Capitulo 116

Kiara

"Manuel.."

"Hab ich oder hab ich nicht?", lässt er mich nicht richtig zu Wort kommen, während er die Arme vor seiner trainierten Brust verschränkt und völlig hemmungslos meine Beine mustert.

"Nein, hast du nicht.", gebe ich zu und ziehe mir meine kurze Schlafhose über.

"Also.", nickt er abschließend und sieht sich in meinem Schlafzimmer um.
"Die Gegend hier ist gefährlich, vor allem für ein 18 Jähriges Mädchen und ihre 10 Jährige Schwester."

"Ich bin froh, dass ich überhaupt eine Wohnung habe, die nicht direkt auseinander fällt. Und ich bin froh, dass ich Isabella aus der Favela herausholen konnte.", erwidere ich genervt und setze mich aufs Bett, um ihm zu zusehen.

Er trägt diese edle schwarze Anzughose, die nicht einfach nur schwarz ist, sondern schwarz wie Pech. In seinen Lackschuhen spiegelt sich mein Gesicht und sein weißes Hemd, das ihm wie angegossen sitzt. Die Ärmel hat er noch immer bis zur Mitte seiner Unterarme hochgeschoben, sodass sich die Adern von seinen Handrücken über seine Unterarme verfolgen lassen, bis sie unter dem schneeweißen Hemd verschwinden.

Spöttisch, fast schon herablassend und überheblich, schnaubt er als Reaktion auf meine behelligten Worte, während er ein Buch aus dem Bücherregal nimmt und sich den Buchrücken durchließt.
"Wann willst du mit dem Tanzunterricht beginnen?"

Manuel wechselt so oft das Thema wie andere Menschen Unterhosen und es scheint völlige Absicht zu sein.
Er signalisiert mir, dass er das Zepter in der Hand hat und macht mir immer wieder deutlich, dass er bestimmt wo der Hase lang läuft. Manuel hält es nicht für nötig noch weiter über diese Wohnung zu reden, weil für ihn feststeht, dass es hier nicht sicher ist.
Das Problem bei dieser Sache ist jedoch, dass ich nichts erwidern kann, weil er im Recht ist.

Das weiß er - das weiß ich.

"Wenn ich das hier alles geregelt habe.", brumme ich genervt über seine Arroganz.

Seufzend stellt er das Buch zurück ins Regal und setzt sich auf die Fensterbank, während er ganz offensichtlich mit weit aufgerissenem Mund übertrieben gähnt. Nicht etwa, weil er unfassbar müde ist - nein.
Meine Antwort - meine Lüge - langweilt ihn ganz offensichtlich und sein unhöfliches Benehmen zeigt mir ohne Hemmungen wie langweilig er das hier findet.

"Wie wäre es mit morgen?", übergeht er aus genau diesem Grund meine Antwort.

Ich schüttel den Kopf.
"Wenn ich das hier alles geregelt habe."

Es hilft nicht viel, dass ich meinen Satz wiederhole, denn Manuel schiebt seine Unterlippe hervor und signalisiert mir seine Skepsis.
Augenverdrehend greife ich hinter mich und knipse das kleine Licht auf meinem weißen Nachttisch aus.
"Ich gehe jetzt schlafen-"

"Na.", unterbricht er mich laut und deutlich, während seine Silouhette im Mondlicht auf die kleine Lampe deutet und mich auffordert, das Licht wieder anzumachen.

Ich will ihm nicht gehorchen - will sein Ego und seine Dominanz nicht befriedigen - doch trotzdem kann ich mich nicht wehren.

"Du verdrehst immer noch die Augen, Baby. Was muss passieren, damit du das lässt?", murmelt er jammernd und hüpft von der Fensterbank.
Während er auf mein Bett zu läuft, schiebt er seine Hände in die Taschen seiner pechschwarzen Anzughose, die ihn vermutlich mehrere hundert Dollar gekostet haben muss. Elegant setzt er einen Fuß vor den anderen, sodass der alte Holzboden knartschende Geräusche von sich gibt.

"Du hast mir gar nichts zu sagen."
So selbstbewusst wie sich dieser Satz in meiner Fantasie angehört hatte, so verzweifelt und mickrig klingt er in Realität.
Genau das gibt auch Manuel mir zu spüren, indem seine Mundwinkel verräterisch zucken und er fast schon schmunzelnd seine Unterlippe befeuchtet.

"Fast hätte ich es dir abgekauft. Fast, Baby.", neckt er mich.
Stumm winkt er mich mit einem Zeigefinger zu sich heran, als er vor dem Bettende ankommt.

"Komm her.", räuspert er sich und wiederholt seine Handbewegung.

Kopfschüttelnd verneine ich.
Ich bin nicht seine Marionette.

"Kiara.", wird er ernster und stützt sich und dem Bettende ab, während er mich eindringlich ansieht.

Über mich selbst ärgernd richte ich mich auf und rutsche zu ihm heran. Am schlimmsten ist, dass ich an seinem Gesichtsausdruck genau erkennen kann, wie sein Ego immer weiter wächst, weil er mich in der Hand hat.
Zuerst schiebt er mir eine Strähne hinter mein Ohr, dann fährt er mit seinem rechten Daumen über meine Unterlippe, bevor er ihn zwischen meine Lippen schiebt.
Ganz genau beobachtet er meine Reaktion, genauer gesagt beobachtet er herausfordernd meine Beine, die ich als Reaktion auf seinen Daumen zusammenpresse.

"Lässt dein kleiner Staatsanwalt dich auch so fühlen?"

"Halt die Klappe.", murmel ich, während sein Daumen meine Zunge herunterdrückt und seine linke Hand meinen Oberschenkel hinaufwandert.

"Oh oh, du bist nicht in der Position das zu entscheiden, oder Baby?", warnt er mich und lächelt mich belustigt an.

"Oder? Seit wann machst du hier die Regeln?", hört er nicht auf mich zu triezen, während ich scharf die Luft einziehe, als seine linke Hand sich in meine Hüfte bohrt.
Erregt schließe ich die Auge und bin kurz davor alle meine Prinzipien über Bord zu werfen, als Manuel sich dazu entscheidet seine Macht über mich auszunutzen und sich von mir zu entfernen.

Ernüchternd schnappe ich nach Luft und schaue ihn unbefriedigt an, wie er seine teure Rolex an seinem Handgelenk richtet und anschließend seine Hände wieder in den Hosentaschen vergräbt.
"Bis Morgen."

"Manuel!", halte ich ihn empört auf und krabbel aus dem Bett.

"Was möchtest du?", fragt er ruhig und lehnt sich in den Türrahmen.

"Das hier das geht nicht, ich- also das mit Jose - das ist vielleicht doch etwas mehr, als ich gesagt habe.", gestehe ich ihm.

"Ich weiß.", zuckt er mit den Schultern.

Natürlich wusste er das.

"Aber du lässt dir meinen Daumen in deinen süßen Mund schieben und schlägst meine Hand nicht weg, wenn sie unter deine Hose ist. Glaubst du, dass ich mir Sorgen um einen dummen Staatsanwalt mache? Baby, du gehörst mir und das weißt du. Wenn er dich anpackt, wird er sehen was er davon hat. Also sorg besser dafür, dass kein Blut fließt."

"Du kannst ihn doch nicht-"

"Kann ich - werde ich. Baby, du willst den doch gar nicht. Das ist Ablenkung, mehr nicht. Außerdem würdest du dich nie von jemandem berühren lassen, den du nicht wirklich magst. Von daher - todo bien.", zwinkert er und stößt sich elegant vom Türrahmen ab.

"Ach noch was.", hält er sich selber auf und dreht sich wieder zu mir um.
"Ich werde dich weiterhin so berühren, wenn du mir nicht ehrlich sagst, dass du das nicht willst."

"Dann tu es.", flüstere ich in die Dunkelheit hinein.

Manuel stockt in seiner flüssigen Bewegungen und dreht seinen Kopf zu mir. Seine Pupillen funkeln im hellen Mondlicht, während er mich mustert wie eine Löwe seine Beute.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top