Eine Schiffsfahrt die ist lustig ...
Zu meiner eigenen Überraschung, ist das Kapitel noch heute fertig geworden :) Ich hoffe, es kommt gut an und wie immer gilt: Ich habe nicht die leiseste Ahnung davon, wie es in Ägypten wirklich aussieht, also ist alles, was falsch beschrieben ist einfach eine Besonderheit des "magischen Teils" von Ägypten :D Einfach ignorieren ;)
ganz liebe Grüße, magicstarlight :)
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Eine Schiffsfahrt die ist lustig ...
Ein durchdringendes Pfeifen drang durch die Nacht und ich zog mir stöhnend das Kissen über den Kopf. So ging es nun schon die ganze Nacht. Alle paar Stunden drang ein schrilles Geräusch aus dem Zimmer von Percy und Ron und das gesamte Stockwerk schreckte aus dem Schlaf hoch. Es war das Taschenspickoskop, das Ron auf dem Basar gekauft hatte, um es Harry zum Geburtstag zu schenken.
Es hatte alles ganz harmlos angefangen. Beim Abendessen hatte es die ganze Zeit geleuchtet und Alarm geschlagen, aber Bill hatte allen erklärt warum es sich bei dem Ding wahrscheinlich um nichts weiter als Touristenplunder handelte. Er hatte ja auch nicht mitbekommen, wie die Zwillinge ihm einen Teil ihrer frisch eingekauften Skarabäus-Käfer in die Suppe gemischt hatten.
Doch sobald Ron sein Zimmer betreten hatte, hatte der Krach angefangen. Scheinbar willkürlich begann das Ding zu pfeifen und selbst nachdem Ron es ganz unten in seinem Koffer versteckt hatte, konnte man es noch hören. Selbst Rons Ratte machte sich jetzt schon regelmäßig aus dem Staub, sobald das Fiepen begann und flüchtete sich in das Zimmer von Ginny und mir. Auch jetzt wieder. Im kühlen Mondschein sah ich, wie die alte Ratte durch die angelehnte Tür schlüpfte und sich unter einem der Stühle zusammenrollte.
Das Pfeifen brach abrupt ab und man konnte deutlich das Grummeln in den anderen Räumen hören, wo die Leute versuchten, wieder einzuschlafen. Seufzend rollte ich mich auf die Seite und schloss die Augen. Mal sehen, wie lange es bis zum nächsten Alarm dauern würde.
Am nächsten Morgen waren alle den Ereignissen der Nacht entsprechend gelaunt, aber Ron schwor allen hoch und heilig, dass er das Spickoskop bereits per Eule in Richtung Harry geschickt hatte und er unterbrach seinen Schwall an Entschuldigungen nur, um sich etwas Frühstück zwischen die Zähne zu schieben.
Ein paar Tage später, planten Mr und Mrs Weasley den nächsten größeren Ausflug.
„Alexandria!“, verkündigte Mr Weasley strahlend am Frühstückstisch. „An der Küste und wohl ein außerordentlich spektakulärer Anblick. Außerdem stand da mal eines der sieben Weltwunder, eine wunderbare Gelegenheit für uns alle ...“
„Stadtbesichtigungen und Spaziergänge?“, fragte Fred mit sichtlichem Entsetzen.
„Ihr werdet schon was interessantes zu tun finden!“, munterte Bill ihn zwinkernd auf. „Alexandria ist groß. Ich war zwar noch nicht so oft da, aber ich kenn' schon ein paar interessante Ecken. Wir können uns ja einfach aufteilen und dann schauen, was wir machen.“ Charlie Augen leuchteten schon allein beim Gedanken daran.
„Und wie lange bleiben wir da?“, fragte Ginny skeptisch.
„Mit der Hinreise sind wir vielleicht eine Woche lang weg“, erklärte Mrs Weasley.
„Eine Woche? Was habt ihr denn für eine Reise geplant?“, fragte George erschrocken. „Reiten wir auf Kamelen nach Alexandria oder was?“
„Mit dem Schiff!“, war Mr Weasleys stolze Antwort.
„Mit dem Schiff?“ Auch Percy klang mittlerweile leicht panisch.
„Nun stell dich nicht so an, Perc, es werden vier Tage auf einem Schiff, das wirst du doch gerade so überleben, oder?“
„Aber … warum?“, fragte Percy nocheinmal, diesmal direkt an seine Eltern gerichtet.
„Wir dachten es wäre schön, noch ein wenig mehr von Ägypten zusehen, als nur die Orte, die wir direkt besuchen“, versuchte Mrs Weasley die Situation zu retten. Und als die Mienen ihrer Kinder nicht gerade fröhlicher wurden fügte sie noch etwas ärgerlicher hinzu. „Nun schon hört auf so zu schauen. Ob ihr nun hier im Hotel herumlungert oder noch ein bisschen was von Ägypten zusehen bekommt … Es wird schon nicht so schrecklich.“
Und damit war die Diskussion vorbei und der Rest der Mahlzeit verlief in allgemeinem Schweigen. Allerdings warfen sich Fred und George die ganze Zeit lang genervte Blicke zu und Percy schien schon beim Gedanken an eine Bootsfahrt nach Alexandria zu zittern.
Nichtsdestotrotz ging es am nächsten Morgen los, also packten wir uns alle einen Rucksack und fanden uns so früh wie nie zuvor im Esssaal des Hotels ein, wo Ouassim bereits fröhlich pfeifend Tee aufkochte und den Boden fegte.
„Meine Tochter Ranin hat in Alexandria studiert“, erklärte er strahlend. „Magische Geschöpfe der Antike und Gegenwart. Die Bibliothek von Alexandria hat einen sehr interessanten magischen Abschnitt, in den immer die Studenten der ägyptischen Zaubereruniversitäten einfallen. Fast jede Schule hier in der Gegend hat eine Flonetzanbindung dorthin.“
„Dann wird der Ausflug ja zumindest für Percy eine Bereicherung“, stellte George müde fest, während er sich auf einen der Stühle fallen ließ. Tatsächlich hatten sich Percys Gesichtszüge bei der Erwähnung der Bibliothek schlagartig erhellt.
„Aber, aber“, fuhr unser alter ägyptischer Gastgeber munter fort, während er George eine Tasse schwarzen Tee einschenkte. „Du vergisst: wo viele Studenten sind, ist auch außerhalb der Universitäten viel los.“ Er kicherte, als er Mrs Weasleys wenig begeisterten Gesichtsausdruck sah. „Natürlich sind die magischen Events etwas verborgen, aber wer weiß, wohin er schauen muss, der findet.“ Er lachte und verschwand in seiner kleinen Küche, um das Frühstück zu holen.
„Bill, ich hoffe für dich, dass du weißt, wohin du schauen musst“, kam es von Fred und George beinahe gleichzeitig und Ginny grinste.
Während Ouassim dann das übliche Frühstück auf dem Tisch anrichtete, erzählte er uns von den Besitzern des Bootes, das uns nach Alexandria bringen würde.
„Das sind eigentlich wirklich nette Leute, bloß halt etwas schweigsam“, erzählte er fröhlich. „Tajara ist der Anführer. Er hat ein recht passables Englisch, also müsstet ihr keine Probleme haben. Die anderen jedoch hab ich noch nie irgendwas sagen hören. Ich glaube nicht einmal, dass sie Arabisch sprechen. Aber hilfsbereit sind sie nichtsdestotrotz.“ Er stellte die letzte Platte auf den Tisch und ließ sich dann auf einen Stuhl an einem der leerstehenden Tische fallen. „Sie besitzen ihre Barken schon seit einer halben Ewigkeit und vererben sie immer ihren Kindern.“ Dann erklärte er Bill über einen Stadtplan gebeugt, wo genau das Schiff ablegen würde.
Die Anlegestelle entpuppte sich als ein kleiner unauffälliger Steg versteckt in einer kleinen Parkanlage am Ostufer des Nils. Mitten in der überraschend grünen Anlage schaukelten fünf oder sechs verschieden große Schiffe im Nilwasser, während um sie herum geschäftiges Treiben herrschte. Offensichtlich die Besitzer der Bote, von denen Ouassim so viel erzählt hatte. Man erkannte sofort, dass sie eine Familie waren, aber auch, dass sie nicht ganz so wie die anderen Ägypter waren.
Sie waren groß und schlank, hatten allesamt lange dunkle Haare und dünne Gesichter. Ihre Haut war dunkel, aber nicht annähernd so dunkel wie die Haut von Ouassim.
„Sag mal, eigentlich müsste es doch überall Ufermenschen geben, oder?“, fragte ich George, während wir einen kleinen Abhang entlang zu den Booten hinab gingen. Dort, ganz in der Nähe des Wassers standen auch die Häuser der Familie. Lange, dünne Holzhäuser die man erst bei näherem Hinsehen wirklich bewusst wahrnahm.
Ein Mann, der das lange Haar in einem strengen Zopf trug und die Ohren voller Ohrringe hatte, kam auf uns zu und begrüßte Mr und Mrs Weasley mit einem festen Händedruck.
„Guten Morgen, mein Name ist Tajara. Meine beiden Schwestern und ich werden die Barke nach Alexandria bringen.“ Er lächelte und entblößt geradezu unnatürlich weiße Zähne.
„Ja … Wir sind die Weasleys“, begann Mr Weasley mit einem Lächeln. „Ich bin Arthur und das ist meine Frau Molly und alle Rothaarigen sind unsere Kinder. Percy, Ron, Ginny, Bill, Charlie, Fred und George. Und das hier ist Adriana.“ Ich nickte dem Mann kurz zu, doch der schaute nur kurz lächelnd in jedes Gesicht und drehte sich dann auf dem Absatz um.
„Wenn nichts dagegen spricht, dann können wir gleich los. Der Nil ist in den Morgenstunden immer am besten gelaunt.“ Mit dieser nebulösen Antwort wies er uns den Weg hinab zum Steg, wo die Boote bereitstanden.
„Also ich weiß nicht, ob der Typ ein Ufermensch ist, aber er scheint sich blendend mit dem Fluss zu verstehen“, raunte mir Fred gut gelaunt zu, während wir Tajara folgten. Zwei Frauen, die ihm sehr ähnlich sahen, standen bereits an einem der mittelgroßen Boote. Das war dann wohl das Boot, mit dem wir die nächsten vier Tage unterwegs seien würden.
Als wir näher traten schauten beide auf. Tajara deutete auf die beiden. „Das sind Niibue und Hajiee, meine Schwester.“ Er sagte noch etwas zu den beiden, was wir nicht verstanden und ich horchte auf. Die Sprache, die er benutzte, klang verdächtig nach der Sprache, die auch Lillia und ihre Familie sprachen. Sicherlich wurde Meerisch überall gleich gesprochen.
„Jaaa, ich glaub das sind Ufermenschen“, flüsterte ich den anderen zu.
„Oh cool, verstehst du sie?“, fragte Ginny aufgeregt.
„Naja, ein bisschen vielleicht. So viel hab ich nun auch nicht gelernt“, erwiderte ich schulterzuckend. „Aber er hat irgendwas davon gesagt, dass wir bereit sind und nochmal etwas vom Nil in den Morgenstunden.“
„Na dann haben wir ja einen Experten hier“, freute sich Charlie und ließ seinen Blick über die noch relativ ruhige Stadt und den Fluss schweifen. „Also ich weiß zwar nicht, wie der Nil gerade gelaunt ist, aber schön sieht es gerade schon aus.“
„Keine Angst, du wirst in den nächsten Tagen noch sehr, sehr, sehr viel Wasser sehen“, erwiderte Bill strahlend und steckte die Hände in die Jackentaschen. „Und Perc, hast du die Angst vor dem Wasser mittlerweile ein wenig überwunden?“
Percy warf ihm einen sauren Blick zu. „Es geht nicht darum, dass ich Angst vor dem Wasser hätte, mein Problem ist, dass mir die Bootsfahrt nicht besonders gut bekommen wird.“
„Das wirst du schön überstehen, Liebling“, sagte Mrs Weasley aufmunternd, ehe sie sich mit kritischem Blick den Booten zuwandte.
„Die werden schon Ahnung haben von dem, was sie da machen, Molly“, versicherte ihr Mr Weasley und legte einen Arm um seine Frau. „Ich glaube, ihr macht euch alle zu viele Sorgen, es wird sicher wunderbar.“
„Wenn sie wollen, können Sie schonmal an Bord kommen“, schlug Tajara vor und streckte eine Hand aus, um uns den Weg vom Steg zum Boot zu erleichtern.
Die Boote bestanden alle aus einem sichelförmigen Schiffskörper mit hochgezogenen Enden. In der Mitte befand sich überdachte Bereiche, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wie wir alle da hinein passen sollten. Das dunkle Holz der Schiffe sah gepflegt und beinahe wie neu aus, obwohl Ouassim gesagt hatte, dass die Schiffe seit Generationen weitervererbt wurden. Sie mussten sehr alt sein, auch wenn man es ihnen nicht ansah.
George erklomm die schwankende Barke und hielt mir eine Hand hin, damit auch ich hinauf kam. Dankbar ergriff ich sie und ließ mich von ihm an Bord ziehen.
„Die Kabinen befinden sich dort drinnen“, erklärte Tajara gerade und deute auf das kleine Häuschen, das so aussah, als würden dort nicht einmal eine Kabine hineinpassen. Stirnrunzelnd öffnete Charlie die Tür zu den 'Kabinen' und schaute hinein.
„Müsste passen!“, schallte es vergnügt zu uns herüber, dann verschwand er durch die Tür und wir blieben draußen stehen.
„Denkst du, das hat er ernst gemeint?“, fragte Ron stirnrunzelnd, während er noch damit kämpfte, auf den Füßen zu bleiben.
Ich zuckte mit den Schultern. „Geh doch rein und frag ihn.“
„Ich komm schon im Hotelzimmer mit Percy nicht klar“, murrte er, während er zur Tür ging. „Wenn jetzt kein kleines Wunder passiert, bleib ich hier, egal was Mum und Dad … oh ...“
„Klingt wie ein kleines Wunder!“, stellte Fred fest und folgte seinen beiden Brüdern durch die Tür. Er schaute sich um und kam dann vergnügt wieder zu uns nach draußen. „Jap, eindeutig magisch vergrößert. Es wird zwar trotzdem recht … kuschelig, aber rein passen wir auf jeden Fall alle.“
„War ja wohl auch zu erwarten, oder?“, fragte Bill grinsend, während Mr Weasley hinter uns ein kurzes Gespräch mit Tajara führte. „Sie würden uns wohl kaum ein Boot geben, auf das wir nicht alle passen.“
„Nun ja, es ist trotzdem etwas besonders … schließlich sprechen sie Meerisch und Ufermenschen haben zwar gewisse Fähigkeiten im Umgang mit Wasser, aber mit herkömmlicher Magie ...“
„Trotzdem soll es hin und wieder vorkommen, dass Ufermenschen mit magischer Begabung geboren werden, nicht wahr? Ihr von allen Zauberern solltet das wohl mit am besten wissen!“ Er zwinkerte mir zu und schlenderte dann zu seinem Vater hinüber.
Tatsächlich gab es in den Kabinen mehr als genug Platz für alle Weasleys, die drei Ägypter und mich. Allerdings konnte man auch keine vier Tage bloß in einer der beiden Kammern verbringen und so verbrachten wir die meiste Zeit der ersten zwei Tage draußen auf einfach Holzbänken, krampfhaft auf der Suche nach Beschäftigungsmöglichkeiten. Percy war der einzige der keinerlei Sehnsucht nach Unterhaltung zu haben schien, dies lag aber wohl eher daran, dass er beinahe immer am Rand der Barke saß und mit ungesund grünlicher Gesichtsfarbe auf die ebenso grünen Ufer des Nils schaute.
Am zweiten Tag saß ich mit Fred, George und Ginny im hinteren Teil des Bootes und schmiedeten Pläne für all das, was wir im nächsten Schuljahr erledigen wollten.
„Dieses Jahr müssen wir unbedingt den Quidditchpokal gewinnen“, erklärte Ginny gerade strahlend, während Fred sich in der prallen ägyptischen Sonne räkelte.
„Wir müssen immer unbedingt den Quidditchpokal gewinnen, wenn es nach Oliver geht“, erwiderte ich stirnrunzelnd. „Warum gerade dieses Jahr?“
„Ach … Da war mal sowas, was Hermine in einem ihrer Bücher gelesen hat, über die Schule und ihre Geschichte … Keine Ahnung, auf jeden Fall gab es dort auch Fakten in und um Hogwarts herum.“ Sie grinste als Fred und George beide stöhnend die Hände vor ihre Gesichter schlugen. „Die Schule wurde im Jahr 985 das erste Mal für Schüler geöffnet und damals fand auch die erste Quidditchsaison statt“, fuhr sie fachmännisch fort.
„Ginny, du klingst wie ein Geschichtsbuch!“, beschwerte sich George.
„Viel schlimmer, du klingst wie Professor Binns!“, fuhr Fred dazwischen.
Ginny funkelte beide böse an und sie verstummten murrend. „Ganze acht Mal in der ganzen Geschichte von Hogwarts musste eine Quidditchsaison komplett abgebrochen werden. Meistens wenn irgendwelche größeren Festlichkeiten in der Schule stattfanden. Das heißt, dieses Jahr beginnt die 1000. Quidditchsaison in der Geschichte von Hogwarts!“
„Bist du sicher?“, fragte Fred stirnrunzelnd und hob zum ersten Mal interessiert den Kopf.
„Nun ja, es kommt von Hermine, nicht wahr? Da kann es doch nur wahr sein, oder?“
„Ich wette, Dumbledore lässt sich irgendwas einfallen, um das ganze gebührend zu feiern“, überlegte George.
„Und wer hat die erste Quidditchsaison gewonnen?“, fragte Fred interessiert.
Ginny zuckte mit den Schultern. „Ich höre mich vielleicht so an, aber ich bin kein wandelndes Geschichtsbuch, so Leid es mir auch tut. Du kannst ja Hermine fragen, wenn wir wieder in Hogwarts sind.“
„Denkt ihr eigentlich, dass Flittwick und Snape den Duellierclub weitermachen werden?“, fragte ich nachdenklich in die Runde.
„Das will ich doch stark hoffen“, kam es von Fred.
„Vielleicht gibt es ja sogar mal einen anständigen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, der das ganze mit organisieren könnte“, überlegte Ginny. „Lockhart mussten sie ja nun leider entsorgen.“
Die Zwillinge und ich prusteten. „Ein vernünftiger Lehrer für dieses Fach?“, fragte George kichernd. „Wenn es irgendwo da draußen noch kompetente Lehrerkandidaten gäbe, hätte Dumbledore doch nie im Leben Lockhart eingestellt!“
„Nein, nein, eher lernt Hagrid fliegen und Professor Binns Unterricht wird interessant.“, fügte Fred hinzu.
„Man soll die Hoffnung niemals aufgeben“, kam es von Ginny, aber sie grinste dabei ein wenig zu breit, um es ernst zu meinen.
„Für uns werden die Lehrer dieses Schuljahr wohl eh am Rad drehen“, seufzte George, während er die Hand über den Rand der Barke ins Nilwasser hängen ließ.
„ZAGs sind mit die wichtigsten Prüfungsleistungen, die Sie in ihrem ganzen Leben erbringen werden“, imitierte Fred Professor McGonagall. „Dementsprechend wichtig ist es, Sie ausreichend darauf vorzubereiten!“
„Kopf hoch, Jungs, danach dürft ihr dann endlich die Kurse loswerden, die euch sowieso nicht interessieren“, kam es von Charlie, der sich neben Percy fallen ließ. „Na Perc, und du machst dieses Jahr die UTZs?“
Ich hätte es davor nicht für möglich gehalten, aber der drittälteste Weasley-Junge schien noch grüner zu werden.
In diesem Moment trat auch eine der Ägypterinnen nach draußen. In den letzten Tagen hatte ich viel auf die leisen Gespräche und den Kleidungsstil unserer Gastgeber geachtet und ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass sie Ufermenschen wie Lillia und ihre Familie waren. Die Drei steuerten und trieben das Schiff abwechselnd an und das ohne den Einsatz von Rudern, Segeln oder Zauberstäben. Jetzt im direkten Sonnenlicht schienen die Haare der Frau beinahe grün zu glänzen, wie schwarze Vogelfedern es manchmal taten und ihre Augen waren dunkel geschminkt, gerade so wie wir es auf den alten ägyptischen Malereien in den Cheribakef-Grabkammern immer wieder gesehen hatten. Sie trugen stets einfach lange Gewänder, die ebenso luftig waren, wie Lillias Kleider und um Arme und Hals trugen sie dünnen Goldschmuck, der im Sonnenlicht leuchtete.
Die Frau warf uns einen kurzen Blick zu, lächelte und trat neben uns an den Rand der Barke, um einen Blick hinaus ins Land zu werfen. Die Landschaft, die sich am Nilufer entlang zog, war überraschend grün und landwirtschaftlich gut genutzt. Manchmal durchfuhren wir Städte oder fuhren an arbeitenden Bauern vorbei, doch nie schien jemand auf uns aufmerksam zu werden.
„Ist das Boot eigentlich irgendwie magisch vor ungewollten Blicken geschützt?“, fragte ich Charlie.
Er zuckte mit den Schultern. „Muss wohl, auch wenn ich es nicht genau weiß.“ Er warf der Frau einen kurzen Blick zu, doch bereits gestern hatte sich erwiesen, dass Ouassim uns die Wahrheit über Tajara und seine Schwestern erzählt hatte. Während ersterer uns immer wieder mit seinen erstaunlich guten Englischkenntnissen beeindruckte, konnten die beiden Frauen kein einziges Wort Englisch und auch ein Gespräch zwischen ihnen und Bill auf Arabisch war mehr oder weniger im Sand verlaufen. Trotzdem waren beide immer furchtbar nett und zuvorkommend und halfen so gut es eben mit den Verständigungsbarrieren ging.
Nun jedenfalls sah ich die perfekte Gelegenheit, die Theorie mit den Ufermenschen einem ultimativen Test zu unterziehen, auch wenn mein Meerisch noch immer sehr holprig war.
„Wie kommt es, dass die anderen Menschen uns nicht sehen?“, fragte ich auf Meerisch und der Kopf der Frau zuckte hoch. Sie musterte mich lange mit zusammengekniffenen Augen, dann lächelte sie wieder.
„Tajara und ich können Magie wirken, deshalb konnten wir gewisse Zauberbanne über die Boote legen“, erklärte sie ihrerseits auf Meerisch. Die anderen schauten interessiert auf. „Wie kommt es, dass du unsere Sprache sprichst?“
„Die Familie meiner Mutter ist sprechen sie“, erklärte ich, wobei ich beflissen den Kloß ignorierte, der sich bei der Erwähnung meiner Mutter in meinem Hals bildete. „Sie sind wie ihr.“
„Tatsächlich?“, damit fanden wir ins Gespräch und eine gute Stunde später konnte ich den anderen auf Englisch berichten, was ich alles erfahren hatte.
„Sie ist Niibue und die Jüngste von den dreien“, erklärte ich gerade. „Tajara ist der Älteste. Die beiden sind magisch begabt, genauso wie Lillia und weil er eine britische Zaubererschule in Ägypten besucht hat, kann er sowohl gut Arabisch als auch Englisch sprechen. Sie hat dann später einfach von ihm gelernt, weil sich ihre Eltern keine weitere Schulausbildung leisten konnten.“
„Dann konnten sie also so die Kabinen vergrößern und das Schiff gegen Muggel schützen“, schlussfolgerte Charlie beeindruckt.
„Ganz genau. Außerdem haben sie uns eingeladen, dass wir sie doch mal in ihrer Unterkunft bei Alexandria besuchen sollen. Das sei dann wohl der eigentlich Stammsitz der ihres Ufermenschenstammes. Sie sind bloß vor Generationen nach Kairo gezogen, weil sie eine Verdienstmöglichkeit brauchten. Bei ihnen gibt es wohl immer wieder magisch begabte Kinder und damit sie zumindest einigen von ihnen eine Ausbildung bieten können, sammeln sie mit den Bootsfahrten Geld. Niibues Tochter ist auch gerade in einer Schule in Alexandria angemeldet. Sie wird sie kurz besuchen, so lange wir dort sind.“
„Ihr scheint euch auf jeden Fall gut verstanden zu haben“, stellte George grinsend fest und ich zuckte mit den Schultern.
„Ich stell es mir extrem langweilig vor, die ganze Zeit auf diesen Schiffen hier festzusitzen und man kann nicht einmal mit den Passagieren sprechen. Ich glaube, mir wäre auch jede Ablenkung recht.“
„Und sie hat wirklich schon eine Tochter in der Schule?“, fragte Ginny überrascht. „Sie sieht noch so jung aus.“
„Ich glaube es lohnt sich für die Familie eher, wenn die Kinder so früh wie möglich in die Schule gehen“, vermutete ich. „Ihre Tochter ist auch erst sieben oder acht Jahre alt … so genau hab ich es dann auch wieder nicht verstanden.“ Grinsend lehnte ich mich gegen Georges Schulter und genoss die warme Abendsonne.
„Wir können ja die Ufermenschen in dieser Stammessiedlung da besuchen, während Mum und Dad ihre komischen Stadttouren machen“, schlug George begeistert vor. „Das wäre dann zumindest ein Tag, an dem wir nicht irgendwelche Weltwunder bestaunen und Bibliotheken durchwandern müssen.“
„Klingt nicht schlecht“, bestätigte Fred und kratzte sich hinterm Ohr. „Hat sie eigentlich erwähnt, wie lange wir noch unterwegs sein werden?“
„Ab morgen fahren wir dann aufs Meer hinaus und dann immer in Richtung Westen an der Küste entlang bis nach Alexandria.“
„Meer?“, fragte Percy entsetzt und er tat mir beinahe Leid. Beinahe.
„Ach Perc“, seufzte Charlie breit grinsend. „Denk dir einfach, es könnte schlimmer sein.“
Und es wurde schlimmer. Zumindest für Percy. Zwar gerieten wir in den nächsten Tagen nicht in übermäßigen Seegang. Die paar Wellen reichten allerdings, um Percys Magen vollends zu besiegen. So verbrachten wir den Rest der Schiffsfahrt immer bewusst auf der Seite des Bootes, auf der Percy gerade nicht über dem Geländer hing.
Und als wir zur Mittagszeit des vierten Tages endlich Alexandria erreichten, war Percy der Erste, der mehr oder weniger geschickt von Bord wankte.
„Ich glaube, du bekommst ihn nie wieder auf irgendein Boot oder Schiff, Mum“, raunte Bill seiner Mutter ins Ohr und selbst die sonst so beherrschte Mrs Weasley konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, während sie sich von ihrem Mann von der Barke helfen ließ.
„Macht euch nur lustig“, kam es von Percy. „Aber wenn es sein muss, laufe ich später zurück nach Kairo.“
„Ich kann allerdings nicht verstehen, wie du mit dem fliegenden Teppich klargekommen bist, aber ein bisschen Wellengeschunkel dich so fertig macht“, grübelte Charlie mit nachdenklicher Miene. „Aber keine Sorge. Für den Rückweg suchen wir uns einen netten kleinen Kamin ganz ohne Wellengang.“
„Ohhh“, kam es enttäuscht vom Rest der Weasley-Kinder, woraufhin sich Percy wütend von den anderen abwandte, geistesabwesend über das Schulsprecherabzeichen strich, das seit der Ankunft der Hogwartsbriefe wohl pausenlos an seine Brust gepinnt war, und stolzierte noch immer leicht wankend davon.
„Schade“, seufzte George „Ich hätte gerne gesehen was er gemacht hätte, wenn er sich bei der Rückreise auf seinen blödes Abzeichen gereihert hätte.“
Unser Hotel hier war ein einfaches Muggelhotel mit unzähligen Stockwerken und kleinen, ungemütlichen Zimmern, dafür aber mit einem atemberaubenden Meerblick, der eine gute Entschädigung für die restlichen Mängel war. Noch am Nachmittag unsere Ankunft suchten wir uns einen Badestrand und verbrachten den restlichen Abend dort, gut versorgt mit Eisständen und Imbissbuden, die sich an der Straße tummelten.
Den nächsten Tag erklärten die Weasley-Eltern zum Kulturtag. Im Klartext hieß das, dass Mr und Mrs Weasley Bill, Charlie und Percy mehrere mehr oder minder berühmte Stätten magischer und nichtmagischer ägyptischer Glanzzeiten abklapperten, während einige miesgelaunte Weasley-Kinder hinter ihnen hertrotteten und jammerten.
Zumindest blieb uns die Bibliothek erspart. Percy und seine Eltern würden sie morgen besichtigen, während der Rest der Familie die Einladung zu den Ufermenschen annehmen würde. Dieser Gedanke brachte uns durch den sonnigen Tag, dessen einziges wirkliches Highlight das Abendessen in einem sehr exotischen Restaurant mit Hafenblick war.
Die Organisation unserer Reise zu den Ufermenschen hatten wir Charlie überlassen … und als wir ihn fröhlich strahlend mit einem Ägypter neben einer Gruppe Kamele antrafen, waren wir uns nicht ganz sicher, ob das eine kluge Entscheidung gewesen war.
„Aman kennt die Ufermenschen und er sagt, er würde den Weg schon im Schlaf finden“, erklärte der zweitälteste Weasley. „Und da wir ja diesmal keinen Percy dabei haben, dachte ich mir, dass wir mal etwas lustigeres ausprobieren könnten.“ Er wies mit der Hand hinter sich auf eines der Kamele, das gerade aus einem Wassereimer trank.
„Und du bist dir sicher, dass du uns damit alle unbeschadet hin und zurück bekommst?“, fragte Bill grinsend.
„Aber auf jeden Fall, schwieriger als mit dem Besen zu fliegen wird es ja wohl nicht sein!“
Damit war es beschlossene Sache und mit der Hilfe von Bill, Charlie und dem Ägypter Aman schafften wir es auch alle auf die Kamele ohne gleich wieder herunter zu kippen.
„Nichts gegen deine tollen Ideen, Charlie“, murrte Fred, nachdem wir seit etwa zehn Minuten auf den Tieren durch die Gegend schwankten. „Aber mir sind Besen lieber.“
„Mir auch!“,steuerte Bill bei. „Und ich war niemals in irgendeinem Quidditchteam.“
„Seid doch lieber froh, dass Percy nicht dabei ist“, hielt Charlie dagegen. „Dem hätte sich jetzt schon längst der Magen umgedreht!“
Wir ließen die Stadt hinter uns und ritten eine Weile immer parallel zur Küste, ehe eine Bucht erschien und wir entlang eines kleinen gewundenen Pfades zu einem kleinen Dorf gelangten, dass geradezu exakt dem Dorf von Lillia glich. Zwar waren die Häuser etwas länger und die Stelzen höher, doch das Grundprinzip schien bei Ufermenschen das gleiche zu sein.
Die Begrüßung durch Tajara, Hajiee und Niibue war mehr als herzlich und sie stellten uns direkt dem gesamten Stamm vor, der erwartungsgemäß groß war.
„Wir haben wenig Kontakt zu anderen Stämmen“, erklärte Tajara später, als wir alle zusammen vor einem der Häuser im Sand saßen. „Erst recht nicht zu solchen, die die an anderen Meeren leben.“
„Ich glaube auch nicht, dass die Stämme in Großbritannien von der Existenz anderer Stämme wissen. Aber ich werde Lillia auf jeden Fall erzählen, dass wir euch hier getroffen haben.“
„Es wäre wunderbar auch den Kontakt zu anderen Stämmen weit weg aufzunehmen“, fügte Hajiee auf Meerisch hinzu, während sie verträumt aufs Meer hinausstarrte.
Ein Mädchen, das ich als Niibues Tochter kennengelernt hatte, fügte auf Englisch hinzu: „Vielleicht könnte man irgendeine Art des Briefkontaktes aufbauen, mit denjenigen, die Englisch sprechen.“
Tajara nickte und lehnte sich gegen eine der Stelzen, die das Haus stützten. „Allerdings habe ich einmal in der Zeitung gelesen, dass es unruhige Zeiten für Ufermenschen in England sind.“ Die plötzliche Schweigsamkeit, die über die versammelten Besucher fiel, war eigentlich Antwort genug, doch ich wollte diese Ufermenschen nicht im Dunkeln lassen.
„Es gab eine Mordserie“, erklärte ich auf Meerisch, damit alle mich verstanden. „Es sind unzählige Ufermenschen gestorben und die Mörderin ist noch immer nicht gefasst, auch wenn es in letzter Zeit weniger Morde gegeben hat.“
Die Ägypter fragten nicht weiter nach und ich war dankbar dafür, denn ich fühlte mich nicht dazu in der Lage, jetzt auch noch solche Themen zu besprechen. Allerdings war ein Teil der unbeschwerten Stimmung von zuvor verschwunden und es war schade darum, denn nun sah ich immer wieder, wie Tajara und Niibue vielsagende Blicke wechselten und wie einige der anderen Ufermenschen verhalten flüsterten.
Gegen Abend tauschte ich dann noch mit Niibues Tochter Adressen aus, damit wir weiter Kontakt halten konnten und wir schwangen und mehr oder weniger elegant zurück auf die geduldig wartenden Kamele, die uns im warmen Licht des Sonnenunterganges zurück in die Stadt brachten. Dort hatte der Rest der Familie einen einspannten und mit Sicherheit langweiligen Tag in der Bibliothek von Alexandria verbracht und im Vergleich dazu war unser Tag auf jeden Fall der bessere gewesen.
Und als wir uns dann am darauffolgenden Abend durch den Kamin auf die kurze Reise zurück nach Kairo machten, war ich froh wieder bei dem alten ägyptischen Zauberer im Esssaal sitzen zu können, denn irgendwie war es so doch viel gemütlicher und wir konnten bis in die späten Abendstunden hinein seinen Erzählungen lauschen, während die erste Hälfte unserer Zeit in Ägypten bereits vorbei war ...
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