Ein Plan entsteht
Sooooo, einmal allerherzlichste Urlaubsgrüße :) Ich halte mich kurz: Diesmal ausnahmsweise weniger Action aber keine Angst, das nächste Kapitel ist in Arbeit und ich glaube es wird wieder ein Cliffhanger ;)
LG und viel Spaß,
Magicstarlight
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Ein Plan entsteht
„Also wir haben ja immer gewusst, dass deine Mum und du irgendeine seltsame Gabe oder eine krasse Superkraft haben, aber eine Schule irgendwo in Schottland, wo nur Zauberer und Hexen hingehen? Das ist phänomenal!", stellte Jackie nach einigen Minuten fest. „Kannst du uns was zeigen?" Sie klang so aufgeregt, dass es mir richtig Leid tat, sie enttäuschen zu müssen.
„Lieber nicht. Die Situation, in der ich mich momentan befinde ist etwas ... heikel und wenn ein minderjähriger Zauberer zaubert, kann das von unserem ... Ministerium aufgespürt werden."
Zack zog eine Augenbraue hoch. „Bis jetzt hast du ja noch nicht erzählt, wie es kommt, dass du plötzlich hier bist. Und warum du vor dem Ministerium deiner Zauberwelt flüchtest." Wie immer redete er nicht lange um den heißen Brei herum.
Ich errötete. „Da wird das Ganze noch ein bisschen komplizierter!"
„Na zum Glück war es bis jetzt noch gar nicht kompliziert!", stellte Jackie grinsend fest und stopfte sich einen Keks in den Mund. „Schieß los! Ich hab heute schon so viel streng geheimen Zauberer-Kram gehört, ein bisschen mehr kann da nicht schaden!"
„Guuut ..." Zögernd versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. Wo sollte ich die Geschichte am besten beginnen. „Es ist wahrscheinlich wichtig zu wissen, dass mein Dad nie der Mann war, von dem mir meine Mum erzählt hat ..." Würden die beiden weniger von mir denken, wenn ich ihnen die Wahrheit sagen würde? Doch bis jetzt hatten sie alles, was ich erzählt hatte, ohne mit der Wimper zu zucken entgegen genommen, also wagte ich noch ein wenig mehr Ehrlichkeit. „In Wirklichkeit ist er gar nicht tot sondern im Gefängnis, ein Massenmörder, der in der Zaubererwelt ziemlich bekannt für seine Morde ist."
Zack schaute zumindest etwas besorgt, während Jackie nur erneut in die Hände klatschte. „Das ist ja wie in einem Krimi! Lass' mich raten! Du bist die unschuldig verurteilte Protagonistin, die jetzt ihre Unschuld beweisen muss, während sie untergetaucht ist!"
Als Beschreibung war das eigentlich ziemlich gut. „Mehr oder weniger ... bei dem meisten hast du schon Recht. Hinzu kommt, dass er zu Beginn dieses Jahres aus diesem Gefängnis ausgebrochen ist und die Sicherheitskräfte seit dem vergeblich versuchen, ihn zu fassen." Ihre Augen leuchteten nun noch mehr. „Und dass er nun bereits mehrere Male erfolgreich in unsere Schule eingedrungen ist. Weshalb man mich beschuldigt, ihm dabei geholfen zu haben."
Erkenntnis dämmerte plötzlich auf Zacks Zügen. „Moment mal! Wir sprechen doch hier nicht etwa von Sirius Black, dem Kerl vor dem sie hier immer wieder in den Nachrichten warnen?"
„'Greifen Sie ihn bloß nicht an, denn er ist bewaffnet!' ... Magie würde zumindest das erklären, oder?", fügte Jackie hinzu und ich musste nicken.
„Leider ja, genau den meine ich."
„Krass!", kam es von beiden gleichzeitig.
„Das ist besser als ein Krimi", stellte Jackie nun fest und hatte unterdessen beinahe den gesamten Vorrat an Keksen vernichtet.
„Und jetzt tauchst du unter, bis deine Unschuld bewiesen ist?", fasste Zack alles zusammen. „Das ist ziemlich hart, selbst für eine Zaubererwelt. Kann man einen Minderjährigen eigentlich einfach so anklagen? Und was ist mit deiner Mum?"
„Zacky ... du klingst schon wieder wie Rechtsanwalt!", zischte Jackie, dann wandte sie sich jedoch wieder mir zu. „Aber mit dem anderen Punkt hat er Recht: Was ist mit deiner Mum? Kurz nachdem du verschwunden bist, hat man auch sie nicht mehr gesehen und irgendwann haben in eurem Haus dann plötzlich ganz normale Leute gewohnt."
Dieses Thema war unterdessen natürlich noch etwas schwieriger, um darüber zu reden. Plötzlich spürte ich auch wieder den altbekannten Kloß im Hals, wie immer, wenn das meine Mutter in Gesprächen aufkam, doch nachdem ich ihnen alles verraten hatte, wollte und konnte ich ihnen dieses wichtige Detail nicht verschweigen.
„Meine Mum ... Sie hatte viele Geheimnisse und mein Vater war nur eines davon. Und ein anderes ... das wurde ihr zum Verhängnis ..." Ich stockte und konnte in ihren Augen ablesen, dass sie bereits ahnten, worauf diese Geschichte hinauslaufen würde. Zack schlug die Hände vor den Mund. „Es gibt unter den Magiern einige wenige, die andersartiges Blut haben. Verwandte, die einer anderen Wesensart angehören. Meine Familie ... die Familie meiner Mutter hat Wassermenschenblut und es gibt ganze Clans mit solchen ... solchen Ufermenschen an den Küsten, auch wenn nur wenige davon magisch begabt sind. Ich ..." Einige Sekunden lang musste ich tief durchatmen, bevor ich es schaffte, fortzufahren. „Rassismus ist in einigen Teilen unserer Gesellschaft noch sehr aktuell und es gibt manche alte, traditionelle Zaubererfamilien, die ihren Fanatismus vom reinen Blut leben. Und eine solche Frau ... sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ufermenschen zu ermorden und in den letzten Jahren die Clans beinahe vollständig ausgerottet. Vorletztes Jahr im Herbst hat es Mum erwüscht ..." Ich brach ab. Meine beiden Kindheitsfreunde starrten mich mit großen Augen an.
„Oh, Adriana!" Das Entsetzen schwang deutlich in Zacks Stimme mit. „Als du heute morgen gesagt hast, dass sie nicht mehr hier ist ... ich dachte ..." Er brach ab und starrte mich wieder mit großen Augen an. „Es tut mir so leid!"
Auch Jackie schien nun zum ersten Mal ernst, nachdem sie begeistert die Nachricht, dass mein Vater ein Massenmörder war, entgegengenommen hatte. „Und du bist jetzt ganz allein?", fragte sie zaghaft.
„Ich hab eine entfernte Verwandte, die sich nun um mich kümmert", antwortete ich wahrheitsgemäß. „Und die Familie von meinem Freund, die mich wie eines ihrer eigenen Kinder aufgenommen haben. Aber jetzt ..." Ich schaute mich um. „Bis auf euch beide bin ich wohl auf mich allein gestellt!"
Sie wechselten einen ernsten Blick. „Dann werden wir dir helfen, dich so unauffällig wie möglich hier einzuleben!", stellte Jackie fest. „So lange, bis sich die Probleme mit diesem komischen Ministerium und deinem Vater geklärt haben!"
„Du kannst hier übernachten!", stellte Zack fest. „Es wird kein Problem sein, so lange mein Dad nicht hier ist. Aber da er eh immer nur kurz da ist, können wir uns für diese Zeit sicherlich auch was anderes ausdenken!"
„Und dann gehst du mit uns zur Schule!", erklärte Jackie. „Denkst du, du kommst mit den Schulfächern von uns Normalsterblichen klar?" Sie zwinkerte mir zu.
„Naja ..." Es war beinahe etwas schwer, den beiden zu folgen. „Ich hatte jetzt drei Jahre nur Zauberer-Fächer ... aber wie soll das überhaupt gehen, das mit der Schule?" Auch Zack schaute noch nicht ganz überzeugt drein.
„Och, da lass' ich mir was einfallen", meinte sie nur leichtfertig. „Wir machen aus dir einfach 'ne Austauschschülerin oder sowas und ich beschaff' dir ein paar alte Uniformen von einer meiner Schwestern. Da wird dir bestimmt was passen!"
„Aber zu sowas gehört normalerweise auch ein bisschen Papierkram", gab Zack zu bedenken, doch sie winkte gleich ab.
„Lass' das wirklich mal meine Sorge sein. Ich komm' ziemlich gut mit Mitchell und Trevor Northrop klar. Du weißt schon, die Söhne von Mrs Northrop, der Sekretärin. Gib' uns eine Woche und das ist geklärt!"
Sowohl Zack als auch ich wirkten noch immer mehr als nur ein wenig skeptisch, allerdings war ich auch mehr als erleichtert darüber, dass sich vielleicht wirklich irgendeine Lösung finden würde. Wenn das hier wirklich funktionieren würde, dann konnte ich vielleicht wirklich ausharren, bis das Ministerium Sirius Black gefasst hatte.
„Wenn das wirklich funktioniert ... nein, egal ob es funktioniert oder nicht. Danke!" Beide schienen fest entschlossen und nickten. Und wieder fühlte ich mich in alte Zeiten zurückversetzt. Das waren genau die Freunde, an die ich mich aus meinen Grundschulzeiten erinnern konnte. Obwohl, da war noch immer eine Frage, die mir auf der Zunge brannte.
„Was ist eigentlich mit Melissa?", fragte ich langsam. „Geht sie nicht mit euch auf die gleiche Schule?"
Sofort verdüsterten sich ihre Mienen noch mehr und mir wurde etwas verspätet klar, dass die Vierte in unserem 'Grundschulbund' ein sensibles Thema zu sein schien.
„Missy wurde von ihren Eltern relativ kurzfristig auf eine andere Schule geschickt", erklärte Zack vorsichtig, ohne jedoch Jackie in die Augen zu sehen. Missy und sie hatten sich immer am nächsten gestanden.
„Das ist wohl eine Untertreibung", fauchte Jackie nun und stemmte die Arme in die Seiten. „Wir sollten nicht so tun, als wäre das, was passiert ist, ihr Fehler gewesen! Wenn jemand die Schuld trifft, dann sind es wohl ganz sicher ihre Eltern!"
„Ja ..." Zack wirkt nun mehr denn je sehr gequält. „Sie ist auf eine Schule weiter in London drinne gegangen ..."
„Auf eine Super-tolle-Schicki-Micki-Privatschule für Mädchen", fügte die Rothaarige schlechtgelaunt hinzu. „Genauer gesagt für Schicki-Micki-Modepuppen mit so viel Geld, dass es ihnen zum A-"
„Es ist nicht unbedingt die beste Schule für Missy gewesen", fuhr Zack schnell fort. „Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie sie in der Schule angeeckt ist. Sie war nie unbedingt ... schlank oder super aufgestyled ..."
„Wir reden hier wohlgemerkt von Elf- oder Zwölfjährigen!" Jackie schaute nun wirklich wütend drein.
„Es ist absolut nicht gut gegangen", fasste er es nun schnell zusammen. „Sie hat sich immer weiter zurückgezogen und angefangen, sich herunter zu hungern und ist jetzt seit ... August? Ich glaube seit August in irgendeiner Spezialschule für Essgestörte irgendwo auf dem Land."
„Sicher nicht die Art Privatschule, die ihre tollen Eltern sich für sie gedacht haben."
„Wow ..." Bedrückt wanderte mein Blick jetzt wieder zu dem kleinen Foto auf dem Schreibtisch. Das erklärte einiges.
„Wir haben nicht mehr viel Kontakt zu ihr", erklärte Zack schließlich. „Es ist alles ziemlich streng an dieser Schule ... es muss wahrscheinlich so sein. Wir wissen nur, dass sie extreme Probleme hat, die Magersucht wieder unter Kontrolle zu bringen. Das ist alles."
„Das ist schrecklich ..." Bei dem Gedanken an das kleine, rundliche Mädchen mit goldenen Ringellocken und einem eigentlich unerschütterlichen Dauergrinsen fühlte ich mich plötzlich elend. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie sie jetzt wohl aussah. Und irgendwie wollte ich es beinahe gar nicht wissen.
„Missy ist stark. Sie wird auch das überstehen!", murmelte Jackie, doch ihre Stimme zitterte und ich konnte es nur zu gut nachvollziehen.
„Ich hole uns noch ein bisschen Essen", sagte Zack nach einer längeren Zeit des Schweigens an. „Und dann können wir uns überlegen, wie genau wir Adriana bei uns in die Schule kriegen und was wir dafür alles brauchen werden!"
Es dauerte gerade mal eine Woche, bis Jackie die Angelegenheit geklärt hatte und ich konnte mir immer noch nicht genau vorstellen, wie sie das geschafft hatte. Wenn man sie fragte, verwies sie nur immer wieder auf die beiden Söhne der Sekretärin Mrs Northrop.
Während ich mich weiterhin in Zacks Zimmer versteckt hielt, wo ich nun auch auf einem schmalen Sofa in der anderen Zimmerecke schlief, versuchte er mir einige grundlegende Unterrichtsinhalte des Muggellehrplans näher zu bringen.
„Ich denke Englisch lesen und schreiben wird kein Problem sein", meinte er zwinkernd, während wir an einem der Nachmittage seine kompletten Schulunterlagen durchgingen. „Außerdem lesen wir mit Mr Ayles eh gerade nur Shakespeare."
„Klingt spannend!"
Er verdrehte die Augen. „Glaub' mir, ich beneide dich um die Fächer, die ihr bei euch habt. Unsere können soo langweilig sein!"
„Ach was." Ich winkte ab und grinste. „Wenn du denkst, dass Geschichte der Zauberei spannend ist, dann irrst du dich. Das einzig interessante war die erste Stunde, weil wir da unseren Lehrer kennengelernt haben. Er ist ein Geist!"
Zack machte große Augen und brauchte einige Augenblicke, um sich wieder aus seiner Starre zu befreien. „Auf jeden Fall wir Englisch kein Problem sein ... bei Mathe wäre ich mir da nicht so sicher. Außerdem wäre da noch der Sprachunterricht. Wir haben seit diesem Jahr Französich."
„Also Sprachunterricht haben wir keinen!", stellte ich etwas besorgt fest. „Aber vielleicht kann ich einfach sagen, dass ich keine der zur Auswahl stehenden Sprachen davor im Unterricht hatte."
„Das lässt sich bestimmt irgendwie einrichten", stellte er nach kurzer Überlegung fest. Er warf einen Blick auf den Wecker neben seinem Bett. „Wo bleibt denn Jackie?"
Wie aufs Stichwort klingelte es an der Tür und er sprang auf, um seine Freundin und Klassenkameradin in die Wohnung zu lassen. Sie hatte eine große Tüte dabei und grinste übers ganze Gesicht. „Bereit für ein Umstyling?"
„Kriege ich denn auch so schicke Strümpfe wie du?", fragte ich zwinkernd zurück, während ich auf die bunten Ringelstrümpfe schielte, die auch heute wieder unter ihrer Uniform hervorstachen.
Sie verzog das Gesicht. „Nein, die sind mein Markenzeichen! Aber ich hätte jede Menge anderes Uniform-Zeug für dich. Es sind alles alte Sachen von Henrietta und die ist jetzt vielleicht einen halben Kopf größer sein als du, es ist also bestimmt was dabei ..." Mit einem Plumms ließ sie die Tüte auf den Boden fallen. „Zachary, wie wär's, wenn du ein bisschen vor der Tür wartest?"
Er schaute erstaunt auf. „Was?"
Jackie stöhnte theatralisch. „Adriana probiert jetzt die Sachen an. Du Junge, wir Mädchen!"
„Oh ja klar!" Er wurde rot und eilte aus dem Zimmer, bevor sie weiterreden konnte. Hastig zog er die Tür hinter sich zu und ich beugte mich neugierig vor, um einen Blick auf den Inhalt der Tüte zu werfen. Mehrere weiße Blusen, Röcke, Hosen und Sakkos mit dem Schullogo. „Na das kann ja ein Spaß werden!", stellte ich fest, während ich probeweise einen der Röcke in die Höhe hielt.
„Aber selbstverständlich! Unsere Schuluniform ist mit Sicherheit ein modisches Highlight, ein Juwel englischer Designerkunst." Sie zupfte an ihrem Sakko. „Man beachte nur das subtile Farbenspiel zwischen tannengrüner Jacke und schneeweißer Bluse! Nunja ..." Sie blickte skeptisch an sich herunter. „Sie war zumindest mal schneeweiß."
Ich musste grinsen, während ich Georges Jacke, die ich beinahe jeden Tag getragen hatte, über die Schultern streifte. „Es ist vielleicht kein unglaublich originelles Modell, aber es gibt mit Sicherheit noch deutlich schlimmere Uniformen!"
Sie verdrehte die Augen. „Das mit Sicherheit. Außerdem drücken sie bei uns bei ziemlich vielen Sachen auch mal ein Auge zu."
Grinsend beäugte ich ihr buntes Durcheinander aus Socken, Schmuck und Stulpen. „Was du nicht sagst!"
Sie reichte mir die erste Bluse. „Hey, irgendwer muss ja Zacks Langweilerlook ausgleichen. Meine Uniform ist ein kreatives Gesamtwerk. Oh, was ist denn das?"
Erstaunt schaute ich mich um, bis mir klar wurde, dass die Narben auf meinen Schultern und auf meinem Rücken deutlich sichtbar waren, wenn ich nur ein Top trug. Wie sollte ich die denn erklären?
„Ähh ... eine Art Magieunfall ... ich hab es selbst nicht genau verstanden, nur dass es mir ziemlich auffällige Narben verpasst hat." Es war mir etwas unangenehm, doch Jackie war sofort zutiefst fasziniert und schlich ein Stück um mich herum, um noch einen besseren Blick auf sie zu erhaschen.
„Das sind echt Narben? Wooow ... die sind richtig silbern und bilden so kleine Muster ... Sieht es so aus, wenn man Narben von Magie bekommt?"
Immer noch etwas unsicher zuckte ich mit den Schultern. „Vielleicht manchmal. Es kann aber auch ganz anders aussehen. Ein Klassenkamerad von mir, Harry Potter, wurde als Kind von einem Zauber getroffen, der eigentlich tödlich ist ... lange Geschichte. Auf jeden Fall hat er jetzt eine Narbe auf der Stirn, die aussieht wie ein Blitz. Es ist so ziemlich zu seinem Markenzeichen geworden ..."
Meine Freundin legte den Kopf schief. „Klingt auf jeden Fall nach einer Geschichte, die du irgendwann mal genauer erzählen musst. Genauso wie die Sache mit deinen Narben. Aber jetzt lass' uns erstmal diese Uniformsache erledigen, sonst muss der arme Zack den ganzen Tag vor der Tür warten."
„Okay ... Bluse ..." Ich nahm das Kleidungsstück entgegen und streifte es prüfend über. „Hast du auch noch eine mit ein bisschen längeren Ärmeln?"
Etwa zwanzig Minuten später ließen wir den etwas gelangweilten Zack dann auch wieder in sein eigenes Zimmer zurück und begannen, meinen ersten Schultag an der Muggelschule zu planen.
„Also bis jetzt sieht es wie folgt aus", erklärte Jackie mit ernster Miene. „Dein Vater zieht geschäftlich viel um und deswegen bist du jetzt so kurzfristig in London und es kann jederzeit passieren, dass du schnell weiter musst!" Sie deutete auf Zack. „Ihr beide seid irgendwie Cousins ... oder irgendwie anders entfernt verwandt, dann kommst du auch gleich in Zacks Klasse und in das Haus von uns beiden. Was den Sport angeht, kannst du noch Hockey spielen? Ich bin im Hockeyteam."
„Habt ihr überhaupt sowas wie Hockey bei euch an der Schule?", fragte Zack neugierig weiter.
„Nun ja, sowas ähnliches ... in der Zaubererwelt spielt man Quidditch." Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich den beiden wirklich die komplizierten Regeln dieser Sportart erklären wollte. „Es ist eigentlich nicht wirklich wie Hockey oder sowas ... man spielt es auf fliegenden Besen in der Luft und hat mehrere Bälle."
„Fliegende Besen!" Sofort war Jackies Begeisterung wieder entfacht. „Das muss ich sehen! Also sind so Geschichten von Hexen mit Besen gar nicht frei erfunden? Es wird immer besser!"
Ihre Begeisterung war irgendwie ansteckend. „Die meisten Sagen und Märchen haben irgendeinen wahren Ursprung. Dafür gibt es in der Zaubererwelt Märchen und Geschichten über Nichtmagier."
„Das stell' ich mir ziemlich langweilig vor", stellte Jackie fest.
„Ach was, der Dad von meinem Freund ist so begeistert von Technologie und sowas, dass er 'ne ganze Scheune voll mit dem Kram hat. Seine Frau ist nicht so begeistert davon, aber er hat seinen Spaß."
Meine Gedanken wanderten zu Mr und Mrs Weasley und zu Dora. Ich hoffte, dass sie durch meine Flucht nicht Probleme bekommen hatten. Schließlich arbeiten sowohl Mr Weasley als auch Dora im Ministerium. Aber wenn etwas passiert wäre, dann hätten die Zwillinge oder Lillia mir wohl davon erzählt. Jeden Tag, während die anderen in der Schule waren, redeten wir über die ägyptischen Bilder, so dass ich immer auf dem Laufenden gehalten wurde. Ich vermisste sie schon jetzt sehnlichst und es war gerade mal eine Woche gewesen. Hoffentlich würde sich das ganze Durcheinander bald klären, auch wenn es momentan noch nicht den Anschein hatte. So schön es auch war, meine Zeit mit meinen beiden neuen alten Freunden zu verbringen, Hogwarts war mein Zuhause, wo meine Familie war.
Und hier, in Greenwich wo meine gesamte Kindheit stattgefunden hatte, erinnerte mich auch jetzt noch jede einzelne Sekunde an meine Mum und an die Tatsache, dass sie nur wenige Straßen weiter in unserem alten Haus gestorben war. Jetzt alleine hierher zurück zukehren ... ohne sie ... Während ich in Hogwarts war, konnte ich ihren Tod manchmal vergessen. Es war, als würde sie einfach hier in London auf meine Rückkehr warten. Aber solange ich hier war, bedeutete jede Sekunde zwangsläufig, dass es keine Rückkehr zu ihr gab. Und dabei gab es nichts, was ich mir in dieser turbulenten Zeit mehr gewünscht hätte.
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