Veritaserum
Wer ich? Ich staub hier nur gerade dieses virtuelle Bücherregal ab ... beachtet mich gar nicht ...
Hey ;) (Und natürlich: Frohe Weihnachten! Frohes Neues Jahr! Frohes Semesterende!)
Es ist gerade 2 Uhr morgens, ich bin müde und ich bin fertig ... völlig fertig, insbesondere auch mit einem Kapitel, das mittlerweile mehr als zwei Monate als traurige geöffnete Datei auf meinem Desktop verstaubt ist. Meine Uni-Prüfungsphase ist nun tatsächlich geschafft, und ich hab mehrere Wochen, um endlich wieder zu Atem zu kommen, ehe der ganze Irrsinn wieder aufs Neue beginnt. Es macht unglaublich Spaß, aber es ist auch seeeeehr einnehmend und irgendwann will man einfach nur noch ausschlafen und irgendwas anderes machen ... so wie dieses Kapitel zu schreiben!
An alle da draußen, die jetzt bald Abi schreiben müssen: Wenn ich die letzten zwei Monate überlebt habe, dann schafft auch ihr eure Prüfungen ;) Nichts leichter als das!
Ich hoffe, ich kann euch mit diesem Kapitel eine kleine Freude machen ... Und auch, wenn ich keine Versprechen bezüglich des nächsten Kapitels machen werden (kommt bestimmt in den nächsten paar Tagen/Monaten), will ich doch endlich mal dieses Buch fertig bringen, denn ich freue mich auch schon auf den nächsten Teil und die Teile danach (kommen bestimmt in den nächsten paar Jahrzehnten/Jahrhunderten).
Nun aber genug des von alledem.
Viel Spaß beim Lesen und gaaanz viele liebe (und müde) Grüße,
Magicstarlight
____________________________________________________________________________________
Veritaserum
Nachdem wir unbemerkt in den Krankenflügel zurückgekehrt waren, herrschte gespanntes Schweigen, denn wir alle wussten, dass innerhalb der nächsten paar Minuten im Schloss sicherlich die Hölle los sein würde. Madam Pomfrey war aus ihrem Büro zurückgekehrt und versorgte uns gerade mit sehr, sehr gut gemeinten Schokoladenstücken, als man in der Ferne plötzlich einen wütenden Aufschrei hörte, der wahrscheinlich mindestens die Hälfte der Schlossbewohner aus dem Schlaf gerissen hatte. Auch der Krankenschwester fiel vor Schreck die Schokoladentafel aus der Hand und ihr Kopf fuhr in die Höhe. „Was bei allen Geistern und Gespenstern ..." Ihr Blick wanderte zur Tür, vor der der Krach nun mit jeder Sekunde lauter wurde. „Die wecken doch alle auf!"
Mit gerunzelter Stirn und noch schlechterer Laune als zuvor näherte sie sich der Tür, doch bevor sie sie erreichen konnte, wurde sie von Außen aufgeschlossen und ein ganzer Schwall an Zauberern betrat den Krankenflügel, allen voran Dumbledore, Fudge und Snape ... letzterer mit einem wahrlich fürchterlichen Gesichtsausdruck ... eine Fratze der Wut. Auch wenn man hinzufügen musste, dass auch der Gesichtsausdruck des Zaubereiministers nicht unbedingt voller Freude erstrahlte.
Hinter den dreien betraten aber auch die beiden Auroren von vorhin und eine kleine runzlige Hexe in dunkelblauen Roben. Sie sah noch etwas verschlafen aus ... so als wäre auch sie gerade erst aus dem Bett gerissen worden – und wahrscheinlich entsprach das sogar der Wahrheit.
„Und ich sage Ihnen Minister, die Sache stinkt nach Potter!" Snape war augenscheinlich außer sich und war bereits auf halbem Weg zu Harrys Bett, als Fudge ihn mit gerunzelter Stirn zurückhielt.
„Bitte machen Sie sich jetzt nicht lächerlich, Professor. Wir wissen beide, dass ... moment mal!" Sein Blick wanderte weiter und blieb plötzlich auf mir hängen ... nicht gut.
Mir lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinab und ich wechselte einen panischen Blick mit Hermine, die mit weit aufgerissenen Augen im Bett mir gegenüber saß. War es wirklich eine intelligente Entscheidung gewesen, in Hogwarts zu bleiben oder hatte ich mir damit selbst mein Grab geschaufelt? Ich wollte es eigentlich ungern herausfinden.
„Ich darf doch wohl sehr bitten!" Zu meiner großen Erleichterung trat nun Madam Pomfrey zwischen mich und den Zaubereiminister – und beendete damit hoffentlich dessen Grübeleien. „Dies ist ein Krankenzimmer! Und dies sind meine Patienten, für die ich momentan die Verantwortung trage. Ich nehme an, Sie als Zaubereiminister werden das wohl hoffentlich verstehen ... und was Sie angeht, Severus, haben Sie den Verstand verloren?" Sie klang ernsthaft besorgt.
„Oh, glauben Sie mir, mit seinem Verstand ist alles in Ordnung", erklärte Dumbledore beschwichtigend und mit etwas besorgtem Gesichtsausdruck, auch wenn er es zu verbergen versuchte. Es kam mir beinahe so vor, als versuchte auch er, das Gespräch bewusst in eine andere Richtung zu lenken. Und dafür war ich sehr dankbar! „Er hat lediglich gerade eine sehr große Enttäuschung erlitten."
Fudge schnaubte verächtlich. „Haben wir das nicht alle?" Er warf die Hände in die Luft. „Können Sie sich die Schlagzeilen des morgigen Tagespropheten vorstellen? Erst dieses Vogelvieh und jetzt das. Es ist ein Blamage!" Und leider wanderte sein Blick jetzt schon wieder zu mir hinüber. Ich schluckte. „Allerdings bleibt auch ohne Black eine letzte Zeugin ..." Er richtete einen zitternden Finger auf mich. „Wenn Sie nach einem Schuldigen suchen wollen, Snape, dann fangen Sie doch bei der offensichtlichsten Idee an!"
„Wie bitte?" Die Krankenschwester war empört, doch der Minister schien ihr kaum Beachtung zu schenken.
Mein Blick wanderte zu Snape. Auch er beobachtete mich, doch sein Mienenspiel schien widersprüchlich zu sein. Ein Hin-und-Her der Emotionen. Man sah deutlich, wie in seinem Kopf zwei Ideen miteinander kämpften. Und auch ohne genau zu wissen, woran der Zaubertrankmeister gerade dachte, so war ich mir doch sicher, dass ich kurz davor war, meinen unerklärlichen Bonus zu verlieren, den er mir sonst immer zu gewähren schien. Von allen Zeitpunkten, an denen er sich dazu entschließen konnte, mich plötzlich zu hassen ...
„Ich glaube kaum, dass das eine realistische Vermutung ist, Minister ... bei allem Respekt ..." Und ich sackte vor Erleichterung beinahe zusammen. „Als ich in der Heulenden Hütte war, war Miss Carter ohnmächtig und auch als ich sie später wieder gefunden habe, war sie nicht bei Bewusstsein. Ich halte es doch für deutlich wahrscheinlicher, dass Black sie gegen ihren Willen dort festgehalten hat."
Fudge starrte ihn fassungslos an, als könnte er nicht glauben, dass sich nun auch sein engster Verbündeter gegen ihn gewandt hatte. Doch leider fing er sich recht schnell wieder und er schüttelte den Kopf. „Das glauben Sie doch selbst nicht ... oder besser: Glauben Sie was Sie wollen. Ich bin der Zaubereiminister und mir geht es hier um die Interessen des Ministeriums und der Zauberergemeinschaft. Und da wir sonst wenige Verdächtige oder Zeugen aufzuweisen haben, müssen wir uns zuerst mit dem beschäftigen, was uns bleibt. Ich möchte ein Verhör von Adriana Carter unter Beteiligung von einem oder mehr gerichtlichen Zeugen, damit wir endlich diesen Serienmörder dingfest machen können!" Sein Gesicht war mittlerweile hochrot angelaufen und ich hatte das unbestimmte Bedürfnis, auf meinem Bett so weit wie möglich Richtung Wand zurückzuweichen. Sicher war sicher.
„Nun aber mal immer mit der Ruhe, Minister!" Auch in der Stimme des Schulleiters schwang nun eine gewisse Schärfe mit. „Eine Befragung von Miss Carter als Zeugin lässt sich sicherlich einrichten, selbstverständlich erst sobald sie wieder genesen ist. Aber wir wollen ja nun nichts übereilen, nicht wahr Cornelius?"
„Oh kommen Sie mir jetzt nicht mit Ruhe, Dumbledore! Wir haben gerade Sirius Black zum zweiten Mal verloren und seine Tochter tanzt uns auf der Nase herum. Ich habe keine Zeit für Ruhe!"
„Sie werden jetzt nicht anfangen, meine Patientin zu verhören, Minister! Soweit kommt es noch!" Ich hatte Madam Pomfrey noch nie so wütend gesehen und das wollte schon was heißen. Fred und George Weasley waren meine Freunde und so hatte ich die Krankenschwester schon in so einigen Gemütslagen erlebt. Doch diese Wut schlug alles. „Von diesen vier Jugendlichen, die Professor Snape heute Abend ins Schloss zurückgebracht hatte, war sie die, die am schlimmsten zugerichtet war. Schnittwunden, Prellungen und Platzwunden am ganzen Körper und dazu der Effekt dieser fürchterlichen Dementoren! Ich kann Ihnen nicht erlauben, Sie in diesem Zustand zu befragen!"
Doch scheinbar hatte sie damit nicht unbedingt den richtigen Ton getroffen, denn nun plusterte sich der Minister merklich auf. „Glauben Sie mir, gute Frau, ich brauche Ihre Erlaubnis nicht, um eine Verdächtige in einem so wichtigen Fall zu verhören! Ich habe heute Nacht schon zwei Angeklagte verloren, ich werde mich nicht in die Ecke setzen und seelenruhig abwarten, bis auch sie auf mysteriöse Weise verschwindet! Dieses Verhör wird hier und jetzt stattfinden. Mrs O'Bryer vom Zaubergamot ist ja bereits hier und mit Ronan und Avery als zusätzlichen Zeugen ist dies mehr als genug, damit alle Ergebnisse dieser Befragung rechtlich verwendet werden können!"
„Wir wollen nun ja doch die Ruhe des Krankenflügels mit so etwas nicht stören", versuchte Dumbledore noch einmal mit versöhnlichem Tonfall, doch Fudge fiel ihm sofort ins Wort. Scheinbar hatte er keine Lust auf eine weitere Diskussion.
„Es ist endgültig entschieden, Dumbledore und ich lasse es mir von Ihnen nicht ausreden. Das Verhör findet jetzt statt. Vorsitz haben Mrs O'Bryer und ich. Diese beiden Auroren sind Zeugen. Ich denke, der Krankenflügel wird dieses bisschen Unruhe nun auch noch verkraften können. Es wird eine protokollarisch korrekte Befragung durchgeführt und ich bestehe auf die Verwendung von Veritaserum! Ich habe heute bereits genug Lügengeschichten gehört!"
Alle Umstehenden erbleichten augenblicklich, als diese Wort den Mund des Ministers verließen und auch ich konnte meinen Ohren schlichtweg nicht trauen. Es war eine absolut leichtsinnige Entscheidung gewesen, in Hogwarts zu bleiben, so viel war mir nun wol klar. Aber dass es so ausarten würde ... damit hätte wohl niemand rechnen können. Selbst die Auroren und die verschlafene Hexe aus dem Ministerium schauten alles andere als überzeugt drein.
„Zaubereiminister, denken Sie nicht, dass dies eher unverhältnismäßig ist?", fragte letztere nun kühn dazwischen. „Eine Befragung mit Veritaserum, dafür brauchen Sie schon unter normalen Umständen eine gerichtliche Anordnung ... bei Black hätte man es nachvollziehen können, aber hier handelt es sich um eine Minderjährige!" Sie klang völlig entsetzt. „Und Sie konnten bis jetzt tatsächlich keine konkreten Beweise für ihre Schuld liefern und – wie Madam Pomfrey nun mehr als einmal richtig angemerkt hat – befindet sich diese Minderjährige auch in keinem Fall in der rechten körperlichen Verfassung ..."
Doch Fudge war wohl mittlerweile über den Punkt der Diskussionsfähigkeit weit hinaus. Er warf Mrs O'Bryer einen aggressiven Blick zu. „Wir befinden uns offensichtlich in einer Ausnahmesituation. Vor wenigen Minuten ist uns Sirius Black erneut entwischt und wenn ich richtig liege und sie -" Er deutete mit zitterndem Finger auf mich. „- etwas damit zutun hat, dann ist dies unsere einzige Chance, ihn doch noch zu erwischen. Denn eines kann ich ihn prophezeihen: Wenn wir ihn jetzt nicht fassen, dann kriegen wir ihn nie wieder. Er wird so einen Fehler wie diese Nacht nicht noch einmal begehen. Dazu ist er zu klever ... und dazu hat er zuviele geheime Unterstützter! Außerdem wird Miss Black die Befragung nicht schaden, wenn sie nichts zu verbergen hat, oder etwa doch?" Er schaute sich triumphierend um, als erwarte er, dass keiner der Umstehenden irgendwas gegen diese logische Argumentation sagen würde ... aber natürlich hatte er dabei nicht mit dem Schulleiter und der Krankenschwester gerrechnet.
„Sie müssen völlig den Verstand verloren haben, Minister!", spukte sie ihm entgegen. „Miss Carter hatte gerade erst eine traumatische Nacht hinter sich ... und ja, zuvor ist sie bereits wiederholt von ihren treuen Dementoren belästigt worden, da diese keinen Unterschied zwischen einer Straftäter und einer vierjährigen Schülerin machen können ... Und jetzt ... ein so barbarisches Mittel wie Veritaserum? Das kann nicht ihr Ernst sein!"
Auch Dumbledore räusperte sich nun. „Auch ich denke, dass Sie nun einige Schritte über Ihr Ziel hinausgeschossen sind, Cornelius. Sicherlich lässt sich eine formale Untersuchung einleiten, bei der Miss Carter selbstverständlich auch kooperieren wird, aber Veritaserum? Die Gesetzeslage ist da doch recht eindeutig ..."
„Sie müssen mir nicht meine Gesetze erklären, Schulleiter", erwiderte Fudge mit hochrotem Kopf, als fühle er sich allein durch diese wenigen Worte persönlich angegriffen. „Aber ich bin auch kein geringerer als der Zaubereiminister und bei mir ist eine hochrangige Abgeordnete des Zaubergamots!" Er wandte sich zu der Hexe um, die noch immer wenig begeistert hinter ihm stand. „Eine Abgeordnete, die die Not dieser Lage erkennen sollte, wenn Sie die Kompetenzen besitzt, die man für ihren Posten besitzen sollte ..." Die kaum versteckte Drohung dieser Worte schwang deutlich nach und die man sah Mrs O'Bryer deutlich an, dass sie momentan gerne überall gewesen wäre, nur nicht hier. Im Stillen hoffte ich trotzdem, dass sie sich querstellen würde, denn langsam stand mir das Wasser bis zum Hals, doch die Chancen dafür waren nach dieser Drohung wohl recht gering.
„Nun gut ..." Mein letztes Bisschen Hoffnung schwand. „Minister, wenn Sie hier Ihre Autorität ausspielen wollen, dann wird mir nichts anderes bleiben, als dem zuzustimmen ..." Sie schaute nicht in meine Richtung und ich konnte es ihr nicht wirklich übelnehmen. „Aber ich möchte nur eines klarstellen: Sollten Ihre Vermutungen ins Leere laufen und wir befragen eine völlig unschuldige Minderjährige mit Veritaserum ... die Verantwortung dafür tragen Sie, und Sie allein! Ich werde mich nicht mehr als irgendwie nötig Ihrer politischen Selbstmordmission anschließen, soviel gleich vorab!" Ihre Augen funkelten vor Verachtung, doch der Minister schien sich daran nicht weiter zu stören.
„Sie unterstützen mich also in meiner Einschätzung und bewilligen mir dieses Verhör – sehr schön!" Er klatschte in die Hände. „Nun dann! Hat sonst noch irgendwer das Bedürfnis, sich gegen die Autorität des Ministeriums aufzulehnen, oder können wir endlich damit beginnen, einen Flüchtigen Serienkiller seiner gerechten Strafe zuzuführen?"
„Wie kann ich hier die Sicherheit und Genesung meiner Patienten garantieren, wenn hier plötzlich der Zaubereiminister reinplatzt und mit seiner Autorität aller Vernunft wiederspricht? Ich habe nicht mehr als zehn Jahre Erfahrung in den verschiedensten Abteilungen des St. Mungo gemacht, um sowas einfach so kampflos zuzulassen – und wenn Ihre Auroren-Schoßhunde ..."
„Ich würde mich bereiterklären, Ihnen etwas von meinem Vorrat an Veritaserum zur Verfügung zustellen."
Alle hielten inne und der Blick von Madam Pomfrey ... Verrat würde es wohl ziemlich gut treffen. „Severus?", hauchte sie entsetzt, doch der Zaubertrankmeister ignorierte sie geflissentlich.
Verwirrt starrte auch ich Snape an. Eben hatte er sich doch nach kurzer Überlegung auf meine Seite gestellt, woher kam dieser plötzliche Gemütswandel? Doch als unsere Blicke uns trafen, ... ich wusste nicht, woher genau ich es wusste, aber es war irgendetwas in seinem Blick. Er wusste, dass Fudge nicht von seinem Vorhaben abkommen würde, egal wie sehr Dumbledore oder Madam Pomfrey dagegen anredeten ... also bot er an, dass Wahrheitselixir selbst zur Verfügung zustellen. Und aus irgendeinem Grund vertraute ich ihm, ich vertraute darauf, dass er mir helfen würde. Ein Meister der Zaubertränke wie er war doch sicherlich in der Lage, einen falschen Trank zur Verfügung zu stellen ohne dass es irgendjemand bemerkte. Vielleicht gab es doch Hoffnung!
... Doch wie schon sooft in den letzten paar Minuten schaffte es Fudge dieses Bisschen Hoffnungen innerhalb weniger Sekunden zu zerschmettern.
„Nichts da!" Er warf dem Zaubertrankmeister einen flüchtigen Blick zu. „Nichts gegen Sie Severus, aber wir sind an einem Punkt, an dem ich mir keine Fehler mehr erlauben darf! Meine Auroren haben für das Verhör von Black bereits Veritaserum mitgebracht, Es besteht also kein weiterer Bedarf!" Er schaute sich im Krankenflügel um, sah sich mit vernichtenden Blicken aus diversen Richtungen konfrontiert und runzelte irritiert die Stirn. „Nun denn ... am besten machen wir das gleich hier und jetzt, mit jeder Sekunde die wir hier verstreichen lassen, wird die Erfassung von Black unwahrscheinlicher. Haben Sie das Wahrheitselixir bei sich, Ronan?"
Der Auror nickte stumm und griff in die Innentasche seines dunklen Umhangs. Die Bewegung wirkte selbstsicher, doch er wirkte trotzdem etwas blass um die Nase. In meinem Kopf jagte ein Gedanke den anderen. Ich war einfach nur händeringend auf der Suche nach einer Lösung ... es musste eine Lösung geben! All die Mühe, die uns die Rettung meines Vaters heute gekostet hatte, sie konnte nicht umsonst gewesen sein.
„Cornelius!" Dumbledore startete einen letzenden Versuch, das leichtmütige Glitzern hatte seine Augen nun gänzlich verlassen. Doch der Zaubereiminister beachtete ihn nicht weiter. Er nahm das kleine Fläschchen mit dem Zaubertrank entgegen und drehte sich erwartungsvoll zu mir um. „Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten!"
Mit zitternden Fingern streckte ich die Hand aus. Es blieb mir nichts anderes übrig, als es zu riskieren. Schlimmer konnte es nun eh nicht mehr werden. „Von mir aus!" Im Hintergrund hörte ich Hermine aufkeuchen und Madam Pomfrey schüttelte fassungslos den Kopf.
Der Zaubereiminister schaute wahrhaft selbstzufrieden drein, als er mir das Veritaserum reichte. Scheinbar wähnte er sich seinem Ziel ganz nah. „So! Nun keine faulen Tricks mehr!"
Ich bemühte mich, dem Blick des Ministers stand zu halten. Wenn er seine Spielchen mit mir spielen wollte, dann durfte ich nicht seinen Spielregeln folgen. Niemals. „Zum Wohl, Zaubereiminister!"
Das Lächeln auf meinen Lippen wirkte sicherlich etwas gestellt, trotzdem erschien auf Fudges Stirn eine Falte. Ein kleines – winziges – Zeichen des Zweifelns. Ein Zeichen der Unsicherheit. Es blieb nur zu hoffen, dass mir diese Abwandelung der Spielregeln gelingen würde. Mit leichtem Zittern hob ich die Hand mit dem Fläschchen an die Lippen und kippte den Inhalt in meinen Mund. Höchste Konzentration erfüllte jede Zelle meines Körpers. Fudges Blick lag die ganze Zeit auf mir. Er rechnete damit, dass ich etwas unternehmen würde. Gespannte Stille erfüllte den Krankenflügel. Alle rechneten damit, dass etwas passieren würde. Dass irgendwer ein Wunder aus dem Ärmel schütteln würde.
Ich wusste nicht, wie lange das Veritaserum wirken musste, bevor das Verhör beginnen konnte und auch Fudge schien sich dessen micht ganz bewusst zu sein. Ratlos schaute er sich um, in der Hoffnung, dass einer seiner Auroren oder jemand der anderen Anwesenden eine Ahnung davon hatte. Doch beide Auroren schauten ähnlich ratlos drein un die Ministeriumshexe schaute unglücklicher denn je drein .... Und die anderen ... meine Mitschüler schauten noch immer entsetzt drein, auch Dumbledore schaute nun so ernst drein, wie ich ihn schon seit langem nicht mehr gesehen hatte, Snape ... nun er hätte sicherlich genau gewusst, wie lange der Trank zum Wirken brauchte, doch seine finstere Miene verriet deutlich, dass er dieses Wissen wohl kaum mit den Ministeriumszauberern teilen würde. Und dann war da noch Madam Pomfrey ... Wenn Blicke töten könnten ...
„Nun dann ..." Der Minister schlug die Hände zusammen und gab das unterschwellige Hilfesuchen auf. „Dann Beginnen wir nun wohl besser." Er hob den Zauberstab und kreiste ihn in einer Art stummen Kommando in der Luft. „Das gesamte Verhör wird aufgenommen." Er räusperte sich und ich ließ meine zur Faust geballten Hände in den Schoß fallen.
„Verhör von Adriana Charlotte Carter in der Angelegenheit Sirius Black. Genauer: Die Flucht des Verurteilten aus dem Schloss." Sein Blick wanderte zu mir zurück. „Adriana Carter, sie sind sich darüber im Klaren, wer ihr Vater ist und für welche Verbrechen er verurteilt wurde?"
„Ja ..." Es nahm jede Menge Selbstbeherrschung in Anspruch, um das Zittern aus meiner Stimme zu vertreiben. „Meine Mutter hat es mir erzählt, als ich in meinem ersten Jahr in Hogwarts war."
„In Ordnung ..." Ein selbstbewusstes Grinsen trat auf seine Gesichtzüge. „Dann nehme ich an, dass Sie in dieser Angelegenheit sehr ausführlich informiert waren, nicht wahr Miss Carter?"
Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Nun ja, ihr blieb nicht viel Zeit, mir alles zu erzählen, bevor sie von einer anderen Mörderin umgebracht wurde, eine Mörderin, für die sich das Ministerium seit letztem Jahr reichlich wenig interessiert hat!"
Der Minister starrte mich mit offenem Mund an. „Nun ja, man muss wohl Prioritäten setzen ..."
„Das muss man wohl ... man könnte meinen sie hätte deutlich mehr Leben auf dem Gewissen als mein Vater", unterbrach ich ihn. Einer der Auroren ... Ronin ... schaute nun deutlich unglücklich drein und Fudges Gesicht wurde hochrot.
„Darum geht es hier nicht! Versuchen Sie nicht, dieses Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Man kann wohl kaum annehmen, dass eine Vierzehnjährige solche komplizierten strafrechtlichen Sachverhalte nach vollziehen kann, aber ..."
„Aber es erscheint natürlich sehr viel wahrscheinlicher, dass sie mehrmals alle von Hogwarts und dem Ministerium aufgestellten Sicherheitsvorkehrungen überwinden konnte, um ihrem Vater bei seinen Verbrechen zur Seite zu stehen ..." Madam Pomfrey hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihre Stimme klang kalt und so angewidert, dass sich die Haare in meinem Nacken aufstellten.
„Hatten Sie in den letzten zwei Jahren Kontakt zu ihrem Vater, Carter?" Fudge hatte scheinbar genug von den Unterbrechungen und sprach nun mit so lauter Stimme, dass er alle anderen übertönte.
Augenblicklich legte isch angespanntes Schweigen über die Versammelten und ich ballte die Hand zur Faust. Jetzt bloß nichts dummes sagen ... „Nun ja ... ja ..."
„Ha!" Der Triumph auf seinem Gesicht sprach Bände. Er warf den anderen Ministeriumszauberern einen Blick zu, der deutlich 'Ich habs euch doch gesagt' sagte. „Wieso erzählen Sie uns nicht mehr darüber?"
Jetzt war es wichtig, jedes Wort ganz genau zu überdenken. „Ich habe Briefe von ihm bekommen."
„Briefe, so so ... Anweisungen, Anfragen?"
„Geburtstagsgeschenke, Weihnachtsgeschenke ..."
Der Minister hielt inne und starrte mich an. „Bitte was?"
„Er hat mir Geschenke zukommen lassen ... meine Mum hat sie vor mir geheimgehalten und hat sie mir erst gezeigt, als sie mir die ganze Wahrheit erzählt hat."
„Also bitte ..." Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Wie soll er denn bitte Geschenke aus Askaban herausgeschmuggelt haben?"
Mein Blick wanderte zu Hermine, die meinen Blick mit ihrem eigenen panischen Blick erwiderte. Dann zuckte ich mit den Schultern. „Keine Ahnung, sagen Sie es mir. Vielleicht haben sich einige ihrer Angestellten vom Black'schen Vermögen überzeugen lassen."
Hermine runzelte die Stirn, ließ sich aber sonst nichts anmerken, während Fudge offensichtlich versuchte, seine Gedanken zu ordnen. „Nun ja ... Wie auch immer ... Wie oft hat er seit seinem Ausbruch aus Askaban mit Ihnen Kontakt aufgenommen? Wie oft haben Sie ihn getroffen, mit ihm gesprochen?"
Ich war angestrengt darauf bedacht, meinen Blick auch weiterhin auf Hermine zu konzentrieren. „Nie. Er hat seit dem Sommer nichts mehr geschickt ..."
Ein überraschtes Raunen wurde laut. Hermine gab offensichtlich ihr bestes dabei, ihren ungläubigen Blick hinter ihren Händen zu verbergen und aus dem Augenwinkel konnte ich deutlich sehen, wie auch Harrys Schultern erleichtert zusammensackten.
„Aber ..." Fudge schaute in etwa so drein wie jemand, dessen komplettes Weltbild soeben zerstört worden war. „Das kann nicht sein ... Wie haben Sie ihm sonst aufs Schulgelände oder aus dem Büro von Professor Flittwick geholfen?"
Nun wanderte mein Blick wieder zum Zaubereiminister. „Man könnte meinen, Sie haben die falsche Person verdächtigt."
Erneut legte sich angespanntes Schweigen über den Krankenflügel. Aber diesmal fühlte es sich anders an. Zur allgemeinen Überraschung mischte sich nun Mrs O'Bryer ein. Ihr Haltung war angespannt und ihre Miene toternst. „Vielleicht haben Sie da Recht, Miss Varter. Da wäre nur noch eine Sache, die Sie uns erklären müssen: Wo waren Sie die letzten Wochen lang? Und warum sind Sie verschwunden?"
Ich holte tief Luft. „Meine Freunde und ich wussten, dass man mich als allererstes verdächtigen würde. Das Mistrauen des Ministeriums mir gegenüber war nicht gerade schwer zu übersehen, also habe ich mich dazu entscheiden, für eine Weile zu verschwinden ..." Ich errötete. „Es ist sicherlich diskutierbar, ob das eine klevere Entscheidung meinerseits war, aber hatte relativ wenige Alternativen in diesem Moment ..." Ohne in seine Richtung zu sehen, konnte ich Dumbledores eindringlichen Blick auf mir spüren und ich musste an unsere Unterhaltung vor meiner Flucht zurückdenken. „Ich habe die Zeit bei einem Freund in London verbracht ... er ist ein Muggel und wir haben uns als Kinder angefreundet. Beim ihm konnte ich übernachten und ich bin mit ihm zur Schule gegangen ... Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen den Namen der Schule sagen, dann können Sie das überprüfen."
Die Ministeriumshexe runzelte die Stirn. „Das wäre sicherlich hilfreich. Da wir Sie nicht über ihre Spur aufspüren konnten, nehme ich an, dass Sie nicht vor ihrem Freund gezaubert haben?"
Ich nickte. „Ich habe das Geheimhaltungsabkommen nicht gebrochen, wenn Sie das meinen, Madam. Allerdings glaube ich, dass er sich auch ohne meine Hilfe viel zusammengereimt hat. Er ist unglaublich klug und ziemlich aufmerksam, was das angeht."
Mrs O'Bryer nickte seufzend und wandte sich dann mit stechendem Blick nochmal dem Minister zu. „Haben Sie sonst noch fragen, Minister?"
Der Mann schüttelte verständnislos den Kopf, die Finger zitterten vor unterdrückter Rage. „Das kann nicht sein!" Mit zitterndem, drohendem Finger deutete er auf mich. „Sie muss uns irgendwie überlistet haben! Es ist die einzige vernünftige Erklärung."
„Machen Sie sich nicht noch lächerlicher, Cornelius!", fuhr seine Kollegin dazwischen. „Sie haben das Mädchen gezwungen, Veritaserum zu nehmen, sie hatte wohl kaum eine Chance, einen komplizierten Gegenzauber zu wirken! Sie müssen sich wohl oder übel eingestehen, dass Sie meilenweit daneben lagen und es ist jetzt ganz und gar an Ihnen, diesen Fehler wieder auszubaden!" Sie wandte sich mir und den anderen zu. „Ich denke, es wird nun am besten sein, wenn wir auf direktem Weg ins Ministerium zurückkehren! Es gibt sehr viel zu besprechen ... ich fürchte, diese Nacht wird uns noch lange beschäftigen! Nun denn ..." Sie hielt inne. „Was Sie angeht, Miss Carter, kann man jegliches Verfahren, was Ihr plötzliches Verschwinden betrifft, aufgrund der besonderen Umstände fallen lassen. Es war sicherlich keine sonderlich wohlüberlegte Entscheidung, so hals-über-kopf das Schloss zu verlassen, aber Sie hatten auch Grund genug um verunsichert zu sein. Wie Sie eventuell verpasste Prüfungen und Unterrichtsstoff aufholen sollen, überlasse ich jedoch voll und ganz dem Schulleiter." Sie schenkte Dumbledore ein warmes Lächeln und innerhalb weniger Sekunden waren alle viel Ministeriumszauberer aus dem Krankenflügel verschwunden, auch wenn man Fudges wütende Worte noch lange im sonst stillen Schloss nachhallen hörte.
Madam Pomfrey ergriff augenblicklich die Chance, die schweren Flügeltüren mit Nachdruck zu schließen, als wollte sie so andere potentielle Störenfriede endgültig aus ihrem Krankenflügel verbannen. Ihr Blick wanderte erst über ihre Patienten, dann zu Dumbledore, der ihren Blick seelenruhig erwiderte.
„Ich nehme an, jegliche Diskussionen zu Prüfungen und Schulstoff lassen sich auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, Direktor?", fragte sie drohend ... und wenn ich nicht gewusst hätte, dass Dumbledore wohl einer der mutigsten Zauberer aller Zeiten war, dann hätte ich fast geglaubt, dass seine blauen Augen kurz nervös aufflackern, ehe wieder ein unschuldiges Lächeln seine Züge schmückte.
„Selbstverständlich Poppy. Auch wir werden jetzt am besten schnellstmöglich den Krankenflügel verlassen. Ihre Patienten gehören nun ganz Ihnen!"
Die Krankenschwester grummelte etwas Unverständliches und verschwand schließlich nach einem letzten strengen Blick auf alle Beteiligten in ihrem Büro. „Wir werden Schokolade brauchen ... viel Schokolade!"
Dumbledore wartete geduldig bis sie außer Hörweite war und wandte sich dann Professor Snape zu. „Ich denke, wir sollten Poppy nun nicht weiter mit unserer Anwesenheit belasten, Severus ..." Die Augen des Zaubertrankmeisters verengten sich, dann – mit einem letzten Blick auf Harry und mich – verschwand auch er lautlos auf dem Korridor vor dem Krankenflügel und der Schulleiter wandte sich ein letztes Mal uns – eine Hand schon auf dem Türknauf.
„Ich bin ausgesprochen erleichtert, dass diese Angelegenheit so überaus glimpflich für alle Beteiligten ausgegangen ist", erklärte er lächelnd. „Und ich würde es selbstverständlich verstehen, wenn Sie ihre Tricks lieber für sich behalten wollen, aber ich bin doch auch sehr neugierig ... eine meiner Schwächen, befürchte ich. Wie haben Sie dieses Kunststück hinbekommen, Miss Carter?"
Ich grinste schwach und öffnete die Faust, die die ganze Zeit zusammengeballt in meinem Schoss gelegen hatte. In der Mitte der Handfläche, kaum sichtbar, aber im schwachen Licht der Fackeln glitzernd, lag eine kleine farblose Kugel ...
Als der Schulleiter die Stirn runzelte schwang ich vorsichtig die Beine über den Bettrand und ging auf etwas zittrigen Beinen zur Tür, wo ich dem alten Zauberer die kleine Kugel aus Veritaserum anvertraute, die ich beim „trinken" in meiner hohlen Hand hatte verschwinden lassen. Das Lächeln auf dem bärtigen Gesicht wurde breiter.
„Das ist nun wirklich eine kreative Lösung, Miss Carter ... zwanzig Punkte für Gryffindor." Er zwinkerte uns zu. „Sie stecken voller Geheimnisse ..." Er wollte gerade fortfahren, als die Krankenschwester in den Saal zurückkehrte, die Arme – wie versprochen – mit Schokolade beladen. Ihr Blick landete augenblicklich auf dem Schulleiter.
„Sie sind ja immer noch hier, Professor! Sollten nicht auch Sie langsam schlafen gehen?" Ihre Stimme hatte etwas sehr gefährliches an sich und tatsächlich hatte Dumbledore sich in kürzester Zeit sehr hastig aus dem Saal verabschiedet und die Tür hinter sich zugezogen.
„Und Sie, Miss Carter? Denken Sie wirklich, dass es eine gute Idee ist, in Ihrem Zustand hier herum zulaufen?"
Ich erstarrte. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte ich mich mit so einigen mächtigen Personen angelegt ... aber eine wütende Krankenschwester? Rasch eilte ich zu meinem Bett zurück. Das war dann vielleicht doch eine Nummer zu groß für mich!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top