Capitulo 153

Manuel

"Warum bist du nur immer so unfassbar stur.", regt sie sich leise auf.

"Ich bin nicht stur, ich verteidige das, was meine Familie sich aufgebaut hat. Mein Onkel schneidet mir die Eier ab, wenn ich ihm sage, dass ich das Geschäft gegen die Wand fahren will."

"Verstehst du das nicht oder willst du das nicht verstehen? Du sollst in den nächsten Jahren einfach nur versuchen eure Einnahme durch legale Aktivitäten zu erwirtschaften. Mehr nicht. Schritt für Schritt. Du hast das doch studiert, du müsstest doch wissen, wovon ich spreche. Oder nicht?", brummt sie und verschränkt die Arme vor ihrer Brust.

"Zieh dir das was.", erwidere ich genervt.

"Rede nicht so mit mir.", zischt sie wütend und lehnt sich gegen das Balkongeländer.

Ich drücke die Zigarette auf dem Steinboden aus und schmeiße den Zigarettenstummel vom Balkon.
"Provozier mich nicht."

"Tue ich nicht. Du bist stur."

"Ich muss erst die Mörder meiner Eltern finden.", knurre ich, weil das alles nicht so einfach ist, wie sie sich das vorstellt.

"Gibst du gerade nach?"

"Nein, dios. Wie stellst du dir das vor? Die Leute wissen, was wir für Geschäfte betreiben. Auf keinen Fall kann ich in die Politik. Sehe ich aus, als würde ich mit Männern am Tisch sitzen, die Chinohosen in Beige und hellblaue Polo Shirts tragen? Wohl kaum."

"Du kannst ja die Politik revolutionieren. Da wärst du genau der richtige für. Du lässt dich nicht bestechen, du knallst die Leute dann einfach ab.", macht sie sich über meine Art Probleme zu lösen lustig.

Ich verdrehe die Augen.
"Ha. Ha."

"Deine Tante ist auch in die Politik gegangen.", runzelt sie die Stirn.

Woher weiß sie das alles?

"Ja. Und als sie schwanger wurde, war sie dort auch direkt wieder raus. Aus dem ganzen Geschäft, im Übrigen. Und ich werde nicht den selben Fehler begehen, wie mein Onkel und zusehen, wie meine Frau in diese kriminelle Welt abdriftet. Auf keinen Fall werde ich das tun, darauf kannst du Gift nehmen, Pequenina."

"Dann sag das deiner Frau und nicht mir.", kontert dieses freche Mädchen fix.

Ich trete an sie heran und ziehe sie mit Leichtigkeit zu mir.
"Ich werde nicht zusehen und nicht zulassen, dass du in diese kriminelle Welt abdriftest. Verstanden?", flüstere ich in ihr Ohr, bevor ich von ihr ablasse.

"Komisch, ich habe gar keinen Ring an meinem Finger.", runzelt sie die Stirn und hält mir ihre Hand dicht vors Gesicht.

"Oder siehst du da einen?"

Schmunzelnd kneife ich ihr in die Taille, sodass sie aufquiekt.
"Hör auf. Lass das, deine Provokationen werden nicht gut für dich enden."

"Wer sagt das?", macht sie weiter.

"Jemand, der sich mit Provokationen verdammt gut auskennt.", erwidere ich und gehe zurück in die helle Wohnung.
"Ich bestelle jetzt etwas und danach packst du deine Sachen und wir fliegen zurück."

"Nein, vergiss es. Ich möchte erstmal hier bleiben. Wenn auch nur für ein paar Wochen. Wie wäre es, wenn du einfach her kommst. Urlaub tut dir bestimmt gut.", schlägt sie vor.

"Das mit Sicherheit.", stimme ich ihr teilweise zu.
"Nur kennt das Geschäft keinen Urlaub."

Sie seufzst.

"Aber in Ordnung. Ich komme dich Ende der Woche besuchen, comprende? Dann kannst du in Ruhe über alles nachdenken und ich kann vielleicht einige Sachen bezüglich meiner Geschäfte regeln.", komme ich ihrem Vorschlag nach.

"Was regeln?"

"Das mit den Immobilien und den Hotels klingt doch ganz gut, oder?", offenbare ich ihr, dass ihre Idee vielleicht doch gar nicht so schlecht ist. Vielleicht ist das wirklich meine Chance ein ganz normales Leben ohne Kriminalität zu leben.

Vielleicht ist es wirklich meine Chance, mir eine Familie aufzubauen, ohne dass wir in Angst leben müssen.

"Wirklich?"
Mit großen Augen schaut sie mich an.

In ihrem Gesicht breitet sich Freude aus. Sie lächelt nicht, nein. Sie schmunzelt nicht mal. Aber trotzdem leuchten ihre Augen. Sie leuchten vor Freude und Erleichterung. Vor Glück. Sie kann es kaum fassen, dass ich mir wirklich die Mühe mache und darüber nachdenke. Sie kann es nicht fassen, dass ich das für sie tue.

Vermutlich bin ich überhaupt der erste Mann, der etwas für sie tut. Und genau das will ich sein. Ich will der erste und letzte Mann sein, in den sie sich verliebt. Ich will der erste und letzte Mann sein, der ihr etwas gutes tut ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen. Ich will der erste und letzte Mann sein, dem sie blind vertrauen kann.

Und ich werde alles tun, was dafür nötig ist. Ich werde mir die größte Mühe geben, sie niemals mehr unglücklich zu machen. Ich werde für diese Beziehung alles tun, damit sie funktioniert. Zumindest werde ich alles versuchen.

Ich nicke.

"Ja, ich spreche mit meinem Anwalt. In Ordnung? Ich verspreche dir nichts, aber ich werde es versuchen."

Ich will diese Frau. Ich will ein Leben mit ihr, eine Zukunft. Eine sichere Zukunft. Ohne Angst. Ich will dieses Leben mit ihr und vielleicht ist es an der Zeit, die Weichen dafür zu stellen. Und wenn das ein Weg in dieses Leben mit Freiheit ist, dann werde ich es probieren.

Für Kiara.

Das nächste Kapital ist der Epilog....

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