Capitulo 131

Kiara

"Ich werde heute Abend was kochen und dann werden wir uns bei dir zu Hause unterhalten. Dann ist deine Schwester auch nicht alleine.", bestimmt er einfach, ohne auf mich zu hören. 

"Darf ich auch selber Entscheidungen treffen?", zicke ich ihn an, obwohl sich die Nervosität weiter in mir ausbreitet. Ich weiß, dass er nicht will, dass ich so zickig mit ihm rede - und ich bin mir dazu noch ziemlich sicher, dass er mir gleich ein paar passende Worte dazu sagen wird. 

Doch zu meiner Überraschung sehe ich ihn nur grinsen - breit grinsen. 

Seine weißen, pfeilgeraden Zähne blitzen nur so hervor, während ich mich tot ärgere. 

"Darfst du. Aber nicht, wenn du Entscheidungen triffst, die nicht gut für dich sind.", kontert er frech. 

"Du weißt gar nicht. Was gut für mich ist. Ein Essen mit dir, bei dem du nur mit mir flirtest und mich um deine Finger wickelst, ist jedenfalls nicht gut für mich."

"Du hast recht. Ich denke natürlich immer auch ein bisschen an mich. Und nenn mich egoistisch, oder nicht. Aber ich will nicht erneut eine wichtige Person in meinem Leben verlieren. Und wenn ich etwas dagegen tun kann, dann werde ich das. Und da ist es mir tatsächlich egal, ob du das willst oder nicht. Wir müssen über deine Zukunft sprechen und fertig. Und nein, da hast du nicht mitzureden. Nicht, wenn es um deinen Schutz geht."

Manuel parkt den Wagen unsanft vor der Schule meiner Schwester, während ich sprachlos neben ihm sitze. 

"Bleib hier. Ich hole deine Schwester.", beendet er unser Gespräch und steigt aus dem Wagen aus. Die Waffe in seinem Hosenbund entgeht mir nicht, weshalb ich mir besser gar nicht ausmale, warum er sie gerade jetzt dabei hat. 

Diese Gedanken würden mich in den Wahnsinn treiben, da bin ich mir sicher. 

"Mistkerl.", fluche ich vor mich hin und versuche mich zu beruhigen. Meine Gedanken sind überall, nur nicht sortiert. Wie wild schwirrt alles Mögliche in meinem Kopf herum, so schnell und unsortiert, dass ich nicht einmal mitbekomme, wie Manuel mit meiner Schwester an der Hand zurück kommt. 

Erst als Manuel meiner Schwester die Autotür öffnet und sie mich lauthals begrüßt, schrecke ich hoch. 
"Hey Kleine, wie war die Schule?", räuspere ich mich und drehe ich mich im Sitz um, um sie richtig anschauen zu können. 

"Gut. Wir haben gezeichnet. Willst du mal sehen?", fragt sie aufgeregt und viel zu gut gelaunt. 

Wenigstens bemerkt sie meine Anspannung nicht. 

Im Gegensatz zu Manuel, der seine große Hand beruhigen auf meinen Oberschenkel legt. Und mit Oberschenkel meine ich auch Oberschenkel. Er hat sie nicht weit unten auf mein Knie gelegt, nein. Sie liegt oben, sehr weit oben auf meinen Oberschenkel. 

"Lass das.", flüstere ich aggressiv und schiebe seine Hand weg. 

"Kiara, benimm dich. Por Favor.", erwidert er desinteressiert und lässt seine Hand genau dort liegen. 
Während er den Wagen startet, ignoriert er mich. 

"Hier.", zieht Isabella meine Aufmerksamkeit wieder voll und ganz auf sich, sodass ich mir das bunte Papier anschaue. 

"Und das ist wer?", frage ich peinlich berührt, weil ich wirklich nichts erkennen kann. 

"Du, Mama und ich.", nickt sie und zeigt auf die einzelnen Figuren. 

Du, Mama und ich spukt es mir im Kopf herum. 

"Schön.", flüstere ich, weil mir die Stimme wegbleibt. 

Du, Mama und ich. 

"Isabella, was wollen wir gleich kochen? Hast du einen Wunsch?", mischt sich Manuel ein und lenkt meine Schwester ab. 
Seine Griff um meinen Oberschenkel wird fester, während er mit seinem Daumen sanft über meine Haut streicht. 
Er merkt, dass mich ihr Satz traurig gemacht hat, deshalb bin ich ihm umso dankbarer, dass er die Situation auflockert und mir damit Zeit verschafft, mich zu sammeln. 

"Lasagne!", ruft Isabella laut. 

"Gut. Dann kochen wir Lasagne. Hilfst du mir dabei?"

"Jaaaa. Gibt es auch Nachtisch?", fragt sie direkt im Anschluss. 

Ich starre auf der Windschutzscheibe und kriege das Gespräch zwischen den beiden nur noch am Rande mit. 
In 4 Wochen ist der Prozess mit Papa und ich weiß nicht, was ich danach tun werde. Ich weiß nicht, ob er frei gesprochen wird - ich weiß nicht, ob man mir glaubt. Ich weiß nicht, wohin mit Isabella - ich weiß ja nicht einmal wohin mit mir. 

Manuel hat studiert - Manuel ist unfassbar clever. 

Und ich bin sowas wie eine Nutte in seinem Edel-Etablissement. 

Eine Nutte. 

"Hey.", reißt mich Manuel mit sanfter Stimme aus meinen Gedanken.

"Hast du eine Wunsch zum Nachtisch?", fragt er leise und streicht mir eine Strähne hinters Ohr, während er auf die Straße schaut. 

"Mandelpudding, vielleicht?", schlage ich leise vor und verstecke meine zitternden Hände untern meinen Oberschenkeln. 

"Mandelpudding.",  nickt er zustimmend. 
"Ich setze euch zu Hause ab und dann fahre ich einkaufen. Brauchst du noch etwas?"

"Das ist lieb, danke. Ich war diese Woche schon einkaufen. Nochmal kann ich mir das nicht leisten, Manuel.", schüttel ich den Kopf und erkläre ihm, dass es heute Abend wohl keine Lasagne geben kann. 

"Wenn ich einkaufen gehe, dann bezahle ich das auch. Hör auf dir darüber Gedanken zu machen. Du machst mit Isabella die Hausaufgaben und ich erledige den Rest.", lässt er keinen Spielraum für eine Diskussion zu. 

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