- Capitulo 147 -

Kiara

Ich zucke zusammen, als es erneut an der Holztür klopft. Einen Moment betrachte ich meinen Körper auf dem Bett, der sich in dem großen Spiegel an der Schranktür im Mondlicht spiegelt.

"Nein.", murmel ich leise und kraftlos für mich hin.

"Du musst essen."

Tränen steigen erneut in meine Augen, als ich erkenne, zu wem die dunkle Stimme gehört. Dieser Mistkerl hat es wirklich geschafft ich zu verarschen.

Drauf reingefallen bin ich. Über mehrere Monate hab ich ihm seine gespielten Gefühle abgekauft.
Ich ziehe die weiße Decke enger um meinen Körper, als ein Schlüssel in das Schloss der Tür gesteckt wird. Mir war klar, dass er sich mit einem einfachen nein nicht zufrieden gibt und mir war klar, dass er entgegen meines Wunsches dieses Zimmer betreten wird.

Manuel schaut mich nicht an, als er das Zimmer betritt. Demonstrativ weicht er meinem Blick aus, bis er das Tablett auf dem Nachtschrank abstellt und sich über die müden Augen reibt. Mein Blick liegt auf seinen blutigen Händen, die im Mondlicht glänzen.

Es scheint frisch zu sein, da das Blut an einigen Stellen noch nicht getrocknet ist.

"Was hast du gemacht?"

"Hm?", scheint er mich nicht zu verstehen.
Diesmal schaut er mir direkt in die Augen. Sie sind rot und feucht. Wässrig.

"Deine Hände. Sie bluten. Was hast du gemacht?", wiederhole ich mich und kann meine Augen nicht von seinen lösen.
Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt darum kümmere. Es kann mir egal sein und das sollte es vor allem auch.

"Trainiert. Ich konnte dein Weinen nicht ertragen.", murmelt er und setzt sich auf die Bettkante. Nachdenklich schaut er auf den Boden.

"Das muss gereinigt werden, sonst entzündet sich das.", teile ich ihm und stehe vom Bett auf.

Was tust du hier, Kiara?
Dieser Typ ist nicht mehr der Typ, den du kennengelernt hast.

Oder vielleicht ist genau das der Typ, den du kennengelernt hast.

Vielleicht hast du dich in jemanden verliebt, der gar nichts existiert.

"Was machst du?", höre ich ihn fragen, während ich im Badezimmerschrank nach Wattebäuschen und Desinfektionsmittel suche.

Ja, was mache ich?

"Lass das, das habe ich nicht verdient.", schüttelt er den Kopf und umschließt mit seiner rechten Hand reflexartig mein Handgelenk.

"Aber du blutest.", lasse ich nicht locker.

"Ja. Und es tut auch weh. Aber dieser Schmerz wird niemals an den Schmerz heran kommen, den du spürst. Also kümmer dich nicht um mich, das habe ich nicht verdient.", erklärt er mir fast flüsternd und sucht nach Antworten in meinen Augen.

"Warum hast du das getan?", hauche ich ihm entgegen, während er mir abwechselnd in die Augen schaut.

"Ich hatte das nicht geplant."

Seine Worte machen keinen Sinn. Sie erklären mir nichts; sie helfen mir nicht, seine Taten zu verstehen. Sie sind keine Erklärung auf meine Frage, sie passen nicht.

Egal wie sehr ich mir anstrenge seine Worte irgendwie einordnen zu können - es ergibt keinen Sinn.

"Ich wusste nicht, dass du seine Tochter bist. Als ich es erfahren habe, war es zu spät. Dann wollte ich dich als Druckmittel einsetzen, aber der Bastard hat sich einen Scheißdreck für dich interessiert. Dios, wie gerne hätte ich ihm wegen seinen herablassenden Worten die Fresse poliert?", stößt er schnaubend hervor und schaut kurz an die Decke.

Kurz darauf setzt er sich auf den Badewannenrand und starrt zwischen seine Beine auf den glänzenden Marmorboden.

"Es war zu spät. Ich hätte dich, nachdem ich den Kerl auf der Straße erschossen habe, mitnehmen müssen. Aber ich dachte, ich hätte das im Griff mit dir. Mir blieb gar keine andere Wahl, ich musste mit dir Zeit verbringen, dios, und ich hab es freiwillig getan. Und wie freiwillig ich es getan habe. Du warst die Erste, die mich so hingenommen hat, wie ich bin. Du hast nichts hinterfragt, du hast mich einfach akzeptiert. Das mit uns-", er zeigt zwischen uns her, während ich vor Tränen kaum noch etwas erkennen kann, außer seine Silhouette im Mondlicht.

"- das mit uns ging doch viel zu weit, aber ich wollte das nicht beenden. Ich konnte nicht. Ich war zu egoistisch. Ich dachte, ich könnte das anders lösen, obwohl ich gelernt habe, dass man solche Vorkommnisse immer nach dem gleichen Schema lösen muss. Mitnehmen, Keller, Abknallen, entsorgen lassen. Aber niemand sagt einem, wie man solche Vorkommnisse löst, wenn man sich in die Person verliebt hat, die man abknallen soll. Niemand. Niemand sagt einem das.", schnaubt er fast schon beleidigt.

Ich weiß nicht, wann mein Herz ausgesetzt hat zu schlagen. Ich weiß nur, dass es mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlägt, während mein Hirn seine Worte verarbeitet.

"Ich sollte jetzt schlafen. Es ist schon spät."

Ruckartig hebt Manuel seinen Kopf und kann genauso wie ich nicht glauben, was ich gerade auf sein Geständnis geantwortet habe.

Kurz runzelt er seine Stirn, bevor er sich vom Badewannenrand hochdrückt.
"Hast du mir zugehört?"

"Es war ein langer Tag, ich bin ko.", stammel ich weiter, bevor ich hastig das Badezimmer verlasse, um mich zurück ins Bett zu legen.

"Jetzt auf einmal?", lässt er mich nicht in Frieden. Er kommt mir nach und stellt sich mit verschränkten Armen vor das Bettende.

"Und was ist mit meinen blutigen Händen? Ich dachte, dass du dich kümmern wolltest.", fährt er fort.

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