Capitulo 123
Kiara
"Du traust dich nicht.", provoziere ich ihn weiter, während ich um das Auto herumlaufe.
Manuel steckt sich gerade an eine Zigarette zwischen die Lippen, bevor er den Schlüssel in das Schloss der dicken Hintertür steckt und mir die Tür öffnet.
"Verzieh dich, Kleines. Ich will dich bis zur Mittagspause nicht mehr sehen.", schmunzelt er und schiebt mich an der Hüfte in den Club.
Kichernd schaue ich zu ihm zurück, während ich durch den langen Flur laufe. Unauffällig zwinkert er mir zu, bevor er die Tür schließt und im Hinterhof bleibt, um seine Zigarette aufzurauchen.
"Hör auf zu Grinsen.", ermahne ich mich selber und schüttel schnell meinen Kopf, um dieses dämliche Lächeln zu verlieren.
Es kann nicht sein, dass er nicht mal 24 Stunden wieder da ist und ich direkt wie in verliebter Teenager ununterbrochen strahle.
"Hi, Kiara, was machst du hier?", runzelt Rita die Stirn, bevor sie mich trotzdem herzlich umarmt.
Rita sieht müde aus, erschöpft, ausgelaucht und überhaupt nicht gesund. Sie ist in den letzten Wochen oft unterwegs gewesen - ich weiß nicht wo - aber ich glaube nicht, dass es ihr gut tut.
"Arbeiten?", frage ich verdutzt, nachdem ich ihre Umarmung erwidert habe. Sie riecht heute stark nach Rauch und das, obwohl es noch so früh am Morgen ist. Ich kann nicht einmal einschätzen, ob sie heute überhaupt geschlafen hat und ob der Rauch nicht vielleicht noch von gestern Nacht an ihrer Kleidung klebt.
"Manuel hat gestern noch angerufen und dich streichen lassen.", runzelt sie ihre Stirn und streicht mir durch die Haare.
Ihre Pupillen sind groß, ihre Augen glänzen ungewöhnlich stark und auch sonst wirkt sie zittrig.
"Ist alles in Ordnung?", ignoriere ich ihre Frage und schaue sie genauer an.
"Klar. Ist alles nur stressig, wenn Manuel nicht da ist.", seufzt sie und weicht gleichzeitig meinem Blick aus.
"Soll ich dir etwas helfen? Ich kann deine Schicht übernehmen, wenn du dich ausruhen möchtest.", biete ich ihr an und laufe hinter ihr her.
"Nein, alles gut. Ich komme gleich. Geh du zu den anderen und wärm dich auf.", schickt sie mich kraftlos weg.
Ich schaue zu Manuel, der gerade durch die schwere Stahltür kommt und währenddessen noch locker seinen Zigarettenstumpf wegschnipst. Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und schaut immer wieder mit den Augen zum Ende das Gangs, an dem ich mit Rita stehe.
Er grüßt uns nicht, ignoriert uns fast vollständig, dennoch erkenne ich an seinem Blick, dass er sich fragt, was los ist.
"Er hat eine Freundin, wusstest du das?", flüstert Rita traurig und schaut ihm hinterher, wie er in sein Büro abbiegt und die Tür hinter sich zu knallt.
"Echt?", räuspere ich mich.
Sie nickt.
"Ich verliebe mich immer in die falschen. Am Ende bleiben immer nur die Drogen."
Mein Herz beginnt zu rasen.
"Ich wusste nicht, dass ihr beiden was hattet.", flüstere ich zurück und starre auf die Tür zu seinem Büro.
"Nein, wir hatten nie etwas. Er ist so kalt und distanziert. Er guckt uns doch nicht einmal mit seinem hübschen Hintern an. Wenn er mit uns mehr als drei Worte wechselt, haben wir Glück."
"Und wieso hast du dich dann in ihn verliebt?", hauche ich fast schon schockiert darüber, dass ich das nie mitbekommen habe.
Ich bin 24/7 bei Manuel und habe all das von ihm bekommen, wonach sie sich gesehnt hat. Seine Nähe, seine Aufmerksamkeit - sein Lachen.
Hat sie sein wunderschönes Lachen schon jemals zu Gesicht bekommen?
"Schau ihn dir an. Dieser Anzug, dieser perfekte Körper. Und manchmal lächelt er, wenn du einen Witz machst. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass er auch einmal wegen mir lacht.", seufzst sie.
"Ach, er hat vermutlich nicht mal wegen mir gelacht.", winke ich ab.
Ich höre zum ersten Mal, dass Manuel tatsächlich in aller Öffentlichkeit wegen mir gelacht haben soll. Denn eigentlich hat Rita recht - Manuel ist distanziert, zeigt keine Nähe und auch keine Zuneigung, wenn wir nicht alleine sind.
"Und woher weißt du, dass er eine Freundin hat?", wechsel ich das Thema und schaue mich um, ob wir weiterhin alleine sind.
"Eigentlich weiß ich das nicht, ich habe es mir nur zusammengereimt, weil er mir überhaupt keine Aufmerksamkeit schenkt. Niemandem hier. Deshalb vermute ich, dass er eine Freundin hat.", erklärt sie mir.
"Hm ja, das kann sein.", stimme ich ihr zu.
Vielleicht auch, weil ich nicht will, dass sie sich Hoffnungen macht oder sich vermutlich noch an ihn ran macht.
"An deinem Geburtstag, da wollte er mich nicht mal anfassen. Da hat er sogar meine Hand von seinem Arm geschoben.", beginnt sie erneut.
"Dann hat er bestimmt eine Freundin.", versuche ich es erneut.
"Ines meinte, dass ich es einfach probieren sollte. Was meinst du?", übergeht sie meine Worte.
Ist sie taub?
Wütend balle ich meine Fäuste und lasse sie in der Bauchtasche meines großen Hoodies verschwinden.
"Du solltest nichts überstürzen. Wenn er dir keine Zeichen gibt, solltest du es vermutlich einfach lassen.", brumme ich und lasse sie im Flur zurück, um mir Tequila zu holen. Eigentlich trinke ich nicht aus Frust, aber dieses Gespräch hat mich so wütend gemacht, obwohl sie ja eigentlich gar nichts dafür kann.
Sie weiß ja nicht, dass ich sowas wie seine Freundin bin.
Und auch wenn ich mir sicher bin, dass Manuel Rita auch ohne meine Existenz nicht anfassen würde, werde ich eifersüchtig.
Ich steige auf die Theke, damit ich ganz oben an das Regal komme, und greife nach der vollen Flasche, bevor ich wieder von der Theke steige und sich zwei starke Hände um meine Hüften schlingen.
"Ah.", ziehe ich vor Schreck die Luft ein, während Manuel mich ausdruckslos vor sich auf den Boden steht.
"Das ist gefährlich.", merkt er distanziert an und schaut kurz über seine Schulter in den hinteren Teil des Clubs, wo die anderen bereits stehen und sich aufwärmen.
"Ich kann das.", räuspere ich mich ebenso distanziert und spiele dasselbe Spiel wie er.
Sein Blick fällt auf den Tequila, während ich Abstand von ihm nehme, in dem ich einige Schritte zurückgehe.
"So früh schon?"
"Rita geht es nicht gut.", beginne ich leise.
Er zuckt mit den Schultern.
"Geht mich nichts an. Solange sie arbeitet, und das tut sie, ist alles okay. Was sie in ihrer Freizeit macht, mit wem sie was macht und wie es ihr geht, geht mich nichts an."
"Du weißt also, was ihr Problem ist?", kombiniere ich aus seinen Worten und lehne mich gegen die Theke.
Er schaut kurz zur Decke, während er seine Hand über seinen Bart gleiten lässt, bevor er mich tief ausatmend wieder anschaut.
"Rita hatte schon immer Probleme mit Drogen. Es ist besser geworden und jetzt ist es eben wieder schlechter. Das ist bei Süchtigen nunmal so."
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