Ein froher Rutsch ins nächste Jahr
Puhhhh, endlich ist dieses Kapitel fertig. Das war vielleicht anstrengend. Da hat man endlich ein Kapitel, bei dem man seit Ewigkeiten genau weiß, wie es ablaufen soll, und dann brauch ich beinahe zwei Wochen, um dieses Monster fertig zu kriegen. Sowas aber auch. Jetzt ist aber gut.
LG, magicstarlight
PS.: Es wird bald noch ein Sirius-Teil dazu geben, allerdings muss der erst noch geschrieben werden und ich will mir hier nicht noch längere Wartezeiten erlauben ;)
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Ein froher Rutsch ins nächste Jahr
Der Sonntagmorgen, der das endgültige Ende der Ferien einläutete, war kühl und klar. Wie gemacht um einen großen Teil von ihm zu verschlafen. Ich stand erst spät auf und stellte fest, dass wohl auch die Mehrheit meiner Freunde diese Idee geteilt hatten, denn Ginny und Lillia saßen unten vor einem der Feuer und erklärten mir, dass sie auch gerade erst aufgestanden waren und die Zwillinge lagen, wenn man Lee Jordan Glauben schenken durfte, noch immer selig schnarchend in ihren Betten
„Schade, dass die Ferien schon vorbei sind“, stellte Ginny trübselig fest, während sie Fussel von ihrem Rock zupfte. „Man denkt immer, es ist eine irre lange Zeit und dann sind sie schneller rum als man schauen kann!“
Lillia nickte. „Außerdem gewöhnt man sich daran, dass es so leer in der Schule ist und dass beim Frühstück immer noch soviel Auswahl da ist …“
Lachend lehnte ich mich zurück und schüttelte den Kopf. „Hauptsache es geht dir nur um das Essen. Ich find es viel schlimmer, dass es bald wieder so laut und vollgedrängt sein wird. Der Gemeinschaftsraum ist doch eigentlich ganz schön, wenn er nicht so voll ist.“
Zu meiner Überraschung schüttelten sowohl Lillia als auch Ginny heftig den Kopf. „Das stimmt ja mal überhaupt nicht“, stellte Ginny fest. „Es ist doch wirklich das einzig Gute am Schulbeginn, dass endlich wieder was los ist! Ich finde es ziemlich gruselig, wenn nur so wenige Schüler in einer so großen Schule sind. Und im Gemeinschaftsraum muss es voll und laut sein, das macht nunmal sowas von seinen Charme aus!“
Die Schneedecke vor dem Schultoren war mittlerweile ein bisschen weggetaut und auch die Temperaturen waren mittlerweile etwas milder, allerdings war trotzdem nichts dagegen auszusetzen, auch den Rest der Ferien vor den gemütlichen und vor allem warmen Kaminfeuern des Gemeinschaftsraums zu verbringen. Die Zwillinge waren in den letzten paar Tagen schwer damit beschäftigt gewesen, ihre Vorräte wieder aufzustocken. Bestellungen wurden aufgesetzt und Finanzpläne wurden erstellt, schließlich hatte sie ihr Spektakel zu Silvester durchaus ein bisschen was gekostet, auch wenn sie durchaus Geschäftssinn bewiesen hatten und so einige Schnäppchen mitgenommen hatten.
Aber zumindest hatte es sich gelohnt. Die ganze Schule sprach auch jetzt noch mit Ehrfurcht vom Silvesterspektakel und selbst Professor Flittwick hatte die beiden einmal nach dem Abendessen abgefangen, um ihnen seinen Respekt auszusprechen.
„Ich denke nach dieser Vorstellung müssen Sie beide sich keine Sorgen mehr um das Bestehen ihrer Zauberkunst-ZAGs machen“, stellte er zwinkernd fest, während er sich mit einer Serviette die Finger abwischte und zu uns hinauf grinste. „Und ich glaube Madam Pomfrey war sehr erleichtert, als sich herausgestellt hat, dass Sie nicht aktive Schmuggler von verbotenen Zaubersubstanzen geworden sind, sondern nur zum … Eigenbedarf mit Hypermangan herumexperimentiert haben.“
Die Zwillinge wechselten einen verstohlenen Blick und der kleine Lehrer verabschiedetete sich seufzend von uns und verschwand in Richtung Lehrerzimmer. Fred und George grinsten den gesamten Weg hoch zum Gemeinschaftsraum, sichtlich stolz, dass selbst der Zauberkunstmeister Flittwick gefallen an ihrem Zauber-Feuerwerk gefunden hatte.
„Kommst du mit runter zum Frühstück?“, fragte Lillia und riss mich damit aus den Gedanken.
„Klar, die Zwillinge brauchen wahrscheinlich eh noch ein bisschen!“
Ginny rollte mit den Augen. „Ja, so ein oder zwei oder fünf Stunden sicher.“
Lillia lachte und statt seufzend auf. „Wollen wir danach noch einmal kurz rausgehen? Ich hab irgendwie das Gefühl, dass das Wetter bald wieder schlechter werden wird.“
„Das will ich doch hoffen!“, stellte Ginny fest. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn draußen das allerschönste Wetter ist und ich den gesamten Tag in irgendwelchen Klassenzimmern mit langweiligem Unterricht verbringen müsste. Das wäre schrecklich.“
„Es wird doch so oder so schrecklich“, seufzte Lillia, während sie ihren Pullover glatt zog. „Ich muss immer noch diesen Aufsatz für Geschichte schreiben ...“
Ginny lachte laut. „Binns interessiert es einen feuchten Dreck, ob du die Hausaufgaben dabei hast. Er lässt eh immer nur einen Schüler vorlesen und wir haben Geschichte mit den Ravenclaws. Da wird’s genug Leute geben, die die Hausaufgaben gemacht haben. Es ist ja nicht so, als könnte er die Aufsätze einsammeln … er ist ein Geist!“
Lillia verdrehte nur die Augen und ich lachte laut auf. „Ginny, ich glaub du hast einen ganz schlechten Einfluss auf meine Cousine!“
Sie warf mir nur einen unbeeindruckten Blick zu. „Wann war das letzte Mal, dass du Hausaufgaben in Geschichte der Zauberei gemacht hast?“
Selbst nach längerem Überlegen fand ich keine Antwort auf diese Frage und das war wohl Antwort genug. Adam, der gerade aus entgegengesetzter Richtung kam und augenscheinlich ebenfalls Richtung Frühstück unterwegs war, warf uns allen einen langen Blick zu. Offenbar hatte er einen Teil der Unterhaltung mit angehört.
„Ist irgendwas, Adam?“, fragte Ginny nur unschuldig und der Ravenclaw schnaubte.
„Gryffindors ...“
Wir drei brachen in lautes Gelächter aus und Lillia klopfte dem kleinen Schüler aufmunternd auf die Schulter. „Hey, Wir müssen doch unserem Ruf auch gerecht werden, oder?“
In der Großen Halle angekommen, gesellten wir uns zu Hermine, die etwas verloren am Gryffindortisch saß, während Adam sich kopfschüttelnd in Richtung Ravenclaw-Tisch verabschiedete und sich dort zu Luna Lovegood setzte. Wir brachen unser Gespräch über nicht gemachte Hausaufgaben vorsichtshalber ab – nicht nur, weil Hermine an sich wohl nicht so gut darauf zu sprechen wären, sondern auch, weil sie sich seit Weihnachten nach einem Streit mit Harry und Ron so dermaßen in ihre Schularbeiten geworfen hatte, dass sie noch reizbarer als sonst war.
„Willst du später noch ein bisschen mit nach draußen kommen?“, fragte ich unschuldig. Vielleicht konnten wir sie ja zumindest zwischenzeitlich auf andere Gedanken bringen.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich muss noch einen Aufsatz für Alte Runen durchlesen, aber ich denke, das kann ich auch noch heute Abend machen“, antwortete sie seufzend und Ginny strahlte.
„Perfekt, dann wäre das geklärt! Du musst mit nach unten an den See kommen, ein bisschen Eis ist noch nicht weggetaut, du musst dir anschauen was Lillia damit alles anstellen kann!“
Der letzte Tag war seltsam ruhig und angenehm. Wir verbrachten beinahe die ganze Zeit draußen und konnten sogar Hermine so sehr für Ufermenschen-Magie begeistern, dass sie mit uns bis um 4 Uhr draußen auf dem Gelände blieb, ehe sie sich in Richtung Gemeinschaftsraum davon machte. Sie war wirklich interessiert in die ganze Kultur der Ufermenschen und Lillia, die sich immer noch darüber freute, Ostern endlich wieder zurück nach Hause zu können, erzählte ihr alles, was sie hören wollte.
„Ich freu mich schon so darauf, wenn endlich der Duellierclub wieder beginnt!“, stellte Ginny seufzend fest, während Lillia gerade detaillierte die Rolle der verschiedenen Ufermenschen-Clans erläuterte. Beim letzten Treffen, kurz vor Weihnachten, hatte wieder einer der Wettkämpfe im Team stattgefunden und ich hatte einen großen Spaß daran gefunden, mit meinem Team das von George völlig platt zu machen. Und Ginny war mittlerweile quasi nur noch als Queen des Flederwicht-Fluches bekannt.
„Auf jeden Fall! Außerdem muss es endlich mit Quidditch weitergehen. Wenn die Slytherins in zwei Wochen die Ravenclaws platt machen und wir dann die nächsten zwei Spiele in Top-Form sind, dann haben wir vielleicht sogar noch 'ne Chance auf diesen Jubiläumssieg.“
Ginny nickte grimmig. „So lange nicht wieder irgendein Trottel Dementoren auf das Spielfeld lässt, hat Ravenclaw keine Chance gegen euch! Fangt ihr eigentlich mit diesem Dementoren-Abwehr-Unterricht bei Lupin an?“
„Sobald wie möglich. Remus hat gesagt, dass er nach den Weihnachtsferien auf jeden Fall Zeit hat.“
Ginny schüttelte nur den Kopf. „Es ist soooo komisch, dass er dein Pate ist, Adi. Nicht im negativen Sinne“, fügte sie schnell hinzu. „Einfach weil er Lehrer ist. Immer ganz lieb und freundlich und unschuldig und dann – PAMM! - Duellmeister und totaler Verteidigungsexperte. Er ist cool!“
„Kann ich ihm ausrichten!“, verkündigte ich grinsend und Ginny wurde plötzlich knallrot und schüttelte so hastig den Kopf, dass ihr beinahe die Pudelmütze vom Kopf segelte.
„Wag' es ja nicht!“
Vor dem Abendessen gingen wir noch einmal nach oben in den noch leeren Gemeinschaftsraum, wo Fred und George über zwei Tische ihre 'Geschäftspläne' verteilt hatten, diese jedoch hastig zusammen packten und uns unschuldige Blicke zuwarfen.
„Ihr wisst schon, dass ihr nicht gerade … unauffällig seid?“, fragte ich vorsichtig und Ginny prustete los.
„Was sie sagen will ist, dass ihr viele Stärken habt, aber Schauspielerei ist eindeutig keine davon!“
Die Zwillinge wechselten gespielt empörte Blicke und George verdrehte die Augen, während er die Pergamentrollen sorgfälltig in seinem Rucksack verstaute. „Sorry, aber wenn jemand wie Percy davon mitbekommen würde … so etwas könnte einen unglaublichen Rückschlag für uns bedeuten, verstehst du?“
Ginny lachte und setzte sich zwischen ihre beiden Brüder auf die Couch. „Also meine Teilzeit-Lieblingsbrüder! Woran arbeitet ihr denn gerade so?“
Die beiden wechselten unsichere Blicke. „Ginny, dir ist klar, dass Mum uns umbringen würde, wenn wir ihre einzige Tochter in unsere unvorbildlichen Machenschaften mit Scherzartikeln mit hineinziehen würden?“
„Euch ist klar, dass ich euch auf viel unangenehmere Art und Weise umbringen würde, oder?“, fragte sie entspannt und die beiden wechselten noch einen Blick, der deutlich machte, dass sie die Drohung ihrer kleinen Schwester toternst nahmen.
Ich wechselte einen kurzen Blick mit Lillia und entschied mich dann gnädiger Weise dafür, die beiden aus ihrem Leid zu befreien – zumindest vorerst. „Können wir erst zum Essen gehen?“, fragte ich und sah grinsend zu, wie George hinter Ginny erleichtert zusammensackte. „Keine Angst, nach dem Abendessen kannst du die beiden fertig machen, aber jetzt gerade habe ich Hunger.“
„Wir bringen noch schnell das Zeug hoch und kommen dann nach!“, erklärten die Zwillinge so schnell wie möglich.
„Haltet uns Plätze frei, jetzt wird es wieder voll in der Halle!“, fügte Fred hinzu. Dann verschwanden die beiden so schnell wie möglich in Richtung der Jungen-Schlafsäle.
„Spielverderber!“, flüsterte Ginny, während sie ihre zwischenzeitliche Niederlage anerkannte und sich wieder erhob. „Nur weil er dein Freund ist, heißt das nicht, dass du ihn aus einem Vorhör mit seiner kleinen Schwester befreien darfst!“
Ich zuckte nur mit den Schultern und fing prompt an zu lachen, als uns an exakt der gleichen Stelle wie heute morgen wieder Adam entgegenkam. Der kleine Ravenclaw grinste. „Und, habt ihr eure Hausaufgaben mittlerweile?“
Ginny schnaubte. „Seh ich so aus?“ Sie hielt kurz inne und lauschte. „Klingt so, als wäre unten bereits wieder die Hölle los!“
Sie hatte Recht. Die gesamte Eingangshalle war gerammelt voll mit Koffern, Käfigen und Hogwartsschülern, die laut schnatternd übereinander her fielen und sich von ihren Weihnachtsferien erzählten. Wir hielten auf den untersten Treppenabsatz stehen und ich stöhnte leise. „Muss das sein?“
Damit erntete ich ein kleines Kichern von Ginny, die mir einen wissenden Blick zuwarf. „Tja, hättest du mir man bloß meinen kleinen Spaß mit Fred und George gelassen!“
Seufzend machten wir uns auf den Weg durch den Eingangsbereich zur Großen Halle, doch in all dem Gedränge war dies beinahe unmöglich, außer man war Ginny und verschaffte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge. Nicht gerade die umsichtigste Methode, aber immerhin funktionierte es.
Plötzlich erklang ein verächtliches Schnauben hinter mir. „Du denkst wohl, die Schule gehört dir oder Carter?“
Ich drehte mich um mit der festen Erwartung, einen Slytherin zu sehen, doch zu meiner großen Überraschung war es eine Hufflepuff-Schülerin. Sie sah etwas älter als ich aus, war jedoch einen halben Kopf kleiner und starrte mich mit wütenden Augen an.
Fragend hob ich eine Augenbraue. Da war ein Mädchen, von der ich nicht einmal den Namen kannte und die gerade einmal ein paar Minuten zurück im Schloss war. Da musste ja jemand unglaublich gute Laune haben.
„Okay, wer auch immer du bist, was genau ist dein Problem mit mir?“ Zu meiner Verteidigung, ich war müde und das Gewühle in der Großen Halle und in den Korridoren ging mir gehörig auf die Nerven.
„Lola Betchley“, antwortete sie gleichmütig. „Und ich lass mich nicht von dir einschüchtern!“
Irgendwas war hier wirklich komisch. Was genau hatte ich angestellte, um diese völlig Fremde so aufzuregen?
„Und ich sollte versuchen dich einzuschüchtern, weil …?“ Unglücklich stellte ich fest, dass sich bereits eine kleine Schülertraube um uns herum gebildet hatte. Verwirrt warf ich Adam und Lillia einen schnellen Blick zu.
Lola schnaubte erneut. „Mein Problem ist, dass das Ministerium jemanden wie dich einfach so hier rumlaufen lässt!“
Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und alle Farbe wich mir aus dem Gesicht. Sie wusste doch nicht etwa ... sie konnte es nicht wissen!
Nun lächelte sie ein wenig breiter. Ich schluckte. „Mein Dad arbeitet im Zaubereiministerium im Büro des Zaubereiministers“, erklärte sie hochnäsig. „Und was er da in einem der Gespräch mit angehört hat, hat ihn doch ein bisschen entsetzt, Carter ... oder sollte ich lieber sagen Black? Hat doch tatsächlich überlegt, ob er mich überhaupt nach Hogwarts zurückschicken sollte.“
Mit weit aufgerissenen Augen stand ich mitten in der Großen Halle, während es um uns herum plötzlich totenstill geworden war.
„Na, was willst du jetzt machen?“, fragte die Hufflepuff-Schülerin verächtlich. „Willst du deinen Daddy auf mich hetzen, sollten wir in den nächsten paar Tagen mit einem Angriff rechnen?“
Immer noch brachte ich kein Wort heraus, während um uns herum das Geflüster losging. Dieses Mädchen … dieses Mädchen hatte gerade einfach so alles kaputt gemacht. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Meine Finger zitteterten und ich spürte Adam, wie er hinter mir das Gewicht von einem Bein aufs andere verlagerte, als wolle er sich zum Angriff bereit machen.
„DU!“ Doch es war Lillia, die als erstes ihre Sprache wiederfand und ich war mir ziemlich sicher, dass sie in wenigen Sekunden alle ihr möglichen magischen Ufermenschen-Tricks loslassen würde, auch wenn das für sie Nachsitzen bis zum Ende ihrer Schulzeit bedeuten würde. Und so gerne wie ich das mit angesehen hätte … „Weißt du eigentlich, was du damit angestellt hast?“ Ihre Worte trieften vor Abscheu.
„Willst du denn selbst gar nichts sagen, Black?“, fragte Lola kühl und mein Blick wanderte zurück zu ihr. Alle anderen Blicke ruhten auf mir.
Es konnte nicht schlimmer werden … wirklich, wir hatten eindeutig einen Tiefpunkt erreicht … doch die unumstößliche Regel lautet: Es kann immer schlimmer werden. Etwas Durchsichtiges schwebte mitten durch mich hindurch und stürzte sich auf die Hufflepuff-Schülerin, was endlich den verächtlichen Gesichtsausdruck von ihren Zügen wischte. Ein schwacher Trost …
„Mum …“ Ich konnte nicht bleiben. Ohne einen weiteren Blick zurück zu werfen, flüchtete ich auf dem schnellstmöglichen Weg aus der Eingangshalle. Über die Steintreppe rannte ich auf die kühlen Ländereien hinaus. Ich hatte keine Jacke oder einen Winterumhang dabei und ich spürte schon jetzt, wie die Abendluft auf meinem Gesicht brannte. Erst jetzt bemerkte ich die Tränen. Oh verdammt …
Noch hatte ich keine Ahnung wo ich hinwollte, aber eins war klar: Alles, nur nicht zurück ins Schloss. Nie wieder zurück ins Schloss, wenn es nach mir ging. Nur weg, so weit weg wie nur möglich. Es war so kalt!
George Weasley:
Zufrieden klopfte ich mir den letzten Rest Säbelzahnschlangen-Pulver von der Hose und richtete mich stöhnend auf, während Fred mit einem lauten Knacken seinen Rücken durchdrückte und ebenfalls aufstand.
„Ich verhungere! Hoffentlich können wir Ginny heute Abend irgendwie auf andere Gedanken bringen.“ Schnell verstaute ich den Rucksack mit den verräterischen Papieren unter einer losen Diele unter dem Bett und machte mich dann mit Fred auf den Weg zum Abendessen, wobei wir einen kurzen Umweg über eines unserer Geheimverstecke machten, um die neusten Zutaten dort unterzubringen. Bloß kein Risiko eingehen.
Im Erdgeschoss war es überraschend ruhig, geradezu gespenstisch. Stirnrunzeln sah ich mich um. Die Koffer der wiedereingetroffenen Schüler säumten die Eingangshalle und die Große Halle war eindeutig so voll wie eh und je, trotzdem schienen alle in absoluter Beerdigungsstimmung zu sein.
„Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht!“, stellte Fred neben mir zähneknirschend fest und ich musste ihm zustimmen. Mein Blick wanderte unterdessen den Gryffindortisch entlang. Wo waren Adi und die anderen?
„George … zum Glück!“ Ich fuhr herum, Ginny war hinter uns aufgetaucht und sie sah plötzlich toternst und ein bisschen verzweifelt aus.
„Was ist hier los?“, fragte Fred beunruhigt.
„Es ist Adi ...“
„Was ist mit Adriana?“ Mein Blick wanderte wieder in die Große Halle, in der Hoffnung sie doch noch zu entdecken. Erst jetzt fiel mir auf, dass einige Plätze am Lehrertisch unbesetzt waren und dass beinahe alle Blicke auf uns ruhten. „Ginny, was ist passiert?“, fragte ich noch ein bisschen drängender.
„Sie … sie ...“ Ihr Finger deutete irgendwo richtung Hufflepuff-Tisch. „Vor der ganzen Schule … alle wissen jetzt Bescheid … über ihren Vater!“
Es war in etwa so, als hätte jemand einen Kübel Eiswasser über meinem Kopf ausgeleert und mein Kopf schoss hoch, während Freds Blick bereits über die teils recht schuldbewussten Gesichter der Hufflepuffs schweifte.
„WAS?“
„Adriana … sie ist einfach so raus gerannt … Es war erst so vor zehn Minuten, aber keiner weiß wohin sie ist. Alle suchen sie, Lupin, McGonagall, Adam, Lillia, selbst der Geist ihrer Mum ...“
Ich fluchte und fuhr nochmal herum.
„Wer?“
Wut brannte durch meinen ganzen Körper. Es war alles so gut gelaufen. Weihnachten und Silvester waren perfekt gewesen. Fröhlich und unbeschwert … Fred fasste mich an der Schulter, doch ich schüttelte seine Hand ab. Es erinnerte alles so an das letzte Mal … letztes Jahr. Es hatte beinahe ein halbes Jahr gedauert, bis zwischen uns alles wieder so gewesen war wie früher … wahrscheinlich länger. Es durfte nicht nochmal passieren. Wie konnte jemand so ignorant sein und ALLES KAPUTT MACHEN?
„George ...“ Ich konnte Fred ansehen, dass auch er wütend war. Bestimmt nicht so wütend wie ich, aber sicherlich sauer genug, um einige der gefährlicheren Zauber die wir bis jetzt im Duellierclub gelernt hatten, an demjenigen Trottel auszuprobieren, der für dieses Debakel verantwortlich war. „Such Adi, okay? Ich bleib hier, aber du … Sie ist jetzt erstmal wichtiger!“ Er klopfte mir auf die Schulter und ich drehte mich langsam um.
„Draußen, hast du gesagt?“
Ginny nickte.
Es dauerte beinahe zwei Stunden, bis wir sie irgendwo am Rand des Geländes aufspüren konnten. Zum Glück hatte Dumbledore alle Dementoren zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich vom Gelände verbannt. Adi hätte wahrscheinlich das perfekte Opfer für sie dargestellt.
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