Eine kleine langweilige Stadt in Schottland

Da ich gerade im Zuge des NaNoWriMo an der Geschichte hier weiterschreibe und gerade ganz fix voran komme, hier sogar mal ein Kapitel mitten in der Woche.Es ist mal ein bisschen anders als die anderen ;) Aber es hat sich halt einfach so entwickelt, ich kann da gar nichts für :)

Ich hoffe es gefällt euch,
liebe Grüße,
magicstarlight
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Eine kleine langweilige Stadt in Schottland

Micheal Scrimfield, Dufftown, Schottland

In einer schottischen Kleinstadt nahm das Leben seinen üblichen Lauf. Es war Mittwoch, ein ganz normaler Arbeitstag und die Bewohner gingen nichts ahnend ihren Berufen nach, fest gefangen in den Untiefen des Alltagstrotts. Michael Scrimfield mochte die Stadt nicht … ehrlich gesagt mochte er nicht einmal Schottland sonderlich gerne. Das Wetter war ihm – gerade um diese Zeit des Jahres – zu regnerisch und kalt. Aber Dufftown war besonders schlimm. Die Stadt lag weit abseits irgendwo zwischen grauen Bergen und einsamen dunklen Wäldern und war so langweilig und öde, dass er schon beim Anblick des Ortsschilds jedes Mal den jähen Reiz verspürte zu gähnen.

Der Stadtkern, wenn man es denn so nennen durfte, hatte nicht mehr zu bieten als das Nötigste und sonst bestand die Stadt eigentlich nur aus immer gleichen Straßen, mit immer gleichen alten grauen Häuschen und wilden Gärten. Außerdem gab es nicht viel zu sehen außer einer kleinen Kirche, einer Burgruine und einer Whiskybrennerei.

Kurzum: Mr Scrimfield war ganz sicher nicht freiwillig hier, sondern es hatte ihn, nun schon zum vierten Mal, wie er bedauerlich hatte feststellen müssen, geschäftlich hierher verschlagen.

Eigentlich arbeitete er als Anwalt in London. Als erfolgreicher Jura-Absolvent hatte er das Oxford verlassen und beinahe sofort einen Job in der angesehenen Kanzelei seines Onkels bekommen. Normalerweise war er sehr froh über diesen Anstellung, er arbeitete für unerhört reiche Unternehmer überall im Land, reiste gewöhnlich eher in sehr schöne Gegenden Englands um sie aufzusuchen und verdiente auch nicht schlecht daran, wodurch er seiner kleinen Tochter einen Platz an einer hervorragenden Privatschule sichern konnte.

Aber leider gab es auch Klienten wie Sir Bartholomeus Clavertown. Der Milionär war an sich ein sehr anständiger und freundlicher Mann, den Mr Scrimfield durchaus zu schätzen wusste, allerdings hatte er sich auf seine alten Tage ein Haus gerade in diesem wenig freundlichen Teil von Schottland zugelegt und verbrachte nun beinahe all seine Zeit hier, um an seinen Memoiren zu schreiben.

Und als langjähriger, treuer Anwalt von Sir Clavertown musste unser armer Jurist mehrmals im Jahr mit dem Flugzeug eineinhalb Stunden nach Inverness fliegen und dann mit einem Leihwagen nochmal die zwei Stunden Landstraße nach Dufftown hinausfahren.

Heute war es mal wieder soweit. Sir Clavertown brauchte wieder einmal fachmännischen Rat und der vielbeschäftigte Familienvater hatte alles stehen und liegen lassen müssen, um dem Wunsch seines Klienten nachzukommen.

Seufzend parkte er seinen geliehenen Wagen vor dem Fife Arms Hotel, einem wirklich kleinen Gasthaus, in dem sich auch die Brennerei befand. Es war kein Fünf-Sterne-Hotel, aber das Frühstück war in Ordnung und es befand direkt neben einer Bank und einem wirklich guten Restaurant, direkt im Stadtzentrum.

Die kleine, etwas ältere Frau an der Rezeption erkannte ihn bereits – was ihm irgendwie Sorge bereitete – und reichte ihm mit breitem Lächeln seinen Zimmerschlüssel.

„Sie wissen sicher noch wo es ist, nicht wahr?“, fragte sie freundlich. „Soll ich Ihnen mit dem Gepäck helfen, Mr Scrimfield?“

Er lehnte dankend ab und erklomm die Enge Treppe zu seinem Zimmer im ersten und einzigen Stockwerk. Der Blick ging hinauf auf den Platz und die Kirche und der Raum war spärlich eingerichtet, doch für ein paar Tage Aufenthalt war es in Ordnung. Nichts gegen sein Eigenheim am Rande von London, aber daran konnte er leider nichts ändern.

Nachdem er seine Anzüge sorgfältig in den Schrank gehängt und seine Unterlagen auf einem kleinen Beistelltisch geordnet hatte, ließ er sich seufzend auf das quietschende Bett fallen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es gerade 16 Uhr war, eigentlich genau die richtige Zeit, um in einem der Cafés in der Nähe einen Tee zu genießen, bevor er zum Abendessen bei Sir Clavertown eingeladen war.

Der Himmel vor dem Fenster sah ausnahmsweise mal nicht nach Regen aus, also ließ er den Regenschirm im Zimmer stehen und griff lediglich nach seinem Mantel, dem Schlüssel und seinem Geldbeutel. Nach kurzer Überlegung klemmte er sich schließlich auch noch die Times unter den Arm, ehe er mit schwungvollen Schritten das Gasthaus verließ und hinaus auf den Platz trat.

An einem Bankautomaten ließ er sich noch etwas Geld ausgeben, eher die Straße überquerte und langsam die Seitenstraße entlang schlenderte. Sein Ziel war nicht weit entfernt. Nur ein paar Meter die Straße entlang, vorbei am Whisky- und Souvenir-Geschäft, Fleischer, Flouristen und Friseur, ehe er vor einer kleinen unscheinbaren Fassade stehen blieb.

Bei seinem zweiten Aufenthalt in der abgelegenen Stadt, hatte sich eben dieses unauffällige Haus, als hervorragendes Teehaus entpuppt. Mindestens ein Lichtblick am sooft grauen, schottischen Himmel.

Im Inneren war nicht viel Platz … allerdings war auch nicht viel los, so dass er seinen Lieblingsplatz direkt am Fenster ergattern konnte und an den geblümten Vorhängen vorbei einen ungestörten Blick auf die graue Straße hinaus hatte.

Die Besitzerin, eine zierliche ältere Frau mit zerbrechlichen, bleichen Gesichtszügen und schneeweißem Haar trat zu ihm an den Tisch. Er kannte sie bereits von seinen früheren Aufenthalten als Magritte Tonsdale-Hill und sie machte mit Abstand den besten Tee in ganz England. Ihr Ehemann John war nur selten da und arbeitete wohl selbst in seinem Alter noch irgendwo in London, was ihn immer wieder erstaunte.

„Sie sind also mal wieder in der Stadt, Micheal“, stellte sie lächelnd fest. „Hat der gute Earl mal wieder etwas angestellt? Was kann ich Ihnen denn heute bringen?“

Er starrte einige Sekunden mit leerem Blick auf die kleine Karte, dann zuckte er einfach mit den Schultern. „Was immer Sie mir empfehlen können, Magritte.“

„Darf es auch eine Kleinigkeit zu essen sein?“

„Gerne, aber bitte wirklich nur eine Kleinigkeit, ich bin heute Abend noch zum Essen eingeladen.“

Sie nickte und verschwand in einem kleinen Nebenzimmer, während Mr Scrimfield seinen Blick wieder aus dem Fenster schweifen ließ. Draußen war nur wenig Betrieb. Wie bereits erwähnt; es war ein ganz normaler Wochentag. Nur hin und wieder kamen ein paar Jugendliche vorbei oder ein paar Autos fuhren die Straße auf und ab.

„Ihr Tee, Micheal!“, riss ihn Magritte aus den Gedanken und stellte ein kleines Teekännchen und eine Tasse vor ihn auf den Tisch. Außerdem kam sie wenige Augenblicke später auch noch mit einem doch beachtlichen Stück Torte herbei und stellte auch dieses vor ihm ab.

„Sie verwöhnen mich, Magritte“, sagte er lächelnd. „Vielen Dank.“

Die kleine Frau verschwand wieder im Nebenzimmer und der Anwalt schaute weiter aus dem Fenster, während er etwas Zucker in seinen Tee rührte.

Ein ziemlich heruntergekommener Mann kam nun die Straße entlang gelaufen. Er trug eine schäbige Jacke über einem fleckigen Hemd und sein Haar und Bart waren ungepflegt und zerzaust. Stirnrunzelnd beobachtete Mr Scrimfield, wie der Kerl mit einer Einkaufstüte in der Hand die Straße entlang schlich und am Mülleimer vor dem Teehaus innehielt. Ein Blick nach rechts und nach links, dann griff er plötzlich bis zum Ellenbogen in den Mülleimer hinein, ganz augenscheinlich auf der Suche nach etwas. Langsam und ohne wirklich einen Grund zu haben, ließ sich der Anwalt in seinem Stuhl etwas nach hinten sinken, so dass er hinter den Vorhängen verborgen seien musste.

Der Mann hatte scheinbar gefunden, was er gesucht hatte und fischte triumphierend eine Zeitung aus dem Müll. Er musste ganz klar ein Obdachloser sein, so wie er aussah und Mr Scrimfield wusste nicht genau, warum er ihn noch immer beobachtete, aber irgendetwas kam ihm an dem Mann bekannt vor und so schaute er ihm nach, bis er an der nächsten Ecke aus seinem Sichtfeld verschwand. Wie seltsam.

Seufzend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Tee, nahm einen Schluck und wandte sich dann genießerisch seinem Kuchenstück zu. Im Nu war es weg, ebenso wie die Gedanken an den Obdachlosen schon beinahe wieder aus seinem Kopf verschwunden waren, als er die Times aufschlug und sich durch die Seiten arbeitete, die er im Flugzeug nicht mehr geschafft hatte. Auf einer der letzten Seiten hielt er inne. Die Anzeigen hier waren für längere Zeit angesetzt, so dass er sie meist nur überflog und dann zur nächsten Seite sprang, aber nicht heute.

Heute blieb sein Blick auf einer Anzeige des New Scotland Yard hängen. Eine Fahndungsanzeige, die nun schon seit mehreren Monaten immer an der gleichen Stelle prangte und die er für gewöhnlich gleich übersprang. Sie zeigte das Schwarz-Weiß-Bild eines ausgemergelten Mannes mit zottigem Haar und irrem Blick. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er kannte die Bildunterschrift. 'Sirius Black: ausgebrochen aus Hochsicherheitsgefängnis, verurteilter Massenmörder, international gesucht, bei Sichtung sofort Polizei informieren, NICHT SELBST EINGREIFEN (hochgefährlicher und zu Gewalttaten neigend)', dann eine Telefonnummer. Er starrte auf das Bild. Es war unverkennlich. Langsam traf ihn die Erkenntnis. Der Obdachlose! Der Obdachlose, den er eben geheimniskrämerisch wie James Bond beobachtet hatte, war ein international gesuchter Massenmörder. Ausgerechnet hier in Dufftown, am hellichten Tag und direkt vor seinen Augen.

Er sprang auf und rannte zur Tür. Magritte steckte verwirrt den Kopf in den nun ausgestorbenen Raum und konnte nur mit ansehen, wie er mit der Zeitung in der Hand die Straße entlang in Richtung Zentrum sprintete.

Dort, direkt neben dem Kirchturm, fand er das Münztelefon, auf das er es abgesehen hatte. Mit zitternden Fingern zog er ein paar Münzen aus der Tasche, schob sie in den Schlitz und wählte die Nummer, die in der Zeitung angegeben worden war. Mit zitternder Stimme berichtete er der kühlen Frauenstimme am anderen Ende der Leitung was vorgefallen war. Seine Finger bebten und sein Herz gallopierte so schnell, dass es ihm aus der Brust zu springen schien.

Wenig später brach im kleinen, verträumten Dufftown die Hölle aus. Auf dem Kirchplatz, auf dem Mr Scrimfield brav gewartet hatte, genau wie es die Polizistin am Telefon angewiesen hatte, fiel beinahe in Ohnmacht, als sicher hunder seltsam gewandete Männer und Frauen wie auf dem Nichts auftauchten und sich geradezu auf ihn stürzten. Eine seltsame Kälte überfiel die Luft und sein Atem schien zu gefrieren, auch wenn das Wetter eben noch so gut gewesen war. Mit großen, angsterfüllten Augen wurde Mr Scrimfield von drei der seltsamen Leute in eines der näheren Lokale gebracht, wo er mindestens fünfmal die genauen Vorkommnisse schildern musste.

Magritte stand unterdessen mit gerunzelter Stirn an der Straßenecke und betrachtete das Treiben. Der arme Kerl tat ihr Leid. Für einen Muggel war eigentlich ein sehr anständiger Mann.

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 Sirius Black

Sirius Black betrat die kleine Stadt Dufftown um die Nachmittagszeit herum. Es war ein schöner Tag, einer der wenigen ohne Dauerregen und die Sonne erweckte in der schottischen Stadt eine Art verträumte Schönheit. Denn hübsch war es durchaus, wenn nicht ein wenig klischee-schottisch, mit den kleinen Häuschen, dicht bepflanzten Blumenkästen und einer alten Burgruine. Kleine bunte Läden mit vom Wetter gezeichneten Schildern und Fronten reihten sich wild zusammengewürfelt aneinander und alles in allem war es wirklich schön.

Allerdings war Sirius nicht hier, um die Architektur zu bestaunen. Nun schon seit mehreren Wochen war er auf der Suche nach dem geheimen Ort, an dem sich Hogwarts verbarg und verfluchte immer wieder die ganze Geheimhaltung, die diesen Ort umgab. Er war einfach auf gut Glück in eine der wenigen Städte disappariert, von denen bekannt war, dass sie in der Nähe von Hogwarts lagen, aber bisher war seine Suche erfolglos geblieben. Er war zwischen Bergen und Tälern und dich schier unendliche Wälder gestreift, aber nirgendswo hatten sich plötzlich die weiten Ländereien der Schule aufgetan. Es wäre soviel einfacher gewesen, hätte er einfach den Gleisen des Hogwartsexpress folgen können, doch die wurden – je näher man der Schule kam – rund um die Uhr von Auroren und Dementoren bewacht, also blieb ihm nichts anderes übrig, als weiter zu suchen – immer darauf bedacht, nirgendwo zu sehr aufzufallen.

Kopfschüttelnd schaute er an seiner eigenen zerlumpten Gestalt herab. Die Sachen, die ihm Eridanus gegeben hatten, hatten ziemlich leiden müssen, wenn er als Mensch durch die Wälder gestreift war. Er hatte zwar meist auf seine Animagusgestalt zurückgegriffen, aber hin und wieder war es gut, sich auch mal wieder die Menschenbeine zu vertreten. Außerdem konnte er nur in der Menschengestalt zaubern und die Schutzzauber auffrischen, die ihm die Ministeriumszauberer vom Hals halten sollten.

Auf jeden Fall mussten ein paar neue Klamotten her und Dufftown war die nächste Stadt gewesen, die er hatte finden können. Langsam spazierte er die schmalen Straßen entlang in die Richtung, in der er das Stadtzentrum vermutete. Immer wieder lagen unfreundliche Blicke auf ihm, doch er bemühte sich, die Haare ins Gesicht hängen zu lassen und alles im allen begegnete er nur sehr wenigen Muggeln.

Einige Querstraßen entfernt vom Stadtkern fand er schließlich ein kleines verstaubtes Second-Hand-Geschäft, dessen dreckiges Schaufenster gerade von einem griesgrämigen Herren mit Schnäuzer geputzt wurde.

Er nickte dem Mann zu und betrat vorsichtig den dunklen Ladenraum. Der Verkäufer ließ seinen Lumpen in einen Blecheimer fallen und folgte ihm misstrauisch, was Sirius ihm nicht verübeln konnte.

„Suchen Sie etwas bestimmtes, Sir?“, brummte er mit kratziger Raucherstimme.

Sirius versuchte seine charmantestes Lächeln aufzusetzen und ließ seinen Blick suchend über die Kleiderständer vor ihm gleiten. „In der Tat, ich bin auf der Suche nach einem neuen Mantel. Haben Sie einen in meiner Größe hier?“

Er konnte förmlich spüren, wie der Blick des Mannes auf seiner dreckigen und zerschlissenen Jacke hängen Blick. „Ich verstehe. Natürlich haben wir hier irgendwo Mäntel ...“ Er schob sich an Sirius vorbei zu einem Kleiderständer ganz in der hintersten Ecke, wo bunt zusammengewürfelt Hemden, hässliche Anzüge und Mäntel hingen. Mit schnellen Handbewegungen ging der Verkäufer durch die verschiedenen Kleidungsstücke, die auf der Stange hingen und zog schließlich zwei Mäntel aus der Menge. „Die beiden müssten Ihnen passen, Sir.“ Er präsentierte sie mit einem lässigen Dreher seines Handgelenkes, so dass Sirius sie in Augenschein nehmen konnte.

Das eine war ein eigentlich sehr nett geschnittener schwarzer Trench Coat in gutem Zustand, doch für seine Zwecke musste wohl eher das andere Angebot des Verkäufers herhalten. Ein langer Ledermantel mit deutlichen Gebrauchsspuren und verschiedenen Knöpfen, der sehr viel widerstandsfähiger als der andere Aussah und wahrscheinlich um einiges besser sein würde, wenn Regen oder Wind wieder das Wetter übernehmen würden.

„Ich denke, der Ledermantel wird die richtige Wahl für mich sein“, erwiderte er seufzend und zog die Jacke von den Schultern, um besagten Mantel kurz anzuprobieren.

„Da haben Sie wohl Recht, Sir“, antwortete der Verkäufer während er ihm in den Mantel half. „Was denken Sie?“

„Wunderbar!“ Der Mantel passte wie angegegossen. Er schenkte dem Verkäufer ein weiteres schiefes Lächeln und wechselte den Mantel dann wieder gegen seine alte Jacke aus, während der Muggel mit seinem Einkauf zur Kasse hinüber trottete.

Aus der Hosentasche zog er seine letzten Muggel-Geldscheine und zählte sie mit gerunzelter Stirn. Vor seiner Abreise hatte er sie sich um Mitternacht in Gringotts gegen ein paar Galleonen aus dem Black-Verließ eintauschen lassen. Eins musste man den Kobolden lassen. Sie hatten ihn zwar mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtet, sich aber sonst professionell und unparteiisch bedient und bis jetzt wohl Stillschweigen bewahrt … sonst wäre die Nachricht von seiner Transaktion garantiert im Tagespropheten aufgetaucht.

„Das wären dann 120 Pfund“, brummte der Verkäufer und Sirius reichte ihm zwei seiner Scheine. Der Mann schien tatsächlich etwas überrascht, dass er wirklich Geld dabei hatte. Offensichtlich hatte er tatsächlich die ganze Zeit damit gerechnet, dass Sirius sich den Mantel schnappen und damit aus dem Geschäft rennen würde.

Er hatte jetzt noch etwa 50 Pfund und 20 Galleonen. Es wurde wirklich Zeit, dass er Hogwarts fand.

Der Muggel faltete unterdessen den Mantel und versenkte ihn in einer unbeschrifteten Plastiktüte, die er über den Tisch hinweg zu Sirius schob. Dieser nahm ihn entgegen und nickte dem Mann ein letztes Mal zu. „Vielen Dank und Ihnen noch einen schönen Nachmittag!“

Eine Gruppe Teenager rempelte ihn an, als er sich auf den Weg in Richtung Kirchplatz machte, mit dem wagen Ziel einen Teil seines Kleingelds dort für etwas Essen auszugeben. Auf halbem Weg hielt er inne. Etwas seltsames lag hier in der Luft. In der sonst so magiefreien Stadt schien die Luft an dieser Stelle geradezu zu vibrieren. Langsam wandte er den Kopf und blickte auf eine schmucklose Hausfassade, über der – kaum noch erkennbar - 'Magritte's kleine Teestube'. Vor dem Geschäft stand ein kleiner metallener Mülleimer.

Mit einem Blick zu beiden Seiten versicherte er sich, dass niemand in der Nähe war, dann griff er mit in den Müll hinein. Nach zwölf Jahren in Askaban hatte man nur noch vor wenigen Dingen Skrupel, soviel war sicher. Außerdem hatte ihn sein Instinkt bis jetzt noch nie betrogen. - Auch diesmal nicht.

Der Tagesprophet von gestern. Volltreffer. Zufrieden wanderte sein Blick über die Titelseite, wobei er sein Bild geflissentlich überflog. Gut gelaunt faltete er die Zeitung zusammen, steckte sie zu dem Mantel in die Tüte und ging mit beschwingten Schritten weiter. An einer der Seitengassen bog er ab und fand wenig später ein kleines Café mit drei Tischen vor dem Haus, indem er sich einen Tee und ein spätes Mittagessen bestellte und lehnte sich zurück.

Zehn Minuten später sah er, wie ein Mann mit Anzug und Krawatte die Straße Richtung Kirche entlang rannte, völlig außer sich und mit einer Zeitung in der Hand. Wieder meldete sich sein Instinkt zu Wort, diesmal mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend. Er legte einen zwanzig Pfund schein auf den Tisch, neben seine halb volle Teetasse und folgte dem Mann in ein wenig Entfernung.

Er stand nun an einer Telefonzelle mitten auf dem Platz und sprach in den Hörer, während er am ganzen Körper zitterte. Vorsichtig, um nicht gesehen zu werden, trat er noch ein wenig näher, um die Worte zu verstehen.

Der Mann … ziemlich ungepflegt … Bild in der Zeitung … gefährlich.

Eigentlich war das Beweis genug. Seufzend griff Sirius seine Einkaufstüte etwas fester und verschwand mit schnellen Schritten in einem der Hauseingänge, aus dessen Sichtschutz er im nächsten Moment disapparierte. Es war ja auch zu schön gewesen. Jetzt hatte er nicht einmal das Essen bekommen. In einem der Wälder zwei Meilen außerhalb der Stadt lehnte er sich an einen der Bäume und schloss die Augen. Mindestens hatte er jetzt den Mantel und eine Zeitung. Diese Sichtung würde natürlich das Ministerium auf den Plan rufen.

Seufzend zückte er seinen Zauberstab und begann die Schutzzauber um sich herum zu verstärken, damit kein Aufspürzauber ihn entdecken konnte. Hogwarts konnte nicht mehr weit sein. Er musste es bald finden.

Als die Sonne langsam hinterm Horizont verschwand, zog er seinen neuen Mantel geradewegs über die Jacke und begann im letzten Licht der Sonne seine Zeitung zu lesen. Nichts neues zu Ufermenschenmorden, keine neuen Erkenntnisse zu seinem Aufenthaltsort (bis heute natürlich) und keine Neuigkeiten aus Hogwarts oder der Winkelgasse. Mit einem Schlenker seines neuen Zauberstabes setzte er das Papier in brannt, bis es vollständig verkohlt auf dem Waldboden lag. Es war ein gutes Gefühl, wieder zaubern zu können.

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Micheal Scrimfield

Als Mr Scrimfield zwei Stunden später mit seinem Mietwagen auf dem breiten Platz vor Sir Bartholomeus Clavertowns Villa parkte und vom Butler des Earls in Empfang genommen wurde, erinnerte er sich nur schemenhaft an den Nachmittag und seinen Tee bei Magritte Tonsdale-Hill. Die Zeit daszwischen schien wie ausgelöscht, irgendwie seltsam … aber eigentlich auch verständlich. In einer so öden Stadt wie Dufftown, in der eigentlich nie etwas passierte, konnte man schonmal die Zeit aus den Augen verlieren.

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