Capitulo 145
Manuel
"Ich bringe dich um.", schluchzst sie laut, während sie kraftlos ihre Arme sinken lässt und endlich keinen Widerstand mehr gibt.
"Das schaffst du nicht. Du bist nicht die erste, die es versucht. Und sie mich an. Kein Kratzer."
"Dann werde ich die erste sein, die es schafft."
Ihr Hochmut schmeichelt mir.
Es zeigt mir, wie viel sie in den letzten Monaten doch von mir gelernt hat.
"Warum hast du das alles getan? Die Blumen? Die Hilfe? Das mit meiner Schwester? Die Selbstverteidigung?", fragt sie weinend.
Ihre Haut unter meinen Finger ist weich und warm.
Sie macht mich schwach.
So wie immer.
Sie lässt mich meine Prinzipien über Bord werfen. Sie lässt mich unsere Gesetze brechen. Sie bringt mich dazu meine Familie zu zerstören. Sie bringt mich dazu meinen Cousin zu verraten. Sie bringt mich dazu, dass niemand sie anschauen darf außer mir.
Alle meine Prinzipien, weg.
"Silvia bereitet dir ein Zimmer vor. Deine Sachen hole ich morgen."
"Vergiss es.", faucht sie mit roten Augen.
"Ich bleibe nicht hier."
"Hast du es nicht verstanden oder willst du es nicht verstehen? Du hast keine Wahl mehr. Ich hab es versucht, dich auf freiem Fuß zu lassen, aber du hast alles nur durcheinander gebracht. Nicht einmal meine Männer konnten das verhindern, obwohl sie dich 24/7 beschatten haben. Ich gehe kein Risiko mehr ein, du bleibst hier und basta. Comprende?"
"Ich-"
"Und ich diskutiere nicht!", unterbreche ich sie und ziehe ihr die Sporthose über die Beine.
"Fass mich nicht an!", fleht sie.
Ich seufze.
Wenn sie mich so verzweifelt ansieht, muss ich wegsehen.
"Dann zieh dich aus. Das Blut muss ab, du kannst so nicht schlafen gehen."
Vorsichtig lasse ich von ihr ab, während ich auf die roten Abdrücke auf ihrer Haut schaue, die mein fester Druck hinterlassen hat.
"Ich hasse dich."
Ich nicke.
"Damit kann ich leben."
Nein, damit kann ich nicht leben.
Lüge.
"Los, wasch dich jetzt. Ich will nicht ewig hier unter der Dusche stehen. Mir wird langsam kalt.", fahre ich fort.
Ich beobachte, wie sie mit zitternden Händen ihr Top auszieht und nur noch in Unterwäsche vor mir steht.
Wie konnte das nur so weit kommen?
Mein Onkel hat mich immer gewarnt.
Frauen sind gefährlich.
Aufpassen sollte ich.
Liebe macht schwach.
Und jetzt steht mein Schwachpunkt direkt vor mir. Obwohl es nie soweit hätte kommen dürfen. Zwei mal bereits hätte ich sie beseitigen müssen, zwei mal habe ich versagt.
Ein drittes Mal darf mir das nicht passieren.
"Wie viel Geld schuldet er dir?", will sie wissen.
"Eine Menge."
"Was. Ist. Eine. Menge.", wird sie deutlicher und knallt das Shampoo auf die Metallhalterung.
"143.932,32 Dollar."
"Das glaube ich dir nicht."
"Dann nicht.", pruste ich und lege meine Hand an ihr Kinn, um den letzten Rest Blut von ihrer Unterlippe zu wischen.
Weich.
Butterweich.
Urplötzlich schmecke ich sie.
Honig.
Verloren habe ich mich in diesem Geschmack.
Und gleichzeitig hat er mich in den Abgrund getrieben.
Ihre Haare.
Vanille.
Bis heute weiß ich nicht, woher dieser süße Geruch kommt. Ihr Shampoo ist es jeden Falls nicht.
Reflexartig ziehe ich meine Hand von ihrer zarten Haut und wasche ihr das Shampoo grob aus den langen Haaren.
Schwarz wie die Nacht.
Dieses Mädchen bringt mich um den Verstand.
"Lass los. Du hast es nicht mehr verdient, mich anzufassen.", nuschelt sie und schiebt meine Hände von ihren glänzenden Haaren.
"Ich habe vieles nicht verdient."
Dich zum Beispiel, füge ich in Gedanken hinzu.
Kiara stellt das Wasser ab, bevor ich nach einem Handtuch greife und es ihr reiche. Mir ist kalt, keine Frage. Aber jetzt braucht sie es.
Grob drängt sie sich an mir vorbei aus der Dusche und lässt mich wie einen nassen Hund hier stehen.
Während sie ihre Haare und ihren Körper trocknet, knöpfe ich mein nasses Hemd auf. Wie immer kann ich meine Augen nicht von ihr nehmen, egal wie sehr ich mich anstrenge.
"Alles gut?", frage ich stirnrunzelnd, als sie sich am Waschbecken abstützt.
Zaghaft nickt sie, richtig antworten tut sie jedoch nicht. Ich werfe das nasse Hemd in die Ecke der Dusche, während ich sie weiter beobachte.
Noch immer zittert sie.
"Du hast mich ausgenutzt.", murmelt sie mit gesenktem Kopf.
Nein. Nein.
"Du hast mir mein erstes Mal genommen."
Mierda, nein.
"Mein erstes Mal hast du mir genommen. Mein Vertrauen hast du ausgenutzt für einen schnellen Fick!"
Ich reibe meine Handflächen über mein Gesicht.
"Das stimmt nicht und das weißt du. Es war kein schneller Fick und ich habe dich nicht ausgenutzt."
Auch wenn ich das nicht sagen sollte, weil mir ihr Empfinden am Arsch vorbei gehen sollte, will ich das richtig stellen.
"Und wie nennst du das dann?", wird sie wieder hysterisch, bevor sie das Gleichgewicht verliert.
"Was ist los?", frage ich schnell, bevor ich gerade noch so ihren Arm zu fassen kriege.
"Ist dir schwindelig?"
"Nein, lass mich los.", schüttelt sie mich ab.
Ich wickel das Handtuch um ihren Körper und hebe sie letztendlich über meine Schulter, bevor ich sie die Treppen hochtrage. Ihr Gejammer, ihr Schläge gegen meine Rücken blende ich aus.
Das sie wirklich immer noch denkt, sie könnte mich anlügen oder etwas vor machen.
"Du glaubst doch nicht, dass ich hier bleibe!", weint sie laut, nachdem ich sie auf meinem Bett abgesetzt habe.
Ich ziehe meine nassen Sachen aus, bevor ich ihr eine Jogginghose und ein Shirt von mir gebe.
"Zieh das an. Wir sprechen uns morgen."
Während ich ein Shirt und eine Sporthose überziehe, höre ich ihr schluchzen.
"War das alles nur gespielt?"
Ich antworte nicht.
"Deine Worte, deine Art. War das nur gespielt?", wiederholt sie sich, als die die Türklinke berühre.
"Ja.", lüge ich.
Während sie erneut in Tränen ausbricht, drücke ich die Türklinke herunter und lasse sie alleine zurück.
Ich kann ihr Weinen nicht hören, ich will nicht sehen, dass sie wegen mir weint.
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