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Kiara
"Weißt du schon, was du Essen möchtest? Ich kann dir die ganze Karte bestellen, wenn du das willst. Du musst dich nicht entscheiden.", wechselt er das Thema und nimmt währenddessen die Seife in die Hand.
Er drückt mich sanft hoch und beginnt meinen Rücken mit dem Stück einzuseifen.
Meine Haare hat er mir über die Schulter gelegt.
"Ich möchte mal Sushi probieren.", überlege ich laut und senke meinen Kopf, weil Manuel beginnt meine Schultern zu massieren.
"Gut, dann Sushi.", bestätigt er mir.
Seine Hände sind göttlich.
Alles an ihm ist göttlich.
Manuels Hände schweben über meine Haut, während er immer wieder angenehm fest zugreift und Verspannungen löst, von denen ich keine Ahnung hatte, dass sie in meinen Muskeln existieren.
Er führt seine Daumen meinen Nacken hoch bis zum Ansatz meiner dunklen Haare, bevor er sie von dort aus über die Muskelstränge neben meiner Wirbelsäule herunter führt.
"Mein Handy liegt auf dem Sideboard. Da kannst du gleich auf die Lieferservice-App gehen und dir ein Sushi-Restaurant aussuchen.", erklärt er mir und küsst mein Schulterblatt flüchtig.
"Was ist mit dir?", frage ich, weil ich nicht verstehe, warum er nicht mit mir aus der Badewanne gehen will.
"Gib mir noch einen Moment, bitte.", räuspert er sich und reicht mir das Handtuch, das vor der Wanne auf dem Boden liegt.
Während ich aus der Wanne aufstehe und mir das Handtuch direkt um den Körper lege, damit er nicht zu viel sieht, bleibt er noch einen Augenblick sitzen und wendet höflich seinen Blick ab.
"Auf dem Sideboard sagst du?", vergewissere ich mich, dass ich ihn richtig verstanden habe.
"Ja. Im Flur. Der Code ist 0208."
Es überrascht mich, dass er mir einfach so seinen Code für sein Handy gibt. Immerhin gehe ich davon aus, dass dort so viele Geheimnisse drauf sind, die ihm den Arsch kosten könnte. Um ehrlich zu sein, will ich gar nicht wissen, was für Geheimnisse er in diesem Handy verbirgt.
Geheimnisse, die ihn wohlmöglich für 400 Jahr ins Gefängnis bringen könnten.
"Und da darf ich einfach so dran?", gehe ich noch einmal sicher.
Bevor ich jedoch das Badezimmer verlasse, werfe ich ein Blick auf die große Dusche und entschließe mich dazu, mich noch einmal richtig abzuduschen und meine Haare richtig zu waschen.
Möglichst elegant gehe ich an der Badewanne vorbei, bis Manuel mir im Rücken sitzt, und lasse das Handtuch spielerisch von meinem Körper gleiten.
"Was machst du?", fragt Manuel fast atemlos, ohne meine vorherige Frage zu beantworten.
"Mich abduschen.", erwidere ich als wäre es das selbstverständlichste auf dieser Welt.
"Und meine Haare waschen."
Ich spüre seinen intensiven Blick in meinem Rücken, während ich in die Dusche steige und das Wasser anstelle. Mit der Hand fühle ich die Temperatur der harten Tropfen, bis ich mich letztendlich ganz drunter stelle.
"Glaubst du, dass ich hier zum Spaß sitze?", ertönt Manuels Stimme nach einer Weile der Stille, während ich das Duschgel aus dem silbernen Regal nehme und mir einen Tropfen in die Handfläche gebe.
"Antwortest du mir jetzt nicht mehr?"
Der feine Duft des Duschgels steigt mir in die Nase - ein Mix aus Vanille und Zimt.
"Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll? Weshalb sitzt du denn da noch?"
Ein raues Lachen tönt durch das Badezimmer, dass ich zwar wegen des rauschenden Wassers nur gedämpft aber dadurch nicht weniger intensiv wahrnehme.
Um ehrlich zu sein ist es so intensiv, dass ich eine Gänsehaut bekomme, obwohl das Wasser, das meine dunkle Haut umschließt, heiß ist.
"Du weißt ganz genau, weshalb ich hier noch sitze. Und es hilft mir nicht gerade, wenn du nur 4 Meter vor mir nackt unter dieser Dusche stehst und der leichte Nebel deine Silouhette umspielt, Kiara."
Mein Name aus seinem Mund klingt wie ein Gedicht.
Er spricht ihn mit diesem einzigartigen Akzent aus - Mexikanisch.
Rau und fast ein bisschen frech.
Arrogant.
"Ich weiß nicht, woran du denkst. Aber ich weiß, dass ich mich einfach nur abduschen und meine Haare waschen will.", erwidere ich.
Er merkt, dass ich bei weitem nicht mehr so selbstsicher bin, wie vor einigen Minuten noch.
"Das glaubst du doch selber nicht.", murmelt er belustigt, während ich ein Plätschern in der Badewanne wahrnehme und mir denken kann, dass er aufgestanden ist. Stumm wasche ich mir das Duschgel von der Haut und das Shampoo aus den Haaren, bevor ich das Wasser ausstelle und mir das Handtuch wieder um den Körper wickel.
Als ich mich umdrehe, sehe ich Manuel, der mit einem Handtuch um die Hüften vor dem Waschbecken lehnt und sich mit einem kleineren die dunklen Haare abtrocknet.
"Hast du Creme für meine Haut? Die ist irgendwie trocken.", murmel ich vor mich hin, während ich aus der Dusche steige
"In meiner Tasche. Steht hier.", erwidert Manuel und beginnt Rasierschaum auf seine Wangen aufzutragen.
Ich stelle mich direkt neben ihn und suche in seiner Tasche nach einer Feuchtigkeitscreme.
"Hast du keine?"
"Doch, aber ich habe unseren Koffer noch nicht ausgepackt.", verteidige ich mich und ziehe seine Creme aus seiner Kulturtasche.
"Armani.", stelle ich fest.
Aber warum bin ich überrascht?
Natürlich schmiert sich jemand wie Manuel hunderte von Dollar ins Gesicht.
Vermutlich würde er sich mit Geldscheinen auch den Arsch abwischen, wenn kein Toilettenpapier mehr da wäre.
"Was soll der Unterton?", fragt er schmunzelnd und nimmt mir die Tasche aus der Hand, um etwas zu suchen.
"Nichts. War 'ne Feststellung.", grinse ich und halte sein Rasiermesser hoch.
"Suchst du das?"
Er befeuchtet mit zuckenden Mundwinkel seine Unterlippe und will nach dem Rasiermesser greifen.
Blitzschnell ziehe ich das scharfe Messer weg.
"Ich mache das."
"Nur über meine Leiche.", erwidert er schnaubend.
"Vertraust du mir nicht?"
Provokant ziehe ich eine Augenbraue hoch.
Ich fordere ihn heraus - das merkt er. Sein Gesichtsausdruck verrät mir ebenfalls, dass er das nicht auf sich sitzen lässt und es vermutlich nicht lange dauert, bis er auf meinen Vorschlag eingeht.
Seine Augen wandern von meinem Gesicht zu dem goldenen Messer in meiner Hand und wieder zurück in mein Gesicht.
Ich kann förmlich sehen, wie seine Gedanken rattern - ja förmlich hören kann ich es.
Manuel lässt sowas nicht auf sich sitzen - das weiß ich.
Es würde sein Ego kränken, wenn er mir ganz offensichtlich zeigen würde, dass er nicht die Eier dazu hat.
Es würde sein Ego kränken - Und er würde mir diesen Gefallen nicht schenken.
Den Gefallen, dass ich überall erzählen könnte, dass er nicht die Eier hat, sich von mir eine Klinge an den Hals halten zu lassen.
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