Wunderbares Hogwarts

Wunderbares Hogwarts

Der Winter kam nun in großen Schritten auf uns zu und einen Morgen wurden wir von klirrender Kälte und kleinen weißen Flocken vor der Fensterscheibe des Schlafsaals geweckt. Irgendwie schaffte es der Schnee, meine Stimmung zu heben, schon allein wenn ich während der Schulstunden hin und wieder aus dem Fenster in die verschneite Landschaft hinaus schielen konnte. Einzig und allein in Zaubertränke wurde mir diese Möglichkeit versagt und zu allem Überfluss wurden die Stunden unten in den Kerkern noch unangenehmer, weil die unteririschen Räume so durchgekühlt waren, dass sich alle Schüler ganz nah an ihre Kessel setzten, um sich an den köchelnden Gebräuen und kleinen züngelnden Flammen zu wärmen.

Aber sonst war ich zunehmend besser gelaunt, so sehr sogar, dass es auch den anderen auffiel und sie mir manchmal verwunderte Blicke zuwarfen. „Bist du einfach nur glücklich oder nimmst du irgendwelche tollen Drogen, von denen du uns noch nichts verraten hast?“, fragte Fred eines Morgens beim Frühstück, als ich das Lächeln wieder mal partout nicht von meinem Gesicht bekam.

Ich schüttelte nur den Kopf. „Ich bin einfach nur gut gelaunt. Es schneit, das Wetter ist gut und das Frühstück lecker!“

Die beiden wechselten einen beunruhigten Blick. „Ich hoffe es sind Drogen“, erklärte George schließlich kopfschüttelnd. „Alles andere würden heißen, dass sie vollkommen übergeschnappt ist!“
Ich streckte ihm nur die Zunge heraus und aß dann weiter grinsend meine Cornflakes, in der vagen Hoffnung, dass ich die beiden mit meiner guten Laune anstecken konnte. Wegen der nahenden ZAG-Prüfungen bekamen sie Unmengen von Hausaufgaben aufgehalst und waren dem entsprechend gelaunt.

„Apropos ...“, sagte Fred plötzlich und hielt mit dem Löffel auf halbem Weg zu seinem Mund inne. „Hast du ihr schon von unserer Idee erzählt?“

George schaute ihm einen Augenblick lang mit leeren Augen an, dann erhellte sich seine Miene und er begann ebenso breit zu grinsen wie ich. „Stimmt! Das hatte ich schon fast wieder vergessen!“

„Wir hatten eine geniale Idee, während wir an diesem blöden Aufsatz für Snape gesessen haben!“, erklärte Fred aufgeregt. „Fünf Rollen Pergament über ein Thema, das im Buch auf vier Zeilen zusammengefasst worden ist. Total krank. Und das in nur drei Tagen! Wir haben am Ende den Text aus dem Buch auf eine Zeile gekürzt und ihn dann immer wieder wiedeholt. Aber in Schönschrift!

„Fred!“, fuhr George genervt dazwischen. „Ich weiß ja nicht, ob du's bemerkt hast, aber niemanden interessiert dieser Zaubertränke-Aufsatz!“

„Am wenigsten uns beide!“ Fred grinste.

George stöhnte. „Auf jeden Fall hatten wir da 'ne Idee, die glaube ich ziemlich genial ist. Hast du schon den Zettel mit dem Datum für den nächsten Ausflug nach Hogsmead gesehen?“, fragte er begeistert und sofort verschwand das Lächeln von meinem Gesicht.

„Unheil angerichtet. Jetzt bin ich nicht mehr begeistert!“, erklärte ich schnippisch doch George schüttelte nur hastig den Kopf.

„Nein, nein … das beste kommt doch erst! Erinnerst du dich an die Bilder, die wir in Ägypten gekauft haben?“

„Also eigentlich haben nicht wir sondern Adi sie gekauft“, stellte Fred nachdenklich fest. „Du warst ziemlich unglücklich darüber!“

„Kann man hier denn nicht einen Satz am Stück sagen?“, fragte George mit einer Stimme, die stark an die seiner Mutter erinnerte. „Jedenfalls hätten wir eigentlich schon früher darauf kommen können, oder? Wenn du nicht nach Hogsmead darfst, dann bringen wir Hogsmead zu dir!“

„Liveübertragung vom Dorf in die Schule!“, fügte Fred hinzu. „Wir müssen natürlich noch schauen, ob die Schutzzauber des Schlosses die Verbindung irgendwie stören können, aber rein prinzipiell müsste es funktionieren!“

„Ich kriege quasi eine virtuelle Führung durchs Dorf?“, fragte ich nachdenklich. Die Idee klang tatsächlich verlockend. Natürlich nicht so schön, wie wirklich nach Hogsmead zu dürfen, aber dafür sicher auf jeden Fall besser als gar nichts. „Also, wann ist dieser Termin?“

Die gute Laune hielt für den Rest des Schultages und überlebte sogar die Doppelstunden Zaubereigeschichte und Zaubertränke, die wie immer den Dienstagmorgen einleiteten. Vom Klassenzimmer für Geschichte aus hatte man einen wunderbaren Blick über den zugefrorenen See, unter dessen Eisschicht man immer wieder die dunklen Schatten träger Unterwasserwesen erahnen konnte. Eine kleine Gruppe Schüler war gerade in Begleitung von Hagrid am Ufer vorbei durch den Schnee gestapft und zwischen den Bäumen verschwunden. Sie hatten ziemlich alt ausgesehen, vielleicht UTZ-Schüler. Gedankenverloren fragte ich mich, ob die Oberstufenschüler wohl interessantere Wesen als Fluberwürmer, Graugnomen und Nesselmaden kennenlernten. Schließlich würden sie irgendwann ihre Abschlussprüfungen in diesem Fach machen … Vielleicht überlebten all die schleimigen und gähnend langweiligen Tiere, die wir momentan in Pflege magischer Geschöpfe behandelt überhaupt nicht die Kälte und Hagrid würde gezwungen sein, wieder interesantere Themen anzuschneiden.

„Adriana!“, zischte Hermine vom nächsten Tisch herüber und warf mir einen ihrer vorwurfsvollen 'Wie-kannst-du-es-nur-wagen“-Blicke zu. Ich warf ihr einen fragenden Blick zu.

„Erzählt er gerade was Interessantes?“

Sie runzelte die Stirn und schüttelte missbilligend den Kopf. „Er hat gerade über die Zentauren-Gesetze von 1754 erzählt!“ Ich starrte sie einige Augenblicke mit leerem Blick an, während mein Gehirn versuchte, ihre Worte zu verarbeiten … dann gab ich auf und schüttelte den Kopf.
„Du hättest auch einfach nein sagen können.“

Mein Blick wanderte wieder zum Fenster und ich dachte wehmütig an die bevorstehende Stunde im Kerker, wo es weder Fenster noch die Möglichkeit zum Tagträumen unter Snapes strenger Aufsicht gab. Außerdem war Snape gereizter denn je und nicht einmal ich verspürte mein übliches Verlangen nach Streit mit dem mürrischen Zaubertranklehrer. Er konnte halt doch ziemlich unheimlich werden und Gryffindor hatte ganz sicher schon mehr als genug Punkte wegen seinen jähzornigen Reaktionen verloren. Lieber kein Risiko eingehen.

Als der Schultag dann nach einer gemütlichen Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste endete, schien der Tag perfekt.

„Adriana, kannst du noch ganz kurz da bleiben?“
Besorgt schaute ich auf und fragte mich gedanklich, was wohl jetzt schon wieder passiert war. Immer wenn ein Lehrer so begann, war irgendwas passiert. Das war quasi ein Naturgesetz von Hogwarts. Doch zu meiner großen Überraschung lächelte Lupin nur und winkte mich in sein Büro am Ende des Klassenzimmers.
„Kein Grund so besorgt drein zu schauen!“, beschwichtigte er gut gelaunt, während er schwungvoll einen Teekessel über das Feuer hängte.

„Wenn ich es mir recht überlege, sind es eigentlich sogar ganz gute Nachrichten. Setz' dich doch!“ Er gestikulierte in Richtung seines Schreibtisches und beschwor mit dem Zauberstab einen weiteren Stuhl herauf. „Hast du Hunger?“
Bevor ich auch nur antworten konnte, verschwand er im anliegenden Raum und tauchte mit einer Dose Zimt-Zauber-Kekse wieder auf, die er seufzend auf den Tisch platzierte und sich dann mir gegenüber in den Stuhl fallen ließ.
„Aaaalso ... wo fang ich am besten an ...“ Er tippte sich nachdenklich ans Kinn, während ich mir einen Keks griff und ihn in erwartungsvoller Stille beobachtete. „Ja ... Harry hat mich vor zwei Wochen darauf angesprochen ... auf die Sache mit den Dementoren bei eurem Quidditchspiel.“ Sein Miene verdüsterte sich leicht und sein Blick ruhte nachdenklich auf mir, als wollte er meine Reaktion abschätzen. „Er hat mich … gebeten, ihm einiges über die Verteidigung gegen Dementoren beizubringen. Es gibt da einen bestimmten Zauber, den wir versuchen könnten.“ Er ließ seine vorsichtigen Worte sacken und meine Gedanken wanderten zurück zu diesem einen Quidditchspiel, bei dem es so denkbar knapp gewesen war.

„Also Extrastunden in Verteidigung gegen die dunklen Künste?“

Er nickte langsam. „Wir würden erst nach Weihnachten damit beginnen. Momentan habe ich noch zu viel zu tun. Aber dann könnten wir uns vielleicht einmal in der Woche treffen. Das dürfte ja eigentlich kein Problem sein, du hast ja wahrscheinlich einen sehr ähnlichen Stundenplan wie Harry, gerade wenn es um Quidditchtrainings geht. Und der Duellierclub wird auch nicht darunter leiden, denn da bin ich ja auch beschäftigt.“

Ich schluckte. Es war weniger der Mehraufwand, der mir Sorge bereitete. Schließlich hatte ich auch die Nachhilfestunden mit Flittwick gut gemeistert. Ein oder zwei Stunden mehr oder weniger machten beim jetzigen Arbeitsaufwand eigentlich kaum noch was aus. Was mich mehr beschäftigte war der Gedanke, zusätzlich Zeit mit Harry im gleichen Raum zu verbringen. Seine verstohlenen Blicke waren nicht weniger geworden, wir hatten kaum ein Wort gewechselt und da konnten so ein paar Stunden mit nur uns beiden als Schüler sicherlich eine ziemlich miese Stimmung mit sich bringen. Leicht grinsend stellte ich mir vor, wie der arme, gutmütige Lupin verzweifelt versuchen würde, zwischen Harry und mir zu vermitteln.

„Ich denk mal drüber nach“, war schließlich meine vage Antwort und man konnte Lupins Gesichtszügen deutlich beim Fallen zusehen. Er hatte eindeutig mehr Begeisterung und Zustimmung erwartet, auch wenn er es nach wenigen Sekunden wieder mit einer undefinierbaren Miene zu überdecken versuchte. „Es liegt nicht an der Idee mit den Stunden“, schob ich schnell hinterher. „Und ich würde wirklich gerne lernen, gegen Dementoren zu kämpfen. Das beim Quidditchspiel … das war ziemlich knapp und es sieht ja nicht gerade so aus, als würde es in nächster Zeit irgendeinen Grund für das Ministerium geben, die Sicherheitsvorkehrungen wieder zu senken. Also ...“ Ich seufzte schwer und zuckte gequält mit den Schultern. „Es ist nur, dass die Atmosphäre etwas angespannt ist, wenn Harry und ich in einem Raum sind. Er … nun ja, er weiß bescheid und ich glaube, er hat die Nachricht nicht sonderlich gut aufgenommen.“

Remus schaute alarmiert auf. „Wie hat er denn davon erfahren? Aber er wird dich doch ganz sicher nicht irgendwelcher illegaler Machenschaften verdächtigen, oder?“ Er schien wirklich schockiert über diese Neuigkeit und schüttelte fassungslos den Kopf, während ich nur schulterzuckend an meinem Keks knabberte.

Als ich später den Zwillingen davon erzählte, waren beide sofort begeistert von der Idee.

„Ach, kümmer' dich doch nicht um Harrys komische Blicke oder sonst was … Ein Zauber gegen Dementoren ...“ George schaute beeindruckt drein. „Ich hab natürlich gesehen, dass sowohl Professor Lupin als auch Dumbledore sowas draufhaben, aber wenn er dir das wirklich beibringen könnte ...“

„Und du würdest das bestimmt schaffen, so gut wie du bei solchen Verteidigungszaubern bist“, fügte Fred hinzu.

„... also das, das wäre schon so ein großer Haufen ziemlich mächtige Magie. Ziemlich nützliche, mächtige Magie, wenn die Kapuzenviecher hier noch länger übers Gelände schwabbeln und Angst und Verzweiflung verbreiten, möchte ich meinen!“

„Stell dir nur vor, du könntest auch so Silberzeug nach den Dementoren schießen, das wär ziemlich eindrucksvoll … findest du nicht auch?“

Und sie hatten ja Recht. Seufzend nahm ich mir vor, nach der Stunde am Donnerstag nochmal mit Lupin über das Thema zu sprechen. Außerdem wollte ich es diesen Dementoren heimzahlen können, sollten sie sich je wieder an mich heranwagen. Schließlich mussten doch selbst diese seelenlosen Ungeheuer bemerken, dass ich ganz eindeutig nicht Sirius Black war.
George grinste, als er die Entschlossenheit auf meinem Gesicht sah. „Ah ha! Da ist sie wieder, die Adi die wir kennen! Und wenn dich Harry nervt, dann machst du ihn einfach fertig, indem du den Zauber schneller hinbekommst als er!“

Ich lachte. „Ja sicher, einfach mal so mir nichts dir nichts … Ist wahrscheinlich ein ganz einfacher Zauber … sie haben bloß aus irgendwelchen anderen unerfindlichen Gründen keine Lust, ihn uns Unterstufenschülern beizubringen.“

Plötzlich leuchteten Freds Augen auf. „Denkst du, Lupin bringt solche Silber-Anti-Dementor-Zauber im UTZ-Kurs dran? Natürlich nur in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er nächstes Jahr noch Lehrer ist.“ Er zwinkerte.

„Hey!“, verteidigte ich meinen Paten mit gespielter Empörung. „Wir wollen doch zumindest hoffen, dass ihm nichts passiert. Es kann ja auch mal ein Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer Glück haben. Erst recht wenn es mal ein vernünftiger Lehrer ist.“

George brummte zustimmend. „Es hat ja auch ganz sicher nichts damit zutun, dass wir auf seinen Abgang hoffen. Er muss ja auch nicht gleich sein Gedächtnis und seinen Verstand verlieren, insofern Lockhart überhaupt über dergleichen verfügt hat. Aber es sind auch schon viele Lehrer in diesem Fach einfach nach einem Jahr gegangen, weil ihnen das Unterrichten nicht mehr Spaß gemacht hat.“

„Und die Statistik der … letzten fünfzig Jahre spricht nunmal deutlich gegen ihn!“

„Aber wir können ja trotzdem auf ein Wunder hoffen und nicht gleich den Teufel an die Wand malen“, schlug ich seufzend vor, während ich eine Nebenrechnung für eine Arithmantik-Rechnung schwermütig durchstrich und in die Flammen schleuderte.

Fred und George stimmten zu und so hofften wir. Schließlich war Hogwarts ja eigentlich immer für ein Wunder gut.

 ________________________________________________________________________________

 Soooo, diesmal zwei Kapitel, weil gerade von der Handlung her ein bisschen Ebbe ist und ich mich für die lange Wartezeit entschuldigen will ... APROPOS Wartezeit, ich kündige hier gleich einmal mit schuldbewusstem Grinsen an, dass es auch im weiteren Verlauf zu Verzögerungen kommen kann ;) Stichwort: Abi!

Im März geht's bei mir los, deshalb hoffe ich bei euch um Verständnis. Spätestens im April habe ich dann aber garantiert Zeit, dann ist das schlimmste nämlich rum ;)

LG, magicstarlight

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top