Capitulo 128

Kiara

"Hast du noch einen Textmarker für mich?", wechsel ich das Thema und versuche mich meiner Arbeit zu widmen, nachdem ich mich umgezogen habe.

"Ja, hier.", erwidert er beiläufig und hebt einen gelben Stift hoch, während er seine Augen kaum vom Bildschirm lösen kann.

Als ich nach dem Stift in seiner Hand greifen will, zieht er ihn zuerst weg, sodass ich genervt aufstöhne und er sich ein Zucken seiner Mundwinkel nicht verkneifen kann. Noch immer ist sein Blick auf den Bildschirm gerichtet, doch sein kleines Spielchen scheint ihn dennoch zu amüsieren.

Ich bekomme den Stift zu fassen, doch er lässt ihn nicht los. Er hält ihn fest und startet ein Kraftduell, dass ich auf jeden Fall verlieren werde, sodass ich von vorne herein nicht mitspiele und den Stift direkt loslasse.

"Kein Ehrgeiz?", zieht er mich auf und schaut mich belustigt an.

Seine hellen Augen funkeln mir entgegen, während er meine Gesicht mustert und auf meine Reaktion wartet.

"Nicht, wenn von Anfang an feststeht, dass ich keine Chance habe.", brumme ich und verschränke die Arme.
Manuel legt den Stift vor sich und winkt mich zu sich heran. Einen Augenblick zögere ich, bis ich mich letztendlich nicht davon abhalten kann, zu ihm zu gehen.

Er zieht mich kraftvoll auf seinen Schoß und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Was machst du, wenn dich auf der Straße jemand angreift?"

Ich seufze.
"Manuel, das ist mir bis jetzt noch nie passiert. Außerdem ist das ja auch eine andere Situation als mit den Stift."

Er schüttelt den Kopf.
"Ist es nicht. Wenn dich jemand angreift, hast du eigentlich auch keine Chance. Hörst du dann einfach auf dich zu wehren?"

"Nein, natürlich nicht.", erwidere ich irritiert.

"Pass auf, Pequenina. Ob du das willst oder nicht - du musst trainieren. Ich will, dass du wenigstens in der Lage bist dich für eine gewisse Zeit zu verteidigen. Besonders jetzt, wo du in dieser Gegend wohnst.", spricht er Klartext.

"Du musst dir keine Sorgen machen. Du warst die letzten 5 Wochen nicht da und ich lebe noch.", beruhige ich ihn.

"Rate mal warum.", nuschelt er und schaut wieder auf seinen Laptop. Es ist, als würde er das Gespräch beenden oder zumindest als wolle er keine Diskussion zulassen.

"Wie meinst du das?", traue ich mich zu fragen, obwohl ich es vermutlich besser nicht wissen sollte.

"Glaubst du ich lasse dich alleine hier ohne jeglichen Schutz? Fünf meiner Männer haben Tag und Nacht auf euch aufgepasst, nur deshalb bist du noch am leben. Du bist nur am leben, weil ich 3 Kerlen jeweils eine Kugel verpasst habe. Kiara, ich habe versucht dich da rauszuhalten, aber das klappt nicht mehr. Deshalb hör bitte auf mich.", wird er energischer und sieht mich wieder an.

"Was hast du mit ihnen gemacht?", flüstere ich und spanne mich unwillkürlich an.

Manuel merkt meine plötzliche Distanz und fährt sich mit dem Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken.
"Das ist nichts für deine Ohren, Kiara. Vertrau mir einfach und lass dich bitte trainieren."

"Wenn du mir sagst, was du mit ihnen gemacht hast.", verlange ich einen Kompromiss.
Manuel presst seinen Kiefer aufeinander und hält die Luft an, bevor er mir antwortet.

"Erpress mich nicht."

"Tue ich nicht. Das nennt man Kompromiss.", zucke ich mit den Schultern.

"Nein, das ist kein Kompromiss. Das ist Erpre-"

"Wundert mich, dass du überhaupt weißt, was ein Kompromiss ist.", provoziere ich ihn.

Warnend sieht er mich an.
"Vorsicht, Pequenina."

"Wenn du-"

"Ne, wenn du so frech bist, gehe ich sicherlich keine Kompromisse mit dir ein.", zickt er schauspielernd und versucht mich von seinem Schoß zu schieben.

"Manuel.", kichere ich und halte mich an seinem Nacken fest.
Immer wieder versucht er mich herunter zu schieben, doch schafft es nicht.

Vermutlich auch, weil er sich nicht richtig anstrengt und mich einfach nur ärgern will.

"Also Kiara. Lässt du dich von mir trainieren?", wird er wieder ernst.

"Wenn du mir sagst, was du mit ihnen gemacht hast.", wiederhole ich mich.

"Nein, werde ich nicht. Außerdem - kannst du bitte ruhig sitzen bleiben?", presst er hervor und hält meine Hüfte mit beiden Händen fest.

"Danke.", brummt er, als ich seiner Bitte nachkomme.

"Oh.", stelle ich fest, weil ich merke, wie hart er unter mir ist.

"Also?", geht er nicht weiter drauf ein.

Brummend verschränke ich die Arme.
"Ich muss alles machen. Mit dir Essen gehen, mit dir trainieren. Alles. Und du machst gar nichts.", beschwere ich mich.

"Mit Jose Schluss machen.", ertönt seine Stimme.

"Hm?", verstehe ich ihn nicht.

"Du hast vergessen, dass du nicht nur mit mir Essen gehen und trainieren musst, sondern auch mit Jose Schluss machen musst.", führt er seinen Satz vollständig aus.

"Halt die Klappe.", erwidere ich augenverdrehend und haue leicht gegen seine Brust.

"Denk dran. Heute Abend 18 Uhr.", erinnert er mich.

"Manuel, ich habe niemanden, der auf Isabella aufpassen kann.", erinnere ich ihn ebenfalls und stehe von seinem Schoß auf.

"Frag deinen Staatsanwalt.", zuckt er unbekümmert mit den Schultern und tippt weiter auf seinem Laptop herum.

"Manuel, hör auf. Du weißt, dass ich nicht mit dir Essen gehen und ihn als einen Babysitter benutzen kann. Das macht man nicht.", teile ich aus und laufe zum Sofa herüber, um endlich mit meiner Arbeit zu beginnen.

"Dann kommt sie mit.", bestimmt er seufzend.

"Während wir uns über unsere Beziehung unterhalten? Mach dich nicht lächerlich.", spotte ich.

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