glück ziemlich schnell wieder hinaus. "Was hast du mit ihr gemacht?", fragte ich. Es klang nicht vorwurfsvoll, aber auch nicht fröhlich, aufgeregt. Es war einfach eine Frage. Aus Interesse. "Sie ist festgebunden und wird jetzt erstmal dort bleiben. Warte nur ab bis jemand den Zettel findet..." "Was passiert dann?" "Dann...", seufzte er und sah mich an. "Dann beginnt das Ende."
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