Capitulo 115
Kiara
21:36 Uhr
"Sie schläft.", teile ich Manuel leise mit, der gerade die Pfanne spült.
Er nickt.
"Gut. Du solltest auf sie aufpassen. Bei mir ist kein guter Ort, Kiara."
Seufzend setze ich mich auf einer Hocker und schaue ihm zu. Er hat die Ärmel seines weißen Hemdes hochgeschoben und die silberne Rolex abgenommen, während er mit dem Schwamm über die Pfanne gleitet.
"Ich habe noch keine Nanny gefunden.", rechtfertige ich mich leise und knete meine Finger, die auf meinem Schoß liegen.
"Ich würde dir helfen, aber ich kann nicht. Das würde nicht nur dich in Gefahr bringen, sondern auch die Kleine. Silvia würden sich bestimmt gerne um sie kümmern, aber du weißt...", spricht er seinen Satz nicht vollständig aus.
Doch das muss er auch nicht, denn ich kann es mir denken.
"Ich werde sie zu meiner Großmutter bringen. Da ist sie sicher und da kann man sich am besten um sie kümmern.", offenbare ich ihm meine Idee.
"Willst du das?"
Seine Frage lässt mich hellhörig werden, sodass ich stirnrunzelnd den Kopf anhebe und ihm direkt ins Gesicht schaue.
Er hat sich zu mir umgedreht und sich gegen die Theke gelehnt, während er sich mit dem Trockentuch die nassen Hände abtrocknet.
"Kiara?", reißt er mich aus meinen Gedanken, weil mich sein Erscheinungsbild abgelegt hat.
"Nein, aber es geht nicht darum, ob ich das will. Es geht darum, dass sie gut aufgehoben ist und die bestmögliche Kindheit hat. Darum geht es - nicht mehr und nicht weniger. Natürlich hätte ich sie jeden Tag bei mir, aber ich muss mir auch eingestehen, dass ich mich nicht gut genug um sie kümmern kann."
Meine Gedanken sprudeln nur so aus mir heraus, doch ich bin froh nach langer Zeit Mal über dieses Thema sprechen zu können.
"Komm her."
Manuel hat das Trockentuch neben sich gelegt und die Arme leicht geöffnet.
Zögernd schaue ich ihn an.
"Ich brauche deinen Mitleid nicht."
"Komm schon.", wird seine Stimme durchdringender, sodass ich nichts anderes tun will, als in seine Arme zu gehen.
Zufrieden legt er seine Arm um meinen Körper und verschlingt mich fast vollständig, während ich dem schnellen Klopfen seines Herzens lausche.
"Ich muss arbeiten. Ich muss diese Wohnung hier bezahlen und ich will studieren. Ich will mir ein gutes Leben aufbauen. Und es ärgert mich so sehr, dass ich nicht in der Lage bin mich richtig um meine Schwester zu kümmern.", flüstere ich gegen seine Brust und kneife die Augen zusammen.
"Du bist 18, Pequenina. Mit 18 muss man nicht in der Lage sein sich um ein Kind zu kümmern.", erwidert er genauso leise und streicht mir immer wieder über den Rücken.
"Aber sie ist meine Schwester."
"Und wenn sie deine Tochter wäre, Kiara, es ändert nichts. Du solltest viel eher stolz darauf sein, dass du mit 18 schon so reflektiert bist und zuerst an Isabella denkst. Nicht viele können sich eingestehen, dass sie dazu nicht in der Lage sind. Und du bist nicht alleine, ich unterstütze dich, wo ich kann, si?", erwidert er ruhig und küsst meinen Haaransatz.
"Ich muss das alleine schaffen, Manuel.", wispere ich gegen seine Hemd.
"Sie ist meine Schwester."
"Nein.", widerspricht er mir.
"Du musst das nicht alleine schaffen."
"Ich-"
"Nein, Kiara. Du musst jetzt verstehen, dass du nicht mehr alleine bist. Ich bin hier und ich helfe dir. Meine Familie ist jetzt auch deine Familie. Ich habe dich da schon viel zu sehr mit reingezogen, dann ist das hier das mindeste was ich für dich tun kann. Egal wie die Beziehung zwischen uns ist, aber alleine lassen werde ich dich nicht.", unterbricht er mich und drückt mich von sich weg, um mir mit klaren Augen ins Gesicht zu schauen.
"Vorhin hast du mir noch gedroht.", merke ich leise an und sorge dafür, dass er sich ein Lächeln verkneifen muss.
"Die Drohung nehme ich auch nicht zurück. Also solltest du dir besser von mir helfen lassen.", zwinkert er kurz und küsst meine Stirn.
"Das macht man nicht.", erinnere ich ihn und verdrehe die Augen.
"Was? Auf die Stirn küssen?"
"Ja. Das macht man nicht. Das ist ein Versprechen, dass du nicht halten kannst.", flüstere ich und löse mich aus seinem Arm.
"Wer sagt, dass ich das nicht halten kann?", fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen und läuft mir anschließend hinterher.
"Fahr nach Hause, es ist schon spät.", übergehe ich seine Frage absichtlich und lache leise.
Das Klackern seine Lackschuhe verschwindet nicht, stattdessen kommt es immer näher. Er hört nicht auf mich - wieso sollte er auch -, sondern kommt mir immer näher, während ich meine Bettdecke aufschlage und die Vorhänge zu ziehe.
"Ich habe noch nie jemanden auf die Stirn geküsst, außer dich. Das ich jetzt hier bin und dir helfe, macht doch wohl deutlich, dass ich es ernst meine, oder? Hast du das immer noch nicht verstanden?", fragt er mit einer deutlich tieferen Stimme, bevor er die Tür schließt und sich dagegen lehnt.
"Ich bin es gewohnt alleine zu sein, ich brauche keine Hilfe. Und ich kann es eben nicht abhaben, wenn man Leuten Hoffnung macht und diese Versprechen nicht halten kann.", erkläre ich ihm, bevor ich ihm den Rücken zukehre und mein Top über den Kopf ziehe.
Ich höre, das Manuel sich umdreht, und fast würde ich soweit gehen und ihn einen respektvollen Mann nennen, wenn da nicht der Spiegel in der Ecke stehen würde, durch den er mich beobachten kann.
Das weiß er und genau deshalb hat er sich umgedreht.
"Habe ich dir gegenüber jemals ein Versprechen gebrochen?", räuspert er sich.
Sein intensiver Blick ist so stark, dass ich ihn durch den Spiegel auf meinem Hintern spüren kann.
"Ich habe dir gesagt, dass dein Vater dir in meiner Gegenwart nie wieder etwas tun wird. Hat er das?", beginnt er und dreht sich schließlich wieder ganz um.
"Manuel!", beschwere ich mich und ziehe in Windeseile meine Hose hoch.
"Kiara ich hatte meine Finger in dir, während ein paar Meter weiter Stewardessen gesessen haben. Spiel dich nicht so auf.", wird er frech.
Eigentlich sollte ich ihn für seine ausfallenden Worte rausschmeißen, stattdessen werde ich rot. Wie ein verliebter Teenager.
"Ich habe dir gesagt, dass ich auf dich aufpassen werde und das ich dafür sorgen werde, dass dir nie etwas wegen meiner Person passiert. Ich habe drei Männer umlegen lassen, weil sie dir aufgelauert haben - davon hast du nicht mitbekommen. Also sag mir, ob ich jemals meine Versprechen gebrochen habe."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top