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Manuel
16:23 Uhr

"Hast du dein Handy gefunden?", spreche ich Kiara an, die gerade vor der Bar sitzt und den anderen beim Training zu sieht.
Während ich auf ihre Antwort warte, greife ich nach dem Glas Alkohol und kippe es hinter die Theke in die Spüle.

"Manu-"

"Kein Alkohol in meinem Club.", mache ich ihr erneut klar, dass das kein Spaß von mir war.
"Also?"

"Nein. Es ist weg.", murmelt sie und verschränkt beleidigt die Arme vor ihrem Oberkörper. Kurz wandert mein Blick in ihren Ausschnitt, weil sie nur noch ein kurzes Top trägt, bevor meine innere Stimme mich ermahnt, ihr doch gefälligst ins Gesicht zu schauen.

"Kann nicht. Das muss hier bestimmt irgendwo sein.", glaube ich ihr nicht und setze mich neben sie.
Während sie auf die Bühne zu den Frauen schaut, schaue ich sie an. Die halbnackten Frauen interessieren mich nicht.
Sie sind nicht annähernd so schön wie Kiara.

"Wenn ich 18 bin, mache ich das auch.", schwärmt sie und legt ihren Kopf leicht schief. Anerkennend strahlen ihre unschuldigen Augen, während sie zu schaut, wie elegant und leicht Rita an der Stange hängt.

"Du weißt, dass ich das letzte Wort habe. Wenn wir keine Tänzer brauchen, dann wirst du auch nicht auf diese Bühne gehen.", lehne ich ihren Vorschlag ab.

"Ich muss ja nicht abends auf die Bühne. Ich will das nur auch können. Ich will mit trainieren.", versteht sie meinen Einwand nicht.
Unzufrieden verschränkte ich die Arme vor der Brust. Anscheinend versteht sie nicht so recht, dass ich sie partu nicht auf dieser Bühne haben will. Weder zum üben, noch für die Show. Einfach für gar nichts.

"Wie gesagt. Das entscheide ich.", wiederhole ich mich.

"Nur weil du mich geküsst hast, heißt das nicht, dass du jetzt über mich bestimmen darfst.", flüstert sie provokant, während ihr Blick auf der Bühne liegt.
Kein einziges Mal schaut sie mich an.

"Ich bestimme aber über diesen Club hier und dazu gehören auch seine Angestellten.", kontere ich.
Sie glaubt wirklich, dass sie darüber mit mir diskutieren sollte.

"Pf.", pustet sie abwertend und verdreht die Augen.

"Mein Onkel lässt fragen, ob du in drei Wochen mitkommen willst nach Mexiko.", wechsel ich das Thema.
Diesmal sorgt meine Frage dafür, dass sie mich endlich anschaut. Sie studiert meinen Gesichtsausdruck, weil sie vermutlich nicht einschätzen kann, ob ich diese Frage ernst meine.

"Glaubst du, dass ist eine gute Idee?"

Ich zucke mit den Schultern.
"Mein Onkel hat es nicht gerne, wenn man seine Einladungen ablehnt.", setze ich sie ein wenig unter Druck.
Natürlich hätte er nichts dagegen, wenn sie nicht kommt. Aber das brauche ich ihr ja so nicht zu sagen.

"Okay.", murmelt sie.
"Und du? Willst du mich auch da haben?"

Ich schaue mich unauffällig um, bevor ich leise antworte.
"Ich hätte dich nicht gefragt, wenn ich was dagegen hätte."

Ihre Wangen werden rot, als ich mich entferne und einen gesunden Abstand von ihr einnehme. Räuspernd dreht sie ihren Kopf weg und schaut wieder auf die Bühne.

"Mittwoch Abend geht es los. Du brauchst ein Kleid.", nenne ich ihr einige Details.

"Ich habe doch gar kein Geld dafür.", erwidert sie gekränkt.

"Du nimmst meine Kreditkarte mit.", versuche ich ihre Sorgen zu nehmen.
Langsam dreht sie ihren Kopf zu mir und schaut mich verunsichert an.

"Nein, das geht doch nicht.", lehnt sie fast flüsternd ab.

"Klar geht das. Außerdem hast du gar keine andere Wahl, wenn du nicht so bei meiner Familie aufkreuzen willst.", beende ich die Diskussion.

"Und kein Wort zu niemandem.", flüstere ich ihr zu, bevor ich mich umdrehe und sie zurücklasse, um weiter arbeiten zu gehen.

"Was soll das denn überhaupt heißen?", ruft sie mir plötzlich laut hinterher.
Ich höre, wie sie mir anscheinend angesäuert folgt, bleibe jedoch trotzdem nicht stehen. Jedenfalls nicht, solange wir noch im selben Raum mit den anderen sind.

"Was meinst du?", frage ich ahnungslos.
Stumm greift sie in mein Hemd und zieht mich hinter sich her in ihr kleines Zimmer.

"Ich hab zu tun, Baby. Ein anderes Mal.", ärgere ich sie und deute mit dem Kinn auf ihr Bett.

"Irritiert schaut sie hinter sich, dann auf mich und dann wieder aufs Bett.
"Ich- Oh Gott. Nein! Niemals! Das- Du weißt, dass du nicht deshalb hier bist!", schappt sie laut nach Luft, während ich die Tür schließe.

Abwartend ziehe ich die Augenbrauen hoch, um ihr zu signalisieren, dass sie jetzt endlich auf den Punkt kommen soll.
Mit hochrotem Kopf schaut sie mich an und versucht einen Teil ihres Gesichtes mit den schönen schwarzen Haaren zu verdecken.

"Was sollte dieser Kommentar zu meinem Outfit. Von wegen ich 'könnte da nicht so aufkreuzen'", zitiert sie mich zickig und stemmt ihre Hände in die Seiten.

"Das ist eine Feier. Eine Trauerfeier. Meine Familie erwartet da einen gewissen Kleidungsstil. Kleid, Anzug, Rock, Blazer. Was auch immer. Nur keine Jogginghose und bauchfrei, das meinte ich damit. Außerdem würdest du mir mit geschlosseneren Sachen auch einen Gefallen tun, weil ich es dann endlich schaffen würde meine Augen von dir zu nehmen, anstatt dich die ganze Zeit anstarren zu müssen.", erkläre ich ihr nüchtern und lasse meinen Blick anschließend langsam über ihre Figur streifen.

"Eine Trauerfeier?", fragt sie gekränkt und lässt ihre Arme langsam herunter.

Ich nicke.
"Meine Eltern."

"Das tut mir Leid.", flüstert sie, während ihre sonst so strahlenden Augen sich durch die Traurigkeit verdunkeln.

"Ich komme klar.", beende ich das Thema und drücke die Tür herunter.
"Ich muss jetzt weiter arbeiten. Wir fahren erst heute Nacht wieder zurück, also kannst du den Abend über noch beim Abwasch helfen.", teile ich ihr mit, dass sie sich weder um die Gäste, noch um die Getränkeausgabe kümmert.

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