- 33 -
Kiara
"Du weißt, dass das nicht stimmt. Und du weißt auch, dass er das nicht so meint.", versucht Amara ihren Mann zu beruhigen.
"Er muss sich jetzt erst beruhigen. Und dann kannst du mit ihm sprechen.", versucht sie es erneut.
Manuels Onkel setzt sich wütend wieder hin und spielt mit der Gabel in seiner Hand.
"Tut mir Leid, dass du jetzt hier in so einen Streit reingerätst."
Mitleidig sieht Amara zu mir herüber.
"Vielleicht solltest du mal nach ihm sehen?", schlägt Celeste mir vor.
"Ich? Nein, das ist keine gute Idee. Ich glaube, ich bin die letzte, die er jetzt gerade um sich haben will.", lehne ich irritiert ab.
"Geh hin.", lässt Celeste nicht locker.
"Ich denke auch, dass meine Tochter recht hat.", mischt sich Miguel ein.
Zögerlich stehe ich auf und beobachte ihn, wie er draußen auf der Mauer sitzt und raucht. Sein breiter Rücken zeigt zu uns, weshalb ich Hoffnung habe, dass er mich nicht direkt zurückschickt.
"Und lass nicht locker.", ruft Celeste mir lachend hinterher.
Schmunzelnd winke ich ab und öffne vorsichtig die Terrassentür, bevor ich leise über die Terrasse laufe und mich neben ihn auf die Mauer setze.
"Kiara, geh wieder rein.", fordert er mich auf und pustet nebenbei den dichten Rauch aus.
Ohne etwas zu sagen, greife ich nach der Zigarette in seiner Hand und will sie mir an den Mund führen. Als er sie mir aus der Hand nehmen will, springe ich von der Mauer, um Abstand zu kriegen.
"Kiara.", ermahnt er mich und hüpft ebenfalls von der Mauer, um nach der Zigarette in meiner Hand zu greifen.
"Ups.", provoziere ich ihn und ziehe die Zigarette weg.
"Gibst du schon auf?"
"Leg es nicht drauf an, Kleines.", warnt er mich erneut und kommt mit großen Schritten auf mich zu.
Tatsächlich gelingt es mir, ihm ein leichten Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
"Gib her jetzt, das ist meine letzte.", wird er wieder ernst.
"Wenn du danach mit mir reingehst und dich mit deinem Onkel aussprichst?"
"Erpresst du mich?", fragt er überrascht und kommt mir näher.
"Ich will nicht, dass ihr mit Streit auseinander geht.", erkläre ich ihm und halte die Zigarette von ihm weg.
"In Ordnung. Ich gehe danach wieder rein und rede mit ihm.", gibt er tatsächlich nach.
Seine Antwort überrascht mich so dermaßen, dass ich gar nicht mitkriege, wie die Zigarette immer kleine wird und mir letztendlich die letzte Glut auf meine Hand fällt.
"Aua, Aua, Aua.", rufe ich schnell und lasse die Zigarette fallen.
Manuel reagiert sofort und wischt die Glut von meinem Handrücken, doch da habe ich mich bereits verbrannt.
Er zieht mich hinter sich her zu den kleinen Springbrunnen und hält meine Hand unter das kalte Wasser.
"Du musst aufpassen, Kleines."
Seine Stimme ist rau, aber leise, während er vorsichtig über die rote Haut auf meinem Handrücken wischt.
"Du kommst jetzt aber trotzdem mit rein, oder?", frage ich, weil er ja eigentlich gar nichts mehr von seiner Zigarette hatte.
"Nur weil du es bist.", scherzt er und trocknet meine Hand mit seinem dunklen Seidentuch ab.
"Das wird bestimmt eine Brandblase geben. Ich schicke Silvia in die Apotheke, um dir Brandsalbe zu holen."
"Nein, das ist nicht nötig-"
Er sagt nichts, schaut mich aber warnend an.
"Okay.", gebe ich unsicher nach.
Dann steckt er sein Tuch zurück in die schwarze Anzughose und zieht mich hinter sich her.
"Was ist passiert?", fragt Amara sofort und schiebt ihren Stuhl zurück.
"Verbrannt.", murmelt Manuel und lässt meine Hand los.
"Miguel.", beginnt er und schließt die Tür hinter mir.
"Ich habe nicht nachgedacht. Bitte entschuldige meine Worte. Ich wollte dich nicht verletzen und ich weiß selber, wie schwer diese Zeit für dich war. Ich wollte dich nicht bei Amara so schlecht machen. Du bist ein guter Ehemann und ich sollte über eure Ehe nicht urteilen."
"Schon vergessen. Aber dann solltest du Kiara bald mal alles erzählen, nicht dass sie noch ein falsches Bild von mir kriegt.", zwinkert Miguel mir zu.
Eigentlich habe ich gar kein schlechtes Bild von ihm. Wer bin, dass ich über fremde Leute urteilen, nur weil sie im Streit kopflos Dinge behaupten? Ich weiß sehr wohl, wie es ist zu streiten und dass man oft Dinge sagt, die man nicht so meint.
"Ja, wenn sich die Zeit bietet.", nickt Manuel und schaut kurz zu mir herüber.
"Wir schauen uns heute noch Sao Paulo an und fahren dann morgen früh wieder zurück. Wir sehen uns dann in drei Wochen. Kommst du diesmal schon am Donnerstag oder erst am Freitag?", fragt Amara an Manuel gerichtet und setzt sich wieder hin.
Weil sich die Stimmung langsam wieder beruhigt, setze ich mich wieder auf meinen Platz neben gegenüber von Celeste.
"Ich denke, ich komme Donnerstag Abend. Vielleicht auch schon Mittags.", erklärt er.
"Ich buche dein Hotel einfach für Donnerstag und dann kannst du mir ja Bescheid geben, wenn du weißt, wann du eintriffst. Theo wird dich dann vom Flughafen abholen.", teilt sein Onkel ihm mit und trinkt etwas von seinem Kaffee.
"Gut, in Ordnung. Danke.", nickt Manuel und setzt sich ebenfalls hin.
"Du müsstest dir noch ein paar Akten ansehen. Kiara sind da Unstimmigkeiten aufgefallen."
"Okay. Kommst du mit oder soll ich sie mir gleich alleine abholen?"
"Wir kommen mit, wenn ihr in die Stadt fahrt.", beschließt Manuel für mich mit und nimmt sich eine Weintraube.
"Oder möchtest du lieber hier bleiben?", fragt er an mich gerichtet.
"Schon gut. Ich komme mit.", stimme ich zu und meine ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen wahrnehmen zu können.
"Dann bringe ich die Celeste und Amara erst ins Hotel. Wir treffen uns dann am Club.", schlägt Miguel vor und erhebt sich vom Stuhl.
"Ja, wie lange braucht ihr?"
Miguel schaut auf seine teure Uhr.
"Stunde?"
"Ja, passt. Wir sind dann auch in einer Stunde da. Du kannst einfach reingehen.", verabschiedet Manuel seinen Onkel und umarmt kurz darauf seine Tante und seine Cousine.
"Pass auf dich auf. Bis in drei Wochen, mein Großer.", flüstert Amara in sein Ohr, bevor sie mich ebenfalls drückt.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top