Schokolade für alle
Höhöhö ... Überraschung! Mich gibts noch ... Ich wollte nur mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir geben ... es ist nicht super viel und es wird jetzt auch nicht plötzlich regelmäßiger, aber vielleicht schaffe ich es ja trotzdem etwas öfter als nur viermal im Jahr ein Kapitel hochzuladen.
Wir werden sehen.
Jetzt wünsche ich euch erstmal viel Spaß ... und Schokolade. Man kann nie genug Schokolade haben!
LG magicstarlight
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Schokolade für alle
Zu sagen, dass die Tage nach unserem kleinen Zeitreise-Stunt in heillosem Durcheinander untergingen, wäre wohl eine Untertreibung gewesen. Nicht nur, dass Sirius Black erneut in der Schule aufgetaucht und wieder einmal damit davongekommen war - nein, am gleichen Abend war außerdem Seidenschnabel verschwunden und ich war wie aus dem Nichts wieder in Hogwarts aufgetaucht.
Eine so außergewöhnliche Aneinanderreihung von Ereignissen, dass wohl einige Schüler (zurecht) Misstrauen mir gegenüber hegten ... zumindest bis die Morgenausgabe des Tagespropheten von einer Scharr pflichtbewusster Eulen in die Große Halle getragen wurde.
Später würde mir Yorick Cuffe der Neffe von Barnabas Cuffe, dem derzeitigen Chefredakteur des Propheten, folgendes erzählen: Die Nachricht, mein Vater wäre endlich wieder gefangen genommen worden, hätte dem Propheten wohl die besten Einnahmen des ganzen Jahres eingebracht. Die Nachrichten, die sie stattdessen drucken konnten, brachten ihnen eine der besten Auflagen im gesamten vergangenen Jahrzehnt ein und lösten nebenher eine der verbittersten politischen Debatten seit langem aus.
"UNSCHULDIGE MINDERJÄHRIGE ZUR FLUCHT GEZWUNGEN UND MIT VERITASERUM VERHÖRT" - die mittelalterlichen Methoden unseres Ministers. Mit Kommentaren von Justizius Jablonski (Meisterhexer auf den Gebieten der Verteidigungsmagie und des Magischen Rechts), Gordan Gallaher (Politikjournalist und Vertrauter des Zaubereiministers) und Madali Maddick (Dipl. Pädagogin mit Spezialgebiet frühmagische Bildung) ab Seite 3 und einer ausklappbaren, sprechenden Zeittafel der der "Black"-Ereignisse im Mittelteil.
Den Zwillingen zufolge hatte es keine 15 Minuten gedauert, bis auch der letzte Schüler von den Nachrichten gehört und sich lauthals auf meine Seite geschlagen hatte.
„Natürlich sind sie trotzdem alle elende Heuchler, die die gestern noch bereitwillig den Dementoren überlassen hätten, aber es war lustig anzusehen!", erklärte Fred grinsend.
Von alledem bekam ich natürlich wenig mit, denn ich verbrachte die Tage nach der ereignisreichen Nacht mit Ron, Harry und Hermine im Krankenflügel, wo Madam Pomfrey uns vorwiegend mit Schokolade ernährte und auch sonst noch strenger und vorsichtiger mit uns umging, als es ohnehin üblich für die Krankenschwester war.
„Wenn ich je wieder Schokolade sehen muss, renn' ich schreiend in die Küchen und lass mich den Rest meines Lebens von den Hauselfen versorgen", stöhnte ich mit Nachdruck, während ich einen Teil meiner aktuellen Schokoladenration unter der Bettdecke an die Zwillinge weiterreichte. „Ich nehm' alles, Hauptsache es ist herzhaft!"
„Dann bin ich ja gerade nochmal froh, dass ich dir keine Schokolade zur Genesung mitgebracht habe", kam es amüsiert von Lupin, der geradezu lautlos hinter uns den Krankenflügel betreten hatte. Er lächelte, auch wenn alles in einem die Müdigkeit und der Stress in seinen Zügen überwog. Sofort erstarrte ich und setzte eine ernste Miene auf. Natürlich war nicht alles automatisch wieder gut geworden, nachdem ich wieder in Hogwarts aufgetaucht war. Lupins Wolfsgeheimnis war ... kein Geheimnis mehr und er hatte sofort seine Kündigung eingereicht, damit er verschwinden und untertauchen konnte, solange noch alle mit den Schlagzeilen beschäftigt waren. Und auch wenn es mich selbstverständlich traurig stimmte, war ich froh, dass er einigermaßen unauffällig verschwinden konnte. Heute war sein letzter Tag im Schloss und ich,die ich als einzige noch immer nicht den Krankenflügel verlassen durfte, konnte ihn nur von hier aus verabschieden.
„Du musst mir unbedingt schreiben, wie ich dich erreichen kann", sagte ich ihm wahrscheinlich zum zig-tausendsten Mal. „Und vielleicht kannst du ja mal für ein paar Tage im Fuchsbau vorbeikommen!"
„Genau, Mum und Dad würden sich sicherlich freuen!", stellte George begeistert fest.
Mein Pate und Ex-Lehrer grinste schief. „Ich werde schauen, ob es sich einrichten lässt. Sobald ich einen groben Plan für die nächsten paar Monate habe, gebe ich Bescheid." Sein Blick wanderte zu meiner Bettdecke. „Vielleicht solltet ihr die Schokolade aber jetzt unter der Decke hervorholen ... wenn sie euch da schmilzt, gibt ganz unvorteilhafte Flecken." Ich lief rot an, während die Zwillinge die Schokolade schnell verschwinden ließen. Er wandte sich nocheinmal mir zu. „Glaub übrigens bloß nicht, dass Madam Pomfrey nicht mitbekommt, dass du hier Schokolade aus dem Krankenflügel schmuggelst ... Wenn ich in meiner Schulzeit eines gelernt habe, dann, dass eine Krankenschwester immer bemerkt, wenn du etwas von deiner Medizin verschwinden lässt."
Ich warf ihm einen unsicheren Blick zu und hoffte einfach still für mich selbst, dass er unrecht hatte. Ich war den Schokoladengeschmack wirklich, wirklich leid.
„Ich will gar nicht wissen, wen sie uns nächstes Jahr als Lehrer vorsetzen", stellte Fred deprimiert fest. „Meiner Erfahrung nach, ist leider nur einer von fünf Lehrern in Verteidigung gegen die dunklen Künste kein Vollidiot."
„Dann hoffe ich nur für euch, dass ihr Glück haben werdet", stellte Lupin milde fest. „Schließlich könnte sich ein UTZ-Kurs in diesem Fach durchaus für euch beide lohnen."
Sie starrten ihn mit großen Augen an. „Heißt das, ich habe die Schriftliche Prüfung nicht völlig versaut?", fragte George vorsichtig.
„Es wäre wohl sehr unprofessionell von mir, wenn ich euch das verraten würde", erklärte er immer noch grinsend.
„Mit allem Respekt, aber Sie sind nicht unser Lehrer, Ex-Professor Lupin, Sir!", erwiderte Fred trocken, was ihm ein Lachen von meinem Paten und einen gezielten Schlag gegen die Schulter von mir einbrachte.
„Ich verrate nur, dass ich mir an eurer Stelle durchaus schoneinmal die entsprechenden Bücher zulegen würde."
„Hast du das gehört, Adi", kreischte George in einer sehr männlichen Tonlage. „Vielleicht wird ja vielleicht doch noch was Vernünftiges aus uns!"
Kopfschüttelnd klopfte ich ihm auf die Schulter. „Nein, ich kann dir versichern, dass garantiert nie irgendwas vernünftiges aus dir wird ... Allerdings ist das auch gut so, vernünftig ist langweilig."
Lupin beugte sich zu mir herab. „Na dann! Vertrau' mir, ich werde mich so bald wie möglich wieder bei dir melden. Und bis dahin: Halt die Ohren steif! Und wenn du noch einmal spurlos und ohne irgendein Lebenszeichen für mehrere Wochen verschwindest, lass' ich mein geballtes magisches Fachwissen an denen beiden aus, bis sie mir deinen Aufenthaltsort verraten. Nur damit das klar ist."
Mit einem furchtbar schlechten Gewissen schloss ich die Arme um ihn. „Sorry nochmal deswegen. Kommt bestimmt nie wieder vor."
Er schüttelte nur den Kopf und erwiderte die Umarmung. „Ich glaube dir kein Wort, aber nun gut ..." Er winkte den Zwillingen zu. „Im Zweifelsfall geht es halt euch beiden an den Kragen."
„Wir haben Sie auch sehr gerne, Ex-Professor Lupin Sir", kam Freds grinsend Antwort.
„Ja, wirklich! Passen Sie auf sich auf!", fügte George hinzu.
„Pass auf, gleich fangen sie an zu weinen", warnte ich Lupin mit schwachem Grinsen, während ich selbst nur mit Mühe die Trauer zurückkämpfte.
Mein Pate lächelte nur. „Das will ich doch hoffen, schließlich war ich immer so geduldig mit den beiden!"
„Geduldig?", fragte Fred erstaunt. „Wir haben sicher sieben oder acht Strafarbeiten machen müssen dieses Jahr."
Er grinste. „Ja, glaub mir, hätte ich mich wirklich fair verhalten, wären es mindestens zwanzig geworden!"
Er richtete sich auf und klopfte sich den Staub vom Reiseumhang – was, wie bei eigentlich allen seinen Umhängen, ein wirklich aussichtloses Unterfangen war.
„Remus!" Madam Pomfrey war aus ihrem Büro getreten. „Sie reisen doch nicht etwa schon ab?" Der Ex-Lehrer nickte überrascht. „Eine wirkliche Schande ... naja ... machen Sie es gut ... Ach kommen Sie her!" Mit einer Gestik und Mimik, die keinen Widerspruch dultete, kam sie herüber gewackelt und schloss ihn in eine feste Umarmung. „Passen Sie auf sich auf! Und schauen Sie, dass Sie immer genügend essen ... Sie waren so furchtbar dünn, als Sie im Herbst hier angefangen haben."
„Aber selbstverständlich, Poppy ...", antwortete er überrumpelt. „Danke nochmal für alles."
Sie nickte eifrig. „Ich hätte Sie wirklich gerne noch etwas länger hier gehabt", stellte sie betrübt fest. „Es war wirklich einmal eine angenehme Ausnahme, jemanden mit Ahnung vom Fach hier in ihrer Position zu haben. Nein – wirklich – es ist doch wahr. Wir hatten schon so einige Kandidaten hier, die für die Schüler deutlich gefährlicher wahren, als die Flüche, vor denen sie die Schüler eigentlich beschützen sollen. Nicht wahr, ihr drei?"
Wir nickten zustimmend und Lupin schenkte uns ein letzes kleines Grinsen. „Dann freue ich mich, dass man mich hier gut in Erinnerung behalten wird. Ich will nicht sagen, dass das letzte Jahr nicht anstrengend war, aber ich kann mit Sicherheit behaupten, dass ich lange nicht mehr so viel Spaß hatte!"
Er winkte uns allen ein letztes Mal zu, versprach mir noch einmal, dass er so bald wie möglich eine Eule in meine Richtung schicken würde und verschwand dann in Richtung der Großen Halle, wo bereits Dumbledore, sein Gepäck und eine Kutsche für ihn bereit standen.
„Und so geht er ...", meinte George dramatisch. „Der einzige Lehrer, der es wirklich drauf hatte ... Der einzige seiner Art." Seufzend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück.
Auch Madam Pomfrey schaute für einige Augenblicke so drein, als hätte Lupins Abgang ihr das Herz gebrochen. Dann jedoch, wandte sie sich wieder uns zu – sehr zu meinem Leidwesen.
„Ich habe Ihnen noch etwas Schokolade mitgebracht, Miss Carter. Da ich Sie morgen entlassen werde, möchte ich sicher sein, dass Sie sie auch wirklich essen. Und da ich Grund zur Annahme habe, dass Schokolade gerade in Anwesenheit Ihrer Freunde hier immer wieder auf mysteriöse Weise verschwindet, essen Sie die hier am besten jetzt gleich, solange ich noch hier bin."
Und mit einem Lächeln, dass man wahrscheinlich auch ohne viel Fantasie für eine grimmige Grimasse hätte halten können, überreichte sie mir noch mehr von dem zuckrigen Kakaozeug ...
Ich trat nicht die Flucht in die Küchen an, wie ich es davor behauptet hatte ... aber ich stand wirklich sehr, sehr kurz davor.
Sowohl die Prüfungen als auch einen signifikanten Teil des Unterrichts hatte ich mit meinem fünfwöchigen Urlaub in Greenwich natürlich verpasst. Eine Tatsache, die weder die verschiedenen Lehrer noch die Schulleitung einfach so unter den Tisch fallen lassen konnten. Allerdings konnten wir uns darauf einigen, dass ich die fehlenden Unterrichtsinhalte über die Ferien nachholen und die Prüfungen dann am Anfang des nächsten Schuljahrs absolvieren durfte. Das war zwar immer noch nicht unbedingt schön, weil ich so wohl einen ordentlichen Teil meiner Ferien mit Lernen verbringen würde, allerdings hatte ich so zumindest die Chance, noch irgendwie versetzt zu werden und die Zwillinge hatten mir bereits mehr als einmal hoch und heilig geschworen, dass sie mich bei allen Prüfungsthemen tatkräftig unterstützen würden - und Hermine hatte mir gütiger Weise ihre Notizen und Lernübersichten für die Prüfungen geliehen, was meine Chancen, diese Prüfungen zu bestehen wohl am beträchtlichsten anhob.
„Aber ich brauch sie wieder, damit ich damit auch noch für die ZAGs lernen kann!", mahnte sie ernst, während sie mir die Sammlung feinsäuberlich gefalteter Pergamentstreifen über mein Frühstück hinwegreichte. Ich verstaute sie ordentlich in der obersten Schublade des Beistelltischchens, als wollte ich ihr zeigen, wie pflichtbewusst ich damit umgehen würde, ehe ich mich wieder Hermine zuwandte.
„Du weißt gar nicht, wie du mich damit rettest, Hermine!", antwortete ich mit ehrlicher Erleichterung.
Ihr stenger Blick wich einem Grinsen. „Du schaffst das schon! Nach all dem, was du in den vergangenen Wochen geschafft hast, werden die Prüfungen doch eine Leichtigkeit für dich sein! Außerdem konntest du ja wirklich nichts dafür, dass du so viel Stoff verpasst hast!" Dabei warf sie einen missbilligenden Blick auf den aktuellen Tagespropheten, dessen Titelbild das Gesicht von Fudge schmückte. Der kleine Foto-Fudge funkelte ebenso finster zurück, ehe er sich demonstrativ umdrehte und das Bild Richtung Seite 2 verließ.
„So ein schrecklicher Kerl", flüsterte sie, ehe sie die Zeitung zusammenfaltete und zu ihren Aufzeichnungen in die Schublade schob. „Ich hoffe wirklich, dass er sich nach diesen Schlagzeilen nicht länger im Amt halten kann!"
Ich zuckte mit den Schultern. „Glaube nicht, dass er sich so einfach aus seinem Amt aushebeln lässt. Hoffen wir einfach, dass er in seiner Amtszeit nicht noch mehr Mist bauen wird." Seufzend setzte ich mich etwas aufrechter hin und zog mein T-Shirt gerade. Hermines Augen verengten sich plötzlich.
„Ach ja ... da ist noch was, über das ich mit dir reden wollte ... etwas, das Harry und ich gesehen haben, als wir in der Nacht unten beim See waren ..."
Sie starrte auf eine Stelle irgendwo an meinem Hals oder meiner Schulter ... instinktiv wanderten meine Finger dorthin, konnten allerdings nichts Verdächtiges ertasten.
„Diese Narben ... haben sie jemals etwas ... komisches gemacht?"
Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Nicht dass ich wüsste ... warum?"
„Auch nicht am See? Als die Dementoren gekommen sind?"
Ich wusste nicht genau, worauf sie hinaus wollte ... tatsächlich konnte ich mich gar nicht mehr an so viel erinnern, was direkt während des Angriffs passiert war.
Es war alles ganz schnell gegangen und hatte sich ganz ... gedämpft und losgelöst angefühlt ... ein bisschen wie in einem komischen Traum. „Meine Schultern haben glaube ich wehgetan ...", erinnerte ich mich mit zusammengekniffenen Augen. „Aber ich weiß nicht mehr viel ... ich bin mit dem Kopf untergetaucht ... und da waren Tiere ... Patroni..."
Sie nickte. „Einer davon kam von Harry ... ein Hirsch. Er hat den Patronus heraufbeschworen, als wir mit Seidenschnabel im Wald gewartet haben. Und der andere ... der war von dir."
„ Bist du sicher?"
Sie nickte. „Die Anderen und ich waren schon ohnmächtig ... und deine Narben ... ich glaube sie haben geleuchtet! Es sah ganz seltsam aus, weil du Unterwasser warst. Und dann war da der Wolf und Harrys Hirsch und sie haben die Dementoren vertrieben ... gerade noch rechtzeitig!"
Ich wusste gar nicht, was ich darauf erwidern sollte. „Ich hab noch nie einen Patronus auf die Reihe bekommen."
Hermine zuckte mit den Schultern. „Es war ja nun auch nicht gerade eine Alltagssituation ..."
„Nein ... nicht wirklich. Andererseits ist ein bisschen Action am Ende des Schuljahrs nun auch schon beinahe Tradition."
Hermine verdrehte die Augen. „Glaub mir, ich wünsch mir nichts mehr, als einmal ein ruhiges Schuljahrsende zu haben, in dem man sich einfach mal nur auf die Prüfungen konzentrieren kann."
„Das sagst du jetzt, aber in Wirklichkeit wäre dir dann furchtbar langweilig! Tief in deinem Innersten bist du nämlich ein Gryffindor! Du brauchst die Aufregung!"
Sie schüttelte wild den Kopf, sodass ihr die buschigen Haare in alle Richtungen abstanden. „Nein! Ist dir schonmal aufgefallen, dass dem Großteil der anderen Gryffindors deutlich weniger Mist passiert als uns? Ich für meinen Teil werde alles daran setzen, dass das nächste Schuljahr einfach einmal ganz normal und unspektakulär über die Runden geht!"
Hinter uns erklang ein Kichern und Hermine verstummte augenblicklich. Vorsichtig drehten wir uns um und konnten gerade noch so beobachten, wie die Tür zu Madam Pomfreys Büro zugezogen wurde.
„Was ..."
„Wie lange hat sie uns schon zugehört?"
„Keine Ahnung ..."
Wir starrten einige weitere Sekunden regungslos auf die Tür, ehe ich etwas unschlüssig das Thema wechselte.
„Apropos, kannst du für mich in die Eulerei gehen und Sedá mit dem Brief hier nach London schicken?"
Mr Kent stand gerade in der Küche. Auf dem Herd kochte gerade das Nudelwasser auf, während er auf der Arbeitsfläche daneben Gemüse für die dazugehörige Soße hackte.
„Kann ich nach dem Essen rüber zu Jacky, Dad?", fragte Zack - das Telefon zwischen Schultern und Ohr geklemmt, während er seinen Kopf zur Tür hineingesteckt hatte.
„Meinetwegen, aber heute Abend sollte es nicht wieder ganz so spät werden wie gestern!", erwiderte er streng, während die langsam aufkochende Tomatensoße den Herd und die dahinter liegende Wand mit roten Pünktchen verzierte. Sobald Zack wieder außer Hörweite war, drehte er fluchend die Temperatur runter und schmiss die letzten Zutaten dazu. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es schon wieder deutlich später als geplant war und er sich beeilen müsste, um noch pünktlich vor seiner Telefonkonferenz mit dem Essen fertig zu sein.
Kopfschüttelnd durchquerte er den engen Raum, um aus dem Schrank auf der gegenüberliegenden Seite eine Packung Spaghetti zu holen. Es war nicht mehr viel da, aber es würde wohl reichen ...
So mit dem Nudeln bewaffnet drehte er sich um - und erstarrte.
Die Nudeln verteilten sich klappernd auf dem Küchenboden.
Im offenen Fenster direkt neben dem Herd saß eine große, wahrhaftige Eule. Seelenruhig drehte sie den Kopf hin und her, als betrachtete sie eingehend das Chaos, in dem die Küche gerade versank. Als sich Mr Kent auch nach etwas mehr als einer Minute nicht vom Fleck rührte, klapperte die Eule etwas ungehalten mit dem Schnabel.
Als kurz danach immer noch nichts geschah, flatterte sie mit den Flügeln, plusterte sich kurz auf und flog dann - sehr zu seinem Entsetzen - mitten in die Küche hinein, ließ etwas auf den Küchentisch fallen und verschwand dann wieder durchs Fenster.
Wie vom Donner gerührt starrte er auf das kleine Ding auf dem Tisch. Auch danach brauchte er noch mehrere Minuten um seine Beine davon zu überzeugen, etwas näher an den Tisch heranzutreten.
Das Ding war ein Brief ... ein perfekt an diese Adresse adressierter Brief. Er runzelte die Stirn, während die Spaghetti unter seinen Füßen traurig knackten.
„Zack?", rief er und dann noch einmal lauter. „Zack! Hier ist ein Brief für dich! ... und ein Schokoladenriegel?"
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