#5 Verschwunden
Tage und Wochen vergingen wie im Flug. In dieser Zeit hatte das Ehepaar Lestrange den Gipfel des gegenseitigen Anschweigens erreicht.
Einziger und zudem lauter Wortwechsel, war lediglich an dem Tag erfolgt, als der Dunkle Lord über das kleine Problem der Todesser erfahren hatte.
Wie ein ungläubiges Kind an Weihnachten, was den Weihnachtsmann nebst Renntieren und Schlitten gesehen hat, so hatte der Dunkle Lord geschaut als ihm seine treueste und fähigste Todesserin mitteilte, dass sie schwanger sei. Darauf war dieser mehrere Minuten lang in joviales Lachen verfallen, gefolgt von einigen wirklich derben Witzen, was wieder zum Lachen führte, um festzustellen, dass es sich nicht um einen schlechten Scherz seitens Bellatrix Lestrange handelte, wie er zu nächst angenommen hatte. Es war die Wahrheit gewesen und das schockierte Voldemort doch wirklich, bedeutete dies doch, dass ihm ein sehr fähiger Anhänger, zum Ausführen wichtiger Aufträge eine ganze Zeit lang nicht zur Verfügung stehen würde. Letztlich kommentierte der Dunkle Lord das Ganze mit einem beinahe gestammelten: „Auch du grüne Drachenscheiße!"
Doch Lord Voldemort hatte schnell seine Fassung wieder erlangt und anstatt, Bellatrix in ihrer Ansicht zu bestärken, dass Kind nicht zu behalten, hatte er sich auf den Standpunkt gestellt, dass es wohlmöglich gar nicht so schlecht sei, wenn die Lestranges, nicht nur im üblichen Erfüllen ihrer Todesserpflichten sondern auch durch Fortbestehen ihrer reinblütigen Linie etwas für die Reinblutgesellschaft taten.
Deprimiert hatte Bellatrix die Ansicht ihres Meisters zur Kenntnis genommen. Nach etlichen Morgen mit Übelkeit, absonderlichen Frühstücksgewohnheiten, Müdigkeit, Heulphasen und anderen Stimmungsschwankungen nahte der von Bella vereinbarte Termin im St.-Mungo-Hospital. Sie fühlt sich nicht wohl bei dem Gedanken das Krankenhaus erneut aufsuchen zu müssen, seit der schockierenden Nachricht vor geraumer Zeit über die Schwangerschaft, war ihre Abneigungen gegenüber Heilern und dem Hospital an sich, enorm gestiegen. Dennoch war die Hexe zu dem Entschluss gekommen dieses Blubberbläschen was von Bellatrix mittlerweile zur Billardkugel befördert worden war nicht zu behalten. Ihre Schwester hatte mit ihren Ratschlägen genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie eigentlich bewirkten wollte, nämlich, dass ihre ältere Schwester endlich das Kind akzeptiert und beginnt sich darauf einzustellen.
Es war wie es immer war, alle möglichen Leute versuchten der dickköpfigen Todesserin ihre eigenen Meinungen aufzuzwingen, welche natürlich für das Kind sprachen. Bis auf Lucius Malfoy der sich mit seinem unerwünschten Kommentar dahingehend aussprach, dass man ein Kind wohl eher von einem Bergtroll aufziehen lassen könne, als von seiner Schwägerin.
Bellatrix die sich unter Druck gesetzt und mit dem katastrophalen Problem alleingelassen fühlte, machte, das was sie in solchen Situationen immer tat. Sie wählte genau den Weg, von welchem ihr die ganze Zeit abgeraten wurde. Es lag in der Natur der Schwarzhaarige nicht das zu tun was Andere von ihr erwarteten.
Sollte Bella nach Auffassung ihrer Eltern, nach dem Schulabschluss Lucius Malfoy heiraten, so wählte sie Rodolphus Lestrange. Sollte die Hexe nach Ansicht ihrer Mutter ein weißes konservatives Brautkleid tragen, so entschied sie sich für ein dunkelrotes Kleid mit betonendem Dekollete. Sahen es ihre Mutter und ihre Schwiegermutter es als angebracht, dass Bellatrix nach der Hochzeit Heim und Herd behütete, eine gute Ehe- und Hausfrau sein sollte, so machte es ihre dickköpfige Tochter beziehungsweise Schwiegertochter wieder anders und schloss sich den Todessern an.
Am frühen Morgen machte sich also Mrs. Bellatrix Lestrange mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf ins St.-Mungo-Hospital um sich ihres „Problems" zu entledigen. Bereits früh war die Hexe, ohne ihren Ehemann zu wecken und über ihr Vorhaben informiert zu haben, aufgestanden, teilte den Hauselfen geistesabwesend mit, dass sie ins Mungo sei und hatte gegen neun Uhr das gemeinsame Anwesen verlassen.
Wenig später realisierte Rodolphus Lestrange beim Aufwachen, dass seine Frau nicht mehr neben ihm Bett ruhte. Was ihn das erste Mal stutzen ließ, denn Bella war bekannt dafür ein Morgenmuffel zu sein und dass sie es schaffte vor ihm aufzustehen grenzte beinahe an ein Wunder. Nach der Morgentoilette, das Frühstück war bereits durch die Hauselfen hergerichtet, so empfand der Zauberer es doch als arg seltsam, als er in das opulente Esszimmer ging und seine Ehefrau auch dort nicht zu sehen war.
Erschrocken blieb der Hausherr zunächst einen kurzen Moment, wie angewurzelt stehen, denn er erinnerte sich wieder an seinen Fund vor einigen Tagen auf Bellatrix' Schreibtisch. Durch Zufall und in Abwesenheit seiner Frau war ihm ein Schriftstück aufgefallen, es war ein Kaufvertrag gewesen über ein Haus im Süden Englands. Rodolphus gepackt vor Panik und in der Befürchtung seine Frau hätte ihn verlassen, brüllte das halbe Anwesen nach einem der Hauselfen zusammen, der auch gleich erschien.
„Der Herr wünschen?" quieckte der Elf verängstig.
„Wo ist SIE?" fuhr Rodolphus das Geschöpf an.
„W-Was meint der H-Herr?"
„MEINE FRAU! WO IST MEINE FRAU?!"
„H-Herrin wollte ins K-Krankenh-haus."
„Ins Krankenhaus? Was sollte meine Frau im Kranken…"
Geschockt weiteten sich Rodolphus Augen, schließlich war er nicht auf den Kopf gefallen und konnte eins und eins zusammenzählen.
Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, bevor er die nächste Frage stellte, obgleich er wusste, dass Bellatrix einen Hauselfen nie darüber aufgeklärt hätte, was sie in einem Krankenhaus wollte. Zittrig stützte der Todesser sich am gedeckten Frühstückstisch ab.
„Hast du zufällig mitbekommen, was sie im Krankenhaus will?"
„N-Nein, Herr. Di-Die Herrin nichts gesagt h-hat." krächzte der Elf, in der Hoffnung sich endlich dem zornigen Hausherrn entziehen zu können.
Mit einem lauten Knall hatte Rodolphus im selben Moment eine Kaffeetasse vom Tisch genommen und gegen die Wand geschleudert.
Dann stiefelte er wütend aus dem Anwesen und apparierte ans St.-Mungo-Hospital um seine Frau vor einer etwaigen Dummheit abzuhalten. Er hoffte inständig, dass er noch rechtzeitig kam. Angst und Wut bildeten im Todesser eine gefährliche Mischung, die zu Explosion drängte.
Der Todesser betrat das Hospital mit wutverzerrtem Gesicht und bedrohlicher Körperhaltung. Doch so gleich wurde er von einer zuckersüßen Stimme am Empfang aufgehalten.
„Schönen Guten Tag. Kann ich Ihnen weiterhelfen, Sir?"
„JA, allerdings das können Sie. Hat sich eine Mrs. Bellatrix Lestrange heute Morgen hier angemeldet? Wenn, ja Station, Stockwerk und Zimmer und das ganze am besten Gestern, Miss."
Ungeduldig baute der Zauberer sich vor der zierlichen und skeptisch dreinblickenden Empfangssekretärin auf.
„Sie verstehen sicher Sir, dass ich Ihnen über etwaige Patienten keine Auskunft geben darf. Geschweige denn, wo diese sich in diesem Gebäude aufhalten" erwiderte die junge Dame pflichtbewusst.
„Es handelt sich um meine Frau, also bitte!" forderte Rodolphus und verstärkte sein Anliegen mit zusammenballten Fäusten die er auf der Platte der Anmeldungstheke platzierte. Der Sekretärin wurde die Sache immer unbehaglicher, was man ihr auch ansah, die Dame stand kurz davor den Sicherheitsdienst zu informieren.
„Sir, selbst wenn es sich um Ihre Frau handeln würde, dürfe ich Ihnen keine Auskünfte geben, sei denn es handle sich um einen Notfall, dass heißt, wenn Ihre Frau aufgrund eines Unfalls oder dergleichen in dieses Hospital gebracht worden wäre und dazu zählt es nicht, wenn sie zum Beispiel einen vereinbarten Termin zu irgendeiner Untersuchung wie auch immer hätte." betonte nun die Hexe.
„Sie wohl mir wohl einen Kobold aufbinden, was?" dem Todesser platzte fast der Kragen, als er das hörte. Liebend gerne hätte er der Dame einen Unverzeihlichen angehext, doch das wäre mehr als töricht in diesem Hospital einen dieser Flüche zu benutzen und sei es nur der Imperius.
„Wissen Sie Miss, vergessen Sie es. Ich komm schon irgendwie klar" setzte der Zauberer nach und ging bereits eiligen Schrittes am Empfang, unter Protesten der Sekretärin, welche ihm mehrmals hinterher rief, dass er dies nicht dürfte, vorbei.
Mit schnellen Schritten verschwand Rodolphus Lestrange in der riesigen Masse von Patienten, Heilern, Schwestern und Pflegern die Hospitals die sich in der Aufenthaltshalle tummelten. Es dauerte eine ganze Zeit lang ehe er sich einigermaßen auf der gigantischen Tafel zu Recht fand und eine ungefähre Ahnung hatte wohin er gehen musste, um seine Frau zu finden.
Einige Treppen und Aufzüge später gelangte er auf die richtige Station, jetzt musste der Zauberer lediglich das richtige Stockwerk und was noch komplizierter sein würde, das richtige Zimmer ermitteln.
Dank einer sehr überzeugenden Konversation mit einem jungen Pfleger, der sich wohl freuen durfte mit dem Schrecken davongekommen zu sein, schaffte es der Todesser tatsächlich ins richtige Stockwerk und brauchte sich lediglich zwischen fünf Behandlungsräumen entscheiden.
Immer wieder fragte er sich was wäre, wenn er zu spät käme. Was würde er Bellatrix sagen? Könnte er ihr das verzeihen? Würde seine Frau damit zurechtkommen, dem eigenen Kind ein Ende bereitet zu haben? Seine Frau war Todesserin, eine der kaltblütigsten Anhänger des Dunklen Lords, aber sie war trotzdem auch eine Frau. Auch, wenn all dies letztlich seine Schuld war, so wollte der Zauberer dennoch nicht seine Ehefrau und sein Kind verlieren.
Jede Minute zählte nun.
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