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Kiara
19:12 Uhr

"Manuel hat mir gerade geschrieben, dass er erst in zwei Stunden wieder da ist. Aber ich soll Essen kochen, dass heißt, er hat Hunger.", nickt Silvia mir fröhlich zu.

Stumm schaue ich zur Uhr.
In zwei Stunden ist es 21 Uhr. So spät kommt er erst wieder?

"Und was machen wir mit dem Essen bis dahin?", frage ich gekränkt und schaue auf die Tamalas, die schon fast fertig sind.

"Wenn alles fertig ist, stellen wir es in den Ofen, um es warm zu halten. Die Tacos befüllst du dann eine halbe Stunde, bevor er heim kommt."
Aufmunternd legt sie ihre warme Hand auf meine Schulter und schaut auf das brutzelnde Essen.

"Nicht so unsicher. Du kriegst das hin.", macht sie mir Mut und dreht den Herd etwas herunter.

22:37 Uhr

"Er hat mir gesagt, dass er um 21 Uhr kommt.", seufzst Silvia und stellt das frische Essen zurück in den Ofen, während ich den Tisch wieder abräume.

"Jetzt ist es gleich 23 Uhr und er ist nicht da.", murre ich verletzt.

"Du solltest jetzt schlafen gehen. Ich bin mir sicher, dass es dafür eine ganz einfache Erklärung gibt. Vermutlich ist ihm etwas dazwischen gekommen.", verteidigt sie ihn.
Bevor sie schlafen geht, reicht sie mir ein Glas und eine frische Flasche Wasser.

Enttäuscht schaue ich den leeren Tisch an, der vor wenigen Minuten noch hübsch gedeckt war. Während ich nach oben gehe, um mich ins Bett zu legen, hoffe ich stumm, dass sich jeden Augenblick die Tür öffnet und er nach Hause kommt.

Ich hoffe, dass er nach Hause kommt, damit ich mich entschuldigen kann und damit ich weiß, dass ihm nichts passiert ist.
Und ich hoffe, dass er nach Hause kommt, damit ich weiß, dass er die Nacht nicht mit dieser blöden Schlange verbracht hat.
Sie scheint so arrogant zu sein, dass sie mich nicht einmal begrüßt.

Nicht einmal angeschaut hat sie mich.

Es wundert mich, dass sie Manuel nicht von mir gezerrt hat, als er zum Abschied meine Wange geküsst hat.
Nachdenklich liege ich im Bett und starre die Decke an. Der helle Mond scheint durch mein großes Fenster und erhellt die Wand links von mir. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, dass er in diesem Bett mit ihr-

Ein Schauer durchläuft meinen Körper, weshalb ich diesen Gedanken schnell abschüttel.

Neugierig hebe ich meinen Kopf an, als Scheinwerferlicht wahrnehme. Unauffällig schaue ich durchs Fenster.
Manuel steigt gut gelaunt aus dem Wagen aus und auch Zara hat nicht gerade die schlechteste Laune.

"Was hat Silvia denn gekocht?", höre ich sie fragen, bevor sie aus meinem Sichtfeld verschwinden.
Dann höre ich, wie Manuel den Schlüssel ins Schloss der Haustür steckt.

"Weiß ich nicht, ich weiß nur, dass sie gekocht hat.", erwidert er gut gelaunt und schließt dann die Tür.

Ich habe gekocht, denke ich mir beleidigt.
Für uns beide und nicht für dich und die falsche Schlange.

Ab und zu höre ich sie kichern und hin und wieder höre ich auch Manuels raues Lachen. Kurz überlege ich, ob ich nach unten gehe und ihm zeige, dass ich auch noch da bin, doch diesen Gedanken verwerfe ich recht schnell wieder.

Ich muss ihm nicht hinterher rennen.

Trotzdem ziehe ich gekränkt die dicke Decke über meinen Kopf, um ihr widerliches Lachen nicht mehr hören zu müssen.
Ich bin mir sicher, dass ich von ihr Albträume kriege.

Manuel
00:18 Uhr

"Nächste Woche gehen wir aber nochmal richtig anstoßen.", zwinkert Zara mir zu, während ich ihr die Haustür aufhalte.

"Ich kann nächste Woche nicht.", lehne ich ihren Vorschlag ab.

"Wieso nicht? Nicht mal am Wochenende?", runzelt sie die Stirn und bleibt in der Tür stehen.

"Nein, jemand hat Geburtstag und ich muss etwas vorbereiten."

"Wer?"

"Zara, das geht dich nichts an, weil du nämlich nur meine Anwältin bist.", beende ich lächelnd die kleine Diskussion und schiebe sie aus meinem Haus.
Es ist verdammt spät und ich muss wirklich langsam schlafen.

"Du weißt, dass du deiner Anwältin alles anvertrauen kannst.", witzelt sie.

"Die Betonung liegt auf können, Zara. Ich kann, aber ich muss nicht. Und jetzt Adios.", verabschiede ich mich grinsend von ihr.
Sie war schon immer neugierig, aber vermutlich ist das auch der Grund, warum sie in ihrem Job so erfolgreich ist.
Gähnend schließe ich die Tür ab und ziehe meine Lackschuhe aus, um nach oben zu gehen. Leise versuche ich die Tür zu meinem Schlafzimmer zu öffnen und Kiara nicht zu wecken. Schmunzelnd schleiche ich an meinem Bett vorbei, weil sie die Decke komplett über ihren Kopf gezogen hat. Bevor ich ins Bad gehe, schließe ich die Vorhänge, damit sie in ein paar Stunden nicht viel zu früh von der Sonne geweckt wird. Ich greife nach der kurzen Shorts, die auf dem Sessel vor dem Fenster liegt und verschwinde im Bad, um mich zu waschen und mich umzuziehen.

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