Alles auf Anfang

So, mal wieder ein Donnerstag, mal wieder ein Kapitel! Etwas kürzer als sonst und mit fiesem Ende: Also sorry ;)
Dafür gibt's das nächste Update ausnahmsweise schon nächsten Montag, damit ich euch nicht ganz so lange auf die Folter spanne :D

Viel Spaß mit dem Kapitel,
LG magicstarlight
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Alles auf Anfang

„Was bei Merlins Namen sollte das?" Wütend riss ich mich von meinem Onkel los, sobald ich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und den ersten Schock über die plötzliche Abreise überwunden hatte.

„Wolltest du zu Fuß in die Winkelgasse laufen?", fragte Eridanus, während er seelenruhig seinen Umhang auszog und über einen verstaubten Mantelhalter warf. Wir standen in einem staubigen Zimmer, deren schwere Vorhänge zugezogen waren und in dem nur ein Bett, ein staubiger Kleiderschrank, eine Couch und ein Tisch standen.

„Naja, zumindest eine Vorwarnung wäre sehr nett gewesen!" Unbehaglich schaute ich mich um. Es war offensichtlich, dass wir in Ollivanders Zauberstabgeschäft sein mussten, denn auch hier in diesem Raum, der offensichtlich eigentlich ein Schlafzimmer sein sollte, stapelten sich hier und da längliche Zauberstabboxen.

„Es war verdammt schwierig dich zu finden, du musst mir verzeihen, wenn ich dich da nicht nach deiner Meinung frage!", stellte er finster fest, ehe er die Tür öffnete und in den Laden hinabstarrte. Es war noch immer nachmittag, also konnte ich mir gut vorstellen, dass das Geschäft noch geöffnet war. Doch anstatt hinunter zu gehen, schloss er die Tür wieder und betrachtete mich nachdenklich.

„Allerdings empfinde ich auch durchaus Respekt dafür, wie du von einer Sekunde auf die andere untergetaucht bist. Inmitten von Muggeln, irgendwo in London und deine Freunde in Hogwarts haben sich erfolgreich darum gekümmert, dass das Ministerium die ganze Zeit völlig im Dunkeln getappt ist."

„Woher weißt du das?", fragte ich misstrauisch. Es war mir nicht gerade wohl dabei, dass er genau über die Zwillinge und Lillia Bescheid wusste, soviel war sicher.

„Ich kann sehr unauffällig sein wenn ich will", antwortete er vage. „Aber ich glaube, wir haben etwas wichtigeres zu besprechen!" Er sprach leise und schritt dann langsam zu der Couch hinüber. Ich entschied mich dazu, lieber genau da stehen zu bleiben, wo ich gerade war. Er starrte mich eine Zeit lang mit hochgezogener Augenbraue an, doch als ich mich nicht rührte, schüttelte er nun den Kopf. „Ganz ehrlich, du bist genau wie Sirius, wirklich! Und ich dachte immer dieser Dickkopf wäre einmalig." Lachend lehnte er sich zurück. „Ich nehme an, ich brauche mich nicht vorzustellen, du weißt, dass ich Eridanus Black heiße, dein Onkel bin und du einer der wenigen Menschen bist, die wissen, dass ich noch lebe!"

„Du hast deinen eigenen Tod vorgetäuscht", stellte ich fest. „Selbst Dumbledore hat es geglaubt."

Eridanus lachte erneut. „Vielleicht hat er es geglaubt. Aber er weiß auch, dass irgendwas komisch in der Angelegenheit war. Aber es ging vorrangig darum, meine Bindungen zu meiner ... recht konservativen Familie zu lösen und dieser Weg hat am wenigsten Aufsehen erregt, was meinen Eltern und mir nur recht war!" Er legte den Kopf schief. „Sirius hingegen hat eine eher rabiate Vorgehensweise gewählt und die Familie mit einem großen Knall verlassen ..." Seine Augen funkelten. „Wie schon gesagt, er ist ein Dickkopf."

Ich verschränkte die Hände vor der Brust. „Aber spätestens seine Morde im Namen von Du-weißt-schon-wem müssen die Familie doch dann wieder beruhigt haben ..."
Nun trat ein harter Ausdruck in seine Augen und er hob den Finger. Vielleicht sollte ich wirklich darauf achten, was ich sagte oder mein Dickkopf würde mich den Kopf kosten.
„Und da wären wir wieder bei dem Thema, das wir wohl unbedingt klären müssen! Mir wäre es deutlich lieber gewesen, Sirius wäre derjenige gewesen, der dir die Wahrheit sagt, aber mit dem Temperament würdest du ihm wohl an die Kehle gehen, bevor er auch nur ein Wort herausgebracht hat!" Er zog seine dichten Brauen zusammen und man sah ihm deutlich an, dass er versuchte, die beste Formulierung zu finden. Und gegen meinen Willen musste ich gestehen, dass er meine Neugier bereits geweckt hatte. Was Geheimnisse um meinen Vater anging ... „Die Details sind kompliziert ...", begann er schließlich. „Was den Verrat von Lily und James Potter und die Morde danach angeht, hat Sirius nie Unrecht getan, auch wenn er sich selbst noch immer einen Großteil der Schuld zuspricht."

Ich schnaubte. „Das ist alles?" Doch er hob nur die Hand und ich verstummte widerwillig.

„Zur Schulzeit deines Vaters gab es eine Gruppe Gryffindors, die wohl weit über die Mauern der Schule bekannt war: James Potter, Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew. Und auch nach der Schule, im ersten großen Krieg gegen Voldemort blieb diese Gruppe größtenteils zusammen, auch wenn Remus immer wieder wegen seinem ... Wolfsproblem untergetaucht ist."

Soweit erzählte er mir kaum Neues, trotzdem konnte ich nicht umhin, seinen Worten gespannt zu lauschen. Weder meine Mum noch Remus hatten viel über diese Zeit gesprochen und wenn sie es getan hatten, dann immer mit so viel Schmerz in den Augen, dass ich stets lieber schnell das Thema gewechselt hatte. Eridanus hingegen sprach völlig ungerührt und es interessierte mich schon, wie er so überzeugt von der Unschuld meines Vaters sein konnte.

„Es wurde bekannt, dass Harry Potter das nächste Ziel Voldemorts werden würde - wie es dazu kam, würde den Rahmen dieses Gespräches wohl sprengen und könnte sicherlich mehrere Bücher füllen - Fakt war nur, dass die Potters um jeden Preis geschützt werden mussten und der Zauber, für den man sich entschied, war ein sehr schwieriger aber auch sehr wirksamer Bann." Er legte die Fingerspitzen aneinander. „Die Idee war, den Aufenthaltsort der Familie unaufspürbar zu machen. Nur eine Person wusste des Geheimnis und wurde so zum Geheimniswahrer ..." Nun schlich sich doch Trauer in seine Züge. „Sirius wurde zum Geheimniswahrer auserwählt, er war James bester Freund, sie haben einander mit dem Leben vertraut und eins darfst du mir glauben: Selbst wenn alle Folterzauber dieser Welt auf ihn verwendet worden wären, er hätte das Geheimnis niemals preisgegeben ... Doch ... doch es kam zu einer letzten Planänderung, eine Planänderung in die damals nur wenige Personen eingeweiht waren."

Nun starrte er mir direkt in die Augen. „Auch ich habe beinahe zwölf Jahre lang geglaubt, mein eigener Bruder wäre ein Mörder und Verräter, Adriana. Und ich meine nicht etwa den kleinen Regulus, sondern Sirius, dem ich ohne Vorbehalte vertraut habe! Und ich kann verstehen, warum deine Mum bis zum Ende ihres Lebens daran geglaubt hat ... und warum du es noch immer tust. Aber damals wurde, aus einer plötzlichen Idee heraus, der Posten des Geheimniswahrers auf Peter Pettigrew übertragen. Es war Sirius Idee und eine Entscheidung, die ihn bis heute jede Sekunde seines Lebens verfolgt hat! Damals dachte er, dass Peter die bessere Wahl wäre, weil er unauffälliger war. Niemand hätte je erwartet, dass gerade dieser ... gelinde gesagt mittel-talentierte Kerl der Geheimniswahrer eines solchen Geheimnis wäre."

Ich spürte bereits, in welche Richtung sich diese Geschichte zwangsläufig bewegte. „Er hat sie verraten?"

„Ja ..." Seine ernste Stimme klang noch tiefer und seltsam hohl, als könnte er es selbst noch immer nicht ganz fassen. „Und nicht etwa, weil ihn der Dunkle Lord aufgespürt und gequält hätte ... er hat es aus freien Stücken getan. Er muss schon länger ein Todesser gewesen sein."

Wenn das die Wahrheit war ... es gab nichts, was ich lieber geglaubt hätte. Es würde alles ändern und auch wenn ich wusste, dass ich mir lieber keine Hoffnungen machen sollte ... „Deswegen hat er ihn später getötet, oder?"

„Nein ..." Eridanus schüttelte den Kopf und schaute nun so düster drein, dass er richtig bedrohlich wirkte. „Er hat es versucht und ich hätte es ihm nicht verdenken können. Er wollte ihn konfrontieren und ja, er wollte Peter sein Leben nehmen. Er stellte ihn auf einer Straße voller Muggeln zur Rede, doch Peter gelang die Flucht ... nicht jedoch, ohne zuvor eine beträchtliche Anzahl Menschen zu töten, seinen eigenen Tod vorzutäuschen und die gesamte Schuld auf Sirius zu lenken. Er ist ein Animagus, Adriana. Er hat die Fähigkeit, sich in ein Tier zu verwandeln und ich muss gestehen, dass ich ihm und den anderen damals gezeigt habe, wie man diese Fähigkeit erlangt. Seit zwölf Jahren lebt er nun bereits insgeheim in Rattengestalt als Haustier bei der Familie Weasley ... ich denke, ihr werdet bereits Bekanntschaft gemacht haben ..."

Alles Blut wich mir plötzlich aus dem Gesicht und ich verspürte nur noch Ekel ... abgrundtiefen Ekel. „Krätze?"

„Der Name ist Programm." Eridanus schaute nun auf seine Hände hinab. „Du wärst nicht die Tochter von Sirius, wenn du nun keine Beweise fordern würdest. Und du wirst sie bekommen. Vielleicht schon bald!" Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Hoffentlich schon sehr bald."

„Krätze ist in Hogwarts!" Plötzlich verbanden sich alle Fäden. Alles machte plötzlich Sinn. „Die Einbruchsversuche in die Schule! Es ging die ganze Zeit um die Ratte!"

Er nickte grimmig. „Und die ganze Zeit konnte dieser schmierige Kerl unseren Versuchen entgehen! Aber wir werden es wieder versuchen, er kann sich nicht ewig verstecken." Er erhob sich mit entschlossenem Gesichtsausdruck. „Ich werde mich gleich auf den Weg zu Sirius machen. Er wird unglaublich erleichtert sein, dass du wohlauf bist. In den letzten paar Wochen hat er so gut wie gar nicht geschlafen." Er sah sich zögernd um. „Ollivander ist unten. Ich weiß noch nicht, wann ich zurück sein werde, also ..."

„Bitte! Kann ich mitkommen?" Nach all dem was er gerade erzählt hatte, konnte er doch nicht erwarten, dass ich hier sitzen würde und auf ihn warten würde!
„Ganz sicher nicht!" Er schüttelte vehement den Kopf. „Ich appariere nach Hogsmead und lege den Rest des Weges in Animagus-Gestalt zurück! Nur so komme ich an den Dementoren vorbei. Außerdem könntest du auf dem Gelände ohne weiteres erkannt werden und das Ministerium versucht immer noch, dich in die Finger zu bekommen! Es ist zu gefährlich!"

Verzweifelt ging ich einige Schritte auf ihn zu. „Bitte, Eridanus! Aber wenn das, was du gerade erzählt hat stimmt ... ich möchte ihn sehen!" Ich schluckte. „Ich habe keine Mutter mehr und bis eben habe ich geglaubt, dass ich auch keinen richtigen Vater mehr habe, ich muss ihn sehen!"

Er drehte sich um und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Glaub mir, du hast einen richtigen Vater. Einen besseren Vater als ich jemals gehabt habe. Und ihr werdet euch sehen, bald! Aber eben dieser Vater würde mich umbringen, wenn dir etwas passiert. Also bleib hier bei Ollivander und drück' uns die Daumen. Ich kann dir nichts versprechen, aber ich möchte sowohl deinen Vater als auch dich beschützen. Und das hier ist der beste Weg dafür." Sein Blick wanderte zur Tür. „Ollivander wird dir alles weitere zeigen und du kannst hier schlafen. Nimm' ruhig das Bett, falls ich heute noch zurückkehre kann ich auch das Sofa nehmen." Sein Blick wurde noch einmal kurz etwas strenger. „Ich kenne diesen Blick, okay? Dein Vater in der Pubertät ... er hat eigentlich immer so geschaut und manchmal habe ich das Gefühl, dass er nie wirklich erwachsen geworden ist. Aber dieses eine Mal probiere es bitte mit Vernunft! Wir sehen uns später ..." Er klopfte mir noch einmal auf die Schulter, dann verschwand er mit einem Plopp und ich stand plötzlich alleine da. Mitten in diesem verstaubten Zimmer, den Kopf voller neuer Gedanken.

Eigentlich wusste ich, dass ich misstrauisch bleiben sollte. Die Geschichte klang zwar zu kompliziert, um ausgedacht zu sein, aber ich hatte bislang noch keine Beweise gesehen ... aber ich wollte es ... ich wollte so sehr, dass sie wahr war. Für meine Mum und mich. Ein Beweis dafür, dass Charlotte Carter sich nicht in einen Massenmörder verliebt hatte. Und deshalb war es für mich die einzige akzeptable Möglichkeit, das Gehörte als die Wahrheit anzunehmen ... und daraus meine Konsequenzen zu ziehen.

Mit entschlossener Miene packte ich meinen Rucksack und durchwühlte meine Sachen, bis ich die Jacke von George fand, dann schnappte ich mir meinen Zauberstab, das Geld, das bei meiner ersten Fahrt mit dem Fahrenden Ritter übrig geblieben war und schlich zur Tür. Eridanus meinte, dass ich einen Dickkopf hatte ... und ganz so unrecht hatte er damit sicherlich nicht!

Die Frage war nur, wie ich hier am besten rauskommen würde. Ollivander war garantiert unten im Laden und ich hatte keine Ahnung, ob das Gebäude hier irgendwo eine Hintertür hatte oder ein Fenster, über das man einfach auf die Straße gelangte. Also blieben mir nur der Eingang zum Laden und gutes Timing ...

Im Verkaufsraum standen Mr Ollivander und ein hochgewachsener junger Mann mit strohblondem Haar, der offensichtlich gerade Zauberstäbe ausprobierte.
„Einhornhaar und Tannenholz, ein wenig zu kurz vielleicht", wehte die Stimme des Verkäufers nach oben und ich schaute mich fieberhaft nach dem besten Weg um. Eridanus war garantiert bereits in Hogwarts bei meinem Vater ... bei meinem Vater, der vielleicht unschuldig war!

Mit klopfenden Herzen schlich ich ins Erdgeschoss hinab und glitt zwischen zwei der hohen Regale, die dort standen. Von hier aus konnte ich in den Verkaufsraum spähen, wo der Zauberstabmeister seinem Kunden gerade ein anderes Zauberstab-Exemplar anbot. „Ich denke, wir sollten bei Einhornhaar bleiben ... jaaa, aber hier einmal einen Stab mit Kirschholz und einer etwas angemesseneren Länge."

Kurze Stille, dann lautes Rumpeln. Ganz offensichtlich war dieser Zauberstab noch nicht der Richtige. „Nein ... nein", stimmte auch Ollivander meiner stummen Beobachtung zu. „Da passt noch immer etwas nicht ganz, aber ich habe hier noch ein relativ neues Modell, Einhornhaar und Lindenholz, elfeinhalb Zoll und eine schöne, robuste Form ..."

Diesmal hörte ich ein lautes Rumpeln in einem der Regale auf der anderen Seite des Raums und ich verspürte nichts weiter als absolute Erleichterung darüber, dass ich mich nicht dort versteckt hatte.

„Nein, offensichtlich nein ..." Der Mann lachte nervös und ich fühlte mich ein wenig an den Kauf meines Zauberstabs zurückerinnert. Ollivander war schon ein ziemlich komischer Kautz. „Nein, aber ich denke, wir sind eindeutig auf dem richtigen Weg. Ich kümmere mich kurz um das durcheinander dort und schaue mal, ob ich einen Zauberstab finde, dessen Holz noch ein bisschen besser mit ihnen harmoniert ..." Ollivander verschwand zwischen den Regalen und ich merkte sofort, dass meine Chance gekommen war. „Vielleicht Olive oder Weinrebe ... und sicherlich noch einmal ein bisschen länger ..."

Das Murmeln des Zauberstabmachers wurde leiser und ich trat mit betont selbstbewusstem Gesichtsausdruck aus meinem Versteck zwischen den Regalen. Der Mann starrte mich mit großen Augen an, doch ich nickte ihm nur kurz zu, während ich so schnell wie möglich den Raum durchquerte und auf die Winkelgasse hinausschritt. Ein letzter Blick durch die Scheibe verriet mir, dass Ollivander noch immer im hinteren Teil des Ladens verschwunden war und zufrieden zog ich mir die Kapuze der Jacke über den Kopf, ehe ich mit hastigen Schritten in Richtung des Tropfenden Kessels eilte.

Gedanklich war ich bereits in Hogwarts. Was, wenn Peter Pettigrew tatsächlich noch leben würde? Als Krätze, völlig unauffällig vor unser aller Augen. Ich hatte quasi einen kompletten Sommerurlaub mit ihm verbracht! Der Gedanke wäre beinahe komisch, wenn nicht eine so ernste Geschichte dahinter stecken würde. Doch wenn es wirklich stimmte ... dann wollte ich dabei sein, wenn Sirius und Eridanus die Ratte in die Finger bekommen würden!

Weder im Tropfenden Kessel noch an der Muggelstraße dahinter war viel los. Und niemand schien sich an mir zu stören, woraus ich schloss, dass noch immer keine Informationen über mich oder meine Flucht bis zum Tagespropheten gelangt waren ... Merlin sei Dank! In der ersten leeren Seitengasse, die mir über den Weg kam hielt ich inne.

Entschlossen riss ich den Zauberstab hoch - und erschrak genauso schlimm wie beim ersten Mal, als der dreistöckige Bus mit einem lauten Knall vor mir erschien. Ich atmete tief durch und als Stan diesmal die Tür öffnete und seinen Begrüßungstext herunter rattern wollte, stoppte ich ihn gleich zu Beginn.

„Hi, ich hätte gerne die Expressfahrt ..." Mein Blick wanderte die Straße entlang, als befürchtete ich, dass irgendwer mir gefolgt war. „Nach Hogsmead!" Ich drückte im das Geld in die Hand, während er mit gerunzelter Stirn mein Gesicht betrachtete.

„Dich kenn ich doch! Bist wohl jetzt auf dem Rückweg?" Mit angehaltenem Atem starrte ich ihn an. Er wusste doch nicht etwa etwas davon, dass ich gesucht wurde? Hatte das Ministerium den Fahrenden Ritter informiert, dass er nach mir Ausschau halten sollte? „Naja, schön dass du dich wieder für eine Reise mit unserem Bus entschieden hast." Er zählte das Geld in seiner Hand und ich atmete erleichtert aus. „Eine Expressfahrt nach Hogsmead ... du hast Glück, gerade ist nicht so viel los. Nur noch einen kurzen Halt in Swansea, dann machen wir uns auf den Weg nach Hogsmead! Rein mit dir!"

Mit zittrigen Knien betrat ich den Fahrenden Ritter, der zu dieser Zeit nicht mit Betten sondern mit Sesseln vollgestellt war. Tatsächlich waren die meisten davon leer und ich ließ mich in den nächstbesten davon fallen. Ich fühlte mich, als wäre ich in den letzten paar Stunden einen Marathon gelaufen, dabei war die weiteste Strecke, die ich in dieser Zeit zurückgelegt hatte, die von Zacks Wohnung zum Park gewesen ... Zack ... Mit Gewissensbissen fiel mir auf, dass er sich wahrscheinlich gerade schreckliche Sorgen um mich machte, schließlich wusste er nichts von den entscheidenden Veränderungen, die in den letzten paar Minuten in meinem Leben passiert waren. Sobald ich Zeit dazu fand, musste ich ihm unbedingt einen Brief schreiben ...

Doch zuerst wollte ich meinen Vater treffen!













In einer anderen Gegend London, tief unter der Erde erklang ein leises Klingeln, wie von einem Glöckchen und eine Person hob den Kopf. Sie runzelte die Stirn. Mehr als einen Monat lang kein Zeichen? Warum ausgerechnet jetzt?

Die Person erhob sich und schritt zu einem kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raums hinüber, wo eine kleine, gläserne Kugel lag, die seit siebenunddreißig Tagen keinen Mucks mehr von sich gegeben hatte. Nicht, seit Adriana Carter plötzlich das Schloss verlassen und in Hogsmead den Fahrenden Ritter gerufen hatte ... Damals hatten weder der Schaffner noch der Fahrer dem Ministerium Auskunft über den genauen Aufenthaltsort der Minderjährigen gegeben ... aus Gründen der Vertraulichkeit.

Auch diesmal hatte sie den Bus gerufen. Und diesmal hatte das Ministerium Vorkehrungen getroffen. Niemand hatte den Schaffner in die Suche nach Adriana Carter einweihen wollen ... Niemand, der einigermaßen bei Verstand war, würde Stan Shunpike jemals ein Geheimnis dieser Wichtigkeit anvertrauen. Innerhalb von zwei Tagen würden es alle Klatsch-Magazine der magischen Welt wissen. Nein, man hatte andere Möglichkeiten gefunden, um den Verkehr des Busses von nun an im Auge zu behalten.

Eine kleines Stück Pergament, nur etwa von der Größe einer Postkarte, war alles, was von nun an nötig war, um den genauen Aufenthaltsort des Fahrenden Ritters herauszufinden. Mit einem zufriedenen kleinen Lächeln wurde eine Schublade geöffnet und eben dieser Fetzen ... der sich als Karte entpuppte ... wurde hervorgezogen. Ein kleiner violetter Punkt zeigte genau an, wo der Bus für gestrandete Hexen und Zauberer gerade unterwegs war ...

Momentan bewegte er sich nicht und befand sich irgendwo in Wales ... Swansea. Doch der Bus stand nicht lange still. Schon nach wenigen Sekunden war er wieder in Bewegung und flitzte über die Karte ... bis er in Schottland stoppte ... genauer: in Hogsmead. Das Lächeln wurde breiter. Nein, das war ganz sicher kein Zufall!

Innerhalb weniger Sekunden wurde die Information über den neuen Aufenthaltsort von Adriana Carter weitergegeben. Jetzt galt: Abwarten und Tee trinken.

Diesmal würde sie nicht entkommen.

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