Chapter 19
Die nächsten Tage verstrichen quälend langsam. Silvester rückte näher und ich war nur dabei einzukaufen, irgendwie zu kochen, obwohl ich es nicht wirklich konnte, auch wenn Raynard nie darüber gemeckert hatte, aufzuräumen und ihm bei seinem Gebastel zuzusehen. Mittlerweile waren wir nur noch in der Garage, denn wie ich vorausgesehen hatte, hatte die Leiche angefangen zu verfaulen und es stank ziemlich. Ich hatte nichts darüber gesagt, um Raynard nicht zu verletzen, war aber nicht mehr allzu gerne im Haus. Die Garage war der einzige Zufluchtsort, der uns noch blieb. Es war mittlerweile gar nicht mehr komisch "wir" und "uns" zu sagen, denn ich war ihm näher gekommen in der Zeit. Nicht in dem Sinne, aber ich wusste jetzt mit Sicherheit, dass er mir nichts tun würde. Als es schließlich Silvester wurde sagte Raynard ich solle mitkommen und wir stiegen in das Auto, welches in der Garage stand. Es musste der alten Frau gehören. Gehört haben eigentlich. Er fuhr in den Park und parkte am Straßenrand. Im Gegensatz zu den anderen Tagen, wo er nur ein Shirt oder so getragen hatte, hatte er sich jetzt ein Hemd angezogen. Ich spürte, dass er irgendwas vorhatte, aber ich hatte keinen Schimmer was und das verunsicherte mich. Nervös sah ich aus dem Fenster, Angst jemand könnte Raynard trotz der Sonnenbrille und dem Hut erkennen. "David." Ich wandte meine Aufmerksamkeit unverzüglich ihm zu, abwartend was er mir sagen wollte. "Ich habe einen Plan okay? Ich habe alles im Griff, auch wenn das nicht so scheint. Vertraust du mir?" Auf merkwürdige Weise war er angespannt, aber ich nickte. Ich vertraute ihm, egal was er jetzt machen würde. "Danke Kleiner." Bevor ich wegen dem "Kleiner" und weil er sich bedankt hatte, rot werden konnte, war er schon ausgestiegen und nahm sich noch eine extra Sonnenbrille mit. Wozu brauchte er die? "Bleib hier!", rief er mir zu und schlug die Tür zu. Gespannt und zugleich besorgt sah ich ihm nach, wie er auf eine junge Frau mit einem Kinderwagen zu ging und die extra Sonnenbrille hoch hielt. Ich konnte ihn nicht hören, das Fenster war auch zu und er war zu weit weg. Aber er war nicht unfreundlich, die Frau schien ihn zu mögen, er beugte sich über den Kinderwagen und sie redeten über das Baby. Das erkannte ich, weil sie ständig wieder zu dem Baby sahen. Was hatte er nur vor? Was war sein Hintergedanke? Er wollte bestimmt nicht nur mit ihr reden. Als er die Frau plötzlich packte und ihr den Mund zu hielt, schlug mein Herz plötzlich doppelt so schnell. Er wollte sie mitnehmen, er wollte sie entführen, wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf, um das Geschehen zu realisieren. Er zerrte sie in Richtung Auto. Es war riskant, aber es war ruhig und weil er ihr den Mund zu hielt konnte sie nicht schreien. Niemand schien etwas zu bemerken. Als er fast am Auto angekommen war sprang ich raus und öffnete die Hintertür für ihn. Er hatte Kabelbinder und Tape schon hingelegt und ich staunte nur noch mehr darüber, dass er alles vorbereitet hatte. Von Außen hatte es gar nicht so ausgesehen. "Leg das hin bei dem Baby", befahl er mir, während er die Frau hinein schubste und mir einen Zettel gab. Ich rannte sofort los. Das Baby weinte und ich versuchte es zu beruhigen, damit niemand etwas bemerkte. Trotzdem konnte ich es nicht lassen den Zettel zu lesen. "Raynard Waits wünscht ein frohes neues Jahr" stand darauf. Schnell steckte ich es in den Kinderwagen. Das hier war das Endspiel, ich spürte es.
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