Capitulo 149

Kiara

"Ich muss noch duschen und habe keine Lust mir die Knochen zu stoßen.", äffe ich ihn leise nach, während er schon längst unter der Dusche steht.
Das Plätschern des Wasser hält mich wach und der Fakt, dass wirklich er dort im Badezimmer ist, macht es noch schwieriger.

Wie kann ein Mensch nur so sein?

Habe ich mich wirklich so in ihm getäuscht.

Das Klingeln seines Handys lässt mich zusammen zucken. Einen Moment lausche ich dem nervtötenden Geräusch, bevor ich genervt aufstehe und nach dem Handy auf seinem Nachtschrank greife.

Amara leuchtet auf dem Display auf.

Mein Blick wandert zur Badezimmertür, doch das Wasser der Dusche läuft noch immer.

"Hi, Amara. Kiara hier. Manuel duscht gerade.", gehe ich dran.

Ich weiß, dass Manuel darüber nicht begeistert sein wird, aber das ist mir egal. Mir ist alles egal.

"Kiara, Schätzchen."
Ihre helle Stimme klingt überrascht, fast schon geschockt.

"Wie geht es dir?", fragt sie schnell.
"Bist du verletzt?"

Ich runzle die Stirn.
"Verletzt? Warum sollte ich verletzt sein?"

"Ich frage nur. Geht es dir sonst gut?"
Ihre Stimme ist hoch, viel zu hoch und auch sonst klingt sie zittrig.

"Klar, waru-"

"Was machst du da?", donnert Manuels Stimme durch das Schlafzimmer.
Mit nassen Oberkörper und einem Handtuch um seine Hüften steht er in der Badezimmertür und sieht mich stirnrunzelnd an.

"Deine Tante. Ich bin nur dran gegangen, damit-"

"Weißt du, was ich dort für Nachrichten kriege? Du kannst nicht einfach an mein Handy! Wer weiß, wer anruft. Nur weil da Amara steht, muss doch nicht auch immer Amara dran sein. Weißt du, wie gefährlich das ist?", nuschelt er und nimmt mir das Handy aus der Hand.

"Amara, ist etwas passiert?", fragt er nüchtern und verschwindet mit dem Telefon an seinem Ohr im Bad.

Warum klangt sie so überrascht, dass sie meine Stimme gehört hat?

Mein Blick fällt auf die Waffe, die auf dem kleinen Tisch in der Ecke des Raums liegt. Hat es einen Zusammenhang, dass Julio mir heute Mittag mit einer Tüte aus dem Baumarkt entgegen gekommen ist? Hat es einen Grund, warum Manuel in seinem Kofferraum Kabelbinder hat?

Blitzschnell ziehe ich meine Schuhe an, weil mir Panik überkommt. Wenn er wirklich plant mich umzubringen, dann muss ich hier weg.

"Willst du noch was es-"
Manuel unterbricht sich selbst.

"Es ist viertel vor vier. In der Nacht. Wo willst du hin?", fragt er irritiert und legt sein Handy auf den Nachtschrank.
Mittlerweile trägt er eine kurze Sweathose, für ein Shirt ist er sich zu schade.

"Weg. Ich weiß, was du planst.", zische ich hysterisch und binde den letzten Schnürsenkel zu. Ich trage ein viel zu großes Shirt von ihm und eine viel zu große Sporthose, die ich mir zwanzig Mal neu binden musste, damit sie mir nicht einfach so von den Hüften rutscht.

"Ja? Was plane ich denn?", fragt er seelenruhig und lehnt sich lässig mit verschränkten Armen gegen die Türzarge.
Abwartend und mustern sieht er mich an.

"Du kommst sowieso nicht weit, weil dir spätestens nach 200 Metern die Hose um die Knöchel hängt. Bekanntermaßen fällt man dann schnell hin.", fährt er fort.

Der Arsch plant mich umzubringen und macht sich jetzt auch noch über mich lustig?

"Lieber versuche ich meinem Tod zu entkommen, als mich einfach so hier von dir umlegen zu lassen.", zische ich.

Meine Worte sorgen dafür, dass er sich plötzlich aufrecht hinsetzt. Die Lässigkeit und die Eleganz sind verschwunden, stattdessen wirkt er angespannt.

"Was? Wovon redest du?", fragt er kritisch und steht auf.

"Die Kabelbinder? Das schwarze Isolierband? Die Baumarkttüte und die Schwämme, um mir das Maul zu stopfen, wenn du mir die Kehle durchschneidest?", erinnere ich ihn, dass ich nicht blöd bin.

"Meinst du das gerade ernst?"
Seine Augen werden trüb, noch trüber, als sie ohnehin schon waren. Der Glanz seiner Iris ist bereits unter der Dusche verschwunden, doch jetzt ist sogar auch der letzte Rest weg.

"Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich vorhabe, dich umzubringen?", fragt er ernst und kommt auf mich zu.

"Was soll ich sonst denken?", knurre ich und greife nach seiner Waffe, die neben mir auf dem kleinen Tisch steht.

"Kiara, mach keinen Scheiß jetzt. Leg die Waffe weg und zieh die Schuhe aus. Du musst schlafen, das heute war anstrengend."

"Ständig kommandierst du mich herum. Verarscht mich ständig und erwartest auch noch, dass ich das tue, was du willst. Ich bin weg, mir reicht es. Wollen wir doch mal sehen, ob es wirklich so gefährlich ist, wie du behauptest oder ob du dich einfach nur wichtiger machst, als du bist.", brumme ich und öffne die Tür.

"Kiara.", ermahnt er mich.

Fast schon rennend stürme ich die Treppern herunter zur Haustür. Die Waffe liegt schwer in meiner Hand. Während ich an der Tür rüttel, höre ich seine lauten Schritte hinter mir.

Ich bekomme ein Deja Vu, während ich die Tür aufschließe und immer wieder zurück schaue.

"Kiara lass das. Es ist vier Uhr nachts und ich habe gerade erst geduscht. Ich will dir jetzt nicht hinterher rennen.", murmelt er auf der Mitte der Treppe.

Auch wenn er nicht rennen will, hat er seine weißen Nikes an.

"Du kannst mich ja auch einfach in Ruhe lassen und schlafen gehen.", erwidere ich mürrisch und freue mich innerlich, dass sich die Tür doch so einfach aufschließen lässt.

"Kiara ein Schritt und-"

"Und was?", knurre ich und umschließe die Waffe fester, während ich ihn anschaue.

Er antwortet nicht.

Schnaubend gehe ich vor die Tür und laufe über die Eingangstreppen auf den weißen Schotter. Als ich seine Hand an meinem Oberarm spüre, kriege ich Angst. Schnell entreiße ich ihm meinen Arm, schaue mich panisch um und beginne zu rennen.

Bevor ich mich wieder umdrehe, sehe ich, wie er die Augen verdreht und letztendlich auch anfängt zu rennen.

Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Quiekend vor Angst renne ich die lange Einfahrt entlang, sehe am Ende schon die kleine Straße, doch so weit komme ich nicht. Ich stolpere über meine eigenen Füße, dann packt mich etwas an der Hüfte.

Kurz bevor ich mit dem Gesicht auf dem Bode landen, werde ich gestoppt. Die Waffe schlittert über den Schotter und Manuels Parfüm steigt mir in die Nase.

"Vorsicht, Pequenina.", murmelt er und hebt mich federleicht auf die Beine.
"Hast du dir wehgetan?"

"Lass mich los.", quieke ich und will seine großen Hände von meiner Taille schieben, doch er hält mich fest.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top