Scherbenhaufen
... :D Was habe ich zu meiner Verteidigung zu sagen? Es tut mir wirklich Leid, dass das hier nur so kurz ist, obwohl ihr jetzt so lange darauf gewartet habt. Eigentlich wollte ich das nächste (noch ungeschriebene) Kapitel direkt hinten dran packen, aber dann hätte es noch länger gedauert bis zur Auflösung ...
Die meisten haben es geahnt und in den Kommentaren richtig gelegen. Ich hoffe, das Kapitel ist zumindest ein kleiner Trost.
Warum kommt gerade so wenig? Hm ... Paradeantwort Schule? Tatsächlich nur teilweise. Eine Freundin und ich haben jetzt über die Weihnachtsferien tatsächlich sehr viel an einem außerschulischen Projekt geschufftet und das hat nicht nur Zeit sondern auch Nerven gekostet ..... ... Außerdem muss das ganze jetzt noch zu Papier gebracht werden und das möglichst schnell (und fachlich korrekt). Deswegen möchte ich lieber nicht versprechen, dass das nächste Kapitel innerhalb der nächsten zwei Wochen kommt ... einfach weil ich das Versprechen womöglich nicht halten kann.
Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür und verliert deswegen nicht gleich die Lust an dieser Geschichte, denn in zwei Wochen ist (zumindest der schriftliche Teil) erstmal überstanden und dann wird auch hier wieder mehr kommen.
Ganz liebe Grüße und ein großes Danke für die unglaublichen vielen Kommentare unter dem letzten Kapitel und die allgemeine Geduld :)
magicstarlight
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Scherbenhaufen
Silbriges Haar waberte wie in Wasser um das längliche Gesicht der bleichen Geistergestalt. Haar, das die Gestalt seit Jahren nicht mehr so lang getragen hatte … erst zu ihrem Tod. Mit angehaltenem Atem starrte ich hinab auf den dunklen Eingangsbereich des Schlosses, wo der Geist meiner Mutter langsam auf das Portal zu schwebte … seelenruhig und ohne Eile. Charlotte Carter als durchscheinendes Lichtbild in langen Ufermenschen-Gewändern.
Bis eben hatte ich noch nicht einmal geahnt, dass ihre Seele noch immer da war … dass sie irgendwo da draußen war und nicht für immer verloren! Tränen stiegen mir in die Augen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Tränen der Wut, der Trauer und der Verzweifelung. Warum kam meine Mutter erst jetzt? Warum hatte ich beinahe ein Jahr ohne sie verbracht, obwohl sie ja scheinbar noch irgendwo da draußen gewesen war? Warum? Und warum kam sie gerade jetzt wieder ins Schloss … was war ihr Plan? Plötzlich fühlte ich mich sehr verletzt. Was auch immer sie davon abgehalten hatte, früher nach Hogwarts zu kommen … was auch immer ihre Gründe gewesen waren, waren sie es wirklich wert gewesen?
Kurzentschlossen stieß ich mich vom Fenster los, zog einen Morgenmantel und ein paar Schuhe an und schlich aus dem Schlafsaal. Mein Versprechen an Mrs Weasley, dass ich mich dieses Jahr ganz sicher benehmen würde, war so gut wie vergessen. Es gab Wichtigeres!
Nur mit dem schwachen Licht meines Zauberstabs bewaffnet und ganz ohne Karte des Rumtreibers schob ich das Gemälde der Fetten Dame beiseite, ignorierte ihr Geschimpfe darüber, dass ich sie geweckt hatte und machte mich auf den Weg zur Treppe.
Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, wo der Geist meiner Mum wohl gerade war. Vom Fenster aus hatte ich lediglich gesehen, wie sie durch das Hauptportal in die Eingangshalle geschwebt war. Sie konnte überall sein und war – dank ihrer neu erworbenen Fähigkeit durch Wände zu gehen – sicherlich auch um einiges schneller im Schloss unterwegs als ich. Zusätzlich blieb bei mir auch noch das Risiko, bereits am ersten Schultag beim Herumstromern erwischt zu werden. Trotzdem war ich geradezu entschlossen sie zu finden. Es gab einfach Fragen, auf die mir niemand anderes eine Antwort geben konnte.
Am Ende fand ich sie trotzdem nur aus purem Glück. Nachdem ich beinahe zehn Minuten auf Zehenspitzen durch die Korridore geschlichen war, erhaschte ich einen kurzen Blick auf etwas silbrig leuchtendes am Ende des Gangs. Jetzt oder nie. Es hätte auch jedes andere Schulgespenst seien können, aber mir blieb ja keine andere Möglichkeit. Ohne weiter auf den Krach zu achten, den ich vermutlich verursachte, sprintete ich los, sodass ich wenige Sekunden später um die Ecke schlitterte, bei der ich zuvor meine Mutter hatte verschwinden sehen.
Und da war sie. Ein leuchtendes Wesen, das etwa zwei Fuß über dem Boden schwebte und nun, wo es mich gehört hatte, mitten in der Bewegung verharrte. Nie hatte ich mir bei jemandem mehr gewünscht, dass ich ihn berühren könnte. Nichts hätte ich in diesem Moment lieber getan …
„Mum!“
Sie zögerte. Einen unerträglichen Moment lang hing sie einfach in der Luft und zögerte, während ihr Silberhaar um ihr Haupt herumwaberte. Und dann …
… dann machte sie alles noch schlimmer!
Sie drehte sich nicht um. Sie – drehte – sich – nicht – um. Und ich glaube, nie zuvor hatte ich mich so … so zerstört gefühlt. Nicht einmal bei ihrem Tod, bei ihrer Bestattung, in den vielen Wochen die ich trauernd verbracht hatte.
Und nun … Sie wandte mir den Rücken zu. Ihrer Tochter! Verdammt! Die Tränen waren wieder da … unaufhaltsam.
„Mum …?“
Meine Stimme klang so zittrig, so klein, so gebrochen … Ich konnte nicht wütend sein, nicht hier. Sie hätte mir alles sagen können. 'Geh' ins Bett, Adi!' oder 'Was machst du so spät hier draußen, das ist verboten!'. Sie sagte nichts. Auf eine ganz eigene Art und Weise war es so viel schlimmer. Und dann … dann …
Es war, als fiele sie einfach durch den Steinboden des Korridors hindurch. Natürlich fiel sie nicht. Sie konnte schweben. Sie passierte die Steinplatten genau so einfach, wie sie durch Wände schweben konnte. Eigentlich war nichts komisches dabei …
„Mum“, flüsterte ich tonlos und dann lauter, damit sie mich hören konnte, wo auch immer sie jetzt hingeflüchtet war. „MUM!“ Mir war egal, dass mich womöglich die ganze Schule schreien hörte. Mir war es egal …
Ohne das ich es wirklich bemerkt hatte, rannen Tränen meine Wagen hinunter und tropften dann von meinem Gesicht auf meinen Morgenmantel. Mir war es egal.
Zitternd machte ich einen Schritt nach vorne und dann noch einen … solange, bis ich eine Treppe nach unten fand und mit bebenden Schritten einen Korridor tiefer über den Stein schlurfte. Es war mir egal … so unendlich egal, ob ich von Lehrern entdeckt wurde oder nicht … Dementoren? Meinetwegen. In diesem Moment gab es keine glücklichen Erinnerungen, die sie mir hätten nehmen können. Es war mir egal.
Ich hatte ihr Gesicht vor mir gesehen – im Zug, als mich der Dementor angegriffen hatte. Ihr bleiches Antlitz hatte mich angeschaut … ganz wie ein Geist und jetzt? Verdammt … es war mir nicht egal!
Tränen verschleierten meine Sicht, als ich in die Hocke ging und zu schluchzen begann, bittere Tränen, denn es war mir nicht egal … Nein … Verdammt.
Mir konnte nicht egal sein, dass meine tote Mutter sich nicht einmal zu mir herumgedreht hatte … Es war wie ein stechender Schmerz in meiner Brust – und ich vermisste sie! So unendlich sehr! Außer ihr … außer ihr … Und sie konnte mich nicht anschauen … lief vor mir weg …
Es war mir nicht egal, es zerstörte mich von Innen heraus …
Schluchzend verbarg ich das Gesicht in meinen Ärmeln und kauerte mich noch mehr zusammen. Der Steinboden war eiskalt, aber ich merkte es kaum. Der dünne Morgenmantel war kaum ein Schutz gegen die nächtliche Kälte und es musste schon furchtbar spät. Morgen würde die Schule beginnen. Mein ganzer Körper bebte und ich wusste, dass ich unheimlich laut sein musste … aber niemand kam. - Leider.
Remus Lupin:
Remus saß in seinem Büro und starrte auf die Wand, durch die Charlotte eben verschwunden war. Das Gespräch kurz gewesen, kaum der Rede wert. Ein paar Minuten, in denen nur wenige Worte gewechselt worden waren.
'Charlotte!' Sie hatte ihn ganz sicher überrascht, mit ihrem Auftreten. 'Ich habe nicht mit dir gerechnet.'
Die Geisterdame hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu begrüßen. Stattdessen hatte sie ihn eindringlich beobachtet, ganz so als sei sie auf der Suche nach einem bestimmten Hinweis. Als warte sie auf ein geheimes Signal, das er ihr geben musste.
'Es ist Vollmond gewesen', hatte sie schließlich festgestellt. Ihre Stimme hatte tonlos geklungen … und kühl. Früher hatten ihre Worte immer etwas Warmes gehabt. Nun klangen sie distanziert. 'Du siehst ganz fit aus … dein Trank scheint also noch zu wirken.'
'Sonst hätte Dumbledore mich wohl kaum hier arbeiten lassen, oder?', war seine Gegenfrage gewesen.
'Wer weiß … zurzeit gibt es größere Gefahren da draußen als einen streunenden Werwolf.'
Er hatte die Stirn gerunzelt. 'Weiß Adriana, dass du hier bist?'
'Die Dementoren im Zug … sie halten sie für ihn!' Nun war ihre Stimme nicht mehr gefühlslos gewesen. Nein, sie war voller Angst gewesen. 'Sie werden sie wieder angreifen!'
'Weiß Adriana überhaupt, dass du wieder im Diesseits bist?'
'Ich kann nicht auf sie aufpassen, ich kann nicht … Jemand muss sie beschützen … vor meiner Mörderin, vor meinem Verlobten und vor den Monstern, die nicht zwischen meinem wunderbaren Mädchen und einem Mörder unterscheiden können. Und das Ministerium … ich weiß, worüber Dora und Kingsley Shacklebolt sich Sorgen machen, ich habe ihr Gespräch belauscht! Jemand muss sie vor dem Ministerium schützen … Du musst sie beschützen!'
'Du hast sie beobachtet?', hatte er es erneut versucht. 'Weiß sie davon?'
'Bitte Remus! Ich weiß, worauf wir uns damals geeinigt haben. Aber ich war noch am Leben und all das war nicht abzusehen. All das … das Grauen. Ich habe sie den Weasleys und Nymphadora überlassen, weil ich so lange nichts von dir gehört hatte …' Ihre bleichen Finger hatten sich in ihr waberndes Haar gekrallt und sie war ganz außer sich gewesen. 'Aber du bist ihr Pate. Du musst sie beschützen!'
Er hatte genickt … hatte genickt, weil er nichts anderes darauf erwidern konnte. Natürlich würde er seine Patentochter mit seinem Leben beschützen, wenn es darauf ankam. Er hatte sie bereits im Zug beschützt, auch wenn sie da nicht sonderlich viel von ihm gehalten hatte. Es war verständlich, absolut verständlich … trotzdem würde er sie beschützen.
Sobald sie seine Zustimmung erhalten hatte, war sie wieder verschwunden. Durch die Wand, vermutlich hinaus in den Korridor und zu wer weiß was für einem Versteck, damit sie ihre Tochter weiter beobachten konnte.
Remus war sie sicher, dass Adriana nichts von ihrer gespenstischen Beobachterin wusste. Auch war er sich nicht sicher, ob sie davon erfahren sollte. Es würde sie unheimlich aufwühlen …
Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es beinahe halb drei war. In wenigen Stunden musste er wieder unten in der Großen Halle sein … vielleicht sollte er davor sogar noch einen Abstecher zu seinem Klassenzimmer machen, damit er die erste Unterrichtsstunde vorbereiten konnte. Verteidigung gegen die dunklen Künste, der UTZ-Kurs II mit den Siebtklässlern.
Seufzend erhob er sich und klopfte den Staub von seinem alten Morgenmantel. Selbstverständlich war es ein aussichtsloser Kampf. Das Teil war nahezu antik … zumindest roch es so.
Er löschte das Licht in seinem Büro und fragte sich, warum er überhaupt so lange aufgeblieben war. Vielleicht, weil er im Zug so viel geschlafen hatte. Die Nächte als Werwolf brachten seinen Schlafrhythmus jedes mal aufs Neue völlig durcheinander.
Er zückte seinen Zauberstab, trat auf den Korridor hinaus und verriegelte die Tür mit einem einfachen Merlin-Bann. Dann zog er seinen Mantel etwas enger – es war verdammt kalt und zugig in den steinernen Mauern des Schlosses – tat einen ersten Schritt hinaus in den Gang … und erstarrte.
Auf dem eisigen Steinboden kauerte eine kleine Gestalt, kaum sichtbar in der dämmrigen Dunkelheit des Gangs und unbewegt. Er brauchte nicht zu raten … er wusste sofort, wer das sein musste. Scheinbar wusste Adriana nun doch, dass ihre Mutter als Gespenst durch Hogwarts geisterte.
Vorsichtig trat er zu ihr heran und beugte sich hinab. Sie schien tief und fest zu schlafen, aber er konnte zu deutlich die Tränenspuren erkennen, die auf ihren Wangen im flackernden Fackellicht glänzten. Nie zuvor hatte er für einen Menschen so viel Mitleid empfunden. Nie … und er hatte so manche trostlose Zeit durchlebt.
Ohne genauen Plan, was nun wohl am Besten zu tun sei, hob er sie hoch. Zu seiner großen Überraschung wog sie so gut wie gar nichts … ein weiterer Fakt, um den er sich nun Sorgen machen konnte. Er richtete sich auf und entschied sich dann für die wohl einfachste Lösung. Der Gryffindorturm. Da er – als Mann – nicht in die Mädchenschlafsäle hinaufkam, legte er sie notdürftig auf einem der roten Sofas ab und breitete nach kurzem Suchen eine dicke Decke über ihrer schlafenden Gestalt aus, ehe er sich endlich auf den Weg ins Bett machte.
Bis er endlich dort angelangt war, war es kurz nach drei.
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